66 | GESELLSCHAFT ABSEITS DER PRAXIS Aus dem AudioJungle ans OP-Mikroskop Justus Rümenapp hat zwei Leidenschaften: Endodontologie und Neoklassik. Mit dem Komponieren von Jingles finanzierte er sich sein Studium. Heute leitet er eine Praxis mit 13 Mitarbeitenden im niedersächsischen Northeim. Parallel treibt er seine Musikerkarriere voran. Am 14. Februar erschien sein zwölftes Album, dass er mit dem Filmorchester Babelsberg aufgenommen hat. Nach der Einschulung habe er zunächst eine ganz klassische Klavierausbildung genossen, sagt Rümenapp und lacht. „Genießen muss man dabei aber in Anführungszeichen setzen.“ Heißt: „Das hat schon funktioniert. Aber es waren sehr viel Sitzfleisch und Muße nötig.“ Trotzdem kämpfte er sich durch, bis er als Zwölfjähriger endlich dem Impuls folgen konnte, „die eigene Kreativität laufen zu lassen". In der Schulzeit entstanden dann die ersten Stücke, und spätestens mit der Studienplatzzusage für Klavier an der Musikhochschule Hannover schien sein Weg vorgezeichnet. Doch stattdessen ging er nach Mannheim und studierte Popmusik – Hauptfach Keyboard. Doch damit war schnell wieder Schluss. Nach einem Jahr Pop ging es zur Zahnmedizin „Mein Papa war Zahnarzt, uns hat es nie an etwas gefehlt“, fasst Rümenapp es knapp zusammen. Er wollte ein ähnliches Leben führen – „mit Familie, Kindern, vielleicht einem eigenen Haus“. Das sei als Musiker schwierig. Als er dann im Jahr drauf die Zusage für einen Studienplatz für Zahnmedizin im heimischen Göttingen erhielt, änderte er seine Lebenspläne. An mangelnden Unterstützung seiner Eltern habe das nicht gelegen. „Nein, die fanden das cool – haben aber natürlich auch gemerkt, dass ich in Mannheim nicht so richtig happy war.“ Zurück in der Heimat zeigte sich: Zahnmedizin als Job und Musik als Hobby passten gut zusammen. „Ich war auf einmal wieder viel kreativer, weil ich nicht mehr diesen Druck hatte, später einmal von der Musik leben können zu müssen.“ Rümenapp nutzte die Freiheit: Er produzierte in den Jahren seines Studiums knapp 2.500 Jingles – also kurze einprägsame Melodien mit einer Länge zwischen 30 und 120 Sekunden – lud sie auf Online-Plattformen wie AudioJungle für potenzielle Kunden hoch und finanzierte sich mit Lizenzierungen das Studium. zm115 Nr. 05, 01.03.2025, (356) Seit 2015 entwickelt Zahnarzt Justus Rümenapp am laufenden Band Stücke für Soloklavier, zuletzt auch für Orchester. Am 14. Februar erschien sein 12. Album – und auch das nächste ist schon komplett vorproduziert. Fotos: Youtube – Justus Rümenapp
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