GESELLSCHAFT | 67 Sein 13. Album wird wieder ein Solo-Klavier-Album, berichtet Rümenapp, obwohl er die Arbeit mit dem Filmorchester Babelsberg sehr genossen hat. Überschüssige Einnahmen investierte er in neues oder zusätzliches Equipment, experimentierte musikalisch viel und landete schließlich bei der Neoklassik. Einer der bekanntesten Vertreter des Genres ist der Italiener Ludovico Einaudi, dessen Musik Rümenapp durch den Soundtrack der französischen Erfolgskomödie „Ziemlich beste Freunde“ kennenlernte. Ihm gefällt daran, dass die Musik „allgemeintauglicher“ ist. Teilweise weniger komplex, transportiere sie oft sehr viel Emotionen. „Und viele junge Leute mögen die Neoklassik. Das finde ich total cool.“ Dadurch sei das Genre natürlich auch reichweitenstärker. „Viele junge Leute mögen die Neoklassik“ Über die Jahre hat sich Rümenapp bei verschiedenen Online-Plattformen eine treue Hörerschaft aufgebaut. 2024 wurden seine Songs mehrere Millionen Mal gestreamt. So ganz genau kann er es spontan nicht beziffern, aber sieben Millionen waren es im vergangenen Jahr allein bei Spotify, etwa zehn Millionen kommen bei Amazon Musik hinzu, das sei allerdings der Wert der vergangenen zwei Jahre. Und dann gebe es ja noch ein paar andere Plattformen. Ziel sei dabei jedoch immer, möglichst viele seiner Zuhörerinnen und Zuhörer zu erreichen und emotional zu berühren. Der 32-Jährige begreift die Musik trotz seines Erfolgs als Leidenschaft, die Frage nach seiner Work-Work-Life-Balance lässt er nicht gelten. „Klar steckt viel Arbeit dahinter, aber es macht mir auch einfach wahnsinnig viel Spaß!“ So wie die Zahnmedizin, die er in seinem Leben nicht missen möchte. Er hat sich auf Endo-Behandlungen spezialisiert, macht etwa zwei bis drei solche längeren Sitzungen pro Tag. Er schätze das ruhige Arbeiten, sich viel Zeit nehmen und voll auf die Patienten einlassen zu können – und „die aufrechte Haltung, wenn man am Mikroskop sitzt“. Obwohl sie für ruhiges Arbeiten ideal ist, läuft seine eigene Musik übrigens nicht mehr in der Praxis. Seinem Team unddenPatientenhabedaszwardurchaus gefallen, berichtet er – ihm aber zuweilen Konzentrationsprobleme beschert. Und zwar immer dann, wenn er sich beim Hören zu fragen begann, ob eine Songpassage vielleicht nicht doch noch einer Überarbeitung bedarf. Heute spielt seine Musik beim Alltag in der Praxis keine Rolle mehr. „Und wenn ich dann Feierabend habe, brauche ich oft erst ein bisschen Abstand und gehe eine Runde joggen. So direkt ans Klavier klappt meistens nicht so gut.“ Nach der Sporteinheit spiele er dann befreit einfach drauf los, manchmal sogar bis nach Mitternacht. Dabei kämen dann oft Melodien raus, von denen er meist eine schnelle Aufnahme mit dem Handy mache. Tage später werden diese dann entweder verworfen oder solange weiterentwickelt, „bis etwas rauskommt, von dem ich denke: Das klingt aber schön! Dann übe ich das Stück, bis es perfekt ist – und nehme es auf.“ Manchmal komponiert er auch im Campingstuhl Weil ihm beim Schaffensprozess manchmal ein Tapetenwechsel und die Ruhe im Urlaub zugutekommen, hat Rümenapp auf den „Bullitrips“ mit seiner Frau immer auch Keyboard und Computer dabei. Da kann zm115 Nr. 05, 01.03.2025, (357)
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