ZAHNÄRZTLICHE MITTEILUNGEN | WWW.ZM-ONLINE.DE Leitlinie Keramikimplantate Einteilige Zirkonoxid-Implantate können als alternative Behandlungsoption für Titanimplantate empfohlen werden, zweiteilige aufgrund der Datenlage nicht. SEITE 48 NS-Widerstandskämpfer-Reihe Wie kommt es zu den Ungleichheiten und „Schieflagen“ zwischen der verklärenden öffentlichen Wahrnehmung und der historischen Bewertung? SEITE 64 75 Jahre BFB Der Bundesverband der Freien Berufe feiert eine Erfolgsgeschichte. Doch zum Jubiläum stehen die freiberuflichen Strukturen unter Druck wie nie zuvor. SEITE 44 Es ist nicht egal – es ist Europa! AUSGABE 11 | 2024 zm 01.06.2024, Nr. 11
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EDITORIAL | 3 Mehr Europa wagen bei uns im Interview. Umso schöner, dass die Protagonisten zweier Ampel- und einer Oppositionspartei bei der Jubiläumsveranstaltung ein Loblied auf die Freiberuflichkeit sangen. Man wird vielleicht bei Gelegenheit daran erinnern müssen. Vor der Frage der Praxisübernahme und -abgabe stehen viele von Ihnen. Wir wollten es genauer wissen und haben mehrere Interviews geführt. Diese zeigen, dass es keine allgemeingültige Formel gibt. Die persönliche Situation und die Rahmenbedingungen sind teilweise sehr unterschiedlich. Aber nach ihren Erfahrungen gefragt, antworteten alle, dass eine gute Planung und ausreichend Zeit die Grundlage sind – egal, ob bei der Übernahme einer bestehenden Praxis oder bei deren Übergabe an eine Nachfolgerin oder einen Nachfolger. Und da wir gerade beim Thema Interviews sind: In dieser Ausgabe finden Sie außerdem ein Gespräch mit dem gesundheitspolitischen Sprecher der FDP-Fraktion im Bundestag, Prof. Dr. Andrew Ullmann. Er erklärt unter anderem die Sichtweise seiner Partei auf das Reizthema investorengetrageneMVZ. Viel Spaß bei der Lektüre Sascha Rudat Chefredakteur Wenn dieses Heft erscheint, befinden wir uns unmittelbar vor der Europawahl. Grund genug, uns in diesem Heft damit in der Titelgeschichte zu befassen. Denn spätestens seit der Corona-Pandemie wissen wir, dass Krankheiten nicht an nationalen Grenzen haltmachen, sondern darüber hinaus bekämpft werden müssen. Damit hat auch das Thema Gesundheit auf europäischer Ebene einen ganz neuen Stellenwert bekommen. Aber es gibt auch kritische Entwicklungen zu beobachten. Das bevorstehende Amalgam-Aus ließ sich unter anderem deshalb nicht verhindern, weil sich auf europäischer Ebene keine Mehrheit dagegen finden konnte. Und auch beim geplanten Europäischen Gesundheitsdatenraum (EDHS) heißt es, wachsam zu sein. So wünschenswert an vielen Stellen eine vereinheitlichte Datenbasis ist, so sollte doch genau darauf geachtet werden, welche Daten für wen gesammelt werden. Denn im Fokus sollte immer der Nutzen für die europäische Bevölkerung und nicht die Interessen irgendwelcher Konzerne stehen. Aber eins darf man nie vergessen: Dem europäischen Gedanken, aus dem die EU entstanden ist, haben wir es zu verdanken, dass wir seit knapp 80 Jahren Frieden in Zentraleuropa haben. Etwas, was es in der blutgetränkten Geschichte des europäischen Kontinents zuvor nicht gegeben hat. Mir kommt es allerdings manchmal so vor, als ob durch diesen langen Zeitraum das friedliche Zusammenleben der europäischen Nationen für viele von uns als Selbstverständlichkeit hingenommen wird. Dass dies ganz und gar nicht so ist, wissen wir spätestens seit dem Ukraine-Krieg. Frieden kann ganz schnell brüchig werden, wenn sich nationalistischer Egoismus und Narzissmus Bahn brechen. Dies sollte man bei aller berechtigten Kritik an der EU und ihren Institutionen nie vergessen. Es ist zweifelhaft, ob wir ohne die EU so friedlich und wirtschaftlich erfolgreich leben könnten, wie wir es heute tun. Nach einer Talsohle in den Jahren 1999 bis 2009 ging die Wahlbeteiligung an der Europawahl in Deutschland bei den vergangenen beiden Wahlen wieder deutlich nach oben. Zuletzt lag sie 2019 bei 61,4 Prozent. Es wäre aber wünschenswert, dass sie diesen Wert bei der diesjährigen Wahl deutlich übersteigt. Andernfalls besteht die Gefahr, dass Extremisten und Europa-Feinde noch mehr Einfluss gewinnen. Aber wir brauchen nicht weniger Europa, sondern eher ein noch besseres, das es zu gestalten gilt. Und das geht nur, wenn möglichst viele Menschen dahinterstehen. Apropos gestalten: Der Bundesverband der Freien Berufe (BFB) hat kürzlich sein 75-jähriges Bestehen gefeiert. Auch hier gilt ähnlich wie beim europäischen Gedanken, dass der Wert der Freiberuflichkeit nicht hoch genug eingeschätzt werden kann und gleichermaßen keine Selbstverständlichkeit ist. Denn dass die Freiberuflichkeit – ebenso wie die Selbstverwaltung – zunehmend unter Beschuss steht, diagnostiziert auch BFB-Hauptgeschäftsführer Peter Klotzki Foto: Lopata/axentis
4 | INHALT 24 Konflikte im Praxisalltag – Teil 1 Kennen Sie das, wenn ein unausgesprochenes Problem den ganzen Raum dominiert und die Praxis lähmt? Der Elefant muss auf den Tisch! 52 Umgestaltung der Okklusion nach Collumfraktur Die angemessene Behandlung von Frakturen im Bereich des Gelenkfortsatzes bleibt kontrovers. In diesem Fall entschied sich die Patientin für eine rein prothetische Lösung. MEINUNG 3 Editorial 6 Leitartikel 8 Leserforum POLITIK 18 Interview mit Prof. Dr. Andrew Ullmann „Trägervielfalt sichert den Wettbewerb und die bestmögliche Versorgungsqualität“ 44 Interview mit BFB-Geschäftsführer Peter Klotzki „Die freiberufliche Struktur steht unter Druck wie nie zuvor“ 76 Qualitätsreport der Bundeszahnärztekammer Alles jetzt digital im Überblick ZAHNMEDIZIN 14 Konservierende Zahnheilkunde Unterfüllung bei zahnfarbenen Restaurationen – notwendig oder Zeitverschwendung? 28 Serie 3-D-Druck 3-D-gedruckte, biodegradierbare Knochentransplantate für Kieferspaltdefekte 40 Neue Trenddroge bei Teenagern Ist Lachgas ein Problem für Zahnärzte? 48 Neue S3-Leitlinie Die aktuelle Evidenz zum Implantaterfolg von Keramikimplantaten 52 Der besondere Fall mit CME Restaurative Umgestaltung der Okklusion nach Collumfraktur 62 Jubiläumssymposium am 9. März 20 Jahre Präventive Zahnmedizin und Kinderzahnheilkunde in Greifswald Inhalt Foto: ibreakstock – stock.adobe.com (KI-generiert) zm114 Nr. 11, 01.06.2024, (890)
INHALT | 5 70 Praxisabgabe und -übernahme Für die einen ist es der letzte Karriereschritt, die anderen wollen durchstarten. Fünf Zahnärztinnen und Zahnärzte erzählen. TITELSTORY 34 Europawahl am 9. Juni Was die Wahlprogramme der großen deutschen Parteien über ihre Gesundheitspolitik auf EU-Ebene verraten. Und was die Wahl für den Berufsstand bedeutet. TITELSTORY 34 Zur Wahl des Europaparlaments am9. Juni Es ist nicht egal – es ist Europa! PRAXIS 10 Idealer Hintergrund bei Videosprechstunden Diplome an der Wand kommen immer gut 24 Konflikte im Praxisalltag – Teil 1 Das Problem gehört auf den Tisch! 70 Praxisabgabe und -übernahme Wenn die Praxis in neue Hände geht GESELLSCHAFT 22 Walmart schließt alle 51 Gesundheitszentren Auch die PZR für 25 Dollar gibt es jetzt nicht mehr 64 Widerstandskämpfer und „Staatsfeinde“ im „Dritten Reich“ Karl Eisenreich (1893–1958) und Otto Berger (1900–1985) – NS-Gegner mit Makeln? 78 Planet Action – Helfende Hände e.V. Eine Zahnextraktion kostet so viel wie ein Monat Schule 80 Aktivistengruppe übergibt Prüfbericht an britische Politiker Manipuliert die Süßwarenindustrie Kinder? MARKT 83 Neuheiten RUBRIKEN 12 Nachrichten 59 Formular 60 Termine 81 Bekanntmachungen 82 Impressum 98 Zu guter Letzt Foto: Robert Kneschke – stock.adobe.com Titelfoto: cegli – stock.adobe.com (mit KI generiert) zm114 Nr. 11, 01.06.2024, (891)
Wir stehen unmittelbar vor der nächsten Vertreterversammlung der KZBV. In gesundheitspolitisch schwierigen Zeiten wie diesen sind solche Zusammenkünfte kein „business as usual“, sondern ein wichtiges Zeichen gelebter zahnärztlicher Selbstverwaltung und der Ausübung demokratischer Grundrechte. Unsere Agenda für die Vertreterversammlung ist klar: Wir werden in Frankfurt die Bundesregierung dazu auffordern, zu einer Politik zurückzukehren, die sich klar und eindeutig zu Selbstverwaltung und Freiberuflichkeit als Eckpfeiler der Gesundheitsversorgung bekennt. JeglicheÜ berlegungen, die darauf abzielen, die bewährten Strukturen unseres selbstverwalteten Gesundheitssystems in Richtung einer vom Reißbrett geplanten, zentralistisch diktierten Staatsmedizin umzubauen, lehnen wir vehement ab. Alle Pläne, die Handlungsfähigkeit der Selbstverwaltung immer weiter auszuhö hlen, sind zu stoppen. Stattdessen sollten unsere Handlungsund Gestaltungsspielräume gestärkt werden. Die Bundesregierung wäre gut beraten, unsere fachliche und praxisnahe Expertise frühzeitig in alle gesundheitspolitischen Reformüberlegungen einzubeziehen, statt sie fortwährend zu ignorieren. Dass Deutschland eines der besten Gesundheitssysteme der Welt hat, ist maßgeblich auf die Praxisnähe und die fachliche Expertise der Selbstverwaltung zurückzuführen. Die Deutschen Mundgesundheitsstudien belegen, dass sich die Mundgesundheit der Bevö lkerung in den letzten Jahren erheblich verbessert hat und Deutschland bei der Mundgesundheit im internationalen Vergleich auf einem Spitzenplatz steht. Dies ist das Ergebnis einer seit Jahrzehnten präventionsorientierten Ausrichtung der Zahnheilkunde und einer qualitativ hochwertigen zahnärztlichen Versorgung, die im Wesentlichen aus der Selbstverwaltung hinaus initiiert und flächendeckend implementiert wurde. Diese Erfolge werden aber zunehmend von einer Gesundheitspolitik auf Spiel gesetzt, die die bewährten Eckpfeiler unseres Gesundheitssystems aushö hlt. Es istoffenkundig, dass Bundesgesundheitsminister Lauterbach einen kompletten Systemwechsel anstrebt. Die sich deutlich abzeichnenden Pläne einer „Verstationierung“ der Versorgung weisen die deutliche Tendenz einer ideologisch motivierten Zentralisierung unseres Gesundheitswesens à la britischem NHS auf und bergen somit die Gefahr, dass die bewährten, von inhabergeführten Praxen getragenen wohnortnahen und flächendeckenden Versorgungsstrukturen austrocknen. Zwar sind neue Arzt-ersetzende und zentralistische Strukturen wie die Gesundheitskioske oder Primärversorgungszentren in aktuellen Gesetzentwürfen nicht mehr enthalten, aber der Gesundheitsminister wird trotzdem nicht müde, sie bei jeder sich bietenden Gelegenheit weiterhin ins Spiel zu bringen. Der Wert der Freiberuflichkeit wird von der Politik zunehmend missachtet. Der mangelnde Respekt gegenüber der Selbstverwaltung und das Ignorieren ihrer fachlichen Expertise in grundlegenden Reformprozessen werden letztendlich einzig in einer zunehmenden Verschlechterung der Patientenversorgung resultieren. Die Bundesregierung muss wieder zur einer Politik zurückkehren, die eine präventionsorientierte zahnmedizinische Versorgung ermö glicht, die die Niederlassung von Zahnärztinnen und Zahnärzten in eigener Praxis fö rdert und die Sicherstellung einer wohnortnahen und flächendeckenden Versorgung gewährleistet. Die Politik muss sich endlich wieder zu ihrer Mitverantwortung für die Aufrechterhaltung der zahnmedizinischen Versorgung bekennen und entsprechend handeln. Wir werden in Frankfurt unsere fundierten, mit klaren Fakten unterlegten Positionen erneut vortragen und Beschlüsse fassen, die die Politik nur schwer ignorieren kann. Aus diesem Grund ist weiterhin eine starke, von einer breiten Basis getragene Selbstverwaltung wichtig. Nur so kö nnenwir mit kräftiger, geeinter Stimme unsere berechtigten Forderungen gegenüber einer verfehlten Gesundheitspolitik gemeinsam vertreten. Martin Hendges Vorsitzender des Vorstandes der Kassenzahnärztlichen Bundesvereinigung Wir kämpfen für den Kurswechsel Foto: Jan Knoff, Cologne 6 | LEITARTIKEL
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zm114 Nr. 11, 01.06.2024, (894) Leserforum Eine Kollegin, die Jahre in Syrien, der Türkei und 1,5 Jahre in Deutschland als Zahnärztin gearbeitet hat, muss zur Berufsanerkennung ein Wunderwerk deutscher Bürokratie durchlaufen. Früher wollten wir keine zusätzliche Konkurrenz, heute benötigen wir dringend Zahnärzte und Zahnärztinnen. Warum also nicht zugewanderte Fachkräfte willkommen heißen, bevor sie frustriert nach Kanada oder in die USA weiterziehen? Dazu gehört eine Entrümpelung des Zulassungsverfahrens! Ein sinnvolles Engagement für unsere Verbände! Dr. Jan-Günter Frenzel Berlin BERUFSANERKENNUNG Zulassungsverfahren entrümpeln! Zum Interview mit der syrischen Zahnärztin Hanan Faour über ihren Berufsanerkennungsprozess „Am schwersten war es, geduldig zu bleiben“, zm 9/2024, S. 71–72. Foto: ©Federico Rostagno - stock.adobe.com Die zm-Redaktion ist frei in der Annahme von Leserbriefen und behält sich sinnwahrende Kürzungen vor. Außerdem behalten wir uns vor, Leserbriefe auch in der digitalen Ausgabe der zm und bei www.zm-online.de zu veröffentlichen. Bitte geben Sie immer Ihren vollen Namen und Ihre Adresse an und senden Sie Ihren Leserbrief an leserbriefe@zm-online.de oder an die Redaktion: Zahnärztliche Mitteilungen, Chausseestr. 13, 10115 Berlin. Anonyme Leserbriefe werden nicht veröffentlicht.
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zm114 Nr. 11, 01.06.2024, (896) 10 | PRAXIS IDEALER HINTERGRUND BEI VIDEOSPRECHSTUNDEN Diplome an der Wand kommen immer gut Wie der Hintergrund bei Videosprechstunden dazu beiträgt, dass Patienten ihre Ärzte als kompetent wahrnehmen, haben Forscher der University of Michigan untersucht. Auch in den USA hat sich die Bevölkerung mittlerweile daran gewöhnt, den Arztbesuch als Videokonsultation abzuhalten. Die Pandemie führte auch dort zu einer raschen Einführung der Telemedizin. Allerdings hat das Gros der Mediziner keine Ahnung, wie man sich selbst und seine Umgebung vor der Kamera präsentiert: „Die meisten Ärzte wurden nicht in Bildschirmmanieren – inklusive eines angemessenen Settings – fortgebildet“, stellte das Team um Nathan Houchens von der University of Michigan fest. Die Forschenden fragten in ihrer Studie daher die Patienten, welche visuellen Hintergründe sie bei der Zoom-Sprechstunde bevorzugen und was dieser Rahmen über die Fähigkeiten des betreffenden Arztes aussagt. An der Umfrage nahmen 1.213 Patienten teil. Die Datenerhebung erfolgte zwischen dem 22. Februar und dem 21. Oktober 2022. Dabei wurden den Probanden Fotos eines Modellarztes in sieben verschiedenen Umgebungen gezeigt, aus denen sie den aus ihrer Sicht besten Hintergrund auswählen und beurteilen sollten: Wie sachkundig, vertrauenswürdig, fürsorglich, zugänglich und professionell wirkte der Arzt in dem jeweiligen Setting und wie wohl fühlte sich der Befragte? Bei dem Score zwischen 1 und 10 wiesen höhere Werte auf eine stärkere Präferenz hin. Küche oder Schlafzimmer sind einNo-Go Im Ergebnis bevorzugten zwei Drittel der Teilnehmer einen traditionellen Hintergrund bei der Videosprechstunde, wobei die Arztpraxis – Sprechzimmer oder Behandlungszimmer – die höchsten Bewertungen erhielt. Kompetenz vermitteln auch Ärztinnen und Ärzte, die ihre Abschlüsse an die Wand hängen: Die Praxis, die Diplome ausstellte, schnitt bei allen Arzttypen am besten ab (35 Prozent). Dagegen waren Houchens und seine Kolleginnen und Kollegen überrascht, wie sehr es Patienten abschreckt, wenn Ärzte sich zu Hause in der Küche oder gar im Schlafzimmer zeigten: Nur 2 beziehungsweise 3,5 Prozent fanden diese Hintergründe in Ordnung, verglichen mit einem Arztbüro (18 Prozent), einem virtuellen einfarbigen Hintergrund (14 Prozent) oder einem Heimbüro mit Bücherregal (14 Prozent). Selbst wenn der Arzt meilenweit von seiner Praxis entfernt ist, sollte er den Eindruck erwecken, er sei dort, empfehlen die Forschenden. Noch besser sei, wenn er tatsächlich auch in seinem Büro sitzt und seine Diplome hinter ihm hängen. Die Alternative sei ein virtueller Hintergrund, der das Büro wiedergibt, insbesondere bei neuen Patienten. Dagegen sollten Mediziner unscharfe oder virtuelle Hintergründe verwenden, wenn sie die Videosprechstunde in ihrem Haus oder in ihrer Wohnung durchführen. Handelt es sich um Räume, die mit anderen Ärzten geteilt werden, könnte ein virtueller Hintergrund auch helfen, visuelle Ablenkungen zu reduzieren. Ein virtueller Hintergrund ist am besten für Zuhause „Patienten haben klare Erwartungen, wie die Kleidung und der Arbeitsplatz von Ärzten auszusehen haben. Diese Studie hat gezeigt, dass Patienten das bevorzugen, was früher als traditionelle oder professionelle Kleidung und Umgebung bezeichnet wurde“, sagte Houchens. „Diplome und Qualifikationen erinnern Patienten an die Fachkompetenz, die sie von einem Arzt erwarten, und umgekehrt geht etwas verloren, wenn der Hintergrund eine entspannte, informelle häusliche Umgebung vermittelt.“ ck Die Studie: Houchens N, Saint S, Kuhn L, Ratz D, Engle JM, Meddings J. Patient Preferences for Telemedicine Video Backgrounds. JAMA Netw Open. 2024;7(5):e2411512. doi:10.1001/jamanetworkopen.2024.11512 Patienten haben ein besseres Gefühl bei Ärzten, die bei einer Telemedizin-Sitzung vor einem professionellen Hintergrund sitzen. Am liebsten ist ihnen ein Büro mit ausgestellten Diplomen an der Wand. Foto: cartoonresource_stock.adobe.com
ZAHNHEILKUNDE meets IMPLANTOLOGIE 2. AHRWEILER SYMPOSIUM SAVETHE DATE TOP-REFERENTEN Service-Tel.: +49 (0)2641 9110-0 · www.medentis.de UNIV.-PROF. DR. MED. DENT. BERNDWÖSTMANN DR. MED. DENT. CHRISTIAN MENTLER PROF. DR. DIPL. ING. (FH) BOGNASTAWARCZYK,MSC PROF. DR. ANNE-KATRINLÜHRS DR. MED. DENT. STEFAN REINHARDT WISSENSCHAFTLICHER TAGUNGSPRÄSIDENT Weitere Infos und Anmeldung: ´UPDATE METALLFREIE RESTAURATIONEN ´UPDATE ABFORMUNG ´UPDATE FUNKTIONSSTÖRUNGEN ´UPDATE FÜLLUNGSTHERAPIE ´PREMIUM-RAHMENPROGRAMM WALDORF ASTORIA 13./14.09.2024 · BERLIN WALDORF ASTORIA 13./14.09.2024 · BERLIN
12 | NACHRICHTEN VEREIN FÜR ZAHNHYGIENE Prof. Johannes Einwag erhält Tholuck-Medaille „Der Dreck muss weg – schonend!“ ist eines seiner bekanntesten Zitate und manche nennen ihn den Thomas Gottschalk der Präventivzahnmedizin. Nachdem Prof. Johannes Einwag bereits im Dezember 2023 als Preisträger feststand, hat er jetzt die Tholuck-Medaille erhalten. Einwag habe die Zahnmedizin immer im Fokus, dabei aber mit dem Blick über den Tellerrand. Seine Herangehensweise sei dabei, „Nicht verwalten, sondern gestalten“, heißt es in der Laudatio des Vereins für Zahnhygiene (VfZ). Mit Passion habe der Zahnarzt Ausbildungsformate zur Gruppenprophylaxe und moderne Online-Formate etabliert. Dabei lege er die Fähigkeit an den Tag, komplizierte zahnmedizinische Zusammenhänge auf einfache Sätze herunterzubrechen – gespickt mit wissenschaftlicher Unterhaltung. Der Preis würdige zudem Einwags Bereitschaft, fach- und berufspolitische Verantwortung zu übernehmen, zum Beispiel als Vorsitzender von Fachgesellschaften oder in lokalen und überregionalen standespolitischen Ämtern. Einwag studierte an der Universität Bonn und habilitierte in Würzburg. Von 1987 bis 1991 leitete er die Arbeitsgemeinschaft für Kinderzahnheilkunde und Prophylaxe in der Deutschen Gesellschaft für Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde (DGZMK). Von 1992 bis 2012 war er wissenschaftlicher Leiter des Deutschen Kongresses für Präventive Zahnheilkunde, von 1996 bis NEWS zm114 Nr. 11, 01.06.2024, (898) Teenager: Vaping schadet dem Gehirn Jugendliche, die häufig E-Zigaretten rauchen, haben möglicherweise eine stärkere Exposition gegenüber Blei und Uran. Das kann ihrer Gehirn- und Organentwicklung schaden, warnen Forschende der Universität von Nebraska. Sie untersuchten in einer 200 Jugendliche umfassenden Studie, ob sich beim Vaping potenziell toxische Metallwerte mit der Dampffrequenz erhöhen und dabei der Geschmack eine Rolle spielt. Eine Analyse von Urinproben zeigte einen 90 Prozent höheren Urangehalt bei Teenagern an, die süße Aromen bevorzugten, als bei denen, die sich für Menthol/Minze entschieden. Generell sei die Blei- und Uranbelastung bei mehr als sechs Tagen E-ZigarettenKonsum pro Monat erhöht. Die Forschenden räumten allerdings ein, dass sich auf Basis ihrer Studie keine endgültigen Schlussfolgerungen über giftige Metallwerte und Dampffrequenz beziehungsweise Aromen ziehen ließen. mg, ck VfZ-Geschäftsführer Dr. Christian Rath (l.) überreichte Prof. Johannes Einwag die Tholuck-Medaille im Rahmen einer feierlichen Zeremonie während der Mitgliederversammlung des VfZ Mitte April in Würzburg. Foto: VfZ Dampfen in jungen Jahren könnte das Risiko einer Metallbelastung erhöhen und möglicherweise die Entwicklung von Gehirn und Organen beeinträchtigen. Foto: Aliaksandr Barouski - stock.adobe.com 2021 zudem Vorsitzender der Gesellschaft für Präventive Zahnheilkunde. Durch mehr als 300 Publikationen und seine maßgebliche Beteiligung an Standardwerken wie „Kinderzahnheilkunde“„ und „Professionelle Prävention in der Zahnarztpraxis“ sowie einer intensiven Fortbildungstätigkeit hinterlässt Einwag "einen echten Mehrwert für die Prophylaxe in Deutschland und damit auch für die Verbesserung der Mundgesundheit für alle Generationen“, resümiert der VfZ. LL Die Tholuck-Medaille erinnert an den Frankfurter Obermedizinalrat Dr. Hans-Joachim Tholuck (1880-1972) und wird seit 1973 an Persönlichkeiten vergeben, die sich um die zahngesundheitliche Prophylaxe und Prävention besonders verdient gemacht haben.
NACHRICHTEN | 13 zm114 Nr. 11, 01.06.2024, (899) Neustart bei der UPD Die Unabhängige Patientenberatung (UPD) hat ihre Arbeit wieder aufgenommen. Sie ist zunächst ausschließlich telefonisch unter der Hotline 0800/0117722 erreichbar. Dort beantworten 40 Fachkräfte aus Medizin, Zahnmedizin und weiteren Fachrichtungen die Fragen von Patientinnen und Patienten. Die Telefonzeiten sind montags, dienstags und donnerstags von 9:30 bis 12 Uhr sowie 15 bis 17 Uhr und mittwochs und freitags von 9:30 bis 14 Uhr. Die Beratungskapazitäten der UPD sollen in den kommenden Monaten ausgebaut und ein Netz regionaler Beratungsstellen installiert werden. LL Inklusiver Zahnputzplan vorgestellt Die Landeszahnärztekammer (LZK) Baden-Württemberg bietet mit dem Inklusiven Zahnputzplan einen neuen Service für Menschen mit kognitiven Entwicklungsstörungen sowie Menschen, die sich lautsprachlich nicht ausdrücken können. Der Zahnputzplan arbeitet mit der METACOM-Symbolsammlung. Sie besteht aus klar gestalteten Bildern und ist ein etabliertes Werkzeug der unterstützten Kommunikation. Über eine Online-Maske können Fachkräfte gemeinsam mit der kognitiv eingeschränkten Person wichtige Angaben zur Mundpflege, zum Beispiel wann und womit die Zähne geputzt werden sollen, zusammenstellen. Auf Grundlage der Eingaben wird der individuelle Zahnputzplan als PDF generiert. Das Tool ist hier abrufbar: lzk-bw.de. nl Dr. Guido Elsäßer hat den Inklusiven Zahnputzplan der Landeszahnärztekammer Baden-Württemberg beim 5. Deutschen Präventionskongress der Deutschen Gesellschaft für Präventivzahnmedizin (DGPZM) im April in Frankfurt vorgestellt – und den Praktikerpreis der DGPZM für den besten Kurzvortrag erhalten. Foto: Zusammenstellung Dr. Guido Elsäßer, METACOM Symbole © Annette Kitzinger UMFRAGE ZUM MIO-BILDBEFUND Ihre Meinung zählt! Nehmen Sie an einer kurzen Umfrage der mio42 GmbH teil: Nutzen Sie die Chance, an der Ausgestaltung des MIO-Bildbefundes mitzuwirken, indem Sie uns einen besseren Einblick in den alltäglichen Umgang mit zahnärztlichen Bilddaten geben Ab 2026 soll es möglich sein, Bildbefunde über ein Medizinisches Informationsobjekt (MIO) strukturiert in die elektronische Patientenakte abzulegen, perspektivisch soll dies auch für Bilddaten gelten. Mit Ihrer Teilnahme schaffen Sie einen wichtigen Beitrag zur Berücksichtigung der spezifischen Bedürfnisse der Zahnmedizin in der digitalen Gesundheitsversorgung. Scannen Sie einfach den QR-Code: Die Umfrage ist anonym und dauert weniger als 5Minuten. KZBV
14 | ZAHNMEDIZIN Gerade für erfahrenere Zahnärztinnen und Zahnärzte, die noch Amalgam und Gold routinemäßig in ihren eigenen Studierendenkursen geübt haben, ist die klassische Zementunterfüllung als Schutz der Pulpa vor thermischen und toxischen Reizen häufig eine emotionale Angelegenheit. Und in der Tat, in der Zeit der „Heavy Metal Dentistry“ waren Unterfüllungen vor allem wichtig, um das Dentin vor den stark wärmeleitenden Metallen zu isolieren, damit postoperative Hypersensitivitäten im Zaum gehalten werden konnten [Pilcher et al., 2023]. Trotzdem waren selbst nach akribischem „Lining“ Hypersensitivitäten wesentlich häufiger als später nach dem Einzug kompromissloser Adhäsivtechnik, so dass gerade in den USA auch Amalgamfüllungen oftmals gebondet wurden [Olmez et al., 1995]. Situation mit schimmernder Pulpa (circa 300 Mikrometer Restdentin) bei Fraktur am jugendlichen Zahn: Hier ist aufgrund der hohen Dentinpermeabilität eine Cp-Behandlung inklusive Unterfüllung noch immer indiziert. Foto: Universitätsklinikum Würzburg zm114 Nr. 11, 01.06.2024, (900) KONSERVIERENDE ZAHNHEILKUNDE Unterfüllung bei zahnfarbenen Restaurationen – notwendig oder Zeitverschwendung? Roland Frankenberger, Gabriel Krastl, Rainer Haak Der Beitrag „Welchen Schutz bekommt die Pulpa?“ aus der zm 19/2023 hat durch sein Plädoyer für Unterfüllungen bei der Versorgung von Kavitäten mit dünnem Restdentin zur Pulpa einige Diskussionen ausgelöst. Im vorliegenden Beitrag erläutern die Autoren den Verschluss der Dentintubuli bei der Anwendung der Adhäsivtechnik und warum aus ihrer Sicht klassische Zementunterfüllungen bis auf wenige Ausnahmen heute nicht mehr indiziert sind.
ZAHNMEDIZIN | 15 Diese Tatsache wird heute nur zu gerne ausgeblendet, wenn von den guten alten Zeiten geschwärmt wird. Dennoch waren Gold und Amalgam – und wir betonen dies im Präteritum, da sie heute einfach kaum noch eine Rolle spielen – solide Restaurationsmaterialien mit sehr guten Überlebensquoten, die jedoch selten minimalinvasiv und oft wenig ästhetisch waren [Donovan et al., 2004; Frankenberger et al., 2021; Mulic et al., 2018; Pilcher et al., 2023]. Letzteres ist wohl der Hauptgrund für die Abkehr vom Metall, weil sich Patienten längst unsichtbare Restaurationen wünschen und diesem Wunsch auch problemlos entsprochen werden kann [Frankenberger et al., 2021]. Interessant ist auch, dass beim Goldguss klassische Zementunterfüllungen schon lange nicht mehr Standard sind, da vielerorts adhäsive Aufbaufüllungen aus Komposit unter Goldinlays und -teilkronen appliziert werden. Hier werden schon lange keine Zemente mehr verwendet, da die Versiegelung des Dentins bei Kompositen ohnehin besser ist als bei Zementen. Dass Zementunterfüllungen bei der Versorgung mit Amalgam oder Gold zweifelsohne indiziert sind, steht ohnehin nicht zur Debatte – die Frage ist vielmehr, ob Unterfüllungen bei zahnfarbenen Restaurationen sinnvoll sind. Die Antwort lautet: NEIN. Versiegelung des Pulpa-Dentin-Komplexes Während die Retention bei zahnfarbenen Restaurationen in der Regel schon durch die Schmelzhaftung gewährleistet wird, wird seit Jahrzehnten die Dentinoberfläche als Haftfläche hinzugezogen [Van Meerbeek et al., 2021]. Dies dient der Gesamthaftung, der internen Stabilisierung, vor allem aber der sicheren Vermeidung postoperativer Hypersensitivitäten, da die Qualität der Versiegelung mit Adhäsivsystemen um ein Vielfaches höher ist als bei der Applikation eines non-adhäsiven (zudem noch sauren) Zements [Gorodovsky et al., 1992]. Die Qualität des Dentinverbunds ist im Vergleich zur Schmelzhaftung zwar noch immer zm114 Nr. 11, 01.06.2024, (901) Abb. 1: Glasionomerzement-Unterfüllung aus einer Keramikinlay-Studie von 1992: Es ist deutlich zu erkennen, dass approximal nicht alle Dentinbereiche mit Zement bedeckt sind. Abb. 2: Was bedeutet pulpanah? Einfach visualisiert anhand des Durchschimmerns eines roten Filzstifts durch 0,3 mm dünnes pulpanahes Dentin. Prof. Dr. med. dent. Roland Frankenberger Direktor Poliklinik für Zahnerhaltung UniversitätsZahnMedizin Philipps-Universität Marburg und Universitätsklinikum Gießen und Marburg Georg-Voigt-Str. 3, 35039 Marburg Foto: privat Prof. Dr. med. dent. Gabriel Krastl Poliklinik für Zahnerhaltung und Parodontologie / Zahnunfallzentrum, Universitätsklinikum Würzburg Pleicherwall 2, 97070 Würzburg Foto: privat Univ.-Prof. Dr. med. dent. Rainer Haak, MME Universitätsklinikum Leipzig, Poliklinik für Zahnerhaltung und Parodontologie Liebigstraße 12, Haus 1 04103 Leipzig Foto: UKL, S. Straube Abb. 3: Prinzip der adhäsiven Dentinversiegelung im konfokalen Laser-RasterMikroskop (In-vitro-Präparat): A: Adhäsivschicht, H: Hybridschicht, T: Tags. Fotos: Universitätsklinikum Marburg
16 | ZAHNMEDIZIN schwächer [Schulz-Kornas et al., 2024; Van Meerbeek et al., 2020], ermüdungsanfälliger [Frankenberger et al., 2005; Merle et al., 2022] und schneller hydrolytisch und enzymatisch degradiert [Garcia-Godoy et al., 2010; Van Meerbeek et al., 2020], aber klinische Studien zeigen eindrucksvoll, dass diese Prozesse für das generelle Überleben von adhäsiv befestigten Komposit- oder Keramikrestaurationen keine signifikante Rolle spielen [Frankenberger et al., 2020; Merle et al., 2022]. Darüber hinaus muss man bei der Erörterung konventioneller Zementunterfüllungen realistischerweise immer in Betracht ziehen, dass niemals jedes einzelne Dentinkanälchen von Zement bedeckt sein wird und somit selbstverständlich immer zusätzlich mit einem Adhäsivsystem (für Schmelz und Dentin) gearbeitet werden muss. Dies gilt vor allem für die Approximalbereiche, in denen der Abstand zur Pulpa oft geringer ist als okklusal (Abbildung 1). Caries profunda Eine besondere Situation stellt die Caries profunda dar. Hier gibt es hinreichend Evidenz, dass unterhalb einer Restdentindicke von 300μm zum einen die Gefahr besteht, dass kurzkettige Monomere das Dentin durchdringen und Biomineralisationsprozesse der Odontoblasten stören können [Galler et al., 2011; Schmalz et al., 2001]. Praktisch viel wichtiger ist jedoch ein rein geometrisches Problem: Bondet man eine Kompositrestauration im Dentin so nahe an der Pulpa, bilden sich neben der für die Dentinhaftung verantwortlichen Hybridschicht auch Harzzotten (Resin Tags), die bis zu 300μm in das Dentin eindringen (Abbildung 2). Das würde bedeuten, dass sich die Tags praktisch am Eingang der Pulpa befinden, was weder klinisch noch anatomisch sinnvoll erscheint. Gleiches gilt für pulpanahe Bereiche bei Kronenfrakturen. Insbesondere bei Kindern sind die Dentintubuli zm114 Nr. 11, 01.06.2024, (902) Abb. 4: a und b: multiple Kavitäten der Primär- und Sekundärversorgung, c: initiale Situation, d: Situation nach 18 Jahren, e: Röntgenkontrolle nach 18 Jahren Fotos: Universitätsklinikum Würzburg a c d b e
ZAHNMEDIZIN | 17 nochweit offen und das Dentin ist an diesen Stellen hoch permeabel [Krastl et al., 2021]. Für solche tiefen Areale existieren zwei unterschiedliche Lösungsansätze: Entweder man exkaviert einfach weniger aggressiv [Schwendicke et al., 2013] oder man appliziert ausschließlich in diesen Bereichen kleine Mengen klassischer „Cp-Medikamente“ oder Kalziumsilikatzemente [Schmidt et al., 2020] im Sinne einer kleinen Unterfüllung zur Blockade der „Tags“ [European Society of Endodontology, 2019]. Der weniger tief exkavierte Rest der Kavität wird aber auch hier vollständig mit einem Adhäsivsystem versiegelt und nicht mit einer konventionellen Zementunterfüllung [Arandi et al., 2020; European Society of Endodontology, 2019]. Eine korrekte Indikationsstellung für die Applikation eines Cp-Materials ist jedoch wichtig, da diese Materialien die Gesamthaftung in der restlichen Kavität reduzieren können [Frankenberger et al., 2021]. Die adhäsive Dentinversiegelung stellt heute den wirksamsten Schutz des PulpaDentin-Komplexes dar (Abbildungen 3 und 4) [Arandi et al., 2020]. Das Risiko, dass die Pulpa dadurch einen irreversiblen Schaden erleidet, ist äußerst gering und minimal im Vergleich zum Schädigungspotenzial eines Diamantschleifers, der bei Amalgam und Gold oftmals „im Gesunden“ statt rein minimalinvasiv verwendet werden musste [Olmez et al., 1995; Schweikl et al., 2017]. Zusammenfassung Klassische Zementunterfüllungen sind heutzutage bei direkten Komposit- und indirekten Keramikrestaurationen nicht mehr indiziert. Sie reduzieren das Versiegelungspotenzial der Adhäsivsysteme und führen durch die geringere interne Stabilisierung des Zahnes häufiger zu Frakturen des Restaurationsmaterials [Frankenberger et al., 2008]. Bei extrem tiefen Cp-Arealen kann eine gezielte Applikation bevorzugt eines Kalziumsilikatzements auf sehr pulpanahe Dentinareale in Erwägung gezogen werden. zm114 Nr. 11, 01.06.2024, (903) ZM-LESERSERVICE Die Literaturliste kann auf www.zm-online.de abgerufen oder in der Redaktion angefordert werden. AUFRUF: BESCHREIBEN SIE UNS IHREN ARBEITSALLTAG BEI EINER PRAXISKETTE Umsatzdruck, Mobbing, Lockangebote – oder alles tutto bene? Ende März erreichte die zm-Redaktion eine Zuschrift, in der eine Zahnärztin von haarsträubenden Arbeitsbedingungen in einer namhaften deutschen Praxiskette berichtet. Wir wollen wissen, was dran ist: eine absolute Ausnahme oder die traurige Regel? Schreiben Sie uns! Aus Bewertungsportalen, dem Smalltalk mit Kolleginnen und Kollegen oder „um drei Ecken“ kennen viele Zahnmediziner Anekdoten über toxische Arbeitgeber, wo kreative Personalführungs- oder Abrechnungsmethoden an der Tagesordnung sein sollen. Die Frage ist: Handelt es sich dabei um nachprüfbare Fakten oder doch eher um urbane Legenden, gezielte Rufschädigung enttäuschter Ex-Mitarbeitender oder schlicht Trashtalk, der nach dem StillePost-Prinzip mit jeder Wiederholung an Dramatik gewinnt, aber an Wahrheitsgehalt einbüßt? Die zm-Redaktion möchte der Sache auf den Grund gehen und bittet darum alle Zahnärztinnen und Zahnärzte, die Erfahrungen in großen und kleineren Praxisketten gesammelt haben, uns per E-Mail an zm@zm-online.de von ihren Erfahrungen zu berichten. Schreiben Sie uns, wie das Recruiting gelaufen ist, wie der Arbeitsalltag aussieht oder -sah und: falls es zur Beendigung der Tätigkeit kam, wie das Offboarding verlaufen ist. Wir behandeln die Rückmeldungen streng vertraulich und geben zu keinem Zeitpunkt ihre Identität preis. Zunächst geht es darum, Informationen zu sammeln und so möglicherweise zu erhärten, ob es bei großen Praxisketten Muster in den Geschäftsgebaren und -praktikengibt. mg Foto: bernardbodo – stock.adobe.com SCHREIBEN SIEUNS!
zm114 Nr. 11, 01.06.2024, (904) 18 | POLITIK INTERVIEW MIT PROF. DR. ANDREW ULLMANN „Trägervielfalt sichert den Wettbewerb und die bestmögliche Versorgungsqualität“ In der Diskussion um investorengetragene Medizinische Versorgungszentren (iMVZ) plädiert der gesundheitspolitische Sprecher der FDP, Prof. Dr. Andrew Ullmann, dafür, sich an den Fakten zu orientieren. Im Interview mit den Zahnärztlichen Mitteilungen positioniert er sich außerdem zur Budgetierung der PAR-Therapie und zur Novellierung der GOZ. Prof. Ullmann, welche Stellschrauben müssten aus Ihrer Sicht bewegt werden, um eine bedarfsgerechte und qualitativ hochwertige Gesundheitsversorgung in Deutschland zu gewährleisten, auch mit Blick auf die zahnärztliche Versorgung? Prof. Andrew Ullmann: Wir müssen die Digitalisierung und eine verstärkte Patientenorientierung vorantreiben, um eine moderne Gesundheitsversorgung zu gewährleisten. Dazu kommt die dringend erforderliche Ambulantisierung und damit verbunden die Strukturreform im Krankenhausbereich. Im ganzen Gesundheitsbereich muss Qualität vor Quantität gehen. Das System ist viel zu sehr darauf getrimmt, Einnahmen über Quantität zu generieren. Das ist weder im Sinne der Zahnärztinnen und Zahnärzte noch im Sinne der Patientinnen und Patienten. Im Bereich der zahnärztlichen Versorgung halte ich es für wichtig, innovative Behandlungsmethoden zu fördern und die freiberufliche Niederlassung zu unterstützen, um eine flächendeckende, qualitativ hochwertige Versorgung sicherzustellen. Die sachsen-anhaltische Gesundheitsministerin Petra Grimm-Benne hat das von der KZBV mit Nachdruck abgelehnte Instrument der Bedarfszulassung in die Diskussion gebracht. Wie stehen Sie dazu? Petra Grimm-Benne und ich waren gemeinsam im gleichen Jahrgang unserer Schule, aber wir haben politisch ein paar unterschiedliche Meinungen. Ich lehne die Bedarfszulassung klar ab, da sie die freie Niederlassung und den Wettbewerb einschränken könnte. Das wäre auch ein Rückschritt für die zahnärztliche Versorgung. Eine flexiblere Handhabung, die sowohl die Versorgungsqualität als auch die unternehmerische Freiheit der Zahnärzte berücksichtigt, wäre aus meiner Sicht vorzuziehen. Ich halte es einfach für falsch, dass bei Mangelsituationen immer gleich mit dem Ruf nach noch mehr staatlicher Regulierung reagiert wird. Wir brauchen Anreize, sonst werden wir nie nachhaltige Strukturen schaffen. Politikerinnen und Politiker – auch der Ampelkoalition – heben immer wieder die Erfolge der Zahnärzteschaft in der Prävention hervor. Welche sind für Sie hier die wichtigsten Errungenschaften? Hier würde ich die signifikante Reduktion von Karies durch Aufklärungskampagnen, die Fluoridierung und regelmäßige Vorsorgeuntersuchungen nennen. Die Parodontitisprophylaxe ist ein weiterer Meilenstein in der zahnärztlichen Vorsorge. Dabei möchte ich hervorheben, dass diese Maßnahmen eine gesamtgesellschaftliche Bedeutung haben. Sie sollten weiterhin unterstützt und ausgebaut werden. Wie beurteilen Sie unter diesen Gesichtspunkten die Wiedereinführung der strikten Budgetierung durch das GKV-FinStG? Ist für Sie Kostendämpfung eine Lösung, um die Probleme der GKV in den Griff zu bekommen? Ich betrachte die Wiedereinführung strikter Budgetierungen kritisch, da diese die Innovations- und Behandlungsqualität einschränken werden. Aus meiner Sicht kann Kostendämpfung allein nicht die Lösung für die Probleme der GKV sein; der Fokus sollte vielmehr auf Effizienzsteigerung und Qualitätsoptimierung liegen. Das GKV-FinStG ist ein Notfallgesetz – es hat kurzfristig die Finanzen mehr oder weniger stabilisiert. Aber langfristig werden wir nicht durch weitere Der Internist Prof. Dr. Andrew Ullmann ist seit 2022 gesundheitspolitischer Sprecher der FDP-Fraktion im Bundestag. Foto: Stefan Trocha „Ich lehne die Bedarfszulassung klar ab, da sie die freie Niederlassung und den Wettbewerb einschränken könnte. Das wäre auch ein Rückschritt für die zahnärztliche Versorgung.“
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20 | POLITIK Einsparungen die Probleme der GKV in den Griff bekommen. Vielmehr gilt es hier, richtig zu investieren. Dazu zählt auch und vor allem die Prävention. Wie sehen Sie die Folgen der Budgetierung der neuen präventionsorientierten Parodontitisversorgung für die Patientinnen und Patienten? Wird sich die FDP dafür einsetzen, die Parodontitisversorgung mit dem Gesundheitsversorgungsstärkungsgesetz (GVSG) aus der Budgetierung herauszunehmen? Die Budgetierung der Parodontitisversorgung könnte negative Folgen für Patienten haben, indem sie Zugang und Qualität der Behandlungen beschränkt. Ich setze mich intern dafür ein, diese aus der Budgetierung herauszunehmen, um die Qualität der Versorgung zu sichern. Doch dazu benötigen wir Flankenschutz unserer Koalitionspartner und das ist aufgrund der angespannten Lage der GKV, die aufgrund von Ineffizienzen im Gesundheitssystem am Rande ihrer finanziellen Stabilität ist, schwierig. Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach hat zugesagt, den Investoren-MVZ im zahnärztlichen Bereich einen Riegel vorzuschieben. Im Entwurf des GVSG ist der Punkt bisher nicht aufgegriffen. Was müsste aus Ihrer Sicht geschehen, um grassierenden Auswüchsen im zahnärztlichen Versorgungsbereich entgegenzuwirken? Grundsätzlich müssen wir uns in diesem Bereich an den Fakten orientieren. Wir wollen aber auch keine Auswüchse zulassen, die nicht im Interesse der Patientinnen und Patienten sind, oder die den Zahnärztinnen und Zahnärzten die Arbeit unattraktiver gestalten. Medizinische Versorgungszentren (MVZ) sind für uns im Rahmen der Reform und Modernisierung des Gesundheitswesens eine mögliche Form der Organisation der Berufsausübung von Ärzten und Zahnärzten. MVZ können derzeit von zugelassenen (Zahn-)Ärzten, Psychotherapeuten, Krankenhausträgern, Erbringern nichtärztlicher Dialyseleistungen, gemeinnützigen Trägern, die aufgrund von Zulassung beziehungsweise Ermächtigung an der vertragsärztlichen Versorgung teilnehmen, oder von Kommunen gegründet werden. Diese breite Trägervielfalt sichert den Wettbewerb, die flächendeckende Versorgung und eine bestmögliche Versorgungsqualität. Um kooperative interdisziplinäre und zukunftsfähige Strukturen unter einem Dach aufzubauen, sind Investitionen notwendig. Heißt das für Sie, dass Private-Equity-Unternehmen in den Kreis der Träger gehören? Wir müssen das vom Wohl des Patienten aus denken und von denjenigen, die die Patienten behandeln. Ich wüsste jetzt nicht, warum aus Prinzip bestimmte Träger ausgeschlossen werden sollten. Wer die medizinischen Qualitätsbedingungen erfüllt, der sollte Träger sein dürfen. Die ärztliche Leitung ist bereits gesetzlich geregelt, deshalb kann die Leitung eines MVZ nur ärztlich beziehungsweise zahnärztlich sein. Erfahrungen aus anderen Ländern zeigen, dass sich Investoren kurzfristig zurückziehen können und iMVZ-Ketten pleitegehen. Wie schätzen Sie dieses Risiko ein? Genau so etwas zeigt, dass es auf die Rahmenbedingungen ankommt. Als Gesetzgeber müssen wir darauf achten, dass so etwas nicht passieren kann, weil die Versorgung dadurch gefährdet wäre. Hier könnten wir beispielsweise durch Haftungsvereinbarungen oder Verpflichtungen Grenzen ziehen, die kurzfristig profitorientierten Investoren vermutlich zu hoch wären und diese abschrecken. Die Daten zeigen aber, dass in Deutschland Investoren eher an langfristigen Investitionen interessiert sind. Wie stehen Sie zu der Forderung der KZBV, mit dem GVSG eine räumlich-fachliche Gründungsbeschränkung einzuführen? Statt einem pauschalen Ausschluss von Investoren als Träger ist sicherzustellen, dass MVZ jeder Trägerart transparent und qualitätsorientiert einen Beitrag zur ambulanten Patientenversorgung leisten. Welche Möglichkeiten sehen Sie, um im zahnärztlichen Bereich die Bürokratielast zu verringern und welche Rolle spielt hier die Digitalisierung? Ich sehe die Reduktion der Bürokratie als essenziell an und die Digitalisierung spielt eine zusätzliche Schlüsselrolle dabei. Digitale Patientenakten und vereinfachte administrative Prozesse können Zeit und Ressourcen sparen und die Effizienz steigern. Wir haben intern eine lange Liste an Maßnahmen zur Bürokratieentlastung erarbeitet – ein großer Teil davon betrifft auch die Zahnärztinnen und Zahnärzte – und werden diese in die Verhandlungen einbringen. Welche Verhandlungen meinen Sie genau? Das von Bundesminister Lauterbach auf unser Drängen hin versprochene Bürokratieentlastungsgesetz. Was müsste aus Ihrer Sicht geschehen, um die freiberufliche Niederlassung von Zahnärztinnen und Zahnärzten wieder attraktiver zu machen – vor allem auf dem Land? Um die Niederlassung, besonders auf dem Land, attraktiver zu machen, könnten Anreize wie Steuervergünstigungen, Unterstützung bei der Praxisgründung und verbesserte Infrastrukturangebote hilfreich sein. Zwang und Quotierungen werden hier nicht helfen. Darin sehe ich auch keine Wertschätzung für die praktizierenden Zahnärztinnen und Zahnärzte. Wie könnte man aus Ihrer Sicht den Fachkräftemangel beim Praxispersonal abbauen? Maßnahmen zur Behebung des Fachkräftemangels liegen in der Aus- und Weiterbildung, in verbesserten Arbeitsbedingungen und in der Anerkennung ausländischer Qualifikationen. Aber wir dürfen uns im gesamten Gesundheitssystem nicht der Illusion hingeben, dass wir in Zukunft einfach überall mehr Arbeitskräfte werden einstellen können. Das hat nicht zuletzt die aktuelle Ausarbeitung des Sachverständigenrats deutlich gezeigt. Wir werden mit dem arbeiten müssen, was wir haben. Deswegen ist es umso wichtiger, zm114 Nr. 11, 01.06.2024, (906) „Die Gebührenordnungen müssen aktualisiert werden, um sie an moderne medizinische Standards und ökonomische Rahmenbedingungen anzupassen.“
POLITIK | 21 dass wir bei den Strukturen ansetzen und alle sinnvollen Möglichkeiten nutzen. Zum Beispiel? Die innovativen Ideen müssen aus der Praxis kommen und die Aufgabe der Politik ist, diese Ideen zu fördern, um eine qualitativ gute und professionelle Versorgung zu gewährleisten. Deshalb braucht die Politik diese Partnerschaft. Zu den Ideen könnten unter anderem Präventionsprogramme gehören, statt nur Krankheiten zu behandeln. Man muss sich auch Gedanken zu Delegation und Substitution machen. Dazu kommen die Möglichkeiten von Digitalisierung und KI, die es sinnvoll zu nutzen beziehungsweise einzusetzen gilt. Das wären Möglichkeiten. Am 9. Juni findet die Europawahl statt: Welche Bedeutung hat aus Ihrer Sicht die Europäische Union für den zahnärztlichen Berufsstand? Die EU spielt eine wichtige Rolle bei der Harmonisierung von Standards und der Förderung der Mobilität von Zahnärzten innerhalb der Mitgliedstaaten. Dies begünstigt den Austausch von Fachwissen und Praktiken. Gerade im Hinblick auf wechselnde Arbeitsplätze muss uns daran gelegen sein, dass jeder in jedem Land der EU eine gute zahnärztliche Versorgung, auch an den innereuropäischen Grenzen, bekommenkann. Die FDP hat sich in der letzten Legislaturperiode dafür eingesetzt, gewerbliche Aligner-Behandlungen ohne vollumfängliche zahnheilkundliche Begleitung zu unterbinden. Wird die Koalition dieses für den Patientenschutz wichtige Thema noch in dieser Wahlperiode umsetzen? Um den Patientenschutz zu gewährleisten, sollten gewerbliche Aligner-Behandlungen ohne zahnärztliche Begleitung strikt reguliert werden. Wir werden uns dafür einsetzen, dass Vorschläge in dieser Wahlperiode eingebracht werden, um diese Praxis einzuschränken. Wie bewerten Sie die Aussagen der Sachverständigen im Zuge der Anhörung zur Novellierung von GOÄ/GOZ? Setzt sich die FDP beim Bundesgesundheitsminister für die benötigte Novelle ein? Die Aussagen der Sachverständigen waren sehr eindrücklich und zeigen dringenden Handlungsbedarf. Die Gebührenordnungen müssen aktualisiert werden, um sie an moderne medizinische Standards und ökonomische Rahmenbedingungen anzupassen. Leider werden GOÄ und GOZ per Rechtsverordnung des Gesundheitsministers erlassen und nicht durch das Parlament. Wir setzen uns trotzdem schon lange beim Bundesminister für Gesundheit dafür ein, dass eine umfassende und zeitgemäße Novelle der GOÄ und GOZ erfolgt, die den aktuellen und zukünftigen Anforderungen an die zahnärztliche und ärztliche Versorgung gerecht wird. Dies ist entscheidend, um die Qualität der Versorgung zu sichern und die berufliche Fairness für die Ärzte und Zahnärzte zu gewährleisten. Ich mache mir aber zumindest beim GOÄHoffnung, dass nach der Einigung zwischen BÄK und PKV voraussichtlich ab Ende Mai mehr Bewegung in diese Angelegenheit kommen wird, dann aber auch für die Zahnärztinnen und Zahnärzte. Das Gespräch führten Gabriele Prchala und Susanne Theisen. zm114 Nr. 11, 01.06.2024, (907) Mehr unter: ohne künstliche Farbpigmente passt sich „automatisch“ der Zahnfarbe an Bis-GMA–freie Formulierung für eine bessere Biokompatibilität nachhaltige Bevorratung nur 1 Farbe bestellen & keine abgelaufenen Sonderfarben Die patentierte Smart Chromatic Technology in OMNICHROMA sorgt für stufenlose Farbanpassung von A1 bis D4 dank struktureller Farbe. Hinzu kommen 3 verschiedene Viskositäten für alle Vorlieben und Anwendungsbereiche. So bietet die OmnichromaFamilie dem Anwender alle erdenklichen Optionen mit einem Minimum an Materialien. OMNICHROMA – mehr braucht es nicht für moderne Füllungstherapie. 3 Viskositäten – unendliche Möglichkeiten Paste Flow FlowBulk Flow Bulk
22 | GESELLSCHAFT WALMART SCHLIEẞT ALLE 51 GESUNDHEITSZENTREN Auch die PZR für 25 Dollar gibt es jetzt nicht mehr Nach fünf Jahren Testbetrieb schließt das weltgrößte Einzelhandelsunternehmen Walmart bis August alle seiner 51 Gesundheitszentren in den USA. Zum Angebot zählten auch zahnärztliche Leistungen. Experten sind entsetzt. Ein „herausforderndes Erstattungsumfeld und eskalierende Betriebskosten“ hätten zu einem Mangel an Rentabilität der Gesundheitszentren in den fünf US-Bundesstaaten Florida, Arkansas, Georgia, Illinois und Texas geführt, teilt Walmart in seinem Unternehmensblog mit. Die Entscheidung kommt den Reaktionen in US-Medien nach zu urteilen vergleichsweise überraschend: Noch im März 2023 hatte Walmart angekündigt, die Zahl seiner Gesundheitszentren bis Ende 2024 auf 75 erhöhen zu wollen. Als die erste Filiale von „Walmart Health“ im September 2019 eröffnet wurde, verkündete Walmart, die Gesundheitszentren sollten ein Ort sein, an dem Patienten „unabhängig vom Versicherungsstatus eine kostengünstige Versorgung in Anspruch nehmen können“ und an dem sich – vor allem in strukturschwachen Gebieten ein Vorteil – viele Leistungen unter einem Dach befinden. „Walmart Health ist das erste Unternehmen, das Primär- und Notfallversorgung, Labore, Röntgen und Diagnostik, Beratung, zahnärztliche, optische und Hördienstleistungen in einer Einrichtung vereint und mit erfahrenen Anbietern zusammenarbeitet“, schrieb das Unternehmen. In der Anfangszeit bot Walmart Health zahlreiche vergünstigte Leistungen an, zum Beispiel eine Professionelle Zahnreinigung für 25 US-Dollar. Die New York Times bewertet den Ausstieg Walmarts aus der Gesundheitsversorgung als Teil eines Trends in den USA, wonach fachfremde Unternehmen nach Pilotprojekten diesen Bereich wieder verlassen. Bereits 2021 hatten Amazon, Berkshire Hathaway und JPMorgan Chase den Aufbau eigener Versorgungsstrukturen für Beschäftigte wieder gestoppt. Und im März 2024 hatte die US-Apothekenkette Walgreens nach Milliardenverlusten angekündigt, 160 der mehr als 200 von ihr betriebenen Gesundheitszentren wieder zu schließen. Wenn Walmart es nicht schaffen kann, wer dann? Walmart betreibt weiterhin 4.600 Apotheken- und mehr als 3.000 OptikerStandorte im ganzen Land. Außerdem will das Unternehmen noch mehr Dienstleistungen und Gesundheitsprogramme anbieten. So hat das Ende 2022 gegründete unternehmenseigene Institiut WHRI zum Ziel, die Versorgung unterversorgter Gemeinden durch Forschung zu verbessern, und bietet dazu bisher in Studien unterrepräsentierten Patientengruppen die Möglichkeit, an klinischer Forschung teilzunehmen. In der jüngeren Vergangenheit hatte Walmart erfolgreich medizinisch unterversorgte US-Amerikaner erreicht, In der Anfangszeit boten die „Walmart Health“-Filialen zahlreiche vergünstigte Leistungen an, wie etwa einen Kampfpreis für die PZR für nur 25 US-Dollar. Foto: YouTube - Walmart zm114 Nr. 11, 01.06.2024, (908)
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