Zahnaerztliche Mitteilungen Nr. 3

66 | ZAHNMEDIZIN tums der jugendlichen Kiefer aufgrund der ausgezeichneten osteoinduktiven Potenz [Nolte et al., 2017; Michl et al., 2017; Hoss et al., 2021]. Therapeutische Alternativen in Abhängigkeit vom Zeitfenster Die verschiedenen Therapiealternativen zur Behandlung von Kindern mit frühem Zahnverlust sind erst kürzlich in einer fünfteiligen Trauma-Serie der zm ausführlich dargestellt worden [Nolte et al., 2023, Widbiller et al., 2023, Terheyden et al.,2023, Lux et al., 2023]. Tabelle 1 stellt die verschiedenen Therapiemöglichkeiten bezogen auf das jeweilige Zeitfenster bei Zahnverlust dar [Nolte et al., 2024]. Eine Behandlung der betroffenen Kinder mit herausnehmbaren Kinderprothesen als dauerhafte Lösung kann heute als obsolet gelten, da dieses Vorgehen neben der geringen Akzeptanz von Kindern und Eltern das Knochen- und Weichgewebswachstum ungünstig beeinflusst. Das Ziel einer späteren enossalen Implantation des betroffenen Kieferbereichs im Erwachsenenalter dürfte eine fast nicht lösbare chirurgische Herausforderung darstellen. Neben der Anwendung einer einarmigen Adhäsivbrücke stellt insbesondere im Milch- und frühen Wechselgebiss (Phase I) die autogene Transplantation von Milchzähnen eine sehr zuverlässige Methode zur zeitnahen Rehabilitation dar. Es konnte gezeigt werden, dass die Morbidität (Schmerz, Schwellung) der kleinen Patienten gering und die Patientenzufriedenheit – bei einer Schulnote von 1,4 – hoch ist. Mit einer medianen Überlebenszeit der Milchzahn-Transplantate von 7,2 Jahren und der zuverlässigen Induktion des zu erwartenden Knochen- und Weichgewebswachstums hat die Technik eine zm115 Nr. 03, 01.02.2025, (168) THERAPIEKONZEPT BEI POSTTRAUMATISCHER ANKYLOSE ODER ZAHNVERLUST IM JUGENDLICHEN GEBISS Zeitfenster Therapieoption Intention Bemerkung frühesWG (6.–10. LJ) chirurgische Anluxation temporär/ permanent n Bedingung: Krone noch gut erhalten, langsam fortschreitende Resorption, erhebliches vertikales Wachstumsdefizit (>3mm) n Überbrückung bis KFO-LS oder PM-TX oder Implantation chirurgische Zahnentfernung permanent n ungünstige Wirkung auf KW und Sprachentwicklung n geringe Akzeptanz von Eltern und Patienten n Überbrückung bis KFO-LS oder PM-TX oder Implantation Kinderprothese temporär n ungünstige Wirkung auf KW und Sprachentwicklung n geringe Akzeptanz von Eltern und Patienten Adhäsivbrücke/Ankleben der natürlichen Zahnkrone am Nachbarzahn temporär n sofortige ästhetische und funktionelle Rehabilitation n keine Wirkung auf KW autogene Milchzahn-TX temporär n optimales Zeitfenster: mind. 30 % Restwurzel-Länge n Überbrückung bis KFO-LS oder PM-TX oder Implantation n zuverlässige Wachstumsinduktion spätesWG (11.–14. LJ) chirurgische Anluxation temporär/ permanent n s. o. Dekoronation temporär n fortschreitende Resorption der Wurzel n optimales Zeitfenster: ab 13. LJ in Mädchen, ab 14. LJ in Jungen; nach 16. LJ eher von Nachteil für KW n Überbrückung bis PM-TX oder Implantation n Cave: nicht sinnvoll bei geplantem KFO-LS chirurgische Zahnentfernung permanent n s. o. n Überbrückung bis KFO-LS, PM-TX oder Implantation Adhäsivbrücke temporär/ permanent n gute langzeitprovisorische Versorgungsmöglichkeit nach Dekoronation n kann weiteren Knochenabbau nicht verhindern, wenn ankylosierter Zahn vollständig entfernt wurde n einarmige gegenüber zweiarmiger Fixierung zu bevorzugen KFO-Lückenschluss permanent n frühe Konsultation KFO notwendig n sorgfältige Fallselektion und frühzeitige interdisziplinäre Planung entscheidend für gute ästhetische Resultate Prämolaren-TX permanent n zuverlässige Wachstumsinduktion n frühe Konsultation KFO notwendig Tabelle 1

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