Zahnaerztliche Mitteilungen Nr. 20

ZAHNÄRZTLICHE MITTEILUNGEN | WWW.ZM-ONLINE.DE DENTAL STREET DAY IN BERLIN Wohnungslos zum Zahnarzt AUSGABE 20 | 2025 70 Jahre Selbstverwaltung KZBV und KBV feierten das Jubiläum und forderten von der Politik mehr Gestaltungsfreiheit statt Gängelei. SEITE 16 40 Jahre in situ Nach vier Dekaden wurden die weltweit ersten Implantatpatienten neu untersucht – mit beeindruckenden Ergebnissen. SEITE 52 1 Messenger für den Praxisalltag Wie WhatsApp, aber sicher: Mit TI-M kann der Zahnarzt Kurznachrichten mit seinen Patienten austauschen. SEITE 58

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EDITORIAL | 3 Mehr als ein Tropfen auf dem heißen Stein zu unterstützen oder selbst etwas zu starten. Der Bedarf ist jedenfalls riesig – ebenso wie die Befriedigung, die daraus erwächst, bedürftigen Menschen zu helfen. Außerdem berichten wir in dieser Ausgabe über die Haltbarkeit von Implantaten, die vor Jahrzehnten gesetzt wurden. Man sollte denken, dass moderne Implantatsysteme den älteren Generationen weit überlegen sind. Aber dem ist nicht so. Eine schwedische Arbeitsgruppe hat jetzt die weltweit ersten Implantatpatienten nach 38 bis 40 Jahren erneut untersucht. Die Ergebnisse sind beeindruckend: Zwar mussten viele Kronen im Lauf der Jahrzehnte ausgetauscht werden, doch die alten Implantate selbst überstanden inzwischen fast vier Dekaden. Viel Spaß bei der Lektüre Sascha Rudat Chefredakteur Wer sich in Berlin viel im öffentlichen Raum bewegt, kann sie nicht übersehen: die immer größere Zahl von wohnungs- und obdachlosen Menschen. Es gab sie in Berlin schon immer, aber seit ein paar Jahren werden es immer mehr. In fast allen U- und S-Bahnhöfen sind Menschen zu finden, die kein Dach über dem Kopf haben. Und dieser subjektive Eindruck wird durch die offiziellen Zahlen dramatisch untermauert. Nach Angaben des Berliner Senats wurden im Januar dieses Jahres mehr als 53.600 wohnungslose Menschen durch die Bezirke untergebracht. Vor drei Jahren waren es noch knapp 26.000. Also eine Verdopplung innerhalb von drei Jahren. Bis Ende 2029 rechnet man mit über 85.000 Personen. Das ist fast eine Großstadt. Dazu kommen rund 6.000 obdachlose Menschen, die auf der Straße oder in Behelfsunterkünften leben. Ihre Zahl kann allerdings nur geschätzt werden. In anderen deutschen Großstädten sieht es ähnlich aus. Hinter diesen erschreckenden Zahlen verbergen sich ganz unterschiedliche Einzelschicksale, die aber viel gemeinsam haben: ein Leben auf der Straße ohne Privatsphäre, prekäre hygienische Verhältnisse, eine ungesunde Ernährung, Vereinsamung – häufig psychische Erkrankungen sowie Alkohol- und Suchtprobleme. Die meisten leiden darüber hinaus unter einer unzureichenden (zahn-)medizinischen Versorgung, weil der Zugang fehlt oder auch die Scham sie vom Aufsuchen eines Arztes oder einer Zahnärztin abhält. Häufig kommen auch Sprachprobleme hinzu. Umso wichtiger sind niedrigschwellige Versorgungsangebote. Ein solches bietet eine Initiative, die der Berliner Zahnarzt Mischa Ommid Steude vor einem Jahr gestartet hat – den Dental Street Day, der kürzlich zum zweiten Mal stattfand. Dabeiöffnen Berliner Praxen in enger Kooperation mit Streetworkern und Obdachlosenhilfen ihre Türen für wohnungslose Menschen. In diesem Jahr hat bereits eine Handvoll Praxen das Projekt unterstützt. Wir sprachen mit dem Initiator und Dr. Steffi Ladewig, die dieses Jahr erstmalig mit ihrer Praxis mitgemacht hat. Beide berichten von ihrer Motivation und dem organisatorischen Aufwand, der hinter dem Tag steckt. Und sie erzählen von den Vorbehalten, die manche Kolleginnen und Kollegen haben, und wie sich diese Ängste durch verlässliche Partnerorganisationen und klare Strukturen deutlich senken lassen. Nun werden einige sagen, dass solche Initiativen wie der Dental Street Day angesichts der dramatischen Lage nur ein Tropfen auf dem heißen Stein seien. Und richtig ist natürlich auch, dass ausreichend staatliche Strukturen geschaffen werden müssten, um obdachlosen Menschen einen niedrigschwelligen Zugang zu einer ausreichenden (zahn-)medizinischen Versorgung zu ermöglichen. Aber nichtsdestotrotz sind derartige Initiativen aus dem Berufsstand heraus eine tolle Leistung, die es zu fördern gilt. Wir können Sie deshalb nur ermuntern, an solchen Projekten teilzunehmen, sie Foto: Lopata/axentis

4 | INHALT 22 Vom Papillom zum Karzinom Der CME-Fall: Aufgrund einer Therapieverzögerung entwickelt sich aus einer benignen Raumforderung ein Plattenepithelkarzinom. 28 KI in der Zahnmedizin – Teil 2 Wie gut kann KI-Diagnostik (gelb) bei Mundschleimhautveränderungen die Zahnärztin (weiß) unterstützen? MEINUNG 3 Editorial 6 Leitartikel POLITIK 16 70 Jahre Selbstverwaltung „Geben Sie uns die Freiheit zurück, die wir brauchen!“ 40 Wie sich der Dentalmarkt in Groẞbritannien verändert Wo 10.000 Zahnärzte für PrivateEquity-Gesellschaften bohren 50 Stand der ePA-Einführung in Europa Deutschland im unteren Mittelfeld 69 Eurostat-Umfrage Sechs Prozent der EU-Bürger können nicht zum Zahnarzt gehen 74 Krankenstand in Deutschland Treibt die telefonische AU den Krankenstand in die Höhe? 82 Landeszahnärztekammern wollen ihre Finanzen entlasten Thüringen und Sachsen kooperieren bei Software-Entwicklung ZAHNMEDIZIN 22 Der besondere Fall mit CME Vom Papillom zum Karzinom – Folgen einer Therapieverzögerung 28 KI für die Zahnmedizin – Teil 2 Mundschleimhautdiagnostik mit künstlicher Intelligenz 52 Aus der Wissenschaft Alte Implantate zeigen eine beeindruckende Langlebigkeit 54 Interview mit Prof. Dr. Florian Beuer zu Implantat-Überlebensraten „Wir wissen heute, wie wichtig die Mitarbeit des Patienten ist“ 70 Wissenschaftliche Stellungnahme von DGPZM und DGEZM Zucker, Zuckerersatz- und Zuckeraustauschstoffe in der Zahnmedizin 72 Interview mit Prof. Cornelia Frese und Prof. Johan Wölber zu Zuckerersatzstoffen „Wir müssen zu einer signifikanten Reduktion der Zuckeraufnahme kommen!“ TITELSTORY 32 Dental Street Day Berlin Praxiseinsatz für Menschen ohne Zuhause 38 Zahnmedizinische Versorgung obdachloser Menschen in Berlin Hilfe am Rand der Gesellschaft Inhalt zm115 Nr. 20, 16.10.2025, (1650)

INHALT | 5 80 Berlins ältester Zahnarzt Seit 57 Jahren ist Dr. Franz Zimny in Berlin-Charlottenburg niedergelassen. Auch mit fast 84 Jahren denkt er noch nicht ans Aufhören. TITELSTORY 32 Praxiseinsatz für Menschen ohne Zuhause Beim Dental Street Day in Berlin öffnen Zahnarztpraxen ihre Türen für wohnungslose Menschen. PRAXIS 26 KI im Praxismarketing Warum Sie auf Experten nicht verzichten sollten 31 Umstellung beim elektronischen Heilberufsausweis Tauschen Sie bis zum Jahresende Ihren eHBA aus! 44 Interview mit Prof. Dr. Andreas Filippi über Special-Needs-Patienten „Patienten mit speziellen Bedürfnissen gehören zum Alltag!“ 48 Urteil des Oberlandesgerichts Köln Einen zahnärztlichen Behandlungsfehler muss der Patient beweisen 58 Schnelle Nachrichten mit den Patienten in Echtzeit Ein Messenger für den Praxisalltag 64 Schlagfertigkeit im Praxisalltag Strike! 80 Zu Besuch bei Berlins ältestem Zahnarzt Dr. Franz Zimny „Ich wäre entweder Tischler oder eben Zahnarzt geworden!“ MEDIZIN 78 Multi-Omics-Analyse einer Supercentenarian Wie wird man 117 Jahre alt? GESELLSCHAFT 46 Mit dem Dentalmuseum durch 2025 – Teil 18 Recherchieren und anfassen zugleich 56 Ärztebefragung zur Führungskultur „Die Machtstrukturen in Kliniken sind ungesund!“ 76 Studie von BARMER und Bertelsmann Stiftung 160 Hausärzte zusätzlich pro Jahr würden die Versorgung sichern 84 Stiftung Hilfswerk Deutscher Zahnärzte für Lepra- und Notgebiete Auf Inspektionsreise in Rumänien zu (neuen) Förderprojekten MARKT 88 Neuheiten RUBRIKEN 8 Ein Bild und seine Geschichte 10 Tag der Zahngesundheit 59 Formular 60 Termine 62 Medizin-News 83 Impressum 86 Persönliches 106 Zu guter Letzt Foto: Copyright Titelfoto: mg/zm zm115 Nr. 20, 16.10.2025, (1651)

Die gesetzlichen Krankenkassen stehen seit geraumer Zeit unter einem enormen finanziellen Druck. Um erneute Erhöhungen der Beiträge Anfang 2026 abzuwenden, wird über ein Ausgabenmoratorium, Leistungskürzungen und Tarifmodelle in der gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) sowie über Beitragsbemessungsgrenze und versicherungsfremde Leistungen hitzig debattiert. Für die Bundesregierung steht fest: Ein Gesamtpaket aus strukturellen Anpassungen und kurzfristigen Maßnahmen soll die prekäre Finanzlage stabilisieren. Am 26. September hat die zehnköpfige „Finanzkommission Gesundheit“ ihre Arbeit aufgenommen. Das Gremium soll in einem zweistufigen Verfahren Vorschläge liefern: Bis Ende März 2026 kurzfristig wirksame Maßnahmen zur Stabilisierung der Beitragssätze ab dem Jahr 2027, bis Dezember 2026 Reformoptionen für strukturelle Anpassungen der GKV, die das Ausgabenwachstum in der GKV mittel- bis langfristig wesentlich reduzieren und den Herausforderungen auf der Einnahmenseite begegnen sollen. Denkverbote gebe es hierbei keine, so Bundesgesundheitsministerin Nina Warken, die zugleich ankündigte, dass ihr Haus derzeit erste Sofortmaßnahmen erarbeitet, die bereits ab Januar 2026 greifen sollen.* Richtig ist, dass wir wirksame und nachhaltige Reformen brauchen, um das Gesundheitssystem zukunftsfest zu machen. Und die Politik muss jetzt Entscheidungen treffen. Diese dürfen aber nicht zulasten derer gehen, die weder die Kostentreiber im System sind, noch die wahren Probleme zu verantworten haben. Mit Blick auf die GKV-Finanzergebnisse ist klar erkennbar, dass der größte Anteil der Ausgaben im Bereich der stationären Versorgung und im Arzneimittelsektor liegt und hier auch die größten Ausgabensteigerungen zu verzeichnen sind. Auch das Problem der versicherungsfremden Leistungen ist bislang ungelöst. Wer also dem Euphemismus einer sogenannten „einnahmenorientierten Ausgabenpolitik“ das Wort redet, verkennt die Folgen für die Patientenversorgung und das ganze System. Bestes Beispiel ist das GKV-Finanzstabilisierungsgesetz mit seinen verheerenden Folgen im Kampf gegen die Volkskrankheit Parodontitis. Hier ist eindeutig bewiesen, dass kurzsichtige finanzielle Kostendämpfungsmaßnahmen der Versorgung schwerwiegende und nachhaltige Schäden zufügen und zudem unsere Bemühungen, durch eine frühzeitige Behandlung der Parodontitis auch Kosten – und das nicht nur im zahnmedizinischen Bereich – einzusparen, konterkariert werden. Stattdessen sollte doch die Vorsorgeorientierung der Menschen im zahnmedizinischen Bereich Vorbild für andere Bereiche im Gesundheitssystem sein. Denn Prävention wirkt und spart Geld. Umso unverständlicher und bedenklicher ist es, wenn nun von unterschiedlichsten Seiten Vorschläge zur kurzfristigen Einsparung auf Kosten der Prävention gemacht und fast täglich undifferenzierte und unqualifizierte Ideen zur Kürzung von Leistungen kommuniziert werden. Ich warne eindrücklich davor, mit kurzsichtiger Kostendämpfung im zahnärztlichen Bereich einfach wieder nur den Rasenmäher anzuschmeißen. Ein solches Handeln ist weder weitsichtig noch im Sinne eines leistungsfähigen Gesundheitssystems. Diese Position bringen wir ein, wenn es darum geht, jetzt kurzfristig, für die Stabilisierung der Beiträge ab Januar 2026, Sofortmaßnahmen zu ergreifen. Und auch in der Finanzkommission Gesundheit legen wir diese Position vor. Die Kommission hat die klare Vorgabe, die Selbstverwaltung einzubeziehen. Wir werden unsere Expertise beisteuern und deutlich machen, dass ein Leitgedanke bei der Stabilisierung der GKV-Finanzen die Prävention sein muss. Jetzt muss die Politik beweisen, dass sie der Prävention tatsächlich eine zentrale Rolle zukommen will, so wie sie es im Koalitionsvertrag festgehalten hat. Oder mit anderen Worten: Will man das Gesundheitssystem wirklich zukunftsfest machen, braucht es jetzt Mut für nachhaltige Reformen. Die zahnärztliche Selbstverwaltung hat diesen Mut längst erfolgreich bewiesen. Martin Hendges Vorsitzender des Vorstands der Kassenzahnärztlichen Bundesvereinigung * Zum Redaktionsschluss lagen noch keine Informationen über die Ausgestaltung dieser Sofortmaßnahmen vor. Am 26. September hieß es dazu aus dem BMG, dass es „im besten Fall“ das Ziel sei, diese Maßnahmen bis zum Treffen des GKV-Schätzerkreises Mitte Oktober vorlegen zu können. Das Rasenmäher-Prinzip ist keine Zukunftslösung! 6 | LEITARTIKEL Foto: Jan Knoff, Cologne

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zm115 Nr. 20, 16.10.2025, (1654) 8 | GESELLSCHAFT Fotos: privat, Dennis – stock.adobe.com Sechsmal in sechs Tagen ging es für die beiden Zahnärzte Dr. Thomas Müller (Foto) und Bernhard van den Bosch mit ihren Mannschaftskollegen ins Wasserbecken. Nach Begegnungen gegen Rio (7:6), Calgary (12:6), Blue Thunder (9:3), Perth (5:8), St. Barbara (13:9) und Los Pampas (14:4) standen die Wasserballer des Cannstatt 1898 e. V. bei Punktgleichheit mit dem Zweitplatzierten aufgrund des besseren Torverhältnisses als Sieger fest – und wurden so Ende August bei den World Aquatics Masters Championships in Singapur Wasserball-Weltmeister in der Altersklasse über 65 Jahre. Das entscheidende Spiel gegen die US-Amerikaner zeichnete sich durch heftige Zweikämpfe aus, die hier und da zu kleineren Blessuren wie Müllers blauem Auge führten, berichtet van den Bosch, der schon während des Studiums und später neben seiner gesamten Berufslaufbahn immer Wasserball spielte. „Es war ein enges Spiel, das erste Viertel endete 2:2 unentschieden“, berichtet der Zahnarzt. Die weiteren Viertel endeten jeweils knapp für Cannstatt, so dass es nach 32 Minuten Spielzeit am Ende 13:9 stand. Ein Riesenerfolg, hatte das Team aus dem Stadtbezirk im Nordosten von Stuttgart bei den zurückliegenden Weltmeisterschaften gegen die Amerikaner doch immer wieder den Kürzeren gezogen. Jetzt wollen die beiden Zahnärzte und ihr Team trotz bestem Rentenalter fleißig weitertrainieren und ihren Titel 2027 in Budapest verteidigen. Zwei Jahre drauf startet der Wettbewerb in Peking, dann könnte es um den Titel in der Altersklasse 70+ gehen. mg EIN BILD UND SEINE GESCHICHTE Die Masters WM ist ein alle zwei Jahre ausgetragener Wassersport-Wettbewerb für Sportlerinnen und Sportler über 25 Jahre. 2025 fand er vom 15. bis zum 24. August in Singapur statt. In den Disziplinen Schwimmen, Turmspringen, Freiwasser- und Synchronschwimmen nahmen rund 6.000 Athleten aus 100 Ländern teil. Dabei hatte Teamkollege Bernhard van den Bosch in der zm 21/2022 noch gesagt: „Ein blaues Auge ist die absolute Ausnahme.“ Via QR-Code geht's zum Artikel.

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10 | PRAXIS 25. SEPTEMBER 2025 Das war der Tag der Zahngesundheit Mit dem Imageproblem des Speichels aufräumen, seine Rolle für die Gesundheit klarmachen und Tipps zur Stärkung der „Superkraft Spucke“ vermitteln: Das sollte der Tag der Zahngesundheit dieses Jahr leisten. Am 25. September führten viele Praxen, Apotheken, Krankenkassen und Dentallabore kleine oder große Aktionen für ihre Zielgruppen durch. zm115 Nr. 20, 16.10.2025, (1656) Fotos: Zahnarztpraxis Cornelia Köhler, IZZ / Jan Potente IZZ BADEN-WÜRTTEMBERG Hier wird traditionell vier Tage gefeiert In Baden-Württemberg wird der Tag der Zahngesundheit traditionell über vier Tage hinweg gefeiert – jedes Jahr in einer anderen Stadt. Die gesamte Planung und Organisation liegt beim Informationszentrum Zahn- und Mundgesundheit (IZZ). „Wir entwickeln und realisieren auch das Konzept, den Aufbau und die Ausstattung des großen Aktionszeltes“, erklärt Cornelia Schwarz, IZZ-Leiterin und Chefredakteurin. Dort finden Kinder unter anderem den Plaque-Neon-Tunnel, einen Zahnputzbrunnen, eine Behandlungseinheit mit intraoraler Kamera sowie ein Mikroskop, unter dem sie ihre Zahnbeläge selbst betrachten können. Alles ist sorgfältig aufeinander abgestimmt – vom Corporate Design über die Materialien bis hin zum Maskottchen „Zahni“. Der organisatorische Aufwand sei zweifellos hoch und die Anforderungen würden von Jahr zu Jahr komplexer. „Doch die Resonanz macht all das mehr als wett: Lachende Gesichter, aufmerksame Kinder, interessierte Eltern – und ein direkter Kontakt, den reine Presseberichte niemals ersetzen könnten“, so die Leiterin. Dass die Veranstaltung gelingt, sei vor allem dem Engagement, der Kreativität und der Professionalität des beteiligten Teams zu verdanken. „Damit die Veranstaltungstage gut besucht sind, werden im Vorfeld alle Grundschulen informiert“, berichtet Schwarz. „Alle Erstklässler erhalten Informationen für Kinder und Eltern. In Kombination mit den Einladungen an die Kindergärten sorgt das dafür, dass unser Zelt von Anfang an gut gefüllt ist.“ „Parallel dazu setzen wir mit einer Podiumsdiskussion inhaltliche Akzente: Vertreter der zahnärztlichen Körperschaften in Baden-Württemberg diskutieren dabei gemeinsam mit Politikern aus dem Landtag über aktuelle gesundheitspolitische Fragen. In diesem Jahr stand die Veranstaltung zudem unter der Schirmherrschaft des baden-württembergischen Sozialministers“, erklärt Schwarz weiter.

12 | PRAXIS zm115 Nr. 20, 16.10.2025, (1658) FACH-WEBINAR ZUM TAG DER ZAHNGESUNDHEIT Fluoride sind das Rückgrat der Kariesprävention Welche Maßnahmen helfen, ein Leben lang kariesfrei zu bleiben? Experten haben diese Frage zum Tag der Zahngesundheit in einem Webinar beantwortet – mit einer klaren Botschaft: Fluoride sind und bleiben der entscheidende Erfolgsfaktor. Der deutliche Rückgang der Karies in Deutschland in den vergangenen Jahrzehnten ist eine der großen Erfolgsgeschichten der Zahnmedizin. Einen wesentlichen Anteil daran hat die konsequente Anwendung von Fluoriden – sei es durch Zahnpasten, Mundspüllösungen, Gele, fluoridiertes Speisesalz oder professionelle Fluoridlacke. Anlässlich des Tags der Zahngesundheit diskutierten Expertinnen und Experten aus Wissenschaft und Praxis in einem Webinar die Frage, wie es gelingen kann, ein Leben lang kariesfrei zu bleiben. Prof. Dr. Stefan Zimmer, Ärztlicher Leiter der Zahnklinik und Abteilungsleiter für Zahnerhaltung, Präventivzahnmedizin und Kinderzahnmedizin der Universität Witten/ Herdecke, Prof. Dr. A. Rainer Jordan, Wissenschaftlicher Direktor des Instituts der Deutschen Zahnärzte (IDZ) und die Dentalhygienikerin Ann Kathrin Scholz waren sich in ihrer Botschaft einig: Fluoride sind unverzichtbar und nach aktuellem Stand der Wissenschaft nicht gleichwertig zu ersetzen. Eine Befragung von Hochschullehrerinnen und Hochschullehrern der Zahnerhaltung an deutschen Universitäten im Jahr 2024 in Kooperation mit der Informationsstelle für Kariesprophylaxe untermauert diese Bewertung: 92,5 Prozent der Befragten bewerteten Fluoride als sehr wirksam oder äußerst wirksam in der Kariesprävention. Der klare Tenor lautete: Fluoride sind nicht substituierbar. Eine repräsentative Bevölkerungsumfrage im selben Jahr ergab, dass lediglich 57 Prozent der Deutschen Fluorid für einen wichtigen Bestandteil der Mundhygiene zur Kariesvermeidung hielten. 21 Prozent erachteten Fluorid als nicht wichtig, 14 Prozent waren unentschieden und acht Prozent kannten den Begriff überhaupt nicht. „Hier wird eine Diskrepanz zwischen der Einschätzung der Fachwelt und dem Wissen der Bevölkerung sichtbar”, sagte Zimmer. Ziel müsse es sein, mehr Patientinnen und Patienten über die Vorteile einer konsequenten Fluoridanwendung zu informieren, damit auch sie von der Kariesprävention profitieren können. Prävention zahlt sich auch ökonomisch aus Jordan erinnerte in diesem Zusammenhang an die Daten der Sechsten Deutschen Mundgesundheitsstudie (DMS 6), die erneut eindrücklich und nachweislich den positiven Effekt prophylaktischer und präventiver Maßnahmen auf die Mundgesundheit belegen. Den Befragungsergebnisse zufolge nutzen 95 Prozent der Deutschen eine fluoridhaltige Zahnpasta und 64 Prozent verwenden regelmäßig fluoridiertes Speisesalz und weitere 17 Prozent zumindest gelegentlich. Diese Verbreitung sei zwar hoch, erfolge aber wahrscheinlich häufiger intuitiv als auf Grundlage gesicherten Wissens. Jordan betonte zudem, dass die Zahnmedizin bislang die einzige medizinische Disziplin sei, die durch ihre langfristige Präventionsorientierung nachweislich Kosten im Gesundheitssystem einspart – Prävention zahle sich also auch ökonomischaus. Zimmer verdeutlichte anhand von Zahlen, wie stark die Wirksamkeit von Fluoriden evidenzbasiert belegt ist: Demnach reduziere tägliches Putzen mit fluoridierter Zahnpasta Karies im Vergleich zu fluoridfreier Zahnpasta um 24 Prozent, zweimal tägliches Putzen bringe zusätzliche 14 Prozent [Marinho et al., 2003]. Die regelmäßige Anwendung von Fluoridgelen senkt das Kariesrisiko um 28 Prozent und die von fluoridhaltigen Mundspüllösungen um 26 Prozent (Marinho et al., 2015 und 2016). Mindestens 80 Prozent des Kariesproblems lassen sich laut Zimmer durch eine intelligente Kombination verschiedener Fluoridierungsmaßnahmen kontrollieren. Er verwies außerdem auf das aktuelle Positionspapier „Fluoride in der Kariesprophylaxe“ des Wissenschaftlichen Beirats der Informationsstelle für Kariesprophylaxe (IFK) sowie auf den Online-Fluorid-Rechner, der Patientinnen und Patienten unterstützen kann. Und auch privat spart man Geld Dentalhygienikerin Scholz empfiehlt den täglichen Gebrauch von fluoridiertem Speisesalz als einfache Fluorid bleibt der Erfolgsfaktor Nummer eins in der Kariesprophylaxe. Foto: familylifestyle-stock.adobe.com

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14 | PRAXIS zm115 Nr. 20, 16.10.2025, (1660) undkostengünstigeMaßnahmesowie die wöchentliche Anwendung eines Fluoridgels, am besten an einem festen Wochentag. Darüber hinaus empfiehlt sie die frühzeitige Stabilisierung beginnender Karies durch den gezielten Einsatz von Fluoriden in Kombination mit guter Mundhygiene. Ihr Fazit: „Man kann niemals mehr Geld sparen, als in die Prophylaxe zu investieren.“ Damit ist die Botschaft zum Tag der Zahngesundheit klar und eindeutig: Fluoride sind und bleiben das Rückgrat der Kariesprävention. Während wissenschaftlich die Evidenz klar belegt ist, gilt es, das Wissen in der Bevölkerung auszubauen oder weiter zu stärken, damit langfristig noch mehr Menschen von den Erfolgen der präventionsorientierten Zahnmedizin profitieren können. nl Zimmer S, Schulte A, Rojas G, Schäfer M, Einwag J, Ziller S, Schaper A, Jordan AR, Schlüter N, Schätze C, Stangier P (2024): Fluoride sind nicht gleichwertig ersetzbar. Umfrage unter Deutschlands Hochschullehrerinnen und Hochschullehrern der Zahnmedizin. Zahnärztl Mitt 114 (14), 1224–8. Zimmer S, Becker I, Einwag J, Hahne D, Jordan AR, Rojas G, Schaper A, Schäfer M, Schätze C, Schlüter N, Stangier P, Schulte A, Ziller S: Positionspapier des wissenschaftlichen Beirates der Informationsstelle für Kariesprophylaxe (IfK): Fluoride in der Kariesprophylaxe – Handlungsempfehlungen für die Praxis und fachliche Bestandsaufnahme. Zahnmed Forsch Versorg 2025; 5(01):1–19. DOI: https:// dx.doi.org/10.23786/2025-5-01 LANDESZAHNÄRZTEKAMMER UND KZV THÜRINGEN Ein Livestream für Patienten, Angehörige und Pflegekräfte Um Patienten über das Thema Mundtrockenheit aufzuklären, boten Landeszahnärztekammer und KZV Thüringen am 25. September eine kostenfreie Online-Veranstaltung an. In einer knappen Stunde erklärte Prof. Stefan Zimmer vom Lehrstuhl für Zahnerhaltung und Präventive Zahnmedizin an der Universität Witten/ Herdecke vive die wesentlichen Eigenschaften des Speichels für betroffene Patienten, pflegende Angehörige sowie berufliche Pflegefachkräfte. Er schilderte die Umstände und Faktoren, die den Speichelfluss hemmen, sowie die Maßnahmen, die ihn anregen. Der thüringische Kammerpräsident Dr. Ralf Kulick war anschließend voll des Lobes über die Veranstaltung. Zwar habe sich der Tag eher an eine begrenzte, fokussierte Zielgruppe gerichtet, doch die Thüringer Zahnärztinnen und Zahnärzte hätten mit der Teilnahme am Aktionstag ihr fachliches Profil über die Zahnmedizin hinaus schärfen können. „Der Tag war ein guter Anlass, um sich erneut mit zahlreichen Partnern aus Gesundheit und Pflege zu vernetzen. Auf diesen wiederbelebten Kontakten können wir in der kommenden Zeit gut aufbauen“, soKulick. Um auf die Informationsveranstaltung aufmerksam zu machen, hatte die Kammer den 1.100 Zahnarztpraxen, Kliniken und zahnmedizinischen Einrichtungen in Thüringen im Vorfeld Poster und Flyer zur Verteilung gestellt. Darüber hinaus wurden den Zahnarztpraxen digitale Werbeelemente wie Grafiken, Banner in verschiedenen Größen und Formaten, Social-MediaPosts und Werbetexte zur kostenfreien und rechtssicheren Nutzung auf ihren Internetseiten und/oder Social-MediaAngeboten bereitgestellt. LL VEREIN FÜR ZAHNHYGIENE Die eigene Praxis rückt in die Öffentlichkeit Der Verein für Zahnhygiene (VfZ) stellte rund um Tag der Zahngesundheit kostenlose „Zahnputzpakete“ zur Verfügung, die sehr gut nachgefragt und angenommen wurden, wie Geschäftsführer Dr. Christian Rath bestätigt. „Es sind vor allem Zahnarzt- und Kinderzahnarztpraxen, die die Pakete bestellen. Aber auch Krippen und Kindergärten greifen gern darauf zurück." Er freue sich, dass der Verein jedes Jahr mehrere Hundert Pakete versende und so viele Menschen erreiche. Die einzelnen Praxen könnten den Aktionstag ideal nutzen, indem sie ihn als Vorlage für eigene Aktionen nehmen, um ihre Praxis in den Mittelpunkt der Öffentlichkeit zu rücken und das Thema Mundgesundheit auf informative Weise zu präsentieren. „Sie können beispielsweise einen 'Tag der offenen Tür' veranstalten, sich und ihr Team vorstellen, Kinder einladen und interaktive Aktionen rund um Zahnpflege anbieten. Auf diese Weise lassen sich die bestehenden Patientinnen und Patienten besser binden, neue Familien gewinnen und gleichzeitig wichtige Präventionsbotschaften vermitteln“, erklärt der Zahnarzt. Häufig werden bunt gestaltete Fotos über den Instagram-Kanal des Vereins oder den des Aktionstags geteilt, wie etwa von der Zahnarztpraxis von Cornelia Köhler aus Eilsleben. Sie organisiert seit einigen Jahren kleine Aktionen anlässlich des Aktionstages. In diesem Jahr gab es ein Würfelspiel mit kleinen Preisen wie Zahnbürsten und Co. Jeder der eine Sechs gewürfelt hatte, nahm automatisch an einer weiteren Verlosung für eine elektrische Zahnbürste teil. Alle Informationen zum Thema Speichel hatte die Auszubildende auf einem selbst gezeichneten Merkblatt festgehalten. LL

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zm115 Nr. 20, 16.10.2025, (1662) 16 | POLITIK Das Modell der ärztlichen Selbstverwaltung sei einmalig – und ganzoffenkundig nicht „von gestern“, stellte KBV-Chef Dr. Andreas Gassen fest: Immer wieder gebe es Länder, die es adaptieren wollen. Kein Wunder, meinte Gassen, denn: „Eigentlich ist es ein bestechendes politisches Konzept. Die Selbstverwaltung entlastet den Staat im Sinne der Subsidiarität, sie ist nah dran an den Menschen und Themen, für die sie zuständig ist und bietet dadurch eine besondere Expertise, und sie genießt durch Wahlen derer, die sie vertritt, ein hohes Maß an demokratischer Legitimation.“ Die Selbstverwaltung ist auch ein Schutzwall Auch aus gesellschaftlicher Sicht spreche sehr viel dafür, die Gesundheitsversorgung weder dem freien Markt noch zentralstaatlicher Organisation zu überlassen: „Auf der einen Seite sorgen die Kassenärztlichen und Kassenzahnärztlichen Vereinigungen mit ihrer regulierenden Tätigkeit für gleiche Werte und Standards in der Versorgung, statt sie dem freien Spiel des Marktes zu überlassen. Auf der anderen Seite bilden sie eine Art Schutzwall gegen ideologieanfällige Parteipolitik in den Gezeiten von Regierungslegislaturen.“ Zu beobachten sei über die Jahrzehnte und gerade in der jüngeren Vergangenheit jedoch eine stetige und ungesunde Zunahme an Reglementierung und Regulierung in der Versorgung und damit der Selbstverwaltung. „Greifbar im wahrsten Sinne des Wortes wird Foto: David Ausserhofer 70 JAHRE SELBSTVERWALTUNG „Geben Sie uns die Freiheit zurück, die wir brauchen!“ Vor 70 Jahren hat der Gesetzgeber mit der Einführung des Kassenarztrechts den Grundstein für die Selbstverwaltung gelegt – und damit für eine große Erfolgsgeschichte. Auf dem Festakt zum Jubiläum im Französischen Dom in Berlin wurden aber auch ernste Töne laut: Die Kassenärztliche Bundesvereinigung (KBV) und die Kassenzahnärztliche Bundesvereinigung (KZBV) rügten die zunehmende Gängelei durch die Politik. Seit sieben Jahrzehnten sorgen die Kassenärztliche Bundesvereinigung (KBV) und die Kassenzahnärztliche Bundesvereinigung (KZBV) für eine hochwertige Versorgung der Menschen in Deutschland. Dieses Jubiläum wurde am 23.9. im Französischen Dom in Berlin gefeiert.

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18 | POLITIK dies in Form eines stetig im Umfang gewachsenen und mittlerweile völlig aufgeblähten Fünften Sozialgesetzbuchs“, kritisierte Gassen. Zwar seien die Körperschaften an der auch von den Praxen gefühlten übermäßigen „Kontrollitis“ nicht unbeteiligt, räumte Gassen ein, im Gegenteil. Das liege aber daran, dass sie am Ende umsetzen müssen, was die Politik vorgibt. „Und diese Vorgaben werden immer kleinteiliger, so dass das entscheidende Wörtchen 'Selbst' in Selbstverwaltung immer mehr zur Makulatur wird“, machte Gassen klar. Die sprichwörtliche Praxis um die Ecke sei für die Menschen ein hohes Gut, das in Deutschland zur gesellschaftlichen Grundausstattung gehöre, und das wohl niemand missen wolle. In der hiesigen gesundheitspolitischen Debatte rede man allerdings fast immer nur von den Krankenhäusern. „Aber der tagtägliche Löwenanteil der Versorgung findet in den Praxen der Niedergelassen statt“, stellte Gassen klar. „Das sollten die politisch Verantwortlichen nie aus dem Blick verlieren.“ Das Wörtchen „Selbst“ wird immer mehr zur Makulatur Dabei war es vom Gesetzgeber ursprünglich ganz anders gedacht, erinnerte der KZBV-Vorsitzende Martin Hendges: „Der Staat gibt zwar die gesetzlichen Rahmenbedingungen und Aufgaben vor, die gesetzlichen Krankenkassen sowie die Leistungserbringer organisieren sich jedoch selbst in Verbänden, die in eigener Verantwortung die medizinische Versorgung der Bevölkerung übernehmen", zitierte er die Regelung gemäß der Homepage des BMG. Die sich spontan anschließende Frage, ob diese Definition heute noch uneingeschränkt gilt, müsse man mit Blick auf die immer wiederkehrenden Angriffe auf die Selbstverwaltung allerdings mit Nein beantworten. „Es würde vollkommen den Rahmen sprengen, die zahlreichen Gesetze anzusprechen, durch die die ursprünglich weiten Entscheidungs- und Gestaltungsspielräume der Selbstverwaltung eingeschränkt und durch kleinstteilige gesetzliche Regelungen substituiert worden sind“, betonte Hendges. „Auch Körperschaften als Lobbygruppen zu bezeichnen, wie in der vergangenen Legislaturzm115 Nr. 20, 16.10.2025, (1664) „Wir sind die Experten für Versorgung“, stellte KBV-Chef Dr. Andreas Gassen klar. Foto: David Ausserhofer KASSENARZTRECHT LEGTE DEN GRUNDSTEIN 1955 verständigten sich Politik, Kassen sowie Ärzte- und Zahnärzteschaft auf einen tragfähigen Kompromiss: Das Gesamthonorar sollte sich von nun an am Leistungsvolumen der Mediziner orientieren. Dafür verzichteten die Ärzte und Zahnärzte auf das Streikrecht und akzeptierten eine verbindliche Schlichtung durch Schiedsämter. Mit der Zustimmung von Bundestag und Bundesrat am 7. und 8. Juli zum Gesetz über das Kassenarztrecht wurde die Selbstverwaltung im Gesundheitswesen in Deutschland formal gestärkt, indem die Kassenärztliche Bundesvereinigung (KBV) und die Kassenzahnärztliche Bundesvereinigung (KZBV) als Körperschaften anerkannt wurden. Das neue Recht stützt sich in vielerlei Hinsicht auf Vereinbarungen von 1931/32: Im Januar 1932 nahmen die KVen und KZVen ihre Arbeit auf. Per Notverordnung des Reichspräsidenten hatte die Regierung zuvor deren Gründung beschlossen. Seitdem schließen die KVen und KZVen mit den Krankenkassen beziehungsweise KBV und KZBV mit dem GKV-Spitzenverband sogenannte Kollektivverträge. Als Körperschaften des öffentlichen Rechts und somit Trägern der mittelbaren Staatsverwaltung obliegt es den KVen und KZVen, die ambulante ärztliche und zahnärztliche Versorgung sicherzustellen, die Rechte der Ärzte und Zahnärzte gegenüber den Krankenkassen zu wahren, Verträge auszuhandeln und das Gesamthonorar auf die Mitglieder zu verteilen. Kassenärztliche Bundesvereinigung, Bundesanzeiger Verlag „Gesetzgeberisch geht es darum, dass die Politik die Selbstverwaltung unterstützt und entlastet.“ Staatssekretär Tino Sorge (CDU), der auf der Abendveranstaltung die erkrankte Bundesgesundheitsministerin Nina Warken vertrat. „Wir sind nicht der Bremsklotz im System, keine bloßen 'Lobbyisten' – wir wollen helfen, denn das ist unser Auftrag. Man muss uns nur lassen.“ KBV-Vorsitzender Dr. Andreas Gassen

20 | POLITIK periode geschehen, ist bereits ein Affront an sich.“ Wer so denkt, wolle nicht nur als Politik einen Rahmen setzen, sondern ein staatszentriertes Gesundheitssystem, in dem die Selbstverwaltung auf die Vollstreckung politischer Vorgaben reduziert ist und zugleich als Störfaktor wirkt, den es ruhigzustellen gilt. Er und Gassen warnten in dem Zusammenhang, dass jede Schwächung der Selbstverwaltung am Ende immer zulasten der Versorgung gehe. Es sei daher umso erfreulicher, dass die neue Bundesgesundheitsministerin Nina Warken (CDU) wieder auf den Dialog mit der Selbstverwaltung setze und auch das Prinzip der Selbstverwaltung nicht infrage stelle. Schließlich sei die vertragszahnärztliche Versorgung eine absolute Erfolgsgeschichte, führte Hendges aus: Die Zahnärztinnen und Zahnärzte hätten durch eine konsequente Präventionsausrichtung für eine stetige Verbesserung der Mundgesundheit gesorgt und stellten trotz immer schwieriger werdender Rahmenbedingungen eine flächendeckende und wohnortnahe Versorgung sicher. Damit nicht genug habe man spezifische Versorgungskonzepte gerade auch für vulnerable Patienten auf den Weg gebracht, die Volkskrankheit Karies in den Griff bekommen und gehe aktuell mit der neuen Parodontitisrichtlinie die große Volkskrankheit Parodontitis an. Es bedarf keines gesetzlichen Auftrags Wie Hendges herausstellte, wurden alle diese Konzepte aus der Selbstverwaltung heraus und in Abstimmung mit der Wissenschaft entwickelt. Hendges: „Es bedurfte keines gesetzlichen Auftrags. Vielmehr konnten wir die Politik von der Bedeutung unserer Konzepte überzeugen, so dass dann in der Folge der gesetzliche Rahmen für die Umsetzung geschaffen wurde. Und genau das zeigt die Stärke und das Alleinstellungsmerkmal der Selbstverwaltung!“ Es gehe darum, dass die Politik wirksame und nachhaltige Reformen gemeinsam mit der Selbstverwaltung entwickelt, um das Gesundheitssystem zukunftsfest zu machen. Ein Leitgedanke müsse dabei sein, die Prävention und damit das Verhindern von Erkrankungen in den Mittelpunkt zu stellen. „In Prävention muss man allerdings auch investieren, um nachher einzusparen“, stellte Hendges klar. „Geben Sie uns die Freiheit zurück, die wir brauchen“, appellierte Gassen an Warken. „Das Prinzip der Selbstverwaltung ist ein Ausdruck des Vertrauens der Politik in die Kräfte der Selbstregulierung – aber es ist auch ein Versprechen, diesen freie Hand zu lassen!“ Die Selbstverwaltung brauche wieder ein klares politisches Bekenntnis zur Selbstverwaltung und ein gemeinsames Verständnis, dass gesetzliche Regelungen zurückhaltend ausgestaltet sein müssen, um ihre Stärke zu entfalten. „Denn wir wollen eben nicht nur verzm115 Nr. 20, 16.10.2025, (1666) KZBV-Chef Martin Hendges: „Wir glauben an die Stärke der Selbstverwaltung, wir verstehen uns als Gestalter, nicht als Verwalter.“ Foto: David Ausserhofer „SELBSTVERWALTUNG BASIERT AUF FACHLICHER EXPERTISE“ Ulrich Wenner, ehemaliger Richter am Bundessozialgericht, lotete in seinem Gastvortrag das Spannungsfeld der Körperschaften zwischen staatlicher Regulierung und ärztlicher Selbstverwaltung aus: „Selbstverwaltung ist ein sehr besonderes System, das man seit der Kaiserzeit beobachten kann. Seitdem wird Sozialversicherung nicht ohne Selbstverwaltung gedacht.“ Er sehe aber zugleich die Grenzen dieses Modells. Besonders kritisch findet er Versuche, die Selbstverwaltung für politische Umbauten des Sozialstaats zu instrumentalisieren, ohne dass diese dafür demokratisch legitimiert wäre. Sein Rat an KBV und KZBV: „Wenn der Sozialstaat zurückgefahren werden soll, dann kann das nicht die Selbstverwaltung selbst machen und auf den Weg bringen. Denn dafür fehlt Ihnen die Legitimation.“ Solle es einen anderen Sozialstaat geben, dann müsse das die Politik schon selber tun. Er verteidigte die Selbstverwaltung als historisch gewachsenes und demokratisch legitimiertes System, das auf Beteiligung und der Expertise von Fachleuten basiert. Gleichzeitig warnte er vor Versuchen des Gesetzgebers über Rechtsverordnungen die Regelungskompetenzen auszuhebeln und so die Selbstverwaltung zu entmachten. „Wenn man komplexe Regelungen binnen drei Monaten verlangt, dann will man die Selbstverwaltung nicht wirklich beteiligen.“ Aus seiner Sicht lebt die Selbstverwaltung vom Diskurs. „Wir denken nicht in Wahlperioden! Bei uns wechselt vielleicht der Vorstand, aber nicht unsere Grundausrichtung.“ KZBV-Vorsitzender Martin Hendges

POLITIK | 21 walten, sondern Versorgung gestalten – mit Lösungen, die im wahrsten Sinne des Wortes praxis- und patientennah und nicht am politischen Reißbrett entstanden sind. Wir sind die Experten für Versorgung!“ Kräfte der Selbstregulierung brauchen freie Hand „Damit unsere Erfolgsgeschichte weitergehen kann, brauchen wir weder Zuckerwatte noch Feuerwerk, aber die richtigen politischen Rahmenbedingungen“, bekräftigte Hendges: „Wir brauchen Planbarkeit, Verlässlichkeit, Gestaltungsspielraum. Rahmenbedingungen, die es uns ermöglichen, den Beruf Zahnärztin, Zahnarzt und die Niederlassung in eigener Praxis attraktiv zu halten und zu fördern!“ Die KBV vertritt 189.000 Vertragsärztinnen und -ärzte sowie Vertragspsychotherapeutinnen und -therapeuten, die KZBV die insgesamt 63.000 Zahnärztinnen und Zahnärzte, die an der vertragszahnärztlichen Versorgung teilnehmen. ck Zu ihrem 70-jährigen Bestehen haben KBV und KZBV ein Positionspapier veröffentlicht, das Sie über den QRCode abrufen können. „DIESE GESUNDHEITSPROBLEME HAT EUROPA“ Wilm Quentin, Professor für Planetary and Public Health an der Rechts- und Wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät der Universität Bayreuth, beschrieb in seinem Vortrag die großen Herausforderungen, mit denen die Gesundheitssysteme in Europa konfrontiert sind. Dazu zählen insbesondere die demografische Alterung, die steigende Krankheitslast, der Klimawandel sowie die Folgen globaler Pandemien. Zudem richtete Quentin den Blick auf die europäische Gesundheitspolitik. Im vergangenen Jahr standen vor allem Reformen in der Finanzpolitik sowie Maßnahmen zur besseren Koordination der Versorgung im Fokus. Nach seinen Angaben haben viele EU-Mitgliedstaaten bereits Steuerungselemente in ihre Gesundheitssysteme integriert. Seit 2018 wurden EU-weit insgesamt 26 Gesetze zur Stärkung der Primärversorgung sowie 16 Gesetzesinitiativen zur Einbindung weiterer Gesundheitsberufe verabschiedet.

22 | ZAHNMEDIZIN DER BESONDERE FALL MIT CME Vom Papillom zum Karzinom – Folgen einer Therapieverzögerung Daniel Stephan, Sebastian Blatt, Peer W. Kämmerer Während benigne Papillome der Mundhöhle in der Regel komplikationsarm durch einfache Exzision behandelbar sind, zeigt der folgende Fall, wie eine Therapieverzögerung die Entwicklung eines Plattenepithelkarzinoms begünstigen und so eine ausgedehnte chirurgische Resektion mit mikrovaskulärer Rekonstruktion sowie adjuvanter Radiotherapie erforderlich machen kann. Im Februar 2024 stellte sich ein 68-jähriger Patient nach Überweisung durch den Hauszahnarzt aufgrund einer Raumforderung der Zunge erstmals in der Ambulanz für Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie der Universitätsmedizin Mainz vor. Der Befund am rechten Zungenrand bestand bereits seit mehreren Monaten, möglicherweise sogar seit mehreren Jahren und zeigte zuletzt eine deutliche Größenprogredienz. Die allgemeine Anamnese des Patienten war unauffällig, Vorerkrankungen bestanden nicht und auch eine Dauermedikation wurde nicht eingenommen. In der klinischen Untersuchung imponierte ein palpatorisch derber, exulzerierender Befund von circa 5 cm Größe am rechten Zungenrand ohne Mittellinienüberschreitung (Abbildung 1a). Die obligate Probeexzision ergab den histopathologischen Befund eines plattenepithelialen Papilloms mit erosiv-fluorider Entzündung ohne Hinweis auf Malignität. CT-morphologisch zeigte sich eine inhomogen vaskularisierte Läsion (28 mm× 17mm× 10 mm) ohne Osteolyse oder pathologisch vergrößerte Lymphknoten (Abbildung 1b). Die empfohlene chirurgische Resektion wurde jedoch vom Patienten abgelehnt. Stattdessen entschied er sich nach Konsultation eines Heilpraktikers für einen homöopathischen Therapieansatz. Ein Jahr später, im Februar 2025, stellte sich der Patient nach frustraner alternativmedizinischer Therapie erneut in der Universitätsklinik vor. Klinisch bestand nun eine deutliche Größenzunahme mit Annäherung an die Mittellinie (Abbildung 2). Die durchgeführte Bildgebung mittels MRT war aufgrund großer Ausleuchtungsartefakte der Zahnprothetik nur teilweise verwertbar. Allerdings zeigte sich der beschriebene Befund in T1-Richtung mit einer Tumordicke von circa 10 mm und einer Infiltrationstiefe von 5 mm (Abbildung 3). zm115 Nr. 20, 16.10.2025, (1668) Abb. 1: Präoperative klinische Darstellung der circa 5 cm messenden, exophytisch-wachsenden Raumforderung des rechten Zungenrandes (a) bei Erstvorstellung des Patienten 2024 sowie CT-morphologische Darstellung der inhomogen vaskularisierten circa 28 mm x 17 mm x 10 mm großen Läsion am rechten Zungenrand als Korrelat des histologisch gesicherten Papilloms (b) Fotos: Universitätsmedizin Mainz CME AUF ZM-ONLINE Vom Papillom zum Karzinom – Folgen einer Therapieverzögerung Für eine erfolgreich gelöste Fortbildung erhalten Sie zwei CME-Punkte der BZÄK/DGZMK. a b

ZAHNMEDIZIN | 23 Wiederholte Probeexzisionen bestätigten erneut den Papillomnachweis ohne zelluläre Dysplasien oder Anhalt für Malignität. Aufgrund der klinischen Progredienz erfolgte nun die vollständige Exzision in Intubationsnarkose (Abbildung 4). Nach histopathologischer Aufarbeitung zeigte sich ein 5 cm großes, gut differenziertes, verruköses Plattenepithelkarzinom des rechten Zungenrandes. Da das papillomatös verbreiterte Epithel die Absetzungsränder erreichte, konnte histologisch nicht sicher zwischen Ausläufern des Karzinoms und der verrukösen Leukoplakie unterschieden werden. Dementsprechend wurde der Tumor als pT3 Rx klassifiziert und nach Komplettierung des Stagings gemäß der Empfehlung des interdisziplinären Tumorboards, die operative Tumortherapie im Sinne einer temporären Tracheotomie, Zungenteilresektion rechts, beidseitigen Neck Dissection sowie primären Rekonstruktion mit mikrovaskulärem Radialis-Transplantat durchgeführt. Der postoperative Verlauf gestaltete sich komplikationslos. Bei Vorliegen eines pT3 G1 N0 L0 V0 Pn0 R0 Plattenepithelkarzinoms wurde leitliniengerecht die Indikation zur adjuvanten Radiotherapie gestellt, worunter der Patient eine ausgeprägte Mukositis entwickelte. Zur Sicherung der Nahrungsaufnahme wurde deshalb eine PEG-Anlage notwendig. Die Strahlentherapie konnte regelgerecht abgeschlossen werden und der Patient befindet sich in regelmäßiger Tumornachsorge, ohne bisherigen Hinweis auf ein Rezidiv oder Metastasen. Das Radialis-Transplantat ist suffizient eingeheilt, die Sprech- und die Schluckfunktion sind weitgehend wiederhergestellt. Diskussion Dieser Fall mit einer zunächst als benigne imponierenden Raumforderung am Zungenrand verdeutlicht die diagnostischen und therapeutischen Herausforderungen im Umgang mit oralen Schleimhautveränderungen. Während Papillome als benigne Tumoren der Mundhöhle durch eine einfache Exzision suffizient behandelt werden können, sind Plattenepithelkarzinome die mit Abstand häufigste maligne Entität in dieser Region und gehen mit einer deutlich schlechteren Prognose einher [Capote-Moreno et al., 2020]. zm115 Nr. 20, 16.10.2025, (1669) Abb. 2: Präoperative klinische Darstellung der deutlich größenprogredienten, exophytischen Raumforderung des rechten Zungenrandes bei Wiedervorstellung nach einem Jahr Abb. 3: Präoperative radiologische Darstellung der Läsion am rechten Zungenrand in der koronaren T2-Wichtung (a) sowie in T1-Wichtung (b), bei der aufgrund von Auslöschungsartefakten nur eine teilweise Darstellung der Tumordicke von circa 10 mm möglich ist Fotos: Universitätsmedizin Mainz Dr. med. Daniel Stephan Klinik und Poliklinik für Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie – Plastische Operationen, Universitätsmedizin Mainz Augustusplatz 2, 55131 Mainz Foto: Universitätsmedizin Mainz Univ.-Prof. Dr. Dr. Peer W. Kämmerer, MA, FEBOMFS Leitender Oberarzt/ Stellvertr. Klinikdirektor Klinik und Poliklinik für Mund-, Kieferund Gesichtschirurgie – Plastische Operationen, Universitätsmedizin Mainz Augustusplatz 2, 55131 Mainz Foto: Kämmerer PD Dr. med. Dr. med. dent. Sebastian Blatt, FEBOMFS Funktionsoberarzt Klinik und Poliklinik für Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie – Plastische Operationen, Universitätsmedizin Mainz Augustusplatz 2, 55131 Mainz Foto: Blatt a b

24 | ZAHNMEDIZIN Klinisch können sich beide Entitäten durch papilläre oder verruköse Strukturen präsentieren, was die Abgrenzung insbesondere bei oberflächlichen Biopsien erschweren kann. Verruköse Karzinome zeichnen sich durch ein exophytisches Wachstum bei teilweise nur geringer zellulärer Atypie aus, so dass histologische Fehleinschätzungen gerade in Frühstadien nicht selten sind [Peng et al., 2016]. Das orale Papillom ist definiert als benigner Tumor des hyperplastischen Plattenepithels, der klinisch als exophytische, schmerzlose, asymptomatische Weichgewebsläsion mit typischerweise blumenkohlartiger Oberfläche imponiert. Histologisch zeigt sich ein hyperplastisches Plattenepithel mit papillären Strukturen. Diese Läsionen wachsen langsam, sind in der Regel klinisch unauffällig und lassen sich durch vollständige chirurgische Entfernung kurativ behandeln [Andrei et al., 2022]. Die Pathogenese oraler plattenepithelialer Papillome ist häufig mit einer Infektion durch humane Papillomviren (HPV) assoziiert, vor allem mit den Low-riskTypen HPV-6 und HPV-11 [Rajaram Mohan et al., 2023; Benyo et al., 2021]. Papillome treten in unterschiedlichen anatomischen Regionen auf, darunter Mundschleimhaut, Haut, Konjunktiva, Harnblase und die Anogenitalregion. Allen gemeinsam ist ihre Ätiologie als benigne hyperplastische Epithelproliferationen, mit nur sehr seltener maligner Transformation, die in der Regel kein relevantes klinisches Risiko darstellt [Andrei et al., 2022]. Demgegenüber ist das orale Plattenepithelkarzinom ein invasiver, maligner Tumor mit einer Fünf-JahresÜberlebensrate zwischen 40 und 60 Prozent bei Betrachtung aller Tumorstadien gemeinsam. Für die Prognose sind insbesondere Tumorgröße, Infiltrationstiefe, Resektionsränder und der Lymphknotenstatus entscheidend [Zanoni et al., 2019]. Im dargestellten Fall war die histopathologische Beurteilung trotz klinisch kontinuierlicher Progredienz zweimalig ohne Malignitätsnachweis. Dies verdeutlicht die Limitation von Probeexzisionen heterogener Läsionen mit fälschlicherweise suggerierter Sicherheit bei zugrunde liegendem malignem Geschehen. Verruköse Karzinome weisen histologisch große Überschneidungen mit benignen Papillomen auf und imponieren über weite Strecken papillomatös, so dass oberflächliche Biopsien nicht immer repräsentativ sind [Pal et al., 2023]. Erst die Untersuchung des Gesamtpräparats nach vollständiger Exzision offenbarte ein 5 cm großes verruköses Plattenepithelkarzinom. Damit handelte es sich nicht um eine maligne Transformation eines Papilloms, sondern vielmehr um eine diagnostische Limitation der initialen Biopsien. Von Bedeutung ist in diesem Zusammenhang die vom Patienten gewählte alternativmedizinische Behandlung mit homöopathischen Präparaten, die trotz Progredienz fast ein Jahr fortgeführt wurde und zu einer relevanten Verzögerung der leitliniengerechten Therapie führte. Eine verspätete Diagnose oder Therapieeinleitung des oralen Plattenepithelkarzinoms resultiert in einer signifikanten Verschlechterung von Prognose, Therapieausmaß und Lebensqualität [Zanoni et al., 2019]. Verzögerungen führen nicht nur zu einer Ausbreitung des Tumors, sondern machen oftmals komplexere Resektionen zm115 Nr. 20, 16.10.2025, (1670) Abb. 4: Intraoperative Darstellung des Papilloms (a), das fast bis an die Mittellinie heranreicht (b), sowie des nach Resektion fixierten und markierten Tumors (c) Fotos: Universitätsmedizin Mainz ZM-LESERSERVICE Die Literaturliste kann auf www.zm-online.de abgerufen oder in der Redaktion angefordert werden. a b

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