Zahnaerztliche Mitteilungen Nr. 3

78 | GESELLSCHAFT ZAHNARZT VERSORGT BERUFSKRAFTFAHRER „Ich kenne die Enge der Kabine!“ Seit mehr als zehn Jahren behandelt Dr. Ralph Deppe über die Initiative „DocStop“ Fernfahrer mit akuten Zahnschmerzen aus ganz Europa. Der Zahnmediziner fährt im Rahmen eines Minijobs obendrein selbst LKW und kennt die Bedingungen der Brummifahrer, die oft unter Stress stehen. Herr Dr. Deppe, Sie machen mit bei der gemeinnützigen Initiative „DocStop“, einem europaweiten Netzwerk aus Medizinern, das medizinische Akutversorgung von Lkw- und Busfahrern übernimmt. Was hat Sie dazu motiviert? Dr. Ralph Deppe: Allem voran war es der Wunsch, denjenigen zu helfen, die uns tagtäglich mit Waren versorgen und sich selbst dafür zurückstellen müssen. Wir Verbraucher vergessen schnell, dass die Fahrer oft wochenlang unterwegs sind und dabei unter ständigem Zeitdruck stehen. Was dabei im wahrsten Sinne des Wortes auf der Strecke bleibt, ist deren medizinische Versorgung. Unser Ziel neben der „Unterwegsversorgung“ ist, das Leben der Fahrer etwas einfacher und menschenwürdiger zu machen. Mich persönlich begeistern LKW seit meiner Kindheit. Ich fahre zweimal im Monat selbst im Auftrag einer Firma und habe die Enge der Kabine, die oft fehlenden Zugänge zu Sanitäranlagen und warmen Mahlzeiten sowie die tonnenschwere Belastung selbst erlebt. Die Fahrer sind eine ganz spezielle Patientengruppe. Was sind die besonderen Herausforderungen? Die Fahrer müssen sehr eng getaktete Time Slots einhalten und gleichzeitig ihre Lenkzeit beachten, sprich, alle 4,5 Stunden einen Parkplatz ansteuern, um Pause zu machen. Zeit ist Geld. Kommt es zu Verspätungen, zum Beispiel aufgrund von Stau, gerät der gesamte Ablauf aus dem Takt: Die Anschlussfahrt kann nicht erreicht werden und die Fahrer stranden irgendwo auf einem Parkplatz. Dort ist oft nicht einmal eine Dusche vorhanden. Bei gesundheitlichen Beschwerden haben die Fahrer auf ihrer Route kaum Gelegenheit, zu ihrem Hausarzt oder Zahnarzt zu kommen. Stattdessen nehmen sie SchmerzDr. Ralph Deppe Foto: Dr. Ralph Deppe zm115 Nr. 03, 01.02.2025, (180) ÜBER DOCSTOP Der gemeinnützige Verein „DocStop für Europäer e.V.“ wurde 2007 gegründet, um in- und ausländischen LKW-Fahrern mit unkomplizierter medizinischer „Unterwegsversorgung“ zu helfen. Das betrifft vor allem Beschwerden in überschaubarem Ausmaß, wie Zahnschmerzen, Dauerkopfweh oder akut auftretende Rückenbeschwerden. Unter der kostenlosen DocStop-Hotline 008000 327867 (008000-DOCSTOP) erfahren die Fahrer die Anlaufstellen in ihrer Nähe. Dort gibt es in der Regel auch einen LKW-Parkplatz. Auch über die Website www.docstop.eu und in vielen Smartphone-Apps für Fernfahrer sind die Partner des Netzwerks abrufbar. Eine Mitgliedschaft bei DocStop ist nicht erforderlich, die Behandlungskosten übernehmen die Krankenkassen oder die Speditionen. Der Verein wird von Ehrenamtlichen getragen, deren Arbeit größtenteils über Spendenfinanziert ist. Die Arztpraxen und Kliniken im DocStop-Netzwerk beteiligen sich ebenfalls freiwillig. Interessierte Kolleginnen und Kollegen senden eine formlose E-Mail an info@docstop.eu. Ein weiteres Ziel ist die Verbesserung der Arbeits- und Lebensbedingungen der Fernfahrer – etwa den freien Zugang zu Sanitäreinrichtungen. Mit der medizinischen Versorgung soll die Verkehrssicherheit erhöht werden. Der Verein ist deshalb regelmäßig auf Veranstaltungen und Messen mit einem Infostand vertreten, auch auf Rast- und Autohöfen klären Ehrenamtliche regelmäßig über DocStop auf.

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