Zahnaerztliche Mitteilungen Nr. 07

40 | ZAHNMEDIZIN FORTBILDUNG „BRUXISMUS“ Bruxismus – Risiken, Diagnostik, Therapie Jens C. Türp Angesichts der hohen Prävalenz von Zähneknirschen und Kieferpressen in der Bevölkerung sollten alle Zahnärztinnen und Zahnärzte die Risiken für und bei Bruxismus kennen. Anhand klinischer und radiologischer Befunde lässt sich Bruxismus relativ problemlos diagnostizieren und auch die Behandlung sollte keine Schwierigkeiten bereiten – sofern sichergestellt ist, dass lege artis und evidenzbasiert vorgegangen wird. Der Oberbegriff „Bruxismus“ beinhaltet die Parafunktionen Kieferpressen (vorwiegend tonische Kontraktionen der Kiefermuskulatur) und Zähneknirschen (vorwiegend phasische oder kombiniert tonischphasische Kontraktionen der Kiefermuskulatur). Grundsätzlich wird in der Fachliteratur zwischen Schlaf- und Wachbruxismus unterschieden. Gemäß der aktuellen, dritten Version der Internationalen Klassifikation der Schlafstörungen (ICSD-3) handelt es sich beim Schlafbruxismus um eine schlafbezogene Bewegungsstörung [AASM, 2014; AASM, 2023]. Ausgeprägter (intensiver beziehungsweise häufiger) Bruxismus kann die Ursache für verschiedene morphologische Veränderungen, aber auch für gesundheitliche Beschwerden im orofazialen Bereich und Schäden am Zahn- (hartsubstanz)ersatz sein (Tabelle 1). Terminologie 1931 führte der Psychiater Bertrand Frohman (USA) den Terminus in die zahnärztliche Fachliteratur ein: „Bruxism is defined as occlusal stress during sleep.“ Der Begriff stand bis vor rund zehn Jahren ausschließlich mit okklusalen Kontakten in Zusammenhang, so wie es das altgriechische Verb βρυγμός [„brygmós“] und davon abgeleitete Wörter angeben: βρυγμός bezieht sich auf laute Geräusche wie „knirschen“, „laut essen“, auch „beißen“. 2013 schlug eine Expertengruppe vor, den Begriff um zwei nicht okklusionsbezogene Unterkieferpositionen zu erweitern, nämlich (isometrisches) Anspannen des Unterkiefers ohne Zahnkontakt und/oder (kraftvolles) Verschieben des Unterkiefers nach vorne oder zur Seite ohne Zahnkontakt [Lobbezoo et al., 2013; Lobbezoo et al., 2018]. Begründet wurde diese Erweiterung damit, dass das Anspannen und das Verschieben des Unterkiefers mit den gleichen muskulären Aktivierungsmustern erfolgen wie das Zähneknirschen und das Kieferpressen. Mit diesem Vorstoß wurde der Begriff „Bruxismus“, der beinahe ein Jahrhundert lang mit einer unveränderten Definition als eine mit Zahnkontakten in Zusammenhang stehende Aktivität der Kiefermuskulatur in der zahnärztlichen Fachsprache etabliert war, ohne Foto: Türp, UZB; Labor: dental moeschli.ch, Basel zm114 Nr. 07, 01.04.2024, (538)

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