Zahnaerztliche Mitteilungen Nr. 23-24

ZAHNÄRZTLICHE MITTEILUNGEN | WWW.ZM-ONLINE.DE Parlamentarisches Frühstück KZBV und DG PARO: „Politisches Nichthandeln wird zu einem Scheitern der Parodontitistherapie führen!“ SEITE 32 PZR-Umfrage 2023 Wie viel die gesetzlichen Krankenkassen bei der Professionellen Zahnreinigung übernehmen SEITE 72 Der besondere Fall mit CME Fulminantes Mundbodenhämatom nach Implantatinsertion unter Thrombozytenaggregationshemmung SEITE 26 KLINISCH-ETHISCHE FALLDISKUSSION Mehr Umsatz oder lege artis? AUSGABE 23-24 | 2023

GEWOHNT & SICHER. ZUVERLÄSSIG. LANGLEBIG. ALLESNEU. HANDFEST BEWÄHRTE BEDIENUNG HOCHWERTIG NEUESTE TECHNOLOGIE EFFIZIENT LED-LICHT SOLIDE & ROBUST MODERN www.dental-s.de Referenzen anfordern: 0 61 23 -10 60 Ansprechpartner: Uwe Zuth, Walter Meyer

byzz® Convert - Datenübernahme in das byzz®Nxt-Bildarchiv: Sidexis(v2.6.3,abv4),Romexis(v2.9.2R,v5.2,v6),CliniView(v10,v11),Reveal,dbswin,Digora, Carestream DIS mit DB und Scanora (v5.2.6, v6) sind freigegeben - weitere auf Anfrage. Tel.: +49 (0) 7351 474 990 | info@orangedental.de premium innovations Für Praxen, die das Beste wollen • Liefert höchstauflösende Bilder • Ergonomisch gestaltet in drei Größen • Schnelle und einfache Bedienung • Direkter USB-Anschluss EzSensor HD PaX-i Plus OPG&CEPH: 1,9Sek. GreenNxt DVT/OPG & CEPH: 1,9Sek. GreenX DVT/OPG & CEPH: 1,9Sek. Green2 CEPH: 3,9Sek. 5Jahre Garantie KOSTENLOS Der Gamechanger: zeitsparend, höchste Präzision, einfach zu integrieren Chairside Duo • Intraoraler 3D-Scanner • Schnelle Scanzeiten und hohe Kantengenauigkeit • Wireless oder mit Kabel • Optional mit Cart EASYMill4 • Nassbearbeitung • 4Achsen • Perfit FS Vollgesintertes Zirkonoxid, unter 60 Min. vollständig bearbeitet, kein Sinterofen notwendig • Alle gängigen Blockmaterialien EASYMill5 • Trockenbearbeitung • 5Achsen • Ronden + Blocks aus weichen Materialien, geeignet für vorgesintertes Zirkon + Chairside Chairside Duo DRY: byzz® Nxt Zwei TOP Innovationen: Automatischer Datentransfer: NEU + Chairside Duo WET: NEU opt-on®/ spot-on® • Megascharf. Ultraleicht. Universell • Zwei Vergrößerungen (2.7/3.3) • Schneller Zubehörwechsel • Große Auswahl an Zubehör • Zwei verschiedene Lichtsysteme • Die Lupenbrille mit System NEU Datenbank Design Fertigung 4x4 49μm

Aus guten Vorsätzen... ... entspringen die schönsten Erfolge D Ihre Treue am wichtigsten! Wir w Leidenschaft und langjäh Sie können sich mehr ge. Dabei ist uns Ihre Zufriedenheit und ir werden uns auch in 2024 mit unserer ganzen ährigem Knowhow für Ihren Praxiserfolg einsetzen. hr denn je darauf verlassen: DAISY Kunden wissen mehr! Sylvia Wuttig, B. A. Geschäftsführende Gesellschafterin Ihre

EDITORIAL | 3 Den Schulterschluss suchen zentrale Punkt und wurde auch schon teilweise begonnen. Denn durch eine möglichst breite Mobilisierung lässt sich der notwendige Mediendruck schaffen, der erforderlich ist, dass sich seitens der Politik etwas bewegt. Und dieser lässt sich aber auf jeden Fall über alle Heilberufe hinweg besser erzeugen. Damit auch dem Letzten klar wird, in welche Richtung sich unser Gesundheitswesen derzeit bewegt. 2024 dürfte also wieder ein ereignisreiches Jahr werden. Die zm-Redaktion wünscht Ihnen, Ihren Teams und Ihren Familien eine besinnliche Vorweihnachtszeit, ein schönes Fest und einen guten Start ins neue Jahr. Sie lesen uns am 16. Januar wieder. Bis dahin empfehle ich den regelmäßigen Blick auf zm-online, um auf dem Laufenden zu bleiben. Oder noch besser, Sie haben unsere Newsletter abonniert. Viel Spaß bei der Lektüre Sascha Rudat Chefredakteur Ein ziemlich ereignisreiches Jahr neigt sich dem Ende entgegen. Wobei ereignisreich ein ziemlich neutraler Begriff für das ist, was in der Welt und in Deutschland die vergangenen elf Monate passiert ist. Wer gehofft hatte, dass kriegerische Auseinandersetzungen weniger würden, sah sich getäuscht – das Gegenteil ist der Fall. Und die Vogel-Strauß-Strategie nach dem Motto „das ist ja alles weit weg“ funktioniert in einer globalisierten Welt schon lange nicht mehr. Die Folgen sind auf verschiedenen Ebenen auch hierzulande spürbar. Aber es gibt auch Positives zu vermelden: Die Energiepreise sinken und die Inflation lässt nach. Womit wir bei der Ökonomie und den Niederungen der Gesundheitspolitik wären. Hier geht das Jahr ziemlich politisch zu Ende. KZBV und BZÄK haben ihre Vertreter- beziehungsweise Bundesversammlung im November hinter sich gebracht. Der bei der Bundesversammlung mit Spannung erwartete – erstmalige – Besuch von Bundesgesundheitsminister Lauterbach erwies sich wieder einmal als Luftnummer. Am Abend zuvor abgesagt – Grund: ein Ländertreffen zur Krankenhausstrukturreform. Wieder einmal stationär vor ambulant (sic!). Man kennt es inzwischen nicht anders. Seinem Abteilungsleiter kam dann die undankbare Aufgabe vor, Lauterbachs Rede zu verlesen. Die unfreiwillig komischen Momente („Ich freue mich sehr, heute zum ersten Mal als Bundesgesundheitsminister auf dem Deutschen Zahnärztetag sprechen zu dürfen.“) beiseite gelassen, war seine Rede mehr als ernüchternd. Die Kernbotschaft: „Die Maßnahmen des GKV-Finanzstabilisierungsgesetzes sind nach wie vor richtig. Wenn es allen etwas weh tut, ist es gut. Liebe Zahnärzte, stellt Euch nicht so an.“ Kein Wort zu den Auswirkungen auf die Parodontitistherapie. An dieser Stelle sei noch kurz die BMG-Evaluierung der Folgen auf die ParoStrecke, die Ende Oktober veröffentlicht wurde, erwähnt. Sie war die wenigen Seiten Papier nicht wert, auf denen sie stand. Das BMG versucht inzwischen noch nicht einmal mehr, den Anschein eines wertschätzenden Umgangs mit den Leistungserbringern im ambulanten Bereich zu wahren. Von daher verwundert es nicht, dass in Lauterbachs Rede kein Wort zur Freiberuflichkeit oder zur Selbstverwaltung zu finden war. Beides Dinge, mit denen Lauterbach offenbar so gar nichts anzufangen weiß. Stattdessen beschäftigt er sich lieber intensiv mit Gesundheitskiosken und der Cannabis-Legalisierung. Positiv betrachtet könnte man sagen, die Fronten sind klar, denn Dialog findet definitiv nicht statt. Es wird also spannend zu sehen sein, wie die Zahnärzteschaft im Jahr 2024 mit dieser Situation umgehen wird. Diskussionen dazu wurden in den Versammlungen einige geführt. Dabei kristallisierte sich heraus, dass – um Erfolg zu haben – der Mobilisierungsgrad der Zahnärzteschaft deutlich steigen muss, eine gute und langfristige Vorbereitung erforderlich ist und idealerweise der Schulterschluss mit den anderen Heilberufen gesucht werden muss. Letzteres ist wahrscheinlich der Foto: Lopata/axentis

4 | INHALT 34 Aus der Wissenschaft Können Implantatoberflächen – freiliegenden Wurzeloberflächen ähnlich – erfolgreich chirurgisch gedeckt werden? Mit einem koronalen Verschiebelappen oder mit der Tunneltechnik? 44 Neue Skill-Labs am Universitätsklinikum Tübingen Das Herzstück bilden zwei Phantom-Säle mit zusammen 80 Behandlungsplätzen, Supervision per Videostreaming inklusive. MEINUNG 3 Editorial 8 Leitartikel 12 Leserforum POLITIK 14 Proteste gegen die Gesundheitspolitik Zahnärzte zeigen Zähne 18 KZBV-Vertreterversammlung in Bonn „Das ist ein Armutszeugnis für diesen Bundesgesundheitsminister!“ 22 Bundesversammlung der Bundeszahnärztekammer „Seien Sie Influencer für den ländlichen Raum!“ 32 Parlamentarisches Frühstück von KZBV und DG PARO Welche Folgen hat das GKV-FinStG für die Parodontitisversorgung? 84 Arzt-Kontaktzeiten im europäischen Vergleich Deutsche Arztbesuche sind kurz, aber häufig ZAHNMEDIZIN 26 Der besondere Fall mit CME Mundbodenhämatom nach Implantatinsertion unter Thrombozytenaggregationshemmung 34 Aus der Wissenschaft Ist eine Rezessionsdeckung am Implantat vorhersagbar möglich? 44 Neue Skill-Labs in Tübingen Hier ist die Ausbildung auf dem neuesten Stand 57 Elektrisch oder manuell? Auch Kinder putzen mit der elektrischen Zahnbürste besser! TITELSTORY 38 Die klinisch-ethische Falldiskussion Der Chef will Umsatz, die Absolventin Behandlungen wie an der Uni PRAXIS 16 Studie aus Spanien zum Einfluss von Social Media Ein Praxiswechsel entscheidet sich online 51 Unterstützungsangebote der BZÄK Wie die Gebührenordnung für Zahnärzte angewendet wird Inhalt zm113 Nr. 23-24, 01.12.2023, (2074)

INHALT | 5 58 Verleihung des Herbert-Lewin-Preises Auch die Gesundheitsberufe können und müssen unmissverständlich klarstellen, „dass in unserer Gesellschaft Antisemitismus keinen Platz hat“. 60 Mahnungen Was tun, wenn der Patient nicht zahlt? 64 Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik „Ransomware ist und bleibt die größte Bedrohung“ 72 Professionelle Zahnreinigung Wie viel die verschiedenen Kassen bei der PZR übernehmen GESELLSCHAFT 48 Studie des Centers for Disease Control and Prevention Warum das Gesundheitspersonal in den USA ausbrennt 54 Modellprojekt zur aufsuchenden Zahnmedizin der Zukunft Wie Carsharing für Zahnärztinnen und Zahnärzte 58 9. Herbert-Lewin-Preis verliehen „Noch nie stand unser Preis in einem so aktuellen Licht“ 66 Widerstandskämpfer und „Staatsfeinde“ im „Dritten Reich“ Hellmuth Elbrechter (1895–1971) – Hitler-Gegner und einflussreicher Politikberater 82 Deutsche Cleft Kinderhilfe e. V. 7.500 Spalt-OPs in elf Ländern 88 Aktionsgemeinschaft Zahnarzthilfe Brasilien Hier kommt der Zahnarzt oft nur ein Mal im Jahr vorbei MARKT 91 Neuheiten RUBRIKEN 10 Weihnachtsgrüße 50 Rezension 62 Termine 69 Formular 87 Nachrichten 90 Impressum 114 Zu guter Letzt Abb.: Simple Line – stock.adobe.com zm113 Nr. 23-24, 01.12.2023, (2075) Titelfoto: Warakorn – stock.adobe.com TITELSTORY 38 Klinisch-ethische Falldiskussion Die junge top-ausgebildete Kollegin arbeitet gewissenhaft, aber langsam – und will die alten Amalgamfüllungen nicht austauschen. Daraufhin kündigt ihr der Chef, weil er die Umsatzziele der Praxis gefährdet sieht.

gute Schon wieder Nachrichten für die Zukunft. Stefan Lieb GeschäftsführerDACH

GMT 87280 DE © Nobel Biocare Deutschland GmbH, 2023. Alle Rechte vorbehalten. Nobel Biocare, das Nobel Biocare Logo und alle sonstigen Marken sind, sofern nicht anderweitig angegeben oder aus dem Kontext ersichtlich, Marken von Nobel Biocare. Weitere Informationenfinden Sie unter www.nobelbiocare.com/trademarks. Die Produktabbildungen sind nicht notwendigerweise maßstabsgetreu. nobelbiocare.de Pech gehabt – unsere Information zum digitalen Workflow hat schon jemand vor Ihnen gefunden. Wenn Sie trotzdem alles darüber wissen wollen, empfehlen wir Ihnen einen Besuch unserer Website. Vielen Dank.

Im Oktober richteten (zahn)ärztliche Verbände, Körperschaften und der Apothekerverband Brandbriefe an Bundeskanzler Scholz. Die vorgetragenen Beschwerden sind uns zur Genüge bekannt: überbordende Bürokratie, dysfunktionale Digitalisierung und nicht inflationsgerechte Honorierung für die ambulante Versorgung. Bundesgesundheitsminister Lauterbach antwortete in Bild und bei Markus Lanz mit einem bemerkenswerten Argument: „Unser Gesundheitssystem ist sehr teuer. Trotzdem ist die Lebenserwartung eher gering.“ Ein ultrapopulistischer Schnellschuss: Die Ärzte liefern Euch, liebe Bürgerinnen und Bürger, nicht was sie sollen, also müssen sie alleine mit der Inflation klarkommen. Wie immer bei populistischen Aussagen, halten sie nur dem ersten Blick stand. Würde die Wissenschaft jemals eine Korrelation zwischen ärztlicher Leistung und Lebenserwartung nachweisen können? Was ist mit der Eigenverantwortung des Menschen? Trägt die Gesundheitspolitik nicht die viel größere Verantwortung? Und wenn wir schon beim Populismus sind, warum sollen Lokführer mehr verdienen, wenn die Züge immer unpünktlicher fahren? Jetzt denken wir mal positiv und unterstellen, dass Minister Lauterbach uns eigentlich sagen wollte: Mehr Geld nur für mehr Gesundheit! Wunderbar, da geht die Zahnmedizin sofort mit! Wir liefern nämlich schon seit über 30 Jahren. Eine der häufigsten Erkrankungen des Menschen, die Zahnkaries, ist heute deutlich zurückgedrängt. Verglichen mit 1991 legen wir jede zweite Füllung nicht mehr und entfernen mehr als ein Drittel weniger Zähne. Allein in dem kleinen Zeitfenster von 2012 bis 2017 haben wir nach dem Barmer-Report 10,4 Prozent weniger Zahnersatz angefertigt und das trotz einer dramatisch alternden Bevölkerung. Der dadurch erzielte Einspareffekt ist im Bundesgesundheitsministerium (BMG) bestens bekannt. Unser Anteil an dem Geldtopf der Gesetzlichen Krankenkassen hat sich seit der Jahrtausendwende um 31 Prozent und in der Prothetik sogar um 46 Prozent verringert. Endlich ist nun auch der Weg gefunden worden, wie wir die wichtigere Munderkrankung, die Parodontitis, indenGriff bekommen. Kein Schwerpunkt mehr auf einer „harte Tür“- Politik – Paro-Behandlung nur wenn der API einen Minimalwert unterschreitet –, sondern auf der lebenslangen Begleitung. Erst als bezahlte UPT, später als eigenverantwortliche PZR. Damit sind wir dann nach 140 Jahren wissenschaftlicher Zahnmedizin endlich bei der Erfahrung des täglichen Lebens angekommen. Es genügt halt nicht, die eigene Küche einmal im Leben gründlich zu reinigen, um danach mit deutlich reduziertem Aufwand über die Runden zu kommen. Diese schöne neue Erkenntnis wird dem GKV-Patienten jetzt aber leider nicht mehr viel nützen. Der Geldhahn wurde gleich zu Beginn der Implementierungsphase abgedreht und damit schickt man die Patienten und uns Zahnärztinnen und Zahnärzte in eine dreifache Misere: 1. Dadurch, dass die Parostrecke auf drei Jahre ausgelegt wurde, die Finanzierung aber mit dem ersten Jahr gedeckelt ist, bleibt immer weniger Spielraum für Neupatienten. Inzwischen sind wir unter der Behandlungsquote der alten ParoStrecke. Rein rechnerisch könnte es schon 2024 gar keine Neupatienten mehr geben. 2. Eine Behandlung, die der Gemeinsame Bundesausschuss als wissenschaftlich gesichert eingestuft hat, muss zu Kassenbedingungen angeboten werden. Auch wenn das Geld fehlt. 3. Für ein Festzuschusssystem wie beim Zahnersatz fehlt der Paro-Strecke die Behandlungsalternative. Besonders pikant ist, dass das BMG ohne Folgekostenrechnung entschieden hat. Gerade bei einer Erkrankung, die weitreichende Auswirkungen auf die allgemeine Gesundheit hat, ist das wenig weitsichtig. Wir kennen die Folgekosten: Ein Paro-Euro spart 76 Gesundheits-Euro. Damit würden wir nun wirklich die LauterbachBedingung erfüllen – mehr Geld für mehr Gesundheit – und könnten sogar Einfluss auf die Lebenserwartung nehmen. Aber was zählt schon Gesundheit, wenn ansonsten Krankenhäuser geschlossen werden müssten, die keiner braucht. Prof. Dr. Christoph Benz Präsident der Bundeszahnärztekammer Mehr Geld für mehr Gesundheit? Foto: GEORG JOHANNES LOPATA-AXENTIS.DE 8 | LEITARTIKEL

008282 11.23 CanalProJeni Digitales Assistenz-System zur Kanalaufbereitung Autonomes„Fahren“ im Endo-Kanal dank revolutionärer Software EDMNiTi-FEILENSYSTEM HyFlexEDM OGSF Sequenz Die Kontrolle in Ihre Hände nehmen Konzipiert für die Anwendung als Sequenz in allen gängigen Endomotoren NEU

10 | WEIHNACHTSGRÜẞE Sehr geehrte Damen und Herren, liebe Kolleginnen und Kollegen, das Jahr 2023 neigt sich dem Ende entgegen. Vor einem Jahr hatten wir gehofft, dass der Krieg in der Ukraine in diesem Jahr Ende möge. Das Gegenteil ist der Fall. Die Ukraine muss sich immer noch erbittert gegen die russischen Angreifer wehren. Und als ob dieser Krieg nicht schon schlimm genug wäre, haben Attentäter der Hamas Anfang Oktober Israel überfallen und ein grauenvolles Blutbad angerichtet, dessen Folgen für die Region nicht absehbar sind. Auch hier gibt es zahlreiche humanitäre Katastrophen. Angesichts der zahlreichen Konflikte auf der Welt, unter denen vor allem die Zivilbevölkerung leidet, ist Solidarität umso wichtiger. Ausdruck gelebter Solidarität der deutschen Zahnärzteschaft ist die StiftungHilfswerk Deutscher Zahnärzte für Lepra- und Notgebiete (HDZ). In diesem Jahr hat das HDZ bereits 59 Projekte als „förderwürdig“ eingestuft und hierfür 443.571 Euro bereitgestellt. In vielen Fällen war schnelle Hilfe erforderlich. Der Anteil an Soforthilfen, den das HDZ zahlte, belief sich daher auf 117.854 Euro. Davon erhielten Partnerorganisationen in Syrien und der Türkei nach dem schweren Erdbeben im Frühjahr 78.000 Euro. Ein weiterer Schwerpunkt des HDZ lag auf (zahn-)medizinischen Projekten in Afrika, Asien, Europa und Südamerika. Hierfür stellte die Stiftung 140.907 Euro bereit. Damit konnte beispielsweise das HDZ-ZahnprophylaxeProgramm zusammen mit Dr. Carina Vetye-Maler von AoG, die in einem Slum von Buenos Aires ein Gesundheitszentrum und eine Suppenküche für bedürftige Menschen betreibt, unterstützt werden. Außerdem erhielt die Mabuhay-Klinik auf den Philippinen, die das HDZ über die Jahre hinweg als Vorzeigeprojekt auf- und ausgebaut hat, eine neue Behandlungseinheit. Für die Sanierung einer Krankenstation in Bolivien und den weiteren Unterhalt einer ambulanten Krankenstation auf Haiti wurden 35.000 Euro genehmigt. Wir möchten allen, die das HDZ unterstützt haben, von Herzen danken. Die alljährliche Spende der Bundeszahnärztekammer geht ebenfalls an das HDZ. Wir freuen uns über alle Kolleginnen und Kollegen, die sich beteiligen. Wir wünschen Ihnen, Ihren Familien und Ihren Praxisteams trotz aller Konflikte eine schöne Adventszeit, ein besinnliches Weihnachtsfest und einen guten Start in das Jahr 2024, das hoffentlich friedlicher wird als jenes, das gerade zu Ende geht. Der Geschäftsführende Vorstand der Bundeszahnärztekammer Wenn auch Sie das HDZ unterstützen möchten: Hilfswerk Deutscher Zahnärzte für Lepra- und Notgebiete Deutsche Apotheker- und Ärztebank IBAN: DE 28 300 60601 000 4444 000 https://www.stiftung-hdz.de/jetzt-spenden/ https://www.stiftung-hdz.de/jetzt-spenden/altgold-zahnersatz/ Eine Spendenbescheinigung wird bei Adressangabe ausgestellt. Zur Steuerbegünstigung bis 300 Euro reicht ein Kontoauszug. Foto: Li Ding – stock.adobe.com Sehr geehrte Damen und Herren, liebe Kolleginnen und Kollegen, ein Jahr, das die Zahnärzteschaft vor stetig wachsende Herausforderungen gestellt hat, neigt sich dem Ende entgegen. 2023 hat uns allen deutlich gemacht, dass die Zeiten für uns zunehmend schwieriger werden, die vertragszahnärztliche Versorgung bedarfsgerecht, patientenorientiert und zukunftsfähig zu gestalten. Die fatalen Folgen des GKV-Finanzstabilisierungsgesetzes sind in den Praxen bereits voll spürbar. Infolge der wiedereingeführten strikten Budgetierung fehlen uns bei der neuen, präventionsorientierten Parodontitistherapie fest zugesagte Mittel, um der hohen Krankheitslast Herr zu werden. Unser gemeinsam mit der Deutschen Gesellschaft für Parodontologie Ende September vorgelegte PAR-Evaluationsbericht fußt auf einer validen Datenbasis und belegt eindeutig, dass sich die Ampelkoalition für Kostendämpfung um jeden Preis und gegen das Patientenwohl entschieden hat. Unsere im Sommer bundesweit gestartete Kampagne „Zähne zeigen“ war daher die richtige Antwort auf eine Gesundheitspolitik, die eine präventionsorientierte Patientenversorgung mittlerweile komplett aus den Augen verloren hat. Ihr bisheriges Engagement, liebe Kolleginnen und Kollegen, sowie das Ihrer Mitarbeitenden bei dieser Kampagne ist wirklich enorm. Hierfür und vor allem für Ihren täglichen Einsatz in den Praxen zum Wohle der Patientinnen und Patienten – trotz aller Widrigkeiten – sprechen wir Ihnen allen unseren herzlichen Dank aus. Ihr lautstarker Protest ist der beste Beweis dafür, dass es der Politik nicht gelingt, uns mundtot zu machen. Wir bitten Sie, auch im kommenden Jahr an diesem Elan festzuhalten und unsere breit und langfristig angelegte Kampagne weiterhin zu unterstützen, um die fatalen Auswirkungen dieser Gesundheitspolitik in der Öffentlichkeit für alle Augen sichtbar zu machen und die Politik zu einem Umdenken zu bewegen! Zugleich versichern wir Ihnen, dass wir nicht lockerlassen, Rahmenbedingungen einzufordern, die es den Praxen ermöglichen, eine präventionsorientierte zahnmedizinische Versorgung sicherzustellen. Unser Ziel bleibt es, die Mundgesundheit der Menschen in Deutschland weiter zu verbessern. Mit aller Kraft setzen wir uns daher für ein politisches Klima ein, das von Wertschätzung gegenüber Selbstverwaltung, Freiberuflichkeit und dem zahnärztlichen Berufsstand geprägt ist. Es ist mittlerweile gute Tradition, anstelle von Weihnachtsgrußkarten den dafür zur Verfügung stehenden Betrag Organisationen zugutekommen zu lassen, die in besonderer Weise für Mitmenschen Sorge tragen. Diesmal spenden wir an die Lebenshilfe Kreisvereinigung Ahrweiler e.V.. Der Verein setzt sich für den Auf- und Ausbau von Hilfsangeboten für Menschen mit geistiger und anderer Behinderung sowie deren Angehörige ein. Ihnen, Ihren Familien und Ihren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern wünschen wir eine besinnliche Adventszeit, frohe und harmonische Weihnachtsfeiertage sowie einen guten Start in ein gesundes und erfolgreiches neues Jahr. Dr. Karl-Georg Pochhammer Konstantin von Laffert Prof. Dr. Christoph Benz Dr. Romy Ermler Martin Hendges Dr. Ute Maier

Liebe Zahnärztinnen und Zahnärzte, eins ist klar: Vorteile bei zahneins müssen Sie nicht mit der Lupe suchen. Wenn Sie auch bei eins anfangen wollen, bewerben Sie sich auf karriere.zahneins.com. Wir freuen uns auf Sie! Wir sind mit 2.400 Mitarbeitenden an 80 Standorten Deutschlands führendes Praxis-Netzwerk. Was unsere Zahnärztinnen und Zahnärzte überzeugt hat, bei zahneins in einer Partnerpraxis anzufangen? Attraktive Perspektiven, hochinteressante Weiterbildungs-angebote – und das Hand in Hand mit ausreichend Zeit für Freunde und Familie. Denn: Bei zahneins sind Sie nicht irgendeine Nummer, sondern die Nummer eins! Dr. Moritz Waldmann, Standort Frankfurt „DurchKommunikationstrainings und dem Mentoringprogrammhabe ich bei Dentaloft in Frankfurt die Möglichkeit mich auch neben meiner zahnärztlichen Expertise zuentwickeln und weiterzubilden.“ MDDr. Tiffany Cantz, Standort München „Mit zahneins als starken Partner kann ich mich auf meine Patienten konzentrieren und sehe den Weg zur zahnärztlichen Leitung als echteAlternative zur Selbstständigkeit.“ Monsi Ciko, Standort Ulm „Schon in meiner Assistenzzeit habe ich eine eigene Assistenz: zahneins! Hierwird Zusammenarbeit durch meinen Mentor undAustausch mit anderenwirklich gelebt.“ Jennifer Weickgenannt, Standort Wiesbaden „zahneins hat mich mit einer betriebswirtschaftlichen Ausbildung, Führungstrainings und Einblicken in dieverschiedensten Partnerpraxenauf das nächste Level gebracht.“ Prof. Dr. Gerd Volland M.Sc., Standort Heilsbronn „Zusammen eins! Als Experte für Laserpräventionsorientierte Zahnmedizin schätze ichdenAustauschim zahneins Netzwerk und die Möglichkeit mich auf meine zahnärztliche Tätigkeit konzentrieren zu können.“ FRAGEN? RUFEN SIE UNS AN! 0160 93110701 Zahnärztlich geführt.

Leserforum Eine Kampagne, die erklärt „Du bist alles für uns“, muss übrigens auch zur Realität passen. Herablassung gegenüber dem Personal, Schikanen, Beschimpfungen coram publico, die Duldung von Intrigen oder gar Übergriffigkeit passen zum Beispiel nicht dazu. Wenn die im dualen System wirklich gut qualifizierten ZFA finanziell nicht deutlich aufgewertet werden, wird der sich ausbreitende Fachkräftemangel in diesem Beruf weiter zunehmen. Nachdem den Gesundheitsdienstleistern über jahrzehntealte Gebührenverordnungsfesseln versagt ist, nach eigener Kalkulation eine Inflationsbereinigung der Preise vorzunehmen, sind die erforderlichen Spielräume für Gehaltsanpassungen à la ver.diForderung in den Praxen schlicht nicht vorhanden. Faktisch sind Kassenpraxen doch auch zeitlich überwiegend öffentlicher Dienst für eben die Krankenkassen: Daher wäre es doch schlüssig, wenn die ver.di-Tarifsteigerung (mindestens 500 Euro p.m.) via KZV auch als monatlicher Gehaltszuschuss seitens der Krankenkassen pro Vollzeit-Mitarbeiter(in) (ab 35 h/Woche) zum Durchreichen an diese ausgekehrt würde. Das würde bestimmt effektiv helfen, auch zukünftig einen Sicherstellungsauftrag zu erfüllen und dem Fachkräftemangel entgegenzuwirken. Dr. Hartmut Schäfer Viersen PERSONALMANGEL ZFA finanziell deutlich aufwerten Zum Beitrag „Ausbildungszahlen Zahnmedizinische Fachangestellte 2023: BZÄK startet ZFA-Kampagne“, zm 22, S. 47–49. Die zm-Redaktion ist frei in der Annahme von Leserbriefen und behält sich sinnwahrende Kürzungen vor. Außerdem behalten wir uns vor, Leserbriefe auch in der digitalen Ausgabe der zm und bei www.zm-online.de zu veröffentlichen. Bitte geben Sie immer Ihren vollen Namen und Ihre Adresse an und senden Sie Ihren Leserbrief an leserbriefe@zm-online.de oder an die Redaktion: Zahnärztliche Mitteilungen, Chausseestr. 13, 10115 Berlin. Anonyme Leserbriefe werden nicht veröffentlicht. Foto: ©Federico Rostagno - stock.adobe.com zm113 Nr. 23-24, 01.12.2023, (2082)

DAS NEUE ZAHN-IMPLANTAT VON MEDENTIS MEDICAL. LIQUID SERVICE-TEL.: 02641 9110-0 · BE SMART. BE ICX. GIGA-TITAN= Rein Titan Grad 4KV, mit 1.100 MPa.3 Wir kennen kein stärkeres Ø 3.3 Implantat als ! Aus Giga-Titan gefertigt. ICX-DIAMOND im ICX-Shop! 3) Definition von Giga-Titan: Rein Titan Grad 4KV 1.100 MPa. Quellenangaben für mechanische und chemische Eigenschaften: ISO 5832-3

zm113 Nr. 23-24, 01.12.2023, (2084) 14 | POLITIK PROTESTE GEGEN DIE GESUNDHEITSPOLITIK Zahnärzte zeigen Zähne Gegen die Gesundheitspolitik der Bundesregierung gingen ab Sommer im ganzen Land Zahnärzte und ihre Teams zusammen mit Ärzten, Apothekern und Psychotherapeuten auf die Straße. Brandenburg hat auch die Nase voll Am 20. September versammelte sich die Zahnärzteschaft vor dem Landtag in Potsdam, um gegen den Notstand der zahnärztlichen Versorgung und den rigiden Sparkurs der Bundesregierung im ambulanten Bereich zu protestieren. „Viele Kolleginnen und Kollegen haben die Nase voll von einer Politik der ständigen Einsparungen und des mangelnden Respekts vor ihrer Arbeit. Die Politik ignoriert diese Probleme aber geflissentlich und denkt nur an die Zahnärzteschaft, wenn wieder Geld im Gesundheitssystem eingespart werden muss“, schilderte Dr. Romy Ermler, Vorstandsmitglied der Landeszahnärztekammer Brandenburg und BZÄK-Vizepräsidentin, die Lage. Fast 2.000 Menschen kamen am 8. September nach Berlin, um an der vom Verband der medizinischen Fachberufe (vmf) ins Leben gerufenen Aktion teilzunehmen. Foto: zm_sr Das Praxissterben wird auch in den Städten ankommen. Zusätzlich schwächt das verantwortungslose Kaputtsparen sogar bei dringend notwendigen Behandlungen die Thüringer Zahnarztpraxen. Thüringens KZV-Chef Dr. Knut Karst und Kammerpräsident Dr. Christian Junge gingen in Erfurt am 1. November mit 800 Mitstreitern gegen die „gesundheitspolitische Geisterfahrt“ auf die Straße. „Platzverweis, Herr Minister!“, hieß es auf Schalke. 1.111 Zahnärztinnen und Zahnärzte kamen mit Trillerpfeifen und Roten Karten bewaffnet nach Gelsenkirchen. Organisiert hatte die Veranstaltung der FVDZ in NRW. Foto: Gerd Kaemper - gkfoto.de „Faule Politik – faule Zähne“ – unter dem Slogan protestierte die Zahnärzteschaft in Sachsen-Anhalt am 28. Juni vor dem Landtag auf dem Magdeburger Domplatz. Die 500 Teilnehmer prangerten den drohenden Versorgungsnotstand an. Kurz davor hatte die Landesregierung der Einführung einer Landzahnarztquote, wie sie für Allgemeinmediziner und im ÖGD eingeführt wurde, eine Abfuhr erteilt. Foto: Andreas Stein, zn Auch die Zahnärzte aus Sachsen, Bayern, Hessen, Hamburg, Bremen, Schleswig-Holstein und dem Saarland unterstützten die bundesweiten Protestaktionen und bewerben die Kampagne „Zähne zeigen“. „Ärzteprotest – jetzt reicht’s", skandierten die rund 3.000 BadenWürttemberger auf dem Stuttgarter Schlossplatz am 21. Juni, mit dabei waren auch viele Zahnärztinnen und Zahnärzte. Wie ein Brandbeschleuniger für das Praxissterben Die Sparpolitik wirke wie ein Brandbeschleuniger für das Praxissterben, warnte die Zahnärztekammer Niedersachsen im Rahmen der Protestaktion am 13. September in Hannover, Niedersachsen. Die rund 950 Teilnehmenden erinnerten daran, dass die Patienten das Nachsehen hätten, denn längere Wartezeiten seien die Folge. Unterstützt wurde die Aktion durch Kolleginnen und Kollegen aus Hamburg, Bremen und Schleswig-Holstein. „Fünf vor zwölf“ Auch in Mecklenburg-Vorpommern startete eine Protestaktion gegen die akute Bedrohung der wohnortnahen Versorgung. In Schwerin machten am 8. November mehr als 500 Zahnärzte, Ärzte und Apotheker unter dem Motto „Fünf vor zwölf“ zu Beginn der Landtagssitzung auf ihre Anliegen aufmerksam. „Die fatalen Folgen dieses Gesetzes werden den Patientinnen und Patienten über Jahre schaden. Wollen wir das widerspruchslos hinnehmen oder hier und heute ein Zeichen gegen diese Sparpolitik setzen?“ KZBV-Chef Martin Hendges zur Protestaktion des FVDZ am 14. Juni in Köln Praxenkollaps in Nordrhein Mehr als 30 ärztliche und psychotherapeutische Berufsverbände und Versorgergruppen haben sich zum Aktionsbündnis „Praxenkollaps – Nordrhein“ zusammengeschlossen. Am 15. November protestierten sie mit dem Ziel, dieÖffentlichkeit darüber aufzuklären, dass die ambulante Versorgung gerade unwiederbringlich zerstört wird und es ein politisches Umdenken braucht. In Dortmund kamen mehr als 5.000 Menschen zusammen. LL

Factoring- und Abrechnungsqualität vom Marktführer in der zahnärztlichen Privatliquidation und alles für Ihre ideale Abrechnung. Bei uns dürfen Sie mehr erwarten! Telefon0711 99373-4993 | E-Mail mail@dzr.de oder gleich online Termin buchen über denQR-Code DZR Deutsches Zahnärztliches Rechenzentrum GmbH| Marienstraße 10 | 70178 Stuttgart | www.dzr.de SICHERN SIE SICH IHREN NEUKUNDEN-BONUSBIS 15.01.2024

zm113 Nr. 23-24, 01.12.2023, (2086) 16 | PRAXIS STUDIE AUS SPANIEN ZUM EINFLUSS VON SOCIAL MEDIA Ein Praxiswechsel entscheidet sich online Social Media hat einen immer höheren Stellenwert bei der Praxisauswahl oder bei einem Wechsel eines Patienten in eine andere Zahnarztpraxis. Das zeigt eine aktuelle Studie, die den Einfluss von sozialen Netzwerken wie Facebook, YouTube, X (ehemals Twitter), Instagram, LinkedIn und der Praxiswebseite auf die Entscheidung für einen Praxiswechsel untersucht hat. Von insgesamt 588 Personen, die an der webbasierten Fragenbogenstudie teilnahmen, erfüllten 503 die Kriterien. Die meisten Teilnehmenden waren weiblich (302 von 503). 41 Prozent der Befragten haben schon mal die sozialen Medien einer Zahnarztpraxis besucht, 30 Prozent haben innerhalb der vergangenen zwei bis fünf Jahre die Praxis gewechselt. Rund 24 Prozent (118 von 503) gaben nun an, dass sie beim letzten Praxiswechsel Social Media genutzt haben, und bei über 85 Prozent dieser Gruppe wurde die Entscheidung für einen Praxiswechsel durch die über Social Media erhaltenen Informationen beeinflusst. Allerdings spielte hier vor allem die Praxiswebseite eine Rolle, die in dieser Studie ebenfalls unter den Begriff „Social Media“ fiel, gefolgt von Instagram. Selbst wenn lediglich ein Viertel der Befragten soziale Medien vor einem Praxiswechsel genutzt hat, ließ sich von diesen der weit überwiegende Teil durch die dort bereitgestellten Informationen beeinflussen. Diese Zahlen zeigen, dass der Einfluss von Social Media wächst und als Kommunikationsund Marketinginstrument zur Patientengewinnung nicht unterschätzt werden sollte. Ausstattung und Technologie waren den Befragten wichtig Der Anteil, der Social Media für einen Praxiswechsel nutzt, ist in den vergangenen Jahren gestiegen: „Befragte, die in den letzten fünf Jahren die Praxis gewechselt hatten, hatten mehr mit den sozialen Medien der Zahnarztpraxis interagiert als diejenigen, die vor mehr als elf Jahren die Praxis gewechselt hatten (p < .05) und diejenigen, die die Praxis im laufenden/vergangenen Jahr gewechselt haben, wurden stärker von diesen Medien beeinflusst (p < .05).“ Geschlechterspezifische Unterschiede stellten die Autoren dabei nicht fest. Dabei ist den Patientinnen und Patienten bei der Wahl einer neuen Praxis die Ausstattung und Technologie am wichtigsten, gefolgt von Empfehlungen von Bekannten und Freunden. Auch gaben rund 47 Prozent der Befragten an, dass die Qualität der Webseite für sie wichtig ist. Rund sieben Prozent der Studienteilnehmer folgen ihren Zahnarztpraxen – vorwiegend auf Instagram, gefolgt von Facebook. Fazit der Studienautoren: Der Stellenwert des Online-Auftritts sowie von Social-Media-Kanälen hat in den vergangenen Jahren zugenommen, ebenso wie die Wahrscheinlichkeit, dass beide die „endgültige Entscheidung für einen Wechsel“ beeinflussen können. nl Die Studie: Freire Y, Sánchez MG, Suárez A, Joves G, Nowak M, Díaz-Flores García V. Influence of the use of social media on patients changing dental practice: a webbased questionnaire study. BMC Oral Health. 2023 Jun 6;23(1):365. doi: 10.1186/s12903-023-030789. PMID: 37277765; PMCID: PMC10243041. Soziale Medien können nicht nur als Tools zum kollegialen Austausch und zum Mitarbeiter-Recruiting verwendet werden, sondern auch ein wichtiges Marketinginstrument zur Patientengewinnung sein. Foto: REDPIXEL_stock.adobe.com

zm Nr. , , (22) PRAXIS | 17 PERMADENTAL.DE 0 28 22-71330 EVOfusion– digital hergestellte Prothesen Jetzt für jede Praxis erhältlich! Zur Online-Anforderung des EVO fusion-Kataloges www.permadental.de/EVO-fusion Ohne Investitionen und Veränderungen im Praxisablauf ab sofort für jede Zahnarztpraxis möglich: EVO fusion – digitale Produktion meisterhaft kombiniert mit etablierten klinischen Protokollen. Nutzen Sie alle Vorteile für Ihre Patienten. KLINISCHES PROTOKOLL: • IOS-Scan mit Lo Russo Retraktoren/IOS-Scan von konventionellem Abdruck/Modell oder konventioneller Abdruck • Einzelabdruck mit individuellem Löffel/IOS-Scan oder IOS-Scan von Einzelabdruck mit individuellem Löffel • Konventionelle Bissregistrierung mit Bissplatte und Wachswall/IOS-Scan von Ihrer Bissplatte und Wachswall • Gerne digitalisieren wir für Sie Ihre eingesendeten Abdrücke oder Bissnahmen mit unseren Laborscannern PREISBEISPIELE Totale Prothese (1 Kiefer/14er): 219,- €* Totale Prothesen (2 Kiefer/28er): 419,- €* *inkl. Modelle, Artikulation, Versand, Zähne, Bissschablonen, indiv. Löffel und Try-In; zzgl. MwSt. Made in Germany

18 | POLITIK KZBV-VERTRETERVERSAMMLUNG IN BONN „Das ist ein Armutszeugnis für diesen Bundesgesundheitsminister!“ Sparen auf Kosten der Patienten? Die Delegierten der Vertreterversammlung der Kassenzahnärztlichen Bundesvereinigung (KZBV) sind sich sicher: Das BMG nimmt eine schlechtere Gesundheit der Bevölkerung als Folge einer ausbleibenden Finanzierung billigend in Kauf. Bestes Beispiel: die Wiedereinführung der strikten Budgetierung im Rahmen des GKV-FinStG. Die Wertschätzung der Selbstverwaltung und ihrer Expertise sei heute leider keine Selbstverständlichkeit mehr, stellte der KZBVVorsitzende Martin Hendges zu Beginn der Veranstaltung am 8. November in Bonn fest. „Ich kann mich nicht daran erinnern, dass es jemals ein Gesundheitsminister geschafft hat, die gesamten Heilberufe im ambulanten und im stationären Sektor so geschlossen gegen sich aufzubringen!“ „Was Herr Lauterbach von uns als Freiberufler hält, kann man den Gesetzen aus seinem Haus entnehmen. Dieser Gesundheitsminister setzt alles daran, die Freiberuflichkeit weiter auszubooten. Wir bewegen uns immer mehr Richtung Staatsmedizin“, betonte Hendges. Das zeige das GKV-Finanzstabilisierungsgesetz (GKV-FinStG) in aller Deutlichkeit, aber auch die beiden Digitalgesetze seien „eine unverhohlene Diffamierung der Selbstverwaltung“. Man wisse, dass die Krankenhausreform ein zentrales Versorgungsthema ist, aber das dürfe nicht dazu führen, dass der ambulante Bereich komplett ignoriert wird. So habe Lauterbach seine Ankündigung, die Primär- und die Sekundärprävention in der zahnärztlichen Versorgung „deutlich verbessern“ zu wollen, durch den Entzug der finanziellen Mittel für die neue Parodontitisstrecke geradezu konterkariert. Die verheerenden Auswirkungen des im vergangenen Jahr in Kraft getretenen GKV-FinStG auf die Parodontitisversorgung hat die KZBV soeben erst in einem gemeinsamen Bericht mit der Deutschen Gesellschaft für Parodontologie herausgestellt. Das GKV-FinStG: „Diffamierung der Selbstverwaltung!“ Damit widersprach die KZBV einer 5,5-seitigen Veröffentlichung des BMG, wonach „eine Verschlechterung der Versorgung von Versicherten mit PARLeistungen nicht festgestellt werden kann“. Wie Hendges ausführte, sei das genaue Gegenteil der Fall: In ihrem Bericht weise die KZBV dezidiert nach, wie eklatant der Einbruch bei Neubehandlungsfällen seit 2023 ist, bundesweit gingen diese seit September um 30 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat zurück. Klar sei: „Dieser Trend wird anhalten, wenn eine Gesetzesänderung ausbleibt!“ Damit stünden für Neubehandlungsfälle 2024 kaum noch Mittel zur Verfügung, machte Hendges deutlich: „Wenn Herr Lauterbach behauptet, dass unter seiner Sparpolitik keine Leistungskürzungen stattfinden, ignoriert er offenbar die Konsequenzen seines Handelns oder – noch schlimmer – nimmt sie billigend in Kauf. Und das ist Sparen auf Kosten der Patienten. Das ist ein Armutszeugnis für diesen Bundesgesundheitsminister!“ „Unser Evaluationsbericht belegt damit Schwarz auf Weiß, dass sich die Politik mit dem GKV-FinStG klar gegen die Gesundheitsförderung und die Patientenversorgung gestellt hat. Leistungskürzungen sind somit unausweichlich, finden jetzt schon statt und werden weiter zunehmen in 2024.“ Hendges appellierte daher noch einmal an die Politik, die Parodontitistherapie noch in diesem Jahr aus der Budgetierung herauszunehmen. Alle bereits verabschiedeten und geplanten Gesetze der Ampel zeigten demnach starke Tendenzen eines Systemwandels in Richtung Zentralisierung und zunehmender Verstaatlichung des Gesundheitssystems. Die stellvertretende KZBV-Vorsitzende Dr. Ute Maier berichtete den Delegierten ausführlich über die Arbeit der KZBV in verschiedenen Qualitätssicherungsgremien. Außerdem erläuterte sie den Sachstand beim Elektronischen Beantragungs- und Genehmigungsverfahren (EBZ). „Das EBZ läuft in allen Leistungsbereichen stabil“, erklärte Maier und verwies darauf, dass die Zahnarztpraxen inzwischen zu rund 96 Prozent mit KIM ausgestattet seien, das die Voraussetzung für das EBZ ist. Von den PVS-Herstellern werde berichtet, dass der Support beim EBZ nur noch in geringem Maße erforderlich sei. Stand Anfang November gebe es bereits über acht Millionen Anträge, die über das EBZ gelaufen sind. Es gebe einen stetigen Anstieg, der sich weiter fortsetzen werde. zm113 Nr. 23-24, 01.12.2023, (2088) „Unser Evaluationsbericht belegt Schwarz auf Weiß, dass sich die Politik mit dem GKV-FinStG klar gegen die Gesundheitsförderung und die Patientenversorgung gestellt hat.“ Martin Hendges, Vorsitzender des Vorstands der KZBV

POLITIK | 19 zm113 Nr. 23-24, 01.12.2023, (2089) NRW-GESUNDHEITSMINISTER KARL-JOSEF LAUMANN „WIR HABEN AUS GUTEN GRÜNDEN EIN SELBSTVERWALTETES GESUNDHEITSSYSTEM!“ In vielen Bereichen der Versorgung funktioniere die Zusammenarbeit der Zahnärzte mit der Politik in NRW, sagte der Vorsitzende der Vertreterversammlung, Dr. Holger Seib, in Richtung Laumann. Aber: „Die Stimmung der Zahnärztinnen und Zahnärzte ist derzeit schlecht. Bei uns herrscht Katerstimmung!“ Denn statt die realen Probleme anzugehen, sei die Gesundheitspolitik der Ampel vor allem eins: „Versorgungsfremd und fernab von unseren Praxen!“ Laumann (CDU), Minister für Arbeit, Gesundheit und Soziales in Nordrhein-Westfalen, verwies in seiner Begrüßungsrede vor dem Hintergrund der kriegerischen und gesellschaftlichen Krisen auf die finanziellen Herausforderungen für den Staat – und auch für das Gesundheitssystem. Ausdrücklich lobte er die ausgezeichnete zahnärztliche Versorgung. In NRW setze er daher darauf, dass die Zahnärzteschaft auch in der nächsten Generation in der Regel freiberuflich organisiert ist. „Es ist ja allgemein bekannt, dass ich kein großer Anhänger von investitionsgesteuerten MVZ bin und deswegen hat unser Land auch eine entsprechende Initiative in den Bundesrat eingebracht.“ Um die Freiberuflichkeit im medizinischen Bereich abzusichern, kündigte Laumann an, in NRW über das Heilberufsgesetz alle Möglichkeiten auszuschöpfen – in der Hoffnung, dass sich dann auch auf Bundesebene etwas bewegt. „Dort lassen sie es einfach laufen, aber ich glaube, wenn wir nicht bald eine klare Regelung zur Einschränkung von iMVZ haben, wird die Freiberuflichkeit leider in erheblichem Umfang abnehmen.“ „Es ist ja bekannt, dass ich kein Anhänger von iMVZ bin!" Sehr gut kam in Laumanns Ministerium die KZBV-Kampagne „Zähne zeigen“ zum Erhalt der PAR-Therapie an: „Diese Kampagne hat auf jeden Fall einen guten Nachhall in der Bevölkerung und auch in Ihrer Patientenschaft! Das merken wir anhand der Briefe und Faxe, die wir bekommen. Und man sieht einfach, dass es nicht gut ist, wenn man eine Politik macht, getreu dem Motto 'Rein in die Kartoffeln, raus aus den Kartoffeln!'.“ Insofern sei es nicht zielführend, wenn man eine Leistung einführt, sich das ganze System der Praxen darauf einstellt, dem Wunsch der Politik nach einer stärkeren Prävention nachzukommen, und dann ein Jahr später das aber nicht mehr finanzieren will und mit irgendwelchen Tricks arbeitet: „Dann ist das nicht die verlässliche Politik, die ein Berufsstand zu Recht erwarten kann, gerade wenn er in den GKV-Leistungen in erheblichem Umfang an politische Entscheidungen gebunden ist.“ Laumann: „Ich finde Politik muss so funktionieren, dass man schon etwas mit langem Atem arbeitet und eine gewisse Verlässlichkeit hat!“ Seine größte Kritik an der Ampel-Politik sei, dass kein vernünftiger Dialog – auch in der Gesundheitspolitik – mit den betroffenen Strukturen geführt wird. „Erstens wird man als Politiker nicht dümmer, wenn man das Gespräch sucht, aber dadurch entsteht auch Vertrauen. Und dieser fehlende ehrliche Dialog ist eigentlich das größte Problem, das wir zurzeit in der Bundesgesundheitspolitik haben. Es besteht der Eindruck, dass man alles besser weiß, dass man ohnehin nicht mit anderen Leuten reden muss und dass man die Dinge einfach so, wie man sie sieht, letzten Endes auch durchsetzt. Und das ist nicht die Form, die angemessen ist. Wir haben in Deutschland kein staatliches Gesundheitssystem, wir haben aus guten Gründen ein selbstverwaltetes Gesundheitssystem!“ Tosender Applaus folgte – und KZBV-Chef Martin Hendges lag mit seiner Einschätzung sicherlich richtig: „Ich glaube, wir müssen fast gar nichts darauf erwidern, was Sie gesagt haben, denn Sie haben 100-prozentig das getroffen, was wir denken!“ Karl-Josef Laumann, Gesundheitsminister in NRW, war der Vertreterversammlung live per Video zugeschaltet. Seine Kritik am BMG: „Der ehrliche Dialog fehlt!“ Foto: zm_sr

zm113 Nr. 23-24, 01.12.2023, (2090) 20 | POLITIK „Eine auf kurzsichtige Kostendämpfung ausgerichtete Gesundheitspolitik führt unweigerlich zu Leistungskürzungen und damit zu einer Verschlechterung der Patientenversorgung!“, warnte der Vorstand der Kassenzahnärztlichen Bundesvereinigung auf seiner Vertreterversammlung in Bonn. Foto: zm_sr Die KZBV werde außerdem ihre Erfahrungen aus dem EBZ in eine Arbeitsgruppe des BMG, die sich mit elektronischen Genehmigungsverfahren im Gesundheitswesen beschäftigt, einbringen, berichtete Maier weiter und hob hervor, dass es beim EBZ ein gestuftes Einführungsmodell gegeben habe, das in der Praxis ausreichend getestet wurde. Digitalisierung: „Den Neustart sehen wir bisher nicht!“ Der stellvertretende KZBV-Vorsitzende Dr. Karl-Georg Pochhammer ließ in seiner Rede kein gutes Haar an der aktuellen Gesetzgebung zur Digitalisierung im Gesundheitswesen. Das Wort der Stunde sei „Beschleunigung“, sagte Pochhammer und fügte hinzu: „Damit Deutschland nicht den Anschluss verliere, müsse nun alles neu und anders werden. Die Botschaft hören wir, und teilen wir, den Neustart sehen wir allerdings bisher nicht.“ Er bemängelte vor allem, dass die Mitsprachemöglichkeiten der Selbstverwaltung immer weiter beschnitten würden. „Das ist das Ergebnis einer Gesundheitspolitik, deren Konzept auf eine simple Formel gebracht werden kann: weniger Mitsprache für angeblich mehr Tempo.“ Dem BMG gehe es vor allem um eine freie Hand, wenn der Minister zur Aufholjagd rufe, monierte der KZBV-Vize. Das Dilemma der Selbstverwaltung dabei sei, dass sie von den Prozessen ausgeschlossen werde, die sie umsetzen soll. Als Beispiele für eine fehlgeleitete Digitalisierungspolitik nannte Pochhammer die elektronische Patientenakte (ePA) und das E-Rezept. Aktuell gehe es dem BMG vor allem darum, die Nutzerzahlen bei der ePA in die Höhe zu treiben. Den Fokus aber auf die reine Bereitstellung zu legen, sei aus seiner Sicht der falsche Ansatz. „Die ePA ist in der aktuellen Version noch viel zu komplex und deshalb nicht für die regelmäßige Nutzung im Versorgungsalltag geeignet“, erklärte Pochhammer. Er sieht ein Hochfahren der Nutzerzahlen in der gegenwärtigen Situation kritisch: „Wenn ich mich heute einmal oder zweimal im Quartal ärgern muss, weil die Ladezeiten zu lang sind oder die Berechtigungslogik zu kompliziert ist, kann ich darüber hinwegsehen. Muss ich das künftig aber täglich machen, weil die Nutzerzahlen gestiegen sind, dann kippt die Stimmung.“ Heftig kritisierte Pochhammer den „verordneten Paradigmenwechsel des BMG“. Aktuellstes Beispiel dafür sei der Plan von BMG und gematik, die Ende-zu-Ende-Verschlüsselung der ePA wegfallen zu lassen. Dies diene jedoch nicht dazu, die Abläufe in den Praxen zu verbessern, sondern primär dazu „die Startbahn für eine schnelle Forschungsdatenfreigabe zu bauen. Dass dies mit der bisherigen Verschlüsselung nicht möglich ist, ist dem BMG offenbar erst jetzt aufgefallen. Und deshalb soll dies nun schnell geändert werden.“ Auch hier habe es keine Beteiligung der Selbstverwaltung gegeben. Der plötzliche Paradigmenwechsel zeige, „dass die ePA noch nicht reif für die flächendeckende Versorgung ist", so Pochhammers Fazit. Daneben bemängelte er die verpflichtende Einführung des E-Rezepts Anfang 2024. „Anstatt die Zahnärzte weiter in ihrem eigenen Tempo Erfahrungen mit dem E-Rezept sammeln zu lassen, soll das E-Rezept nun schlagartig zum Jahreswechsel eingeführt werden. Und wer nicht mitzieht, wird mit Sanktionen bestraft.“ Das BMG ignoriere damit allerdings, „dass es bislang vor allem die Beinfreiheit war, die dem E-Rezept zum Durchbruch in den Zahnarztpraxen verholfen hat. Deshalb appelliere ich heute noch einmal an den Minister: 'Stoppen Sie diese Sanktion!'“, so Pochhammer in seiner Rede an die VV-Delegierten, die später eine Reihe von Beschlüssen zur Digitalisierung fassten. ck , sr

Die hochautomatisierte 3D-Drucklösung Primeprint™ Solution Entwickelt mit dentaler Intelligenz bietet Ihnen die End-to-End-3D-Drucklösung die Möglichkeit, biokompatible Anwendungen wie Schienen, Modelle, Schablonen und mehr zu drucken. Primeprint Solution integriert sich nahtlos und einfach in bestehende digitale Arbeitsabläufe und hilft Ihnen Ihre Produktivität dank des hohen Automatisierungsgrades zu maximieren und Handhabungszeiten zu reduzieren. Lernen Sie Primeprint Solution kennen unter dentsplysirona.com/primeprint

22 | POLITIK Zahnmediziner haben eine wichtige Entscheidung getroffen: Für einen heilenden Beruf, bei dem Einiges auf dem Spiel steht: die Gesundheit, das Wohlergehen, im Extremfall das Leben von echten Menschen.“ Mit diesen Worten begrüßte BZÄK-Präsident Prof. Dr. Christoph Benz die Delegierten zur diesjährigen Bundesversammlung am 17. und 18. November in Schönefeld bei Berlin. „Die Selbstständigkeit der Freien Berufe ist immer das gewesen, was am besten zu uns als Zahnmedizinerinnen und Zahnmedizinern passt: die eigene Praxis, das eigene Team, die eigenen Patientinnen und Patienten.“ Genau diesen Zielen aber lege die Gesundheitspolitik Steine in den Weg, sagte Benz. Was auch vonseiten der Bundesregierung mehr als symbolisch deutlich wurde: Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) hatte am Tag zuvor sein Kommen abgesagt. Stattdessen war Andreas Brandhorst, Referatsleiter Zahnmedizin im Bundesgesundheitsministerium (BMG), erschienen, um – nicht ohne ein leichtes Augenzwinkern – Lauterbachs Rede im Wortlaut („Ich freue mich sehr, heute zum ersten Mal als Bundesgesundheitsminister auf dem Deutschen Zahnärztetag sprechen zu dürfen.“) vorzutragen. Der Minister erklärte darin, die wiedereingeführte Budgetierung der neuen Parodontitistherapie-Strecke im GKVFinanzstabilisierungsgesetz (GKVFinStG) sei angesichts des Defizits im GKV-Bereich notwendig gewesen. Der Fehlbetrag sei dabei auf mehrere Schultern verteilt worden – auch Ärzte, Apotheker und die Pharmabranche seien in die Pflicht genommen worden. Und diese Maßnahmen halte er nach wie vor für vertretbar. Überdies seien weitere Strukturreformen im Gesundheitswesen in Arbeit – etwa die Krankenhausreform, die digitale Transformation des Gesundheitswesens oder die Entbürokratisierung. Auch das Prof. Dr. Christoph Benz, Präsident der BZÄK Foto: BZÄK/Tobias Koch (www.tobiaskoch.net) zm113 Nr. 23-24, 01.12.2023, (2092) BUNDESVERSAMMLUNG DER BUNDESZAHNÄRZTEKAMMER „Seien Sie Influencer für den ländlichen Raum!“ Trotz aller Krisen und Probleme im Gesundheitswesen – die Zahnärzteschaft blickt mit Zuversicht in die Zukunft, wie die Botschaften auf der Bundesversammlung der Bundeszahnärztekammer zeigten. Scharfe Kritik äußerten die Delegierten jedoch an der Gesundheitspolitik der Bundesregierung. Sie benannten politische Schwachpunkte und legten Lösungsansätze vor. Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach hatte sein Kommen kurzfristig abgesagt.

POLITIK | 23 Thema investorenbetriebene MVZ griff der Minister auf. Er stehe dem Modell kritisch gegenüber, neue Regelungen dazu seien in Arbeit, ließ er Brandhorst in seinem Namen verkünden. Benz: „Ein Euro für die PAR spart 76 Euro an Folgekosten“ Benz unterstützte in seiner Rede das Ansinnen der protestierenden Heilberufler, die im Schulterschluss nach draußen gehen, um ihrem Unmut gegenüber dieser Art von Gesundheitspolitik Luft zu machen. Er verwies auf die großen Protestaktionen im Sommer auf Schalke, in Köln, Berlin oder Hannover, denen regional weitere gefolgt seien und künftig weitere folgen würden. „Noch nie sind so viele von uns auf die Straße gegangen! Unsere Schwarmintelligenz wird nicht ungehört bleiben!“ Große Probleme gebe es bei der Versorgung auf dem Land, wie er weiter ausführte. Deswegen habe der BZÄKVorstand in seiner „Warnemünder Erklärung“ Lösungsvorschläge erarbeitet. Die Botschaft: Junge Kolleginnen und Kollegen hätten gute Chancen und Perspektiven bei einer Niederlassung auf dem Land. Die Versorgungsbedarfe seien groß und auch die Verdienstmöglichkeiten gut. Die Delegierten rief er auf: „Seien Sie Influencer für den ländlichen Raum!“ Und: „Geben Sie die Liebe zu Ihrem Beruf weiter und werben Sie damit bei der Jugend!“ Benz kritisierte die mit dem GKVFinStG wiedereingeführte strikte Budgetierung, die allem voran die neue, präventionsorientierte Parodontitistherapie bedrohe. Entgegen der Darlegungen des Evaluationsberichts des Bundesgesundheitsministeriums (Tenor: Eine Verschlechterung der Versorgung sei nicht festgestellt worden.) seien die PAR-Behandlungen linear zurückgegangen, erklärte er. Hier müsse die Zahnärzteschaft laut werden. „Wir können keine Neupatienten mehr aufnehmen. Und wir müssen der Politik klarmachen: Ein Euro für die PAR spart 76 Euro an Folgekosten für die Gesundheit.“ Monstadt: „Räumen Sie mit den Missständen auf!“ Versöhnliche Worte für die Zahnärzteschaft kamen von der Opposition. Dietrich Monstadt (CDU), Mitglied im Bundestags-Gesundheitsausschuss und Berichterstatter der CDU/CSUFraktion für den Bereich Zahnmedizin, zeigte Verständnis für den Unmut der Zahnärzte. „Räumen Sie mit den Missständen auf“, ermunterte er den Berufsstand. Monstadt begrüßte die Warnemünder Erklärung der BZÄK. Teuren Doppelstrukturen in der Versorgung – wie den Gesundheitskiosken – erteilte er eine Absage: „Halten Sie dagegen, Sie haben die Sachargumente!“ Auch unterstütze er die Niederlassung junger Zahnmediziner auf dem Land. „Der ländliche Bereich ist für Zahnarztpraxen auch wirtschaftlich erfolgreich“, sagte er. Für ihn sei nicht verständlich, dass die Politik die neue Parodontitistherapie ausgebremst habe. „Bleiben Sie dran und kämpfen Sie“, forderte er die Zahnärzteschaft auf. Die Gefährdung des Sicherstellungsauftrags in der zahnärztlichen Versorgung griff Martin Hendges, Vorsitzender des Vorstands der Kassenzahnärztlichen Bundesvereinigung (KZBV), in seinem Grußwort auf. Angekündigte Reformen würden nicht umgesetzt. Vor allem bedrohe die mit dem GKV-FinStG wiedereingeführte strikte Budgetierung allem voran die neue Parodontitistherapie. Dies führe zur Verschlechterung der Gesundheit im Land. Die Forderung der KZBV: „Weniger Staat, eine Verbesserung der beruflichen Rahmenbedingungen, eine dauerhafte Abschaffung der Budgetierung und praxisnahe digitale Lösungen!“ Von Laffert: „Bei iMVZ ist noch nicht viel passiert“ Nachdem Lauterbach vor knapp einem Jahr angekündigt hatte, investorenbetriebene Medizinische Versorgungszentren (iMVZ) stärker zu regulieren, sei bisher nicht viel passiert, kritisierte BZÄK-Vizepräsident Konstantin von Laffert. Dass das Problem in diesem Jahr nicht kleiner geworden sei, belegte er mit einer Reihe von Zahlen. Er wandte sich auch gegen den Mythos, dass iMVZ familienfreundlichere Arbeitszm113 Nr. 23-24, 01.12.2023, (2093) Der Geschäftsführende Vorstand der BZÄK mit der Politik (v.l.n.r.): Dr. Romy Ermler, Prof. Dr. Christoph Benz, Andreas Brandhorst, Dietrich Monstadt und Konstantin von Laffert Foto: BZÄK/Tobias Koch (www.tobiaskoch.net)

RkJQdWJsaXNoZXIy MjMxMzg=