Zahnaerztliche Mitteilungen Nr. 21

ZAHNÄRZTLICHE MITTEILUNGEN | WWW.ZM-ONLINE.DE AUSGABE 21 | 2025 zm 01.11.2025, Nr. 21 FVDZ feiert 70 Jahre Wie kann die Freiberuflichkeit gestärkt werden? Die Frage diskutierten Mitglieder und Gäste bei der Eröffnung der Jahreshauptversammlung. SEITE 16 Wenn Zähne zum Problem werden Patienten mit der Störung Dysmorphophobie nehmen ihren Körper verzerrt wahr – meist sind sie mit dem Aussehen ihrer Zähne unzufrieden. SEITE 66 „Zeit als entscheidender Faktor“ Rund 2.700 Teilnehmer aus über 70 Ländern kamen beim EAO-Kongress zusammen, um drei Tage lang die neuesten Erkenntnisse der Implantologie zu teilen. SEITE 76 FORTBILDUNG „SIMPLE, ADVANCED, COMPLEX“ Bleaching – aber richtig!

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EDITORIAL | 3 Wenn man manchmal keine Antwort hat der in den Zahnarztpraxen tagtäglich gelebt wird. Genau dieser Frage widmet sich die neue Fortbildung: Was ist „simple“, was „advanced“, was „complex“? In vier Schwerpunkten – Zahnerhaltung, Funktionsdiagnostik, orale Schleimhauterkrankungen und Parodontologie – zeigen die Autorinnen und Autoren, wie man schwierige Fälle erkennt, einordnet und die richtige Entscheidung fü r die Patientinnen und Patienten trifft. Dabei geht es nicht um die Theorie, sondern um praktische Werkzeuge, um Grenzen realistisch einschätzen und Überweisungen rechtzeitig einzuleiten zu können. In dieser Ausgabe geht es um die Behandlung von Zahnverfärbungen und die interdisziplinäre Diagnoseklassifikation des craniomandibulären Systems (DC-CMS). Wir stellen die neue Klassifikation vor und zeigen die Anwendung an Fallbeispielen. Viel Spaß bei der Lektü re Sascha Rudat Chefredakteur Eine aktuelle Umfrage hat kü rzlich ergeben, dass drei Viertel der Gesundheitsfachkräfte im vergangenen Jahr Gewalt oder Konfliktsituationen erlebt haben, ein Viertel sogar körperliche Gewalt. In der Folge zweifeln besonders Jü ngere an ihrer Berufswahl. Dafü r wurden mehr als tausend Ärzte, Pflegekräfte und Medizinische Fachangestellte befragt. Ein paar Zahlen dazu: Demnach berichteten 75 Prozent der befragten Gesundheitsfachkräfte, im vergangenen Jahr mindestens einmal mit Gewalt oder Konfliktsituationen konfrontiert gewesen zu sein, 85 Prozent von ihnen sogar mehrfach. Zwei Drittel der Befragten (66 Prozent) erlebten demnach verbale Aggressionen und Beleidigungen durch Patienten oder Angehörige, 38 Prozent Bedrohungen. Jede vierte Fachkraft war sogar körperlicher Gewalt ausgesetzt (24 Prozent). Die psychischen Folgen bei den Betroffenen sind gravierend: Zwei Drittel (67 Prozent) berichteten demnach von Wut ü ber fehlenden Respekt. Männer entwickeln zudem noch häufiger Angst und Unsicherheit am Arbeitsplatz als Frauen (39 Prozent beziehungsweise 35 Prozent) und erwägen einen Jobwechsel (27 beziehungsweise 21 Prozent). Wenn einen diese Zahlen nicht alarmieren, dann weiß ich es nicht. Man liest immer wieder davon, dass Rettungskräfte angegriffen werden. Wir nehmen das inzwischen schulterzuckend zur Kenntnis. Aber genauso besorgniserregend sind die viele „kleineren“ Vorfälle, die nicht erfasst werden und von denen man nichts liest. Was stimmt mit einer Gesellschaft nicht, in der diejenigen, die es sich zum Beruf und zur Berufung gemacht haben, anderen zu helfen, beleidigt und angegriffen werden?! Woher kommt dieser Kontrollverlust bei manchen Menschen, der sie alle Regeln des zwischenmenschlichen Anstands und Umgangs vergessen lässt? 46 Prozent der Betroffenen gaben als möglichen Grund fü r die Übergriffe „Halbwissen der Menschen, die ihre Erwartungen nicht bestätigt sehen“ an, 42 Prozent lange Wartezeiten. „Die Erwartungen nicht bestätigt sehen“? Welche Erwartungen kann es geben, die ein solches Verhalten sinnhaftbegrü nden? Es bleibt einfach Unverständnis. Die Bundesregierung hat bereits ein neues Gesetz angekü ndigt, um Gesundheitsfachkräfte besser vor Gewalt zu schü tzen. Das ist natü rlich grundsätzlich zu begrü ßen. Auch wir in der zm berichten immer wieder ü ber mögliche präventive Maßnahmen, die Praxen ergreifen können, damit brenzlige Situationen entschärft werden können. Aber trotzdem muss man immer wieder die Frage stellen, wieso ist so etwas ü berhaupt erforderlich? Antworten auf zahnmedizinische Fragen hingegen finden sich in unserer Fortbildung „Simple, Advanced, Complex“ in dieser und in der nächsten Ausgabe. Dabei geht es wieder einmal um den Balanceakt zwischen Routine und Grenzfall, Foto: Lopata/axentis

4 | INHALT 26 Zahnmedizinischer Notfall in der Antarktis Als die Stationsärztin auf der Neumayer-Station III selbst an einer akuten irreversiblen Pulpitis litt, konnte der Koch mithilfe der Telezahnmedizin erfolgreich eine Trepanation durchführen. 32 Welche Kunst hängt in Ihrer Praxis? Zwei Berliner Galeristen verraten im Interview, nach welchen Kriterien man Kunst für die Zahnarztpraxis auswählt. Zeigen auch Sie uns Ihre Praxiskunst und melden Sie sich unter zm@zm-online.de. MEINUNG 3 Editorial 8 Leitartikel POLITIK 16 FVDZ-Hauptversammlung 70 Jahre im Zeichen der Freiberuflichkeit 24 Quote gegen drohende Unterversorgung Sachsen und Mecklenburg-Vorpommern bringen Landzahnarztgesetz auf denWeg 30 Deutsch-französische Erklärung zu Investoren in der Zahnmedizin „Sie lösen kein einziges Versorgungsproblem“ 56 Diskussionsrunde beim GKV-Spitzenverband Fehlt der Mut für wirkliche Reformen? 64 Kurz erklärt: Krankenhausreformanpassungsgesetz Verbessert oder doch verwässert? ZAHNMEDIZIN 26 Zahnmedizinischer Notfall in der Antarktis Wie ein Koch mit Erfolg eine Trepanation durchführte 55 Philipp-Pfaff-Preis 2025 Über 40 Jahre engagierte Lehre 76 Kongress der European Association for Osseointegration in Monaco Zeit ist der entscheidende Faktor TITELSTORY 35 Fortbildung „Simple, Advanced, Complex“ 35 Routine oder Grenzfall? 36 Behandlung von Zahnverfärbungen 42 Die interdisziplinäre Diagnoseklassifikation des craniomandibulären Systems (DC-CMS) PRAXIS 22 Phänomen mit tiefgreifenden Folgen für die Mundgesundheit Wie Dentalscham Menschen vom Zahnarztbesuch abhält 32 Interview mit den Galeristen Renata Kudlacek und Vishal Shah „Kunst in der Praxis darf durchaus Charakter haben!“ Inhalt Foto: BBA zm115 Nr. 21, 01.11.2025, (1754)

INHALT | 5 52 Führung anders leben Das Prinzip der Agilität kann dabei helfen, wenn man sich ständig an neue Gegebenheiten anpassen muss. Der Auftakt zur neuen zm-Serie für zahnärztliche Führungskräfte. Titelstory 35 Routine oder Grenzfall? Der Fortbildungsteil setzt sich in zwei Themenschwerpunkten mit der Frage auseinander „Was ist ‚simple‘, was ‚advanced‘ und was ‚complex‘?” Wir zeigen, wie man schwierige Fälle erkennt, einordnet und die richtige Entscheidung für die Patienten trifft. 52 Serie „Agilität in der zahnärztlichen Praxis“ – Teil 1 Führung anders leben 70 Regelungen zum Nachlass Damit das Finanzamt nicht der größte Erbe wird 82 Mitarbeiterinnen in der Menopause Wer dieses Tabuthema angeht, kann sein Team stärken GESELLSCHAFT 12 Studie zur Belastung im Praxisalltag Wie ihr Beruf Zahnärztinnen und Zahnärzte in Kanada krank macht 58 Mit dem Dentalmuseum durch 2025 – Teil 19 Der doppelte Lécluse 62 Dental Emergency Team Unsere Zahnstation auf Chios ist wieder offen! 66 Störung Dysmorphophobie Jung, gut aussehend, Problempatientin 74 WHO fordert bessere Arbeitsbedingungen Ein Drittel der Ärzte und Pflegekräfte in Europa hat psychische Probleme 78 Länder-Vergleichsstudie zur Häufigkeit der Arztbesuche in Europa Warum Deutsche so viel öfter zum Arzt gehen als Franzosen 84 Ladakhpartners Local Doctors in den Bergdörfern von Indien Karies schlich sich im Schatten von Corona zurück MARKT 86 Neuheiten RUBRIKEN 10 Ein Bild und seine Geschichte 21 Nachrichten 51 Formular 60 Termine 81 Impressum 102 Zu guter Letzt Titelfoto: Thomas Attin, Pune Paqué zm115 Nr. 21, 01.11.2025, (1755)

ANZEIGE LISTERINE Zahnfleischschutz & frischer Atem: Prävention beginnt zu Hause Rund 35 Millionen Deutsche sind von entzündlichen Veränderungen der Mundschleimhaut und des Zahnhalteapparats betroffen1 – viele schwer.2 Kaum weniger verbreitet ist Halitosis3 – denn neben Gingivitis und Parodontitis sind viele intraorale Faktoren mit schlechtem Atem assoziiert.4 Erfolgversprechende Prophylaxestrategien setzen auf regelmäßige und gründliche Entfernung oralen Biofilms. Zur Ergänzung der leitliniengerechten häuslichen Mundpflege5,6 stehen Patienten mit erhöhtem Risiko für Zahnfleischprobleme und schlechtem Atem zwei neue Mundspülungen zur Verfügung: LISTERINE PROFESSIONAL ZAHNFLEISCHSCHUTZ+ sowie LISTERINE PROFESSIONAL FRISCHER ATEM+. Gingivitis, Parodontitis und Halitosis sind nicht nur schambehaftet, sondern stellen überdies potenzielle Gesundheitsrisiken und -indikatoren dar. Bleibt eine Zahnfleischentzündung etwa unbehandelt, kann sie in eine Parodontitis übergehen – mit teils irreversiblen Folgen wie Attachment- und Zahnverlust.7 Darüber hinaus kann die orale Entzündung auch systemische Auswirkungen haben: Der Zusammenhang mit zum Beispiel Diabetes, kardiovaskulären Erkrankungen und sogar rheumatischen Erkrankungen ist wissenschaftlich belegt.8 Halitosis wiederum kann in seltenen Fällen auf pathologische extraorale Ursachen wie Atemwegsinfektionen oder Störungen des Gastrointestinal-Traktes hinweisen.3 Inbis zu 90% der Fälle jedoch liegt die Ursache in der Mundhöhle selbst: Zungenbeläge, offene Karies, lokale Infektionen, Parodontitis oder ein nicht richtig gepflegter, abnehmbarer Zahnersatz führen zur vermehrten Bildung flüchtiger Schwefelverbindungen (VSCs), die den unangenehmen Geruch verursachen.9 In beiden Fällen ist eine differenzierte Diagnostik essenziell – ebenso wie eine ursachenorientierte Therapie.7, 9 Leitliniengerechte Mundpflege schließt Mundspülung ein6 Ein optimales Biofilmmanagement besteht aus einer täglichen 3-fachProphylaxe, bei der Zähneputzen und Interdentalreinigung durch eine Mundspülung mit antibakterieller Wirkung optimiert werden.5,6 Hinsichtlich deren Nutzen besteht angesichts überzeugender klinischer Evidenz10, 11 seit Langem wissenschaftlicher Konsens. Indem Mundspülungen den gesamten Mundraum erreichen, tragen sie dazu bei, die selbst nach gründlichem Putzen auf 44 % - 52 % der Zahnflächen verbleibende Plaque2 und die sich darin vermehrenden Bakterien weiter einzudämmen. Mundspülungen sorgen also für andauerndes Biofilmmanagement indem sie dazu beitragen, die mikrobielle Plaque-Masse zu reduzieren und den Biofilm zu verdünnen.12, 13 Auch bei langfristiger Anwendung* von LISTERINE zeigen sich keine signifikanten mikrobiellen Verschiebungen und es sind keine Verfärbungen der Zähne zu erwarten.6, 14 LISTERINE bekämpft Plaquebakterien mit ätherischen Ölen LISTERINE enthält ätherische Öle, denen antibakterielle Eigenschaften zugeschrieben werden6, 11, 12 und die tief im Biofilm wirken15, wodurch bis zu Foto: Listerine

ANZEIGE Kenvue Germany GmbH, Johnson & Johnson Platz 2, 41470 Neuss, www.kenvue.com/de-de 99 % der für Plaque, Parodontitis und Mundgeruch mitverantwortlichen Bakterien bekämpft werden.16,17 Die plaquereduzierenden Effekte von LISTERINE wurden unter anderem durch eine Meta-Analyse, in die Daten aus fast 30 randomisierten placebokontrollierten Langzeitstudien (> 6 Monate) eingeflossen sind, belegt. Demnach wiesen LISTERINE Verwender fast 5x mehr Plaque-freie Stellen auf als bei rein mechanischer Zahnreinigung.13 Wie jüngere Untersuchungen gezeigt haben, gibt es in puncto Wirksamkeit gegen Plaque keine Unterschiede im Vergleich zur rein mechanischen Reinigung zwischen den alkoholhaltigen und alkoholfreien Varianten der Marke.18 Vielmehr erzielte LISTERINE ohne Alkohol ergänzend zur mechanischen Reinigung in einer aktuellen Studie nach 12-wöchiger Anwendung eine 6,5-fach höhere Plaquekontrolle als alleiniges Zähneputzen und Zahnseide.19** Ab sofort komplettieren zwei weitere alkoholfreie Spezialisten für die tägliche Mundhygiene das umfangreiche LISTERINE Sortiment. LISTERINE PROFESSIONAL ZAHNFLEISCHSCHUTZ+ Diese milde, alkoholfreie Mundspülung kombiniert die einzigartige Formel mit ätherischen Ölen mit der höchsten Zinkkonzentration im LISTERINE Sortiment (+60 %). In klinischen Untersuchungen reduzierte LISTERINE bis zu 99% der Plaquebakterien, eine Hauptursache für Zahnfleischbluten und -entzündungen16,17, und senkte den Plaqueindex bereits nach einer Woche signifikant.20*** LISTERINE PROFESSIONAL ZAHNFLEISCHSCHUTZ+ hilft bei kontinuierlicher Anwendung das Zahnfleisch langanhaltend gesund zu erhalten. LISTERINE PROFESSIONAL FRISCHER ATEM+ Diese milde, alkoholfreie Mundspülung vereint ätherische Öle mit antibakterieller Wirkung und Zink. Zink bietet gleich mehrere relevante Vorteile – es hemmt das Wachstum von geruchs- und entzündungsverursachenden Bakterien, bindet flüchtige Schwefelverbindungen (VSCs) und sorgt für eine langanhaltende Wirkung.21 Die 3-FACH WIRKFORMEL der klinisch geprüften Mundspülung reduziert sofort bis zu 99 % der Bakterien, die hartnäckigen Mundgeruch (Halitosis) verursachen. Bei zweimal täglicher Anwendung trägt die Neuheit so zur effektiven Vorbeugung und messbaren Neutralisierung von starkem Mundgeruch sowie anhaltend frischem Atembei.20 „ * Studien über 6 Monate. ** Klinische Studien mit LISTERINE, das ätherische Öle enthält. *** zweimal tägliche Anwendung im Vergleich zu Zähneputzen allein. Quellen 1 Bundeszahnärztekammer. Bewusstsein für Parodontitis in der Bevölkerung erhöhen. Nachricht | 23.03.2022. https://www.bzaek.de/presse/ presseinformationen/presseinformation/bewusstseinfuer-parodontitis-in-der-bevoelkerung-erhoehen.html (zuletzt aufgerufen am 26.08.2025) 2 IDZ, KZBV, BZÄK (Hrsg.): Sechste Deutsche Mundgesundheitsstudie (DMS 6) – Deutschland auf den Zahn gefühlt. Köln 2025. 3 Zürcher A et al. Diagnosis, prevalence and treatment of halitosis. Curr Oral Health Rep. 2014;1(4):279– 285. 4 Apatzidou AD et al. Association between oral malodour and periodontal disease-related parameters in the general population. Acta Odontol Scand 2013;71:189–195. 5 S3-Leitlinie: Häusliches mechanisches Biofilmmanagement in der Prävention und Therapie der Gingivitis. AWMF-Registernummer: 083-022, Stand: November 2018, Amendment: Dezember 2020. 6 S3-Leitlinie: Häusliches chemisches Biofilmmanagement in der Prävention und Therapie der Gingivitis. AWMF-Registernummer: 083-016, Stand: November 2018, Amendment: Dezember 2020. 7 Porter SR, Scully C. Oral malodour (halitosis). BMJ. 2006;333(7569):632–635. doi:10.1136/ bmj.38954.631968.80. Verfügbar unter: https:// www.bmj.com/content/333/7569/632 [Zugriff am: 15.07.2025] 8 Tattar, R., da Costa, B. & Neves, V. The interrelationship between periodontal disease and systemic health. Br Dent J 239, 103–108 (2025). 9 Filippi A., https://www.andreas-filippi.ch/pdfs/ Halitosis.pdf "Halitosis - Aktueller Stand und Perspektiven, Zahnmedizin up2date 4 2008; 366zm020 351.36 10 SEPA Foundation. Principles for oral health Report 2024. 11 Sanz M et al. Treatment of stage I-III periodontitisThe EFP S3 level clinical practice guideline. J Clin Periodontol. 2020 Jul;47 Suppl 22(Suppl 22):4–60. 12 Min et al.: Quantitative analysis of the effects of brushing, flossing, and mouthrinsing on supragingival and subgingival plaque microbiota: 12-week clinical trial. BMC Oral Health. 2024 May 17;24(1):575. doi: 10.1186/s12903-024-04362-y. PMID: 38760758; PMCID: PMC11102210. 13 Araujo MWB, Charles C et al. Meta-analysis of the effect of an essential oil-containing mouthrinse on gingivitis and plaque. JADA. 2015; 146(8): 610-622 14 Minah GE et al. Effects of 6 months use of an antiseptic mouthrinse on supragingival dental plaque microflora. J Clin Periodontol. 1989 Jul;16(6):347–352. 15 Foster J et al. Effects of antimicrobial agents on oral biofilms in a saliva-conditioned flowcell. Biofilms. 2004;1:5-12. 16 Pan P. Barnett ML, Coelho J, Brogdon C, Finnegan MB Determination of the in situ bactericidal activity of an essential oil mouthrinse using a vital stain method. J Clin Periodontol 2000:27(4):256-261. 17 llg D, Junkor L, McGuiro JA. ot al. In vivo efficacy of an alcohol-free essential oil containing mouthrinse. J Dent Hyg. 2012;86(1):51. 18 Lynch MC et al.: The effects of essential oil mouthrinses with or without alcohol on plaque and gingivitis: a randomized controlled clinical study. BMC Oral Health. 2018 Jan 10;18(1):6. 19 Bosma ML et al. Efficacy of flossing and mouth rinsing regimens on plaque and gingivitis: a randomized clinical trial. BMC Oral Health 2024;24(1):178. 20 Data on file, Johnson & Johnson Consumer Inc. 21 Suzuki N, Nakano Y, Watanabe T, Yoneda M, Hirofuji T, Hanioka T. Two mechanisms of oral malodor inhibition by zinc ions. J Appl Oral Sci. 2018 Jan 18;26:e20170161. doi: 10.1590/1678-7757-20170161. PMID: 29364345; PMCID: PMC5777415 Nach 12 Wochen höherer Prozentsatz an plaquefreien Stellen19 Bei täglicher Anwendung über 12 Wochen erhöht LISTERINE® ohne Alkohol die Anzahl der Zahnflächen im Mund, die völlig frei von Plaque sind.*19 *Anhaltender Schutz vor Plaque über dem Zahnfleischrand nach einer zahnmedizinischen Prophylaxe % plaquefreie Stellen (TPI = 0) 0% 6% 12% 18% Zähneputzen, Zahnseide & LISTERINE® ohne Alkohol Zähneputzen & Zahnseide 2,4% 15,9% 6,5×

Der Aufbau einer funktionalen Telematik-Infrastruktur (TI) ist bekanntermaßen eine Dauerbaustelle. Ist ein Problem gelöst, taucht schon das nächste auf. Mit einer vernünftigen Planung – unter ernsthafter Einbeziehung der späteren Nutzer –, realistischeren Zeitplänen und ausreichender Testung zur Fehlerbeseitigung wären viele dieser Baustellen einfacher zu handhaben, schneller zu beseitigen und würden am Ende auch zu besseren Ergebnissen führen. Ein Vorgehen, das wir bei den Projekten, die größtenteils in unserer Hand liegen (Stichwort Elektronisches Beantragungs- und Genehmigungsverfahren – EBZ), erfolgreich praktizieren. Leider herrscht insbesondere in der Politik und in den Organisationen, in denen sie die Entscheidungshoheit hat, oft eine andere Denkweise vor. Jüngstes Beispiel ist der anstehende Kartentausch in der TI. Grund dafür ist der verpflichtende Wechsel auf neue kryptografische Verfahren (von RSA 2048 zur stärkeren ECC 256-Verschlüsselung) im Jahr 2026. Diese Vorgaben ergeben sich aus dem sogenannten SOGIS-Kryptokatalog, der in der EU als Basis für die Empfehlungen zur Verwendung geeigneter Kryptoalgorithmen verwendet wird. Auf Druck unter anderem der KZBV konnte zwar erwirkt werden, dass die gematik in Abstimmung mit dem Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik bei den Praxisausweisen (SMC-B) eine Übergangsfrist eingeräumt hat, um die damit verwendeten Anwendungen nicht zu gefährden. Die Bundesnetzagentur (BNetzA) hält aber bislang bei den qualifizierten Signaturen der elektronischen Heilberufsausweise (eHBA) an der Frist fest. Ab 2026 sind demnach für die Erstellung qualifizierter elektronische Signaturen (QES) nur noch kryptografische Methoden auf modernstem Stand zugelassen. Damit können Signaturkarten, die diese Technologie noch nicht integriert haben, nicht mehr verwendet werden, um zum Beispiel E-Rezepte zu signieren. Alle im Umlauf befindlichen G2-eHBAs müssen daher bis spätestens Ende Dezember 2025 ausgetauscht werden. Aktuell läuft die großangelegte Tauschaktion. Allerdings zeichnet sich ab, dass dieser Tausch nicht fristgerecht bei allen Betroffenen durchgeführt werden kann, da die Karten in der Regel nur mit Unterstützung durch einen Techniker in den Praxen aktiviert und korrekt in Betrieb genommen werden können. Erschwerend kommt hinzu, dass etwa die medisign GmbH aufgrund eines Technologiewechsels erst Mitte Oktober mit dem Massentausch beginnen konnte und so die Zeit für den Wechsel in den Praxen immer knapper wird. Die KZBV fordert die Bundesregierung deshalb dringend dazu auf, eine Einigung mit der BNetzA zu erwirken, die RSA-QES im Gesundheitssektor über den 31. Dezember 2025 hinaus weiter zu dulden. Andernfalls ist die Handlungsfähigkeit von zig Praxen und auch Apotheken Anfang 2026 unverschuldet eingeschränkt. Die Folge wäre ein enormer Imageschaden für die TI, die gematik und auch das BMG, da zum Beispiel das Erstellen und Dispensieren von E-Rezepten davon abhängt und als einzig mögliches Ersatzszenario die Rückkehr zu Papier, also zu Muster 16, existiert. Das BMG muss daher endlich auf die BNetzA einwirken, um die Situation beim eHBA zu entschärfen. Darauf haben wir in den Gremien der gematik schon frühzeitig hingewiesen. An dieser Stelle möchten wir betonen, dass wir den Einsatz moderner und vor allem sicherer Verschlüsselungsverfahren natürlich begrüßen – dies muss allerdings in Abwägung mit dem Erhalt der Versorgungssicherheit betrachtet werden. Die vorherige Bundesregierung zeichnete sich dadurch aus, dass sie wirklichkeitsfremde Zeitpläne aufstellte und daran trotz lauter Warnungen der Beteiligten unbeirrbar festhielt – gerne noch hinterlegt mit Sanktionsandrohungen bei Nichteinhaltung. Es wäre mehr als wünschenswert, wenn die aktuelle Regierung diese Fehler nicht wiederholt. Die Prozesse in der TI sind hochkomplex und die Erfahrung lehrt uns, dass die Zeitfenster zur Einführung neuer Prozesse und Technologien eher großzügiger bemessen sein sollten als zu kurz, um eine sichere Funktion gewährleisten zu können. Darauf weist die KZBV mit ihrer Expertise aus der Praxis immer wieder hin. Dr. Karl-Georg Pochhammer Stellvertretender Vorsitzender der Kassenzahnärztlichen Bundesvereinigung Wir brauchen beim eHBA-Austausch eine Übergangslösung 8 | LEITARTIKEL Foto: Jan Knoff

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zm115 Nr. 21, 01.11.2025, (1760) 10 | GESELLSCHAFT Der Job ist super verantwortungsvoll. Du musst einfach jede Sekunde hoch konzentriert sein. Das spürst du direkt, wenn es losgeht“, berichtet Zahnarzt Stefan Schmidt – und spricht in diesem Moment nicht über die Zahnmedizin, sondern über sein Hobby. „Ich bin bei meinem ersten Dienst auf der 189 gefahren.“ Das war im April 2025. Seitdem lenkt er für die Verkehrsbetriebe Hamburg-Holstein (VHH) auf Minijob-Basis Linienbusse. Der 47-Jährige hat sich damit nach eigener Aussage einen Kindheitstraum erfüllt. „Ich wollte das schon als kleiner Junge: große Fahrzeuge, Verantwortung, Menschen bewegen. Jetzt ist es endlich soweit“, postete er für den Instagramkanal seines Arbeitgebers. Schon damals sei der Bus sein Lieblingsort gewesen. „Ich fand die roten Knöpfe zum Türöffnen so faszinierend“, erzählte Schmidt jüngst der „Bild“-Zeitung. „Bei jeder Fahrt zu meiner Oma saß ich vorne rechts, um auch wirklich nichts zu verpassen.“ Später stieg er statt auf den Fahrersitz jedoch erst einmal in die Fußstapfen seines Vaters und wurde Zahnarzt in HamburgBahrenfeld. 2024 motivierte ihn dann seine Frau morgens am Küchentisch: „Mach es doch einfach!“ Prompt startete der Vater von fünf Kindern mit privaten Fahrstunden, erwarb den Busführerschein Klasse D und ermöglichte sich so einen idealen Ausgleich zum Praxisalltag. „Mich entspannt das komplett“, sagte er dem Boulevardblatt. „Sogar mit dem Gelenkbus im Berufsverkehr oder in zugeparkten Straßen.“ Nicht dass es nötig wäre, aber diese quality time wird auch noch vergütet. Mit 23,26 Euro pro Stunde, plus Zuschläge. mg EIN BILD UND SEINE GESCHICHTE Foto: Instagram – vhh_mobility, Dennis – stock.adobe.com

*Gemäß einer im Jahr 2024 durchgeführten Studie mit 300 Zahnärzten in Deutschland, gefragt nach den Markenempfehlungen für Zahnpasten im Bereich Schmerzempfindlichkeit. Sensodyne umfasst die gesamte Produktfamilie. **Bildung einer zahnschmelzähnlichen Schutzschicht über freiliegendem Dentin in Labortests. ***bei 2x täglicher Anwendung. PM-DE-SENO-25-0003-20250902 Empfehlen SiedieNr. 1Marke bei Schmerzempfindlichkeit* Jetzt registrieren! Haleon unterstützt Sie im Praxisalltag! Profitieren Sie von unserer Wissensplattform – von Experten für Experten Beratungsmaterialien zum Download CMEWebinare Neueste klinische Daten Kostenlose Produkt-Muster NovaMin bildet eine Schutzschicht, die härter ist als natürliches Dentin.**,1,2 Für klinisch bestätigte, langanhaltende Linderung ab Tag 3.***,3 © 2025 Haleon oder Lizenzgeber. Marken sind Eigentum der Haleon Unternehmensgruppe oder an diese lizenziert. Haleon Germany GmbH. Wirksamer Schutz vor Schmerzempfindlichkeit durch die innovative Bioglas-Technologie mit NovaMin Mit 5% NovaMin Referenzen: 1. Earl J et al. J Clin Dent 2011; 22(Spec Iss): 68–73. 2. Haleon, Data on File 2024, Report QD-RPT-118201. 3. Creeth JE. et al. J Dent Res 2025; 104 (Spec Iss A): 0355.

12 | GESELLSCHAFT STUDIE ZUR BELASTUNG IM PRAXISALLTAG Wie ihr Beruf Zahnärztinnen und Zahnärzte in Kanada krank macht Viele Zahnärzte erleben einen hohen Arbeits- und Finanzdruck. Studienergebnisse aus Kanada machen deutlich, wie wichtig die gezielte Unterstützung und ein offener Umgang mit psychischen Belastungen sein können. Die psychische Belastung von Zahnärztinnen und Zahnärzten wird in der internationalen Fachliteratur zunehmend diskutiert. Eine Untersuchung aus Kanada liefert nun Erkenntnisse, die auch für die zahnmedizinische Praxis in Deutschland von Bedeutung sein können. Die Studie zeigt, dass ein erheblicher Anteil der Befragten unter psychischen Gesundheitsproblemen leidet – darunter depressive Symptome, Ängste sowie Burn-out. An der Umfrage nahmen 397 Zahnärztinnen und Zahnärzte teil. Die Ergebnisse zeigen, dass rund 44 Prozent der Befragten unter psychischen Belastungen leiden. Besonders häufig betroffen sind demnach Frauen, bei denen jede zweite psychische Probleme angab, während es bei den Männern 37 Prozent waren. Zu den wesentlichen beruflichen Belastungsfaktoren zählen Arbeitsüberlastung, eingeschränkte Entscheidungsspielräume bei angestellten Zahnärztinnen und Zahnärzten sowie Schwierigkeiten in der Praxisführung und Konflikte mit dem Praxismanagement bei Praxisinhaberinnen und -inhabern. In beiden Gruppen Thema waren die überhöhten und teilweise unrealistischen Erwartungen der Patientinnen und Patienten. Wenig Gestaltungsspielräume und hohe Arbeitsbelastung Weiterhin gaben viele Zahnärztinnen und Zahnärzte an, dass die durch staatliche Programme finanzierten Behandlungen einen großen Teil ihrer ArbeitsFoto: Karlovy Vary - stock.adobe.com zm115 Nr. 21, 01.11.2025, (1762)

Dentaleinheiten Austauschaktion. Bis zu 16.499 Euro sparen.* Wow! Mit der neuen KaVo-Generation holen Sie sich handfeste Vorteile in die Praxis! Austauschbonus auch für Imaging und Instrumente! Hier sichern: www.kavo.com/de/exchange *Aktionsbedingungen unter: www.kavo.com/de/exchange KaVo Dental GmbH | Bismarckring 39 | 88400 Biberach | Deutschland www.kavo.com

14 | GESELLSCHAFT zm115 Nr. 21, 01.11.2025, (1764) zeit beanspruchen, während gleichzeitig deren Vergütung vergleichsweise niedrig sei. Diese Klientel werde von den Zahnärztinnen und Zahnärzten teils nur ungern behandelt, doch fühlten sich die Befragten aus ethischen Gründen dazu verpflichtet. Auch der Umsatzdruck wurde wiederholt thematisiert, häufig ausgeübt durch die Praxisinhaberinnen und -inhaber. Genannt wurden unrealistische Umsatzziele sowie der Druck, Patientinnen und Patienten Behandlungen zu empfehlen, die finanziell vorteilhafter seien. Bei angestellten Zahnärztinnen und Zahnärzten zählten zusätzlich Konflikte mit ihren Praxischefinnen und -chefs, Mobbing und eine eingeschränkte Autonomie bei der Gestaltung der Arbeitszeiten zu den Stressfaktoren. Schwierigkeiten in der Praxisführung und Umsatzdruck Aus Sicht der Praxisinhaberinnen und -inhaber ist der finanzielle Druck ein weiterer belastender Faktor. Einige hoben hervor, dass die wirtschaftlichen Anforderungen in der Praxis extrem hoch sind. Die enorm hohen laufenden Kosten und ein erheblicher Anteil der Einnahmen, der allein für den Betrieb aufgewendet werden muss, machten die Praxisführung zu einer großen Herausforderung – selbst bei optimaler Auslastung. Administrative Aufgaben sowie die Gewinnung von qualifiziertem Personal erschwerten den Praxisalltag zusätzlich: 48,5 Prozent der Befragten benannten verschiedene Aufgaben der Praxisverwaltung als starken Stressfaktor. Die Studie zeigt über die Auflistung der Stressfaktoren hinaus deutlich, dass die Geschlechtsidentität eine zentrale Rolle für das psychische Belastungserleben spielt. Zahnärztinnen wiesen grundsätzlich eine höhere Belastungsquote auf als ihre männlichen Kollegen. Diese erhöhte Vulnerabilität hängt sowohl mit strukturellen Faktoren als auch mit berufsspezifischen Gegebenheiten zusammen. Als Hauptgrund wurde die Doppelbelastung durch familiäre Aufgaben genannt, etwa Stress im Zusammenhang mit der Kinderbetreuung. Darüber hinaus berichteten Praxisinhaberinnen, dass sie sich bei Mitarbeitenden in manchen Fällen schwerer durchsetzen konnten, was zu Unzufriedenheit bei den Zahnärztinnen und zu einem höheren empfundenen Stresslevel führte. Zudem empfanden viele Zahnärztinnen die Belastung auf der Arbeit als höher. Zahnärztinnen und Zahnärzte in Einzelpraxen oder ländlichen Regionen berichteten außerdem teilweise über soziale Isolation. Auch in Gemeinschaftspraxen äußerten einige Befragte das Gefühl des Alleinseins, insbesondere in schwierigen Behandlungssituationen, in denen kein unmittelbarer Ansprechpartner verfügbar war. Viele der Befragten wünschten sich auch eine Entstigmatisierung der psychischen Probleme. Einige schlugen vor, dass „zahnmedizinische Fakultäten die Konzepte der psychischen Gesundheit, Bewältigungsstrategien und Stressbewältigungsfähigkeiten in den Lehrplan aufnehmen sollten“ sowie „eine stärkere Einbindung der zahnmedizinischen Fakultäten in die Vorbereitung der Studierenden auf die Realität der Praxisführung und die damit verbundenen Belastungen“. Einige, besonders Frauen, gaben an, dass für sie der Austausch mit Kolleginnen und Kollegen in Gemeinschaften oder Netzwerken hilfreich wäre, etwa über WhatsApp-Gruppen oder berufliche Organisationen und Verbände. Auch ein Mentoringprogramm für frisch approbierte Zahnärztinnen und Zahnärzte könne eine wertvolle Unterstützung bieten. Als Limitationen dieser Studie werden selbst berichtete Daten, die lokale Begrenzung auf Kanada und die potenzielle Verzerrung durch die Freiwilligkeit der Befragung angeführt. Dennoch liefert die Studie nach Ansicht der Autoren wichtige Einblicke in die psychische Gesundheit von Zahnärztinnen und Zahnärzten und unterstreicht die Notwendigkeit, strukturelle und geschlechtsspezifische Belastungsfaktoren zu berücksichtigen. Fazit Die Untersuchung untermauert die Bedeutung von Unterstützungsangeboten auf mehreren Ebenen. Für die Praxis bedeutet dies: Eine bewusste Auseinandersetzung mit den Belastungen des Berufs, die Implementierung unterstützender Strukturen, ein offener Austausch über psychische Gesundheit und die Integration des Themas psychische Gesundheit bereits ins Studium könnten sowohl das Wohlbefinden der Fachkräfte als auch die Qualität der Patientenversorgung nachhaltig verbessern. Gleichzeitig zeige die Studie, dass weitere Forschung notwendig ist – insbesondere zu unterschiedlichen GenderIdentitäten, zur Wirksamkeit der bestehenden Unterstützungsprogramme und zu Maßnahmen, die gezielt weibliche Zahnärztinnen stärken. nl Die Studie: Maragha T, Atanackovic J, Adams T et al.: Dentists' Mental Health: Challenges, Supports, and Promising Practices. JDR Clin Trans Res. 2025 Apr;10(2):100111. doi: 10.1177/23800844241271664. Epub 2024 Sep 20. PMID: 39301941; PMCID: PMC11894879. „Man ist nicht nur Gesundheitsdienstleister, sondern auch Unternehmer. Es ist nicht leicht, hier die richtige Balance zu finden, und der Zeitaufwand ist enorm.“ Angabe einer Befragten „Die größte Herausforderung für mich bei der Arbeit ist die Führung meiner Mitarbeiter.“ Angabe eines Befragten

Kinder. Zähne. Gärtnern. Und wofür brauchen Sie mehr Zeit? Mehr Selbstbestimmung und Flexibilität durch die eigene Praxisgründung – darauf setzt Katharina Albertsen. Finanziell das große Ganze im Blick zu behalten, ist dabei unser Job. Was immer Sie bewegt, sprechen Sie mit uns. > apobank.de/gruenden Katharina Albertsen Zahnärztin und Mutter von vier Kindern, Varel

zm115 Nr. 21, 01.11.2025, (1766) 16 | POLITIK FVDZ-HAUPTVERSAMMLUNG 70 Jahre im Zeichen der Freiberuflichkeit Wie kann die Freiberuflichkeit gestärkt und die zahnärztliche Versorgung auch in Zukunft sichergestellt werden? Darum ging es bei der Eröffnung der Hauptversammlung des Freien Verbands Deutscher Zahnärzte (FVDZ) am 9. Oktober in Berlin. Zugleich feierte der Verband sein 70-jähriges Bestehen. In einem Video-Grußwort würdigte Bundesgesundheitsministerin Nina Warken (CDU) den FVDZ als „starke Stimme und Impulsgeber für die Weiterentwicklung unserer zahnmedizinischen Versorgung“. Sie dankte dem Verband für 70 Jahre Engagement vor Ort und in der berufspolitischen Arbeit. „Die Zahnmedizin ist ein unverzichtbarer Bestandteil unserer Gesundheitsversorgung“, betonte sie. Warken: „Der FVDZ hat viel bewegt" Der Verband habe viel bewegt, die tägliche Arbeit der Zahnärzte wirke. Die Fortschritte seien beeindruckend: Bei zwölfjährigen Kindern sei die Zahl kariöser, fehlender und gefüllter Zähne seit 1990 um 90 Prozent gesunken. Auch bei Erwachsenen und älteren Menschen habe sich die Mundgesundheit deutlich verbessert. Allerdings seien Parodontalerkrankungen weiterhin weit verbreitet, räumte Warken ein. Das Bundesgesundheitsministerium (BMG) arbeite daran, Abläufe zu vereinfachen und Bürokratie abzubauen, damit Zahnärztinnen und Zahnärzte mehr Zeit für die Behandlung der Patienten haben. „Ihre Anliegen nehme ich sehr ernst“, betonte Warken und fügte hinzu: „Auch bei der Digitalisierung kommen wir gemeinsam voran." Jetzt gehe es darum, Anwendungen wie die elektronische Patientenakte (ePA) praxisnah zu gestalten und Verwaltungsabläufe zu vereinfachen. „Ihre Rückmeldungen sind dafür von großem Wert“, versicherte die Ministerin. Auf der Agenda des BMG stehe auch die Reform der Zulassungsverordnung für Vertragszahnärzte. Ziel sei es, Verfahren zu modernisieren, zu digitalisieren und Niederlassungen zu erleichtern. Dritte Kraft der Standespolitik Auch der Vorsitzende des Vorstands der Kassenzahnärztlichen Bundesvereinigung (KZBV) Martin Hendges und der Präsident der Bundeszahnärztekammer (BZÄK) Prof. Dr. Christoph Benz würdigten in ihren Grußworten die Rolle des FVDZ als verlässlichen Partner und dritte Kraft in der gemeinsamen Standespolitik. Benz dankte dem Freien Verband für seine Arbeit, die von Konstruktivität geprägt sei. „Wir sind Präventionsweltmeister“, sagte er, und nahm Bei der FVDZ-Hauptversammlung diskutierten der Verbandsvorsitzende Dr. Christian Öttl und der unparteiische Vorsitzende des Gemeinsamen Bundesausschusses, Prof. Josef Hecken, über Nachwuchsgewinnung, Digitalisierung und Effizienzreserven im Gesundheitssystem. Foto: FVDZ/Jörn Wolter

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18 | POLITIK damit auf Warkens Grußwort Bezug. Die Sechste Deutsche Mundgesundheitsstudie (DMS 6) bezeichnete er als „Meilenstein“; seit der Veröffentlichung werde die Zahnärzteschaft darauf immer und überall mit Respekt angesprochen. Bei der Parodontitisbehandlung werde die Zahnärzteschaft aber weiterhin Probleme haben – da fehle der Respekt. Ein großes Anliegen der BZÄK sei es, die Niederlassungslust zu fördern. Auch der Bürokratieabbau sei ein zentrales Thema, der „HygieneOverkill“ nerve seit Jahrzehnten. Bundeskanzler Friedrich Merz habe versprochen, die Bürokratie um 24 Prozent abzubauen. „Wir werden nicht akzeptieren, dass davon null Prozent bei uns ankommt“, stellte Benz klar. Hendges rief dazu auf, die Bedeutung der Selbstverwaltung herauszustellen, als „geschlossener Berufsstand“ aufzutreten und Prävention als Erfolgsrezept darzustellen. Gerade in schwierigen Zeiten sei es wichtig, gemeinsam Lösungen zu erarbeiten. Er hoffe, dass Bundesgesundheitsministerin Warken ihre Ankündigung, auf Dialog zu setzen, auch einlösen werde. Der demografische Wandel stelle das Gesundheitssystem vor große Herausforderungen. Doch auch die neue Regierung sei nicht bereit, versicherungsfremde Leistungen aus Steuermitteln zu finanzieren, kritisierte Hendges. Er betonte, dass die Zahnmedizin kein „Kostentreiber“ sei. 50 Prozent der Ausgaben der gesetzlichen Krankenversicherung entstünden im Krankenhaus- und Arzneimittelbereich. Die zahnärztliche Versorgung mache lediglich 5,8 Prozent der Ausgaben aus, informierte Hendges. Dr. Dirk Heinrich, Bundesvorsitzender des Virchowbund, appellierte an die Zahnärzteschaft, die Freiberuflichkeit zu stärken. „Zwei wesentliche Elemente des Erfolgs des deutschen Gesundheitswesens sind der freie Beruf und die Ausübung unserer Tätigkeit in Selbstständigkeit“, stellte er heraus. Der freie Beruf sei ein Privileg, gehe aber auch mit vielen Pflichten einher. Wichtig sei, das Wesen des freien Berufs weiter zu verbreiten. In seinem Grußwort ging Heinrich auch auf den Entwurf für eine neue Gebührenordnung für Ärzte (GOÄ) ein, auf den sich die Ärzteschaft beim Deutschen Ärztetag geeinigt hatte, damit das BMG die Reform auf den Weg bringen kann. Der Virchowbund habe dem Vorschlag zwar „zähneknirschend“ zugestimmt, dennoch bezeichnete Heinrich den gesamten Prozess als „falsch“. „Ein freier Beruf gibt sich selbst seine Gebührenordnung, ohne den Verordnungsgeber“, begründete er seine Kritik und riet den Zahnärzten, sich die Reform der Gebührenordnung für Zahnärzte (GOZ) nicht aus der Hand nehmen zu lassen. „Machen Sie es anders bei der GOZ“, appellierte Heinrich an die Zahnärzteschaft. Hecken: „BMG sollte Deckelung für Parodontitis aufheben“ Sehr viel Beifall erhielt Prof. Josef Hecken, unparteiischer Vorsitzender des Gemeinsamen Bundesausschusses (G-BA), für seine Festansprache. Er forderte die Politik auf, Prävention und Versorgungsqualität stärker in den Fokus gesundheitspolitischer Entscheidungen zu rücken. Die Zahnärzteschaft mache vor, wie Prävention gehe. „Sie können stolz auf das sein, was Sie erreicht haben“, sagte Hecken. Ein großer Erfolg sei auch, dass die zahnärztlichen Früherkennungsuntersuchungen ab Januar 2026 im Gelben Heft dokumentiert werden müssen. Parodontitis habe gesundheitsökonomische Bedeutung – durch Folgeerkrankungen entstünden dem Gesundheitssystem Milliardenkosten. „Es wäre eine Aufgabe für die Ministerin, die Deckelung für Parodontitis aufzuheben“, appellierte Hecken an Warken. Politik sei zunehmend „beliebig“; denn Politikerinnen und Politiker zm115 Nr. 21, 01.11.2025, (1768) Foto: FVDZ/Jörn Wolter

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20 | POLITIK zm115 Nr. 21, 01.11.2025, (1770) WAHLEN: ÖTTL UND BONAVENTURA IM AMT BESTÄTIGT Bei Rahmen der Hauptversammlung bestätigten die Delegierten Öttl mit 109 von insgesamt 115 abgegebenen Stimmen im Amt. „Wir werden unsere Aufgaben konsequent weiterführen“, betonte er nach seiner Wiederwahl und der Wahl des gesamten Bundesvorstands. Stellvertretende Bundesvorsitzende wurde erneut Jeannine Bonaventura (Saarland). Der Bundesvorstand wird künftig mit sieben statt elf Mitgliedern arbeiten. Diese Reform hatte der Verband nach eigenen Angaben bereits im vergangenen Jahr aus Effizienz- und Kostengründen beschlossen. Außerdem will der FVDZ künftig mehr Frauen und mehr junge Zahnärztinnen und Zahnärzte in die Verbandsarbeit einbinden. In einer Pressekonferenz am 15. Oktober informierten Öttl und Bonaventura über die künftige Ausrichtung des Verbands und die Schwerpunkte ihrer Arbeit. Über den QR-Code gelangen Sie zum Artikel auf zm-online. dächten nur noch in Vier-Jahres-Etappen. Deshalb rate er gerade jungen Menschen: „Wenn Sie Ideale bewahren und patientenzentriert arbeiten wollen, müssen Sie den Mumm haben, in einem Verband der Selbstverwaltung zu arbeiten.“ Die Selbstverwaltung bezeichnete Hecken als „Garant für Prävention und eine wohnortnahe Versorgung“. Anschließend vertiefte der FVDZ-Bundesvorsitzende Dr. Christian Öttl auf dem Podium gemeinsam mit Hecken Fragen wie das Präventionsgesetz und notwendige Strukturveränderungen. Das Präventionsgesetz sei noch nie wirklich mit Leben erfüllt worden, monierte Hecken. Prävention sei nur möglich, wenn der Gesetzgeber den Kassen dafür eine bestimmte Summe für jeden Versicherten zusichere. Hecken schlug vor, Erlöse aus der Tabaksteuer für Prävention heranzuziehen. Eine Zuckersteuer hält er ebenfalls für sinnvoll. Thema waren auch Schwierigkeiten bei der Nachbesetzung von Zahnarztpraxen in ländlichen Regionen. Dieses Problem müsse der Berufsstand in den Griff bekommen, sagte Hecken. Das gehe nur mit Anreizen und Werbung. Er habe etwas gegen Heuschrecken, bekannte Hecken und warnte, dass das Problem noch größer werde, falls die Niederlassung auf Länderebene geregelt wird. Öttl wies darauf hin, dass manche Praxisinhaber auch frühzeitig aus dem Beruf ausschieden, da sie zu zwei Dritteln mit Bürokratie beschäftigt seien. Verbesserungsbedarf sieht Hecken zudem noch bei der ePA: „Daran müssen wir weiter arbeiten.“ Ihn habe die „Brachialgewalt“ gestört, mit der diese eingeführt wurde. „Wenn die ePA funktionieren würde, könnte sie einen Mehrwert schaffen“, sagte er. Bislang sei sie jedoch lediglich eine PDF-Sammlung. Öttl versicherte, dass die Zahnärztinnen und Zahnärzte bereit seien, sich mit der E-Akte auseinanderzusetzen. „Dafür muss aber ein Produkt geschaffen werden, das funktioniert.“ Gefragt nach Effizienzreserven, wies Hecken darauf hin, dass der G-BA nicht das Recht habe, Leistungen aus dem Leistungskatalog der GKV zu streichen. Das sei ein Problem, das der Parlamentarische Staatssekretär Tino Sorge (CDU) lösen müsse. Aus seiner Sicht gebe es viele Fehlsteuerungen im Gesundheitssystem. „Solange wir uns solche Fehlsteuerungen leisten, haben wir noch viel Luft im System“, machte er deutlich. ao Bundesgesundheitsministerin Nina Warken (CDU) gratulierte zum 70-jährigen Bestehen und würdigte den FVDZ als „starke Stimme und Impulsgeber für die Weiterentwicklung unserer zahnmedizinischen Versorgung“. Foto: FVDZ/Jörn Wolter

NACHRICHTEN | 21 Thüringischer Ministerpräsident Voigt zum Dialog in der BZÄK Zu einem gesundheitspolitischen Austausch mit Vertretern der Bundeszahnärztekammer (BZÄK) und der Landeszahnärztekammer Thüringen hat der thüringische Ministerpräsident Mario Voigt (CDU) am 16. Oktober die BZÄK in Berlin besucht. Hintergrund dieses Gesprächs waren nach Angaben der BZÄK unter anderem die Warnungen von Voigt vor einer (Über-)Regulierung Der thüringische Ministerpräsident Mario Voigt beim Besuch mit dem Geschäftsführenden Vorstand der Bundeszahnärztekammer: Prof. Dr. Christoph Benz, Dr. Romy Ermler, Konstantin von Laffert (v.r.). Foto: zm/sr von investorenbetriebenen MVZ (iMVZ), die er am Rande der Koalitionsverhandlungen geäußert hatte. Daraufhin hatte ihn der Geschäftsführende Vorstand der BZÄK (Präsident Prof. Dr. Christoph Benz, Vizepräsidentin Dr. Romy Ermler, Vizepräsident Konstantin von Laffert) Anfang Mai wegen der praktischen (berufs-)rechtlichen Probleme mit iMVZ im ländlichen Raum sowie möglichen Regulierungsoptionen angeschrieben und einen direkten Austausch angeboten. Dieser Einladung war er auch vor dem Hintergrund gefolgt, dass Thüringen noch bis Ende 2025 den Vorsitz der Gesundheitsministerkonferenz (GMK) in der Person der thüringischen Gesundheitsministerin Katharina Schenk (SPD) innehat. Voigt erklärte laut BZÄK, sein Ziel sei es, dass die geplanten regulatorischen Maßnahmen des Bundes in diesem Bereich den Ländern mit ihren unterschiedlichen Versorgungssituationen genügend Beinfreiheit lassen, um neue Versorgungskonzepte erproben zu können. Er teile die Sorge vor einem völlig unregulierten Bereich, wolle jedoch zugleich mit Investoren über Möglichkeiten einer Einbindung im Sinne einer größeren Angebotsvielfalt sprechen. Im Mittelpunkt stehe dabei die Versorgung im ländlichen Raum. Voigt kann sich hierzu auch einen Ländervorschlag vorstellen. Er bat in diesem Zusammenhang um Vertrauen und betonte, dass selbstverständlich auch die Leistungserbringer mit ihrer Expertise in diesen Prozess eingebunden werden sollen. sr Primescan® undCEREC® direkt testen* Testen Sie Intraoralscannen und Inhouse-Fertigung im Praxisalltag – Kostenlos und unverbindlich In der Theorie klingt Digitalisierung großartig – doch was vermag sie in Ihrer Praxis zu leisten? Finden Sie es heraus! Wir unterstützen Sie dabei und stellen Ihnen mit Primescan einen hervorragenden Intraoralscanner oder mit CEREC das Komplettsystem für die Inhouse-Fertigung von Restaurationen leihweise zur Verfügung. Testen Sie drei Wochen lang – mit enger Begleitung durch unsere Experten direkt vor Ort. Zum Testen anmelden: *Gültig für Deutschland und Österreich im Aktionszeitraum bis 31.12.2025.

22 | PRAXIS PHÄNOMEN MIT TIEFGREIFENDEN FOLGEN FÜR DIE MUNDGESUNDHEIT Wie Dentalscham Menschen vom Zahnarztbesuch abhält Scham kann laut einer Studie dazu führen, dass Menschen ihre Mundgesundheitsprobleme nicht behandeln lassen. Ein besseres Verständnis des Phänomens jedoch könnte mehr Betroffene ermutigen, sich Hilfe zu suchen. Dentalscham ist ein wenig erforschtes, aber weit verbreitetes Phänomen mit tiefgreifenden Auswirkungen auf die Mundgesundheit und auf Ungleichheiten", schreibt das interdisziplinäre Forschungskollektiv in seinem Positionspapier. Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus Kopenhagen, Exeter und Plymouth gehen davon aus, dass das komplexe Zusammenspiel zwischen Mundgesundheit und Scham eine unabhängige Analyse erfordert. „Wir behaupten, dass die Betrachtung der bedeutendsten Herausforderungen der Zahnmedizin – soziale Ungleichheiten in Bezug auf die Mundgesundheit, Stigmatisierung, unzureichende tägliche Mundpflege und fehlende Bindung an zahnmedizinische Versorgungssysteme – durch die Linse der Scham ein tieferes Verständnis ihrer komplexen und vielfältigen Dynamiken ermöglichen kann.“ Scham biete eine Erklärung in Fällen, in denen Personen nicht vor der Behandlung selbst Angst haben, sondern eher davor, ihre Zähne zu zeigen oder relevante Lebensstilfaktoren wie Rauchen und Details zu ihrer Ernährung offenzulegen. Orale Probleme durch die Linse der Scham Die Forschenden haben drei Situationen identifiziert, in denen Dentalscham tendenziell auftritt. Erstens könne sie direkt auf Probleme der Mundgesundheit oder des ästhetischen Erscheinungsbilds der Zähne zurückgehen. Beispiele dafür seien sichtbare Zahnprobleme wie abgebrochene, kariöse, dunkle oder fehlende Zähne sowie Mundgeruch und Funktionsstörungen der Zähne beim Essen, Trinken oder Sprechen. Zweitens könnten beispielsweise soziale und wirtschaftliche Missstände den Grad, in dem jemand seine Mundgesundheit erhalten und verbessern kann, deutlich beeinflussen. Dieser Effekt werde durch soziale Verletzlichkeiten und Entbehrungen wie Traumata und Missbrauch, Armut, geringe Lese- und Schreibfähigkeiten und schädliche Bewältigungsstrategien wie Drogenmissbrauch noch verstärkt. Dies gelte jedoch nicht nur für Menschen in marginalisierten Lebenssituationen, sondern komme auch allgemein in der Gesellschaft vor, beispielsweise im Hinblick auf Ess-, Trink- oder Rauchgewohnheiten. Drittens könne man Dentalscham stellvertretend für andere erleben und so unsicher werden, wie man mit einer Person mit Mundgesundheitsproblemen umgehen soll. In jedem Fall gehen die Autoren davon aus, dass Dentalscham zu einem geringeren Selbstwertgefühl, sozialer Isolation und einem ungünstigen Verhalten in Bezug auf die Mundgesundheit führen kann. In der Zahnmedizin und in Gesundheitseinrichtungen tätige Personen sollten daher in dentaler Schamkompetenz geschult werden. Foto: ADDICTIVE STOCK CORE-stock.adobe.com zm115 Nr. 21, 01.11.2025, (1772)

PRAXIS | 23 Dentalscham sei sowohl eine Folge als auch ein entscheidender Faktor für Mundgesundheitsprobleme – eine Folge, weil Mundgesundheitsprobleme Scham auslösen können, und ein Faktor, weil sie sowohl die tägliche Zahnpflege als auch die Teilnahme am Zahnarztbesuch behindern kann. Dadurch könne sich Dentalscham in eine sich selbst verstärkende Spirale verwandeln. Die Abwärtsspirale betrifft nicht nur die Mundgesundheit „Da unsere Zähne gut sichtbar sind und einen zentralen Einfluss auf unser allgemeines Erscheinungsbild und Wohlbefinden haben, beeinträchtigt die Dentalscham unser Selbstwertgefühl, unsere sozialen Interaktionen, unseren Zugang zum Arbeitsmarkt, zu Pflegesystemen und sozialen Diensten“, heißt es in der Studie. Die Abwärtsspirale, die Dentalscham auslöst, betreffe also nicht nur die Mundgesundheit, sondern auch andere Lebensbereiche. Zahnärztinnen, Zahnärzte und ihre Teams sollten darin geschult werden, Scham zu erkennen und sich ihrer Rolle in der institutionellen Kultur bewusst sein, um die potenziell schädlichen Auswirkungen zu verringern. Es sei wichtig, in der Zahnarztpraxis ein vorurteilsfreies Umfeld zu schaffen, in dem sich die Patienten vertrauensvoll und ermutigt fühlen, ihrer Mundgesundheit Priorität einzuräumen. ck Folker L, Dolezal L, Jespersen AP, Paisi M, Withers L, Worle C, Øzhayat EB. Dental Shame: A Call for Understanding and Addressing the Role of Shame in Oral Health. Community Dent Oral Epidemiol. 2025 Sep 21. doi: 10.1111/ cdoe.70019. Epub ahead of print. PMID: 40976871. zm115 Nr. 21, 01.11.2025, (1773) KONFRONTATION IST MEIST KONTRAPRODUKTIV Die Forschenden warnen davor, dass Ihr zahnmedizinisches Personal mit seinen Aussagen – sei es absichtlich oder unabsichtlich – bei den Patientinnen und Patienten Schamgefühle hervorrufen kann. Der gezielte Einsatz von Scham, um ein gewünschtes Gesundheitsverhalten zu fördern, führe aber zumeist nicht zu positiven Veränderungen. Im Gegenteil: Die Betroffenen könnten sich in der Folge noch mehr zurückziehen, um solche Konfrontationen zu vermeiden. Da diese Dynamik in der Zahnmedizin häufig eine Rolle spiele, sei ein erweitertes Wissen über Dentalscham sowohl in der Theorie als auch in der Praxis erforderlich. „Scham kann eine Erklärung dafür sein, warum manche Menschen beim Zahnarzt nicht gerne ihre Zähne zeigen oder ihm nicht sagen, dass sie rauchen oder sich schlecht ernähren.“ Prof. Luna Dolezal von der Universität Exeter bluedenta Lust auf schöne Zähne Mehr als nur Bleaching und Aligner... Kundenportal mit eigenem Profil auf Map Ansprechpartner statt Callcenter Schulungen und Onboardinginklusive Marketingmaterial zur Kommunikation Online-Infoterminauf Wunsch vorab Das bluedenta-Konzept: www.bluedenta.de ALIGNER WHITENING

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