Zahnaerztliche Mitteilungen Nr. 07

ZAHNMEDIZIN | 39 zm114 Nr. 07, 01.04.2024, (537) FORTBILDUNG „BRUXISMUS“ Jeder ist ein Bruxer! Liebe Kolleginnen und Kollegen, jeder von Ihnen hat beim Thema Bruxismus eine eigene Vorstellung vom Krankheitsbild, den klinischen Konsequenzen und einem oder keinem Therapiebedarf. Aus meiner doch durchaus restaurativ geprägten Sicht auf die Zahnmedizin habe ich natürlich auch bestimmte Assoziationen, wenn es um das Thema geht. Oft taucht der Begriff in den Gebrauchsanleitungen verschiedener Restaurationsmaterialien – meist Keramiken – auf, nämlich als Ausschlusskriterium für deren Einsatz. Der Grund ist naheliegend, die bis vor etwa einer Dekade gültige Definition setzte den okklusalen Kontakt voraus, beziehungsweise wurde der Begriff Zähneknirschen synonym zu Bruxismus verwendet. Damit sind Restaurationen unter einem höheren Risiko als bei Nicht-Bruxern. Und um eine Gewährleistung im Versagensfall zu umgehen, werden Patienten mit Bruxismus kategorisch als Kontraindikation für das entsprechende Material definiert. Dabei stellt sich die Frage: Wer ist überhaupt ein Bruxer? Denn bei der heute gültigen Definition des Bruxismus wird der Zahnkontakt gar nicht mehr zwingend vorausgesetzt – ob das die Sache vereinfacht hat, muss allerdings schwer bezweifelt werden. Trotzdem ist meine Antwort auf die Frage immer dieselbe: Jeder! Denn jeder von uns ist ein potenzieller Bruxer. Wenn nicht heute, kann es jedoch für die Zukunft keineswegs ausgeschlossen werden. Die Lebensumstände von jedem von uns können sich in sehr kurzer Zeit dermaßen ändern, dass wir beginnen, den Stress über die Zähne abzubauen und damit zu Bruxern werden. Kann man damit jeden von uns kategorisch für bestimmte Restaurationsmaterialien ausschließen? Ich denke nicht. Auch das Ausweichen auf das maximal stabilste Material ist vielleicht nicht die optimale Lösung, denn unter hoher mechanischer Belastung sollte auf keinen Fall dem Schutz der Restauration die oberste Priorität eingeräumt werden, sondern vielmehr der noch verbliebenen Zahnhartsubstanz. In diesem Zusammenhang hoffe ich, dass Ihnen die folgenden Beiträge neue Einblicke und Perspektiven auf das Thema Bruxismus geben. Viele Spaß beim Lesen, Ihr Florian Beuer AB SEITE 40 Bruxismus – Risiken, Diagnostik, Therapie Angesichts der hohen Prävalenz von Zähneknirschen und Kieferpressen sollten Zahnärztinnen und Zahnärzte die Risiken für und bei Bruxismus kennen. Anhand der klinischen und radiologischen Befunde lässt sich Bruxismus relativ problemlos diagnostizieren und auch die Behandlung sollte keine Schwierigkeiten bereiten – sofern sichergestellt ist, dass lege artis und evidenzbasiert vorgegangen wird. Autor: Prof. Dr. Jens C. Türp, MSc, M.A. (Basel) AB SEITE 48 Bruxismus bei Kindern und Jugendlichen Lange Zeit galt Bruxismus im Milchgebiss nicht als prinzipiell pathologisches Phänomen – man sprach von physiologischen Abnutzungen durch den Zahnkontakt während des Schädelwachstums. Da sich aber diese im Kindesalter manifestierten Aktivitäten später hartnäckig festsetzen, rücken heute die langfristigen Folgen für das bleibende Gebiss stärker in den Fokus. AutorInnen: Janine Borngräber, M.Sc., Prof. Dr. Christian Hirsch, M.Sc. (Leipzig) ALLE BEITRÄGE DER FORTBILDUNG zm7/2024 „ Bruxismus – Risiken, Diagnostik, Therapie „ Bruxismus bei Kindern und Jugendlichen zm8/2024 „ Restaurative Therapie von Zahnverschleiß als Bruxismusfolge „ Bruxismus in der Sportzahnmedizin Foto: privat Foto: Türp, UZB; Labor: dental moeschli.ch, Basel Foto: Janine Borngräber

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