ZAHNÄRZTLICHE MITTEILUNGEN | WWW.ZM-ONLINE.DE SECHS GRÜNDERINNEN UND GRÜNDER BLICKEN ZURÜCK Meine Praxis – meine Story AUSGABE 22 | 2025 zm 16.11.2025, Nr. 22 Deutscher Zahnärztetag 2025 Wissenschaft trifft Praxis: Der Kongress begeisterte über 3.500 Teilnehmende mit neuen Formaten in Berlin. SEITE 10 Was Napoléons Armee vernichtete Zahnanalyse toter Soldaten: Forschende haben entschlüsselt, warum Napoléons Armee 1812 massenhaft starb. SEITE 26 Vom Behandler zum Coach Rollenbild im Wandel: Nicht mehr nur Fachwissen, sondern die Art der Führung entscheidet heute über den Praxiserfolg. SEITE 38 zm STARTER ab Seite 71
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EDITORIAL | 3 Sie werden fehlen sein Schicksal in die Hand nahm, kann nur tiefsten Respekt abnötigen. 1946 fing er in Göttingen – im Land der Täter – an, in einer fremden Sprache Medizin zu studieren, und das, obwohl er nur sechs Jahre die Schule besucht hatte. Im Anschluss ging er dann mit seiner deutschen Frau zurück nach Polen, wo er als Gynäkologe arbeitete. Wieder zunehmendem Antisemitismus ausgesetzt siedelte er 1969 nach Schweden über, wo er bis heute lebt. Menschen wie Leon Weintraub oder die kürzlich verstorbene Margot Friedländer, gerne etwas verharmlosend „Zeitzeugen“ genannt, sind unendlich wichtige Stimmen, die aus eigenem Erleben erklären können, wohin ideologischer Hass führt. Leider werden es immer weniger. Sie werden fehlen. Dies auch deshalb, weil es hier nicht um eine längst vergangene Zeit geht, sondern weil der Antisemitismus in Deutschland in jüngster Zeit auf erschreckende Weise wieder erwacht: Von rechts, von links, aus dem Islam oder einfach nur aus der sogenannten Mitte der Gesellschaft. Deswegen müssen solche Gedenkveranstaltungen uns allen Mahnung sein, sich dagegen zu stellen, wo es nötig ist. Viel Spaß bei der Lektüre Sascha Rudat Chefredakteur Das Ambiente war festlich, der Anlass beleuchtete hingegen das düsterste Kapitel der deutschen Zahnmedizin. Am 29. Oktober hatten die Bundeszahnärztekammer, die Kassenzahnärztliche Bundesvereinigung und die Deutsche Gesellschaft für Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde zu einer Gedenkveranstaltung zur Zahnmedizin im Nationalsozialismus in den Festsaal der Berliner Humboldt-Uni eingeladen. Vorausgegangen war eine umfassende wissenschaftliche Aufarbeitung der Verstrickungen der Zahnärzteschaft mit dem NS-Regime, die zwischen 2017 und 2019 durchgeführt worden war. Über die Ergebnisse haben wir in den zm auch in der Serie „Täter und Opfer“ ausführlich berichtet. Nach den Pandemie-bedingten Einschränkungen hatte man die Gedenkveranstaltung auf das Jahr 2025, also 80 Jahre nach Kriegsende, gelegt. 80 Jahre nach dem Ende der NS-Diktatur sind eine lange Zeit, um sich der Vergangenheit zu stellen. Der Medizinhistoriker Dominik Groß erläuterte in seinem Vortrag sehr anschaulich, warum die Zahnärzteschaft so lange gebraucht hat, die Vergangenheit aufzuarbeiten. So wurde lange Zeit die eigene Rolle – auch gegenüber der Ärzteschaft – heruntergespielt. Man war ja nur für den Mundraum zuständig, so das gängige Narrativ. Hinzu kam, dass viele der Standesvertreter und Hochschullehrer, die nach dem Krieg in Amt und Würden waren, mit dem NS-Regime verstrickt gewesen waren. Das Interesse an Aufarbeitung hielt sich in Grenzen. Rund die Hälfte der deutschen Zahnärztinnen und Zahnärzte war Mitglied der NSDAP, wissen wir heute. Der ausgezeichnete Vortrag von Dominik Groß, der einen Teil der Ergebnisse seiner Forschungsarbeit vorstellte, war wichtig. Aber ebenso wichtig ist es, sich auf die individuelle Ebene zu fokussieren, um wirklich verstehen zu können, was es bedeutet, Opfer eines menschenverachtenden und mörderischen Regimes zu werden. Deswegen war es ein großer Glücksfall, dass der 99-jährige jüdische Arzt Dr. Leon Weintraub mit seiner Frau aus Stockholm zu der Gedenkveranstaltung angereist war. Weintraub wuchs als eines von fünf Kindern im polnischen Lodz auf, wo seine alleinerziehende Mutter eine kleine Wäscherei betrieb. Mit 13 Jahren erlebte er den Einmarsch der deutschen Wehrmacht in seine Heimatstadt und wurde 1940 mit seiner Familie ins Ghetto Litzmannstadt umgesiedelt. Weintraub berichtete von den Gräueltaten, die er als Jugendlicher miterleben musste, mit klaren, ruhigen und eindringlichen Worten. Mit seiner Familie wurde er 1944 nach Auschwitz-Birkenau deportiert, von wo er durch einen glücklichen Zufall in einen Gefangenentransport gelangte, der ihn in zwei weitere KZ führte. Glücklich deshalb, weil er andernfalls in der Gaskammer gelandet wäre. Bei einer weiteren Verlegung gelang ihm kurz vor Kriegsende die Flucht. Wie er danach Foto: Lopata/axentis
4 | INHALT 16 BZÄK-Bundesversammlung wählt neues Präsidium Erstmals leitet mit Dr. Romy Ermler eine Frau die BZÄK. Komplettiert wird das neue Führungstrio durch Dr. Doris Seiz und Dr. Ralf Hausweiler. 22 Erinnerung ist eine Haltung Die Zahnärzteschaft bekennt sich bei einer Gedenkveranstaltung zu ihrer Verantwortung und ihren Versäumnissen in der NS-Zeit. Eindringlich schilderte der 99-jährige Auschwitz-Überlebende Dr. Leon Weintraub seine Erlebnisse. MEINUNG 3 Editorial 6 Leitartikel POLITIK 16 BZÄK-Bundesversammlung Neues Spitzentrio der Bundeszahnärztekammer gewählt 28 ZFA-Ausbildungszahlen 2025 Es kommen wieder mehr junge Fachkräfte in die Zahnarztpraxen! 35 Gesundheitssysteme weltweit – Vereinigtes Königreich Steuerfinanziertes System mit langen Wartezeiten ZAHNMEDIZIN 10 Deutscher Zahnärztetag 2025 Wissenschaft im Zehn-Minuten-Takt 24 Aus der Wissenschaft Wie lange sollte aus zahnmedizinischer Sicht gestillt werden? 41 Fortbildung „Simple, Advanced, Complex“ – Teil 2 42 Leukoplakie – ein praxisorientierter Leitfaden für einfache bis komplexe Fälle 48 Regenerative Furkationstherapie – von einfach bis komplex 64 KI für die Zahnmedizin – Teil 3: Sprachdokumentationswerkzeuge KI-basierte Sprachdokumentation 70 66. Bayerischer Zahnärztetag Update Innovation für Bayerns Zahnärzte TITELSTORY 71 Sechs Gründerinnen und Gründer blicken zurück Meine Praxis – meine Story PRAXIS 20 Generative Engine Optimization So berücksichtigt ChatGPT Ihre Praxis-Website! 32 Repräsentative Befragung Warum Azubis trotz Vertrag weitersuchen 38 Team- und Praxisführung mit Kompass Vom Behandler zum Coach – medizinisch führend, menschlich lernend Inhalt zm115 Nr. 22, 16.11.2025, (1854)
INHALT | 5 42, 48 Fortbildung „Simple, Advanced, Complex“ – Teil 2 Ein praxisorientierter Leitfaden zur Leukoplakie und parodontalchirurgische Verfahren zur regenerativen Furkationstherapie TITELSTORY 71 Fünf Praxisgründungen – fünf individuelle Geschichten Wie eine Vision lebendig wird. Über den langen Weg zur Routine, Entscheidungsmüdigkeit und das Annehmen der Führungsrolle. Und ob es den richtigen Moment für Nachwuchs gibt. GESELLSCHAFT 22 Gedenkveranstaltung in Berlin Zahnärzteschaft bekennt sich zu ihrer Verantwortung in der NS-Zeit 26 Analyse der Zahnpulpa toter Soldaten Was Napoléons Armee wirklich vernichtete 33 Mit dem Dentalmuseum durch 2025 – Teil 20 „Der kleinste Adriaen van Ostade der Welt“ 58 Deutsche Cleft Kinderhilfe Einsatz für die Spaltkinder der Nomaden 68 Zahnärztliche Entwicklungshilfe auf den Seychellen Wie ein kleines Vorhaben großwurde MARKT 82 Neuheiten RUBRIKEN 8 Ein Bild und seine Geschichte 60 Termine 62 News 81 Impressum 98 Zu guter Letzt zm115 Nr. 22, 16.11.2025, (1855)
Politisch ist der „Herbst der Reformen“ vielfach ausgerufen und wir als neuer Geschäftsführender Vorstand der Bundeszahnärztekammer wollen und müssen uns sogleich und mit voller Kraft in die (standes)politische Arbeit stürzen! Dabei wollen wir gemeinsam mit Ihnen zielorientiert für eine gute Zukunft unserer Praxen auch unter sich verändernden Rahmenbedingungen sorgen. Vor uns liegen herausfordernde Zeiten: Nicht nur der Blick auf die finanzielle Lage der Sozialversicherungssysteme zeigt, welch großer Reformbedarf auch in unserem Gesundheitssystem besteht. Dabei steht die Zahnmedizin in Deutschland gut da: Die (anteiligen) Kosten der Zahnmedizin an den Ausgaben der GKV sinken seit Jahren und wir können große Erfolge der zahnärztlichen Prävention feiern. Zudem trägt auch die bereits gelebte Eigenverantwortung in der Zahnmedizin zur Kostendämpfung bei. Wenn also der Gesetzgeber über notwendige Reformen im Gesundheitswesen spricht, muss er diesen Besonderheiten Rechnung tragen und darf nicht „mit dem Rasenmäher“ und undifferenziert vorgehen. Der Koalitionsvertrag bietet hier etliche Anknüpfungspunkte für die Zahnmedizin: von der Förderung der Prävention, über die notwendige Regulierung der sogenannten Investoren-betriebenen MVZ, bis hin zur Stärkung des dualen Krankenversicherungssystems. Gleichwohl herrscht in vielen wichtigen Bereichen (noch?) politischer Stillstand: Die vielfach angekündigten Maßnahmen zum Bürokratieabbau im Gesundheitswesen lassen weiter auf sich warten, da jene Vorgaben häufig mit dem Patientenschutz begründet werden. Ein Arbeitsschwerpunkt für die so dringend erforderliche Reduzierung von Dokumentationspflichten für die Zahnarztpraxen muss daher sein, herauszuarbeiten, wo Bürokratie eben nicht dem Patientenschutz dient. Offen ist auch, wann die von PKV und Bundesärztekammer konsentierte neue Gebührenordnung für Ärzte (GOÄ) tatsächlich in Kraft tritt. Hier werden wir uns klar vom vorliegenden GOÄ-Entwurf abgrenzen, denn die GOÄ kann nicht als Blaupause für eine neue GOZ dienen. Insbesondere werden wir Einfachsätze bei der Vergütung verhindern und das bisherige System der Steigerungsfaktoren erhalten und weiterentwickeln. Auch die Arbeiten für eine Fortsetzung der – bis dato sehr erfolgreichen – ZFAKampagne liegen vor uns. Mit über 17.300 neu abgeschlossenen Ausbildungsverträgen im Ausbildungsjahr 2023/2024 erleben wir gerade ein All-time-High in der Beliebtheit des ZFA-Berufs. Diese positive Entwicklung wollen wir als BZÄK-Vorstand verstetigen. Für uns als „neuen GV“ stellen diese Themen die Schwerpunkte der vor uns liegenden Arbeit dar. Dabei stützen wir uns auf die dezidierte fachliche Vorarbeit des bisherigen GV, unter anderem aus unseren jährlichen Sommerklausuren, zuletzt in Perl (Saarland). Dort hatte sich der Vorstand der BZÄK bereits ausdrücklich für eine Stärkung des dualen Krankenversicherungssystems durch Förderung von Eigenverantwortung und Prävention ausgesprochen. Fest steht: Die Reformdiskussionen um die Zukunft unseres Gesundheitssystems haben gerade erst begonnen. Wir werden die Interessen unseres Berufsstandes mit den anderen standespolitischen Organisationen selbstbewusst und politisch klar formulieren und unsere berechtigten Anliegen mit Nachdruck in diese Reformprozesse einbringen. Dem bisherigen GV danken wir ausdrücklich für die wertvolle Vorarbeit der vergangenen Jahre! Dr. Romy Ermler Präsidentin der Bundeszahnärztekammer Dr. Ralf Hausweiler Vizepräsident der Bundeszahnärztekammer Dr. Doris Seiz Vizepräsidentin der Bundeszahnärztekammer Volles Programm in herausfordernden Zeiten Foto: © 2025 tokography /Tobias Koch 6 | LEITARTIKEL
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zm115 Nr. 22, 16.11.2025, (1858) 8 | GESELLSCHAFT Wem die Auswüchse von KI-getriebenen Influencer-Kampagnen und moderner Aufmerksamkeitsökonomie zu viel werden, der kann Trost in einem filmischen Kleinod aus jenen Tagen finden, als die Bilder im Internet Laufen lernten. 2008, also drei Jahre nach YouTubes Gründung veröffentlichte ein Zahnarzt unter dem Pseudonym „alextstone“ ein unautorisiertes Patientenvideo (QRCode oder https://bit.ly/zm_mrbill), das zum Klassiker wurde und es slow but steady zu mehr als 800.000 Aufrufen brachte. Ein Grund könnte sein, dass es sich bei dem Patienten um niemand Geringeren als die US-Fernsehgröße Mr.Bill handelt. Die Knetgummifigur trat ab dem 28. Februar 1976 in 24 Folgen der Fernsehserie Saturday Night Live auf, war im Anschluss der Star einiger Fernsehfilme und in dem 1993 veröffentlichten Kinofilm „Ernest Rides Again“ sogar als Präsident der Vereinigten Staaten zu sehen. Sein Zahnarztbesuch ist indes weniger glamourös: Eine schmerzhafte Schwellung macht der Celebrity zu schaffen – der Behandlungsverlauf soll hier aber nicht gespoilert werden. Nur so viel: Das knapp sechsminütige Video bietet eine Röntgenszene, natürlich zahlreiche Versionen von Mr. Bills zum Markenzeichen gewordenen Ausruf „Ohhhhh no!“ in feinster Falsettstimme und den üblichen Showdown mit seinem Antagonisten „Mr. Hands“. Auch diesmal setzt der ihm arg zu. Eine zahnmedizinische Behandlung hat schließlich ihren Preis. mg EIN BILD UND SEINE GESCHICHTE Foto: MrBill_Youtube-alextstone, Dennis – stock.adobe.com
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10 | ZAHNMEDIZIN DEUTSCHER ZAHNÄRZTETAG 2025 Wissenschaft im Zehn-Minuten-Takt Der Deutsche Zahnärztetag 2025 war ein Fest der Fortbildung. Die von den zahnmedizinischen Fachgesellschaften konzipierte Großveranstaltung vom 30. Oktober bis 1. November im Berliner Estrel Convention Center Berlin bot den über 3.500 angereisten Teilnehmerinnen und Teilnehmern interdisziplinären Austausch und nicht zuletzt unzählige kollegiale Begegnungen und Gespräche inmitten der intensiven Kongressatmosphäre. Es ist uns wirklich gut gelungen, alle Zielgruppen anzusprechen und damit das Programm so richtig attraktiv zu gestalten“, sagte Prof. Dr. Dr. Peter Proff, neuer Präsident der Deutschen Gesellschaft für Zahn-, Mundund Kieferheilkunde (DGZMK), auf der Pressekonferenz zum Gemeinschaftskongress. Über 30 zahnmedizinische Fachgesellschaften und Arbeitskreise aus nahezu allen Bereichen der Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde präsentierten aktuelle Forschungsergebnisse und besprachen deren Bedeutung für Diagnostik, Therapie und Prävention. Hinzu kamen die Wissenschaftsarena, Hands-on-Kurse, Workshops von Industriepartnern, Posterpräsentationen, Preisverleihungen, der Young DentistDay und eine opulente Kongressparty mit über 1.300 Gästen, die am Freitagabend bei Berlin-Beats und gutem Essen am Stehtisch zusammenkamen. „Berlin kann immer noch herausragend feiern“ sagte Dr. Karsten Heegewaldt, Präsident der Berliner Zahnärztekammer, am Rande der Veranstaltung zur zm. Alle kommen zusammen, um sich auszutauschen In der Wissenschaftsarena waren am Donnerstag tagsüber zu insgesamt 24 Themenbereichen – von der Prävention über Restaurationen, Werkstoffe, Parodontitis bis hin zur Lehrforschung und Chirurgie – in sechs parallel laufenden Sessions jeweils zehnminütige Kurzvorträge angesetzt. Ebenfalls parallel fanden über drei Kongresstage hinweg Posterpräsentationen statt. „Die Wissenschaftsarena spricht unseren Nachwuchs an“, sagte Kongresspräsident Prof. Dr. Dr. Jörg Wiltfang. „Letztlich sind wir nur vernetzt erfolgreich. Und wir sehen hier auf den Fluren, dass alle zusammenkommen und sich austauschen.“ Zentrales Element des wissenschaftlichen Programms waren die prominent im Hauptprogramm platzierten Präsentationen komplexer interdisziplinärer Patientenfälle (siehe Beispiel im Kasten auf der nächsten Seite). In den 90-minütigen Sessions wurden unter der Moderation eines Experten zunächst die Fälle vorgestellt und dann von Vertretern verschiedener Disziplinen ausführlich die möglichen Therapieoptionen erörtert. Dabei wurde Expertinnen und Experten aus Wissenschaft und Praxis diskutierten anhand von interdisziplinär gelösten Patientenfällen die beste Therapieoption. Foto: Marc-Steffen Unger zm115 Nr. 22, 16.11.2025, (1860)
12 | ZAHNMEDIZIN deutlich, dass es in der Tendenz die weniger invasiven Optionen waren, für die sich sich Expertinnen und Experten und auch das befragte Auditorium aussprachen. So wägten die Fachleute über weite Strecken sehr rege das Für und Wider einer Behandlung im konkreten Fall ab, dann stimmte das Publikum über die favorisierte Therapie ab und erst am Schluss wurde der Fall „aufgelöst“. „Ein super Konzept, das auf den Praktiker zielt", freute sich Wiltfang. Wir müssen die sogenannte „Zahnmedizin“ neu denken „Die Forschung zeigt immer deutlicher, dass wir die sogenannte ‚Zahnmedizin‘ neu denken und eigentlich von Oralmedizin sprechen sollten", sagte Wiltfang. „Unser Ziel ist es, die Zusammenhänge zwischen oraler und systemischer Gesundheit besser zu verstehen, Synergien zwischen den Disziplinen zu nutzen und Patientinnen und Patienten ganzheitlich zu versorgen.“ Dabei gehe es nicht nur um neue wissenschaftliche Erkenntnisse, sondern auch um eine veränderte Haltung innerhalb der Profession: „Die Oralmedizin erfordert, dass wir stärker interdisziplinär denken – in Kooperation mit Innerer Medizin, Diabetologie, Onkologie und Kardiologie. Nur so kann zahnärztliches Handeln seinen vollen Beitrag zur Allgemeingesundheit leisten.“ Die Erfolge der zahnmedizinischen Prävention verändern die Behandlungsbedarfe – wo keine Karies ist, muss sie nicht behandelt werden. Das trifft auch für die weitere Behandlungskette zu: „Junge Menschen brauchen heute kaum noch Wurzelbehandlungen aufgrund von Karies. Wir sehen diese Altersgruppe fast nur noch nach dentalen Traumata“, berichtete Dr. Bijan Vahedi, Endodontie-Spezialist aus Augsburg und Vizepräsident der DGZMK. Die Krankheitslast verschiebe sich auf die späteren Lebensjahre, weshalb der Therapiebedarf nicht abnehme, sondern sich verändere und auch komplexer werde. „Wir behandeln heute häufiger ältere Patientinnen und Patienten mit komplexen endodontischen Fällen – etwa Revisionsbehandlungen oder mit altersbedingten verengten Wurzelkanälen“, erläuterte Vahedi. „Die Anforderungen steigen, weil wir Zahnerhaltung auf spezialisiertem Niveau zunehmend auch bei Menschen mit mehreren Begleiterkrankungen zm115 Nr. 22, 16.11.2025, (1862) INTERDISZIPLINÄRE FALLDISKUSSION FRONTZAHNVERLUST DURCH TRAUMA BEI EINER ZEHNJÄHRIGEN PATIENTIN Ein zehn Jahre und vier Monate altes Mädchen wurde aus einer Kinderzahnarztpraxis an das Universitätsklinikum Heidelberg überwiesen. Zwei Jahre zuvor hatte es bei einem Unfall mit einer Schaukel ein Frontzahntrauma erlitten. Damals war sie acht Jahre sieben Monate alt. Dabei avulsierten 11 und 21, zusätzlich bestand ein circa 3 mm langer Lippenriss. Zahn 11 wurde replantiert und endodontisch behandelt, Zahn 21 war nicht replantierbar. Zahn 11 zeigt radiologisch Anzeichen einer Ankylose. Hätte die Situation damals vermieden werden können? Prof. Dr. Gabriel Krastl, Direktor für Zahnerhaltungskunde und Parodontologie am Universitätsklinikum Würzburg, betonte, dass immer angestrebt werden sollte, einen avulsierten bleibenden Zahn zu replantieren. Entscheidend sei dabei die Schnelligkeit der Intervention. Im vorliegenden Fall war Zahn 11 ankylosiert, was langfristig zu einem vertikalen Knochen- und Weichgewebsverlust sowie einer Infraposition führe – ein besonders kritisches Problem im wachsenden Kiefer. Zur Abschätzung der zu erwartenden Infraposition könne das verbleibende Körperwachstum herangezogen werden: Zehn Zentimeter Körperwachstum entsprechen dabei ungefähr einem bis eineinhalb Millimeter Infraposition, berechnet nach der Formel: (Körpergröße des Vaters + der Mutter ± 13 cm bei Jungen/Mädchen) geteilt durch zwei. Therapieoptionen aus Sicht der Kinderzahnheilkunde… Prof. Dr. Katrin Bekes, Direktorin des Fachbereichs Kinderzahnheilkunde an der Medizinischen Universität Wien, stellte verschiedene Optionen für den Ersatz von Einzelzähnen im Wechselgebiss unter Berücksichtigung funktioneller, phonetischer und psychosozialer Aspekte vor: darunter die Interimsprothese, eine Tiefziehschiene mit Einzelzahnersatz, die Integration eines Prothesenzahns in bestehende kieferorthopädische Apparaturen, ein Provisorium aus der Zahnkrone des verlorenen Zahnes mit Glasfaserstrang-Befestigung als Übergangslösung sowie Adhäsivbrücke oder Milchzahntransplantation. … der Prothetik … Laut Prof. Dr. Stefan Wolfart, Leiter der Klinik für Zahnärztliche Prothetik und Biomaterialien am Zentrum für Implantologie der Uniklinik RWTH Aachen, stellt aus prothetischer Sicht im Wechselgebiss eine provisorische Adhäsivbrücke eine geeignete vorübergehende Lösung dar. VorzugsFoto: Peter Proff Abb. 1: Ausgangssituation zwei Jahre nach Trauma und Replantation von Zahn 11
SYMPOSIUM LISSABON/CASCAIS: THE TRANSFORMATIVE POWER OF DIGITAL DENTISTRY AN AESTHETIC REVOLUTION Weitere Informationen und Anmeldung auf: www.permadental.de/ttpdd-portugal Tel: 02822 71330-22 | events@permadental.de Erleben Sie im Hotel Cascais Miragem zwei inspirierende Tage voller Zukunftsimpulse für die Zahnmedizin – mit hochkarätigen Vorträgen zu Ästhetik, digitaler Zahnmedizin und KI sowie exklusiven Workshops und Networking auf höchstem Niveau. 2 TAGE VOLLER KOMPETENZ UND WISSEN AUS DER GANZEN WELT • 19 Top-Speaker präsentieren die Zukunft der digitalen Ästhetik. • Hands-on Workshops und Demos machen Innovation erlebbar. • Wissen, Austausch und Inspirationan der Atlantikküste. 05.06.26 - 06.06.26 FREITAG & SAMSTAG 17
14 | ZAHNMEDIZIN umsetzen. Das erfordert interdisziplinäres Denken und individuell abgestimmte Therapiekonzepte.“ Digitale Technologien halten mit hohem Tempo Einzug in die Zahnmedizin. Das gilt sowohl für die Forschung, die Erprobung und Adaption von Technologien an zahnmedizinische Anwendungen, wie beispielsweise beim 3D-Druck, als auch für originäre dentale Entwicklungen wie Intraoralscanner und Planungssoftware. Dass diese Technologien nicht nur an Universitätskliniken eingesetzt werden, sondern auch tatsächlich in die Praxen kommen, zeigt die Untersuchung einer wissenschaftlichen Arbeitsgruppe der Universitäten Gießen und Kiel zum Stand der Digitalisierung in den Praxen, die auf dem Kongress präsentiert wurde. Danach hatten beispielsweise im Jahr 2023 mehr als ein Viertel der 1.005 befragten Zahnmediziner – darunter 91 Prozent Praxisinhaber – einen Intraoralscanner im Einsatz. Dabei ist die Einführung digitaler Instrumente offensichtlich mit einem starken intrinsischen Interesse der Praxisinhaber verbunden – viele treiben den Prozess mit persönlichem Engagement voran. Viele Praxisinhaber treiben die Digitalisierung voran Auf die Frage „Wo haben Sie sich überwiegend zum Thema Digitalisierung in der Zahnmedizin fortgebildet?“ gaben knapp 40 Prozent der Befragten das „Selbststudium mit Fachzeitschriften“ an. Auch die Informationen aus den Zahnärztekammern zogen über ein Fünftel (22 Prozent) gern zu Rate. Digitale Technologien waren Bestandteil zahlreicher Fachprogramme auf dem Gemeinschaftskongress – so bei der Deutschen Gesellschaft für computergestützte Zahnheilkunde (DGCZ), im Arbeitskreis Artificial Intelligence in Dental Medicine (AKAIDM) und bei der Arbeitsgemeinschaft Bildgebung in der Zahnmedizin (AGBiZ). Mit der zunehmenden Digitalisierung vieler Prozesse rücken die Datensicherheit, die Interoperabilität und die Telematik zunehmend in den Fokus. DGZMK-Präsident Proff ist sich sicher: „Eine erfolgreiche Digitalisierung erfordert daher nicht nur technologische Investitionen, sondern auch organisatorische Anpassungen, die kontinuierliche Schulung des gesamten Teams und ein hohes Maß an Prozesskompetenz." nl, br zm115 Nr. 22, 16.11.2025, (1864) weise solle diese aus einem NEM-Gerüst und Kunststoffverblendung bestehen, da diese später einfacher zu entfernen sei als eine Brücke aus Zirkonoxid. Nach etwa fünf Jahren oder nach Abschluss der kieferorthopädischen Behandlung könne eine definitive Adhäsivbrücke folgen. … der Chirurgie … Aus chirurgischer Sicht ist laut Prof. Dr. Christian Mertens, Leiter Dentale Implantologie und augmentativen Verfahren am Universitätsklinikum Heidelberg, eine Implantation aufgrund des Alters im vorliegenden Patientenfall nicht möglich. Ein interdisziplinärer Ansatz zusammen mit der Kieferorthopädie beinhalteten die Entfernung des Zahns 11 und die Mesialisierung der Zweier sowie Zahnumformungen, wodurch eine lange Übergangsphase bis zum Implantat vermieden und Knochen erhalten werden könne. Milchzahn- oder Prämolarentransplantationen, etwa von Unterkiefer-Prämolaren oder oberen Fünfern mit einwurzeliger Anatomie, seien ebenfalls vorteilhafte Maßnahmen in Hinblick auf den Knochenerhalt. Um die extraorale Verweildauer / Manipulation an der Wurzeloberfläche des zu transplantierenden Zahnes zu reduzieren, sei ein 3D-gedruckter Dummy-Zahn hilfreich. … und der Zahnerhaltung. Prof. Dr. Diana Wolff, ärztliche Direktorin der Poliklinik für Zahnerhaltungskunde am Universitätsklinikum Heidelberg, erläuterte die minimalinvasive Versorgung mittels Glasfaserbrücke (FRC-Brücken). Das Glasfaserband werde palatinal an den Pfeilerzähnen befestigt und könne direkt im Mund verarbeitet werden. Beim kieferorthopädischen Lückenschluss sei auf eine harmonische Rot-Weiß-Ästhetik zu achten, so dass die Zweier intrudiert, die Dreier extrudiert und die Vierer leicht intrudiert werden, um den natürlichen Zahnbogen zu imitieren. Optimierungen könnten später durch modellierende Gingivoplastiken erfolgen. Wie hätten Sie entschieden? Schließlich konnten die Zuhörenden über die Behandlungsmethode abstimmen: Die Mehrheit hätte der zehnjährigen Patientin eine Adhäsivbrücke (50 Prozent) empfohlen. An zweiter Stelle standen eine kieferorthopädische Mesialisierung und Zahnumformung (28 Prozent), an dritter Stelle die Autotransplantation und Zahnumformung (21 Prozent). Die Auflösung Die tatsächliche Behandlung, die von Prof. Dr. Dr. Peter Proff, Direktor der Poliklinik für Kieferorthopädie der Universität Regensburg, durchgeführt wurde, beinhaltete die Extraktion von Zahn 11. Die Zähne 12 und 22 wurden kieferorthopädisch auf die Positionen von 11 und 21 bewegt, das Unterkieferwachstum gefördert und die Oberkieferfront ästhetisch mittels Komposit umgeformt, so dass die Zweier die Position der Einser und die Dreier die Position der Zweier übernahmen. Abb. 2: Situation nach Behandlung: Extraktion 11, Mesialisierung der Zweier und Dreier und ästhetischer Zahnumformung Foto: Peter Proff
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16 | POLITIK BZÄK-BUNDESVERSAMMLUNG Neues Spitzentrio der Bundeszahnärztekammer gewählt Die diesjährige Bundesversammlung der Bundeszahnärztekammer (BZÄK) war ereignisreich. Mit Bundesgesundheitsministerin Nina Warken (CDU) war seit langer Zeit wieder einmal die höchste politische Ebene vertreten. Außerdem wählten die Delegierten Dr. Romy Ermler als erste Frau an die Spitze der BZÄK. Dr. Doris Seiz und Dr. Ralf Hausweiler komplettierten den neuen Geschäftsführenden Vorstand. Der letzte Bundesgesundheitsminister, der persönlich bei der BZÄK-Bundesversammlung erschien, war Hermann Gröhe. Dessen Amtszeit endete 2018. Anders als ihre beiden Vorgänger ließ es sich Nina Warken nicht nehmen, am 31. Oktober zur Bundesversammlung im Berlin Kongresshotel Estrel zu kommen. „Zahnärztinnen und Zahnärzte decken einen unverzichtbaren Teil der Gesundheitsversorgung ab, dafür ein herzliches Dankeschön“, sagte Warken in ihrem Grußwort. Im Anschluss ging sie auf die schwierige Finanzlage der Gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) ein. So gehe die Schere zwischen Ein- und Ausgaben immer weiter auseinander. Die Bundesregierung arbeite daran, die Beitragsspirale zu durchbrechen und die GKV-Finanzen zu stabilisieren, ohne die Beitragszahler weiter zu belasten. Allerdings seien weitere Anstrengungen notwendig. Das Bundesgesundheitsministerium (BMG) werde dazu weitere Maßnahmen vorlegen, kündigte Warken an. Was die Expertenkommission zur Stabilisierung der GKV-Finanzen vorschlagen wird, lasse sich noch nicht absehen. In diesem Zusammenhang lobte die Ministerin die Zahnärzteschaft. „Von der zahnärztlichen Versorgung lässt sich einiges lernen“, sagte sie. So seien die Ausgaben für die zahnärztliche Versorgung in den vergangenen Jahrzehnten kaum gestiegen, während sich die Zahngesundheit deutlich verbessert habe. Zum Beispiel gebe es weniger Karies bei Kindern, und auch bei älteren Menschen seien Verbesserungen sichtbar. „Die gute Entwicklung ist das Ergebnis Ihres Engagements und einer klaren Ausrichtung auf Prävention“, betonte Warken. Das habe Vorbildcharakter. Dazu komme, dass Zahnärzte Gesundheit ganzheitlich betrachteten. „Die Verbindung von Gesundheit, Prävention und Wirtschaftlichkeit ist der Schlüssel“, sagte die Ministerin. „Die hohe Versorgungsqualität soll erhalten bleiben“ Sie wolle geeignete Rahmenbedingungen schaffen, um die hohe Qualität der zahnärztlichen Versorgung zu erhalten. Das BMG arbeite bereits an entsprechenden Reformen. Sie nannte drei Beispiele: den Abbau unnötiger Bürokratie, die Digitalisierung und die Zulassungsverordnung für Ärzte und Zahnärzte. Bürokratie koste Zeit, daher wolle sie den Zahnärzten unnötige Belastungen abnehmen. BZÄK und KZBV hätten dazu bereits wertvolle Vorschläge vorgelegt, die das BMG bewerten werde. „Gute Vorschläge werden wir aufnehmen“, versprach die Ministerin. Weiterhin befasse sich das BMG mit der Frage, wie die Versorgung im ländlichen Raum gesichert und dem Fachkräftemangel begegnet werden könne. „Die Herausforderungen sind groß, aber lösbar“, zeigte sich Warken zuversichtlich. Wozu Warken sich nicht äußerte, war die Gebührenordnung für Zahnärzte (GOZ). Dies wurde im Anschluss, als Warken bereits zum nächsten Termin unterwegs war, von einigen Delegierten bemängelt. Der neue Geschäftsführende Vorstand: Präsidentin Dr. Romy Ermler (Mitte) mit Vizepräsidentin Dr. Doris Seiz und Vizepräsident Dr. Ralf Hausweiler Foto: zm/sr zm115 Nr. 22, 16.11.2025, (1866)
Metaanalyse1 bestätigt Überlegenheit der Oral-B iO-Technologie Das gesamte Oral-B iO-Portfolio bietet im Vergleich zu manuellen Zahnbürsten, anderen Technologien sowie herkömmlichen oszillierend-rotierenden (OR) Zahnbürste signifikant bessere Ergebnisse bei der Plaque-Entfernung und der Verbesserung der Gingiva-Gesundheit.1 Klinisch bewiesene Vorteile der Oral-B iO-Zahnbürsten: Entfernt 100 % mehr Plaque als herkömmliche Handzahnbürsten.2 Reduziert Blutungsstellen 62 % stärker als Handzahnbürsten.1 Verbessert Gingiva-Gesundheit 50 % schneller als herkömmliche Handzahnbürsten.1 n g 1Referenz zur Metaanalyse: Zou Y, Grender J, Adam R. Levin L. A meta-analysis comparing toothbrush technologies on gingivitis and plaque. Int Dent J. 20. Juli 2023;0020-6539 (23)00100-4. doi: 10.1016/j.identj.2023.06.009. 2Basierend auf einer klinischen Studie mit 90 Proband:innen (Oktober 2023)
18 | POLITIK Anschließend legte der zum damaligen Zeitpunkt noch amtierende alte Geschäftsführende Vorstand der BZÄK seinen Bericht vor. Präsident Prof. Dr. Christoph Benz erläuterte, womit sich die BZÄK in den vergangenen vier Jahren beschäftigt hatte. „Es war verdammt viel“, betonte er. Zwar sei man keines der zentralen Organe mit Entscheidungsgewalt und Vetorecht, sondern wirke allein über „Kompetenz, Kommunikation und Ausstrahlung“. Es sei erfolgreich gelungen, sich auf den verschiedenen politischen Ebenen Gehör zu verschaffen. Dazu seien verschiedene neue Kanäle und Formate geschaffen worden, darunter die regelmäßige Anwesenheit bei Parteitagen. „Das ist sehr segensreich und kostet erstaunlich wenig Geld“, erklärte Benz. „Wir haben inzwischen die Möglichkeit, Dinge erst gar nicht so weit kommen zu lassen, dass sie zum Problem werden.“ Man werde zunehmend aus der Politik um Rat gefragt, sagte Benz und nannte als Beispiel den Besuch des thüringischen Ministerpräsidenten Mario Voigt (CDU) in der BZÄK-Geschäftsstelle vor einigen Wochen. „Die DMS • 6 ist die beste Studie der Welt“ Benz ging anschließend auf die in der sechsten deutschen Mundgesundheitsstudie (DMS • 6) aufgezeigten Erfolge der Zahnmedizin ein. „Es ist die beste Studie in der Welt. Es gibt kein anderes Land, das mit dieser wissenschaftlichen Akribie an das Thema herangeht“, zeigte er sich stolz. Die Erfolge der Präventionsbemühungen würden in der DMS • 6 deutlich dargestellt. Und sie sei auch die größte Studie zur Mundgesundheit von Migranten. Bei jenen gebe es insbesondere bei der Kariesprävention noch etwas zu tun. BZÄK-Vizepräsident Konstantin von Laffert befasste sich in seinem Bericht ausführlich mit dem Thema Bürokratieabbau. Das Thema sei ein absoluter Wahlkampfschlager für alle Parteien gewesen. „Nach einem knappen halben Jahr mit neuer Regierung stellen wir allerdings ernüchtert fest: Passiert ist bisher rein gar nichts, außer dass ein weiteres Ministerium gegründet wurde, das Bürokratie abbauen soll“, kritisierte von Laffert. Man habe den Regierungswechsel zum Anlass genommen, um im Juni den maßgeblichen Gesundheitspolitikerinnen und -politikern inklusive der neuen Bundesgesundheitsministerin ein Sofortprogramm Bürokratieabbau mit sieben konkreten Punkten zu übermitteln. „Sieben Vorschläge, die dieses Land keinen einzigen Cent kosten, die die Abläufe in den Praxen verschlanken und uns mehr von der vielzitierten Zeit für unsere Patientinnen und Patienten geben würden.“ Die vor wenigen Tagen eingegangene Antwort des BMG auf den Forderungskatalog sei zunächst sehr ernüchternd gewesen. Er sei beim Thema Bürokratie dennoch optimistisch, dass in den nächsten Monaten zumindest einige der Forzm115 Nr. 22, 16.11.2025, (1868) Bundesgesundheitsministerin Nina Warken: „Zahnärztinnen und Zahnärzte decken einen unverzichtbaren Teil der Gesundheitsversorgung ab.“ Foto: zm/sr DR. ROMY ERMLER WIRD ERSTE BZÄK-PRÄSIDENTIN Die Bundesversammlung hat Dr. Romy Ermler zur ersten Präsidentin der Bundeszahnärztekammer gewählt. Als Vizepräsidentin und -präsident wurden Dr. Doris Seiz und Dr. Ralf Hausweiler gewählt. Ermler wurde mit 81 Stimmen der Delegierten der Bundesversammlung am 31. Oktober in Berlin gewählt. Sie ist damit die erste Frau an der Spitze der BZÄK und löst Prof. Dr. Christoph Benz ab, der sich ebenfalls zur Wahl gestellt hatte und 54 von 137 Stimmen erhielt. Mit 77 Stimmen wurde dann Dr. Ralf Hausweiler, Präsident der Zahnärztekammer Nordrhein, zum neuen Vizepräsidenten gewählt. Ebenfalls angetreten war der bisherige Vizepräsident Konstantin von Laffert (Präsident der Zahnärztekammer Hamburg). Er erhielt 57 Stimmen. Im Anschluss wählten die Delegierten Dr. Doris Seiz, Präsidentin der Landeszahnärztekammer Hessen, mit 103 Stimmen zur Vizepräsidentin. Sie war die einzige Kandidatin. Die Präsidentin und die beiden Vizepräsidenten bilden zusammen den Geschäftsführenden Vorstand der BZÄK, der für vier Jahre gewählt wird. Ermler, die bisher auch Präsidentin der Landeszahnärztekammer Brandenburg war, erklärte vor ihrer Wahl, dass das Präsidentenamt kein Prestigeobjekt sei, sondern harte Arbeit. „Ich bin keine Frau der langen Worte. Es wird Zeit, dass wir vom Reden ins Machen kommen“, sagte sie und fügte hinzu, dass es um den Erhalt der wirtschaftlichen Basis der Praxen gehe. Deshalb sei Schwerpunkt ihrer künftigen Arbeit eine neue Gebührenordnung für Zahnärzte (GOZ). Vor dem Geschäftsführenden Vorstand wurden der Vorsitzende der Bundesversammlung und seine Stellvertreterinnen gewählt. Für den Posten des Vorsitzenden gab es nur einen Kandidaten: den bisherigen Vorsitzenden Dr. Kai Voss aus Schleswig-Holstein. Er wurde einstimmig von den Delegierten wiedergewählt. Ebenfalls einstimmig wurde seine bisherige Stellvertreterin Dr. Florestin Lüttge aus Sachsen wiedergewählt. Zur neuen zweiten Stellvertreterin wurde Dr. Dr. Sandra Ketabi aus Baden-Württemberg einstimmig gewählt. Die Dauer der Wahlperiode beträgt ebenfalls vier Jahre.
POLITIK | 19 derungen im Dialog mit dem BMG durchgesetzt werden können. Der BZÄK-Vizepräsident sagte, dass der angebliche Patientenschutz permanent als Totschlagargument genutzt werde, um Bürokratieabbau zu verhindern. Als „Highlight des Bürokratieirrsinns“ nannte er die Validierung der abschließenden Wischdesinfektion. Zum Thema investorenbetriebene MVZ (iMVZ) erklärte von Laffert, dass es nicht nur um den Berufsstand, sondern „um den vielzitierten Patientenschutz“ gehe. „Die Regulierung der iMVZ ist aktiver Patientenschutz. Es geht nicht um ein Verbot, sondern um die Sicherung der Versorgungsqualität in Stadt und Land.“ Die bewährten Versorgungsstrukturen mit freiberuflichen Zahnarztpraxen dürften nicht zerschlagen werden „durch profitgetriebene Ketten, die mit aggressivem Marketing das schnelle Geld suchen“, warnte von Laffert. „Sparen bei der Zahnmedizin – nicht mit uns!“ BZÄK-Vizepräsidentin Dr. Romy Ermler ging in ihrer Rede vor allem auf die wirtschaftliche Situation der Zahnarztpraxen ein. Als Zahnärztin und Praxisinhaberin kenne sie die Sorgen und Belastungen, die das Führen einer Praxis mit sich bringe. Alles steige, die Kosten, die Gehälter, die Inflation, alles kenne nur eine Richtung – nach oben. Konstant bleibe nur der Punktwert. „Doch die Folgen will die Politik nicht wahrhaben“, kritisierte sie. So schwächten die gestiegenen Praxiskosten die Investitionsfähigkeit der Praxen. Daher sei es höchste Zeit, Klartext zu reden. Die Gespräche mit der Politik seien nicht immer leicht. So werde dem Berufsstand gerne ein überdurchschnittlicher Wohlstand unterstellt. „Das ist allerdings ein Zerrbild und künftig nicht mehr hinnehmbar“, stellte Ermler klar. Einzelne Ökonomen betrachteten die Gesundheitsberufe meist nur als Kostenbelastung, selten als Chance zur Wertschöpfung im eigenen Land. „Zahnärztinnen und Zahnärzte sind mehr als nur Löcherstopfer“, stellte Ermler klar. Sie seien Teil der wirtschaftlichen Stabilität Deutschlands und entlasteten das Gesundheitswesen nachhaltig. So hätten heute dank erfolgreicher Präventionsarbeit viele Menschen weniger Karies und Zahnschmerzen. „Sparen bei der Zahnmedizin? Nicht mit uns! Wir haben unseren Beitrag bereits geleistet, jetzt erwarten wir Wertschätzung“, machte Ermler deutlich. Die BZÄK-Vizepräsidentin forderte mit Nachdruck eine Punktwerterhöhung in der Gebührenordnung für Zahnärzte (GOZ). Diese müsse sofort erfolgen und auch regelmäßig durch Kopplung an einen Index angepasst werden. Die Gesundheitsministerin habe in einem Interview gesagt, dass ihr eine Dynamisierung einleuchte. „Wir nehmen sie beim Wort“, erklärte Ermler. Bereits eine Punktwerterhöhung von einem Cent würde eine erhebliche volkswirtschaftliche Wirkung entfalten. Davon würden etwa 0,5 Cent in die Praxen zurückfließen und 0,4 Prozent an Sozialabgaben und Steuern an den Staat zurückfließen. Wobei eine Punktwerterhöhung von einem Cent nicht genug wäre. Um eine älter werdende Gesellschaft versorgen zu können, sei ein reformiertes Krankenversicherungssystem notwendig. „Wir können uns dauerhaft keine Zahnheilkunde zu Preisen von 1988 leisten“, stellte Ermler klar und fügte hinzu: „Machen wir doch einfach aus den 11 Pfennigen 11 Cent.“ Bei der Reform der GOZ eigene Wege gehen In ihrem Bericht ging Ermler auch auf die Auswirkungen der neuen Gebührenordnung für Ärzte (GOÄ) ein. Der Deutsche Ärztetag habe mit dem Entwurf zur GOÄ neu eine Kehrtwende vollzogen, die die Zahnärzteschaft zwinge, die alte GOZ zu verteidigen. Was die Befürworter einer neuen GOÄ als Fortschritt verkaufen wollten, sei in Wahrheit ein Rückschritt. „Wir wollen keine neue GOZ als Äquivalent zur GOÄ. Wir machen uns dafür stark, weiterhin auf eine alte GOÄ zugreifen zu können“, erläuterte Ermler. Zahnmedizin sei anders. Daher sei die GOÄneu für die Zahnmedizin ein „Irrweg“. „Deshalb gehen wir künftig unseren eigenen Weg. Zahnmedizin ist Zahnmedizin, das muss auch die Politik verstehen. Die GOZ ist kein Anhängsel der GOÄ“, so Ermler. Sie rief die Zahnärzteschaft dazu auf, sich darauf vorzubereiten, die GOZ zu verteidigen. Das werde harte Arbeit werden, stellte Ermler zum Abschluss ihrer Rede klar. Nach einer ausführlichen Aussprache zu den Berichten des bisherigen Vorstands stand die Wahl des neuen Vorstands auf der Tagesordnung. Dabei wurde Dr. Romy Ermler zur neuen Präsidentin der BZÄK gewählt (siehe Kasten). ao, sr zm115 Nr. 22, 16.11.2025, (1869) RESOLUTION UND BESCHLÜSSE Mit einer Resolution haben die Delegierten der BZÄK-Bundesversammlung die Bundesregierung aufgefordert, sich dafür einzusetzen, dass auch in Zukunft eine wohnortnahe und niedrigschwellige Zahnmedizin in Deutschland flächendeckend sichergestellt werden kann. Konkret forderten sie die Bundesregierung auf, sich klar zum Erhalt des dualen Krankenversicherungssystems zu bekennen, die Freiberuflichkeit und Selbstverwaltung zu stärken und die Kommerzialisierung durch Fremdkapital einzudämmen. In zwei weiteren Beschlüssen ging es um die Gebührenordnung für Zahnärzte (GOZ): Einerseits verlangte die Bundesversammlung, den GOZ-Punktwert sofort an die gesamtwirtschaftliche Entwicklung anzupassen. Andererseits stellte sie klar, dass sich der Vorschlag von Bundesärztekammer und PKV-Verband für eine Novelle der GOÄ nicht für eine Übernahme in die GOZ eignet. Darüber hinaus forderten die Delegierten die Bundesregierung auf, Prävention zum Leitmotiv ihres gesundheitspolitischen Handelns zu machen, investorenbetriebene MVZ unverzüglich zu regulieren und Bürokratie zeitnah abzubauen. Alle politischen Beschlüsse der Bundesversammlung finden Sie über den QR-Code.
20 | PRAXIS GENERATIVE ENGINE OPTIMIZATION So berücksichtigt ChatGPT Ihre Praxis-Website! Bérengère Croué Generative Engine Optimization (GEO) bezeichnet Strategien und Maßnahmen, mit denen Web-Inhalte so optimiert werden, dass sie in den Antworten und Ergebnissen von KI-Systemen sichtbar bleiben. Aber wie schafft man es, dass die Zahnarztpraxis in den ChatGPT-Ergebnissen auftaucht? Vor genau drei Jahren, im November 2022, sorgte OpenAI mit ChatGPT für einen globalen Umbruch im Umgang mit Künstlicher Intelligenz (KI). Innerhalb von fünf Tagen waren bereits eine Million User angemeldet. Im Oktober 2025 verzeichnete der KI-Chatbot weltweit 120 Millionen User täglich. Hat sich das Online-Suchverhalten generell geändert und wie geht man als Praxis damitum? Search Engine Optimization (SEO) – auf Deutsch: Suchmaschinenoptimierung – ist bekannt. Nun gibt es ein neues Akronym: GEO. Das „G“ steht für „Generative“ – gemeint sind generative Suchsysteme wie Googles Search Generative Experience (SGE) oder KI-Modelle wie ChatGPT, Perplexity oder You.com. Im Kern beschreibt GEO die Strategien und Maßnahmen, mit denen Inhalte so optimiert werden, dass sie in den Antworten und Ergebnissen dieser KISysteme sichtbar werden. Daneben taucht noch eine weitere Abkürzung auf: AEO. Hier steht das „A“ für „Answer“ – also für die Optimierung auf KI-basierte Antwortsysteme wie Google Assistant, Siri oder Alexa. Auch dieser Bereich gewinnt zunehmend an Bedeutung. Was unterscheidet ChatGPT von Google? Google ist eine klassische Suchmaschine, die Websites (Links) anhand von Relevanz und Autorität bewertet und entsprechend in den Suchergebnissen listet. ChatGPT dagegen ist ein generatives KI-Modell, das keine Linkliste liefert, sondern eigenständig Antworten formuliert, indem es Muster und Wissen aus riesigen Datenmengen kombiniert. Inhalte sind wichtiger als Keywords Heute – und das gilt schon seit einiger Zeit – geht es nicht mehr nur darum, auf Platz eins der Suchergebnisliste zu stehen oder einfach als Link in der Ergebnisliste zu erscheinen, sondern darum, den Nutzern direkt die passende Antwort auf ihre Fragen zu liefern. Entscheidend ist dabei, relevante und Foto: InfiniteFlow - adobe.stock.com zm115 Nr. 22, 16.11.2025, (1870) Best Practices für GEO n Inhalte mit Mehrwert: Texte sollten echte Fragen beantworten und Zusammenhänge erklären – nicht nur Informationen aneinanderreihen. n Klare Struktur für Suchmaschinen: Mit sogenannten strukturierten Daten (zum Beispiel über Schema.org) kann man Google helfen, den Inhalt besser zu verstehen. n Vertrauenswürdige Inhalte: Google bewertet Seiten nach Erfahrung, Fachwissen, Autorität und Glaubwürdigkeit. n Ganzheitlich statt Keyword-lastig: Statt sich auf einzelne Suchbegriffe zu fixieren, sollte man ein Thema umfassend und verständlich behandeln. Best Practices für AEO n Fragen klar stellen: Nutzen von Zwischenüberschriften (H2/H3) oder FAQs in Form von konkreten Fragen, die Nutzer stellen könnten. n Kurz und präzise Antworten: Bereitstellen von leicht verständlichen Antworten direkt unter den Fragen. n Übersichtliche Darstellung: Verwenden von Listen, Tabellen oder Schritt-für-Schritt-Anleitungen, damit Antworten leicht erfassbar sind. n Für Sprachassistenten schreiben: Verwenden von natürlicher, gesprochener Sprache und längeren Suchphrasen (Longtail-Keywords), damit Google Assistant & Co. die Inhalte gut verstehen können.
PRAXIS | 21 sinnvolle Inhalte bereitzustellen, die Patienten suchen, und eine echte UserExperience schaffen, wie Google sie seit Jahren betont. Die Content-Erstellung sollte sich also nicht mehr allein darauf beschränken, reine Suchmaschinenoptimierung zu betreiben, indem man möglichst viele Keywords platziert, sondern sich an den tatsächlichen Bedürfnissen der Nutzer orientieren. Nur inhaltlich starker, sinnvoller und relevanter Content wird von den Suchmaschinen sowie von der KI berücksichtigt und bevorzugt. Kurz gesagt: Inhalte stehen heute in der Relevanz klar vor Keywords. Wird ChatGPT Google ersetzen? Laut einer aktuellen Studie greifen über 95 Prozent der ChatGPT-Nutzer weiterhin auf Google zurück, während nur rund 14 Prozent der Google-Nutzer überhaupt ChatGPT verwenden. Der Grund liegt im gewachsenen Vertrauen in Google, denn für viele bleibt die Suchmaschine ein schnelles, zweckorientiertes und umfassendes Werkzeug. ChatGPT hingegen spricht eher technikaffine Nutzer an, die Wert auf kontextreiche und erklärende Antworten legen. Google überzeugt durch die präzise Informationssuche und holt mit Funktionen wie AI Overviews technologisch auf. Website-Betreiber sollten Google daher trotz des ChatGPT-Booms nicht vernachlässigen, denn die Suchmaschine bleibt auch im KI-Zeitalter der wichtigste Kanal für Sichtbarkeit und Reichweite. Fazit: Gutes SEO ist gutes GEO Im Moment lässt sich sagen: Eine gute Optimierung für KI-Modelle wie ChatGPT baut im Grunde auf denselben Prinzipien auf wie eine erfolgreiche Suchmaschinenoptimierung bei Google. Wer seine Website bisher gut für Google optimiert hat, wird mit ein paar semantischen Anpassungen voraussichtlich auch bei KI-generierten Antworten gut abschneiden. Alle anderen sollten zunächst die SEOGrundlagen gründlich umsetzen, bevor sie sich an die Feinheiten der KI-Optimierung wagen. n Bérengère Croué Digital Marketing Director bei praxiskom GmbH Foto: praxiskom GmbH 25% Rabatt auf die erste Arbeit!* IntraoralScandaten in Sekunden auftrags bezogen direkt ans Labor senden? YES! Einfach, komfortabel und nah Intraoral-Scandaten einfach über das Flemming IOS-Uploadtool oder ein anderes gängiges System hochladen. Wir verarbeiten die Daten aller marktüblichen Intraoralscanner. Günstiger Zahnersatz aus internationaler Produktion. Dazu profitieren Sie von unseren rund 40 Meisterlaboren, garantiert auch in Ihrer Nähe. Mehr erfahren unter: flemming-ueberzeugt.de * Das Angebot gilt für einen Erstauftrag und bezieht sich auf alle zahntechnischen Leistungen der Flemming Dental International GmbH, Material ist ausgenommen. Die Rabattaktion kann nicht mit anderen Angebotspreisen von Flemming International kombiniert werden und richtet sich an alle in Deutschland niedergelassenen Zahnärztinnen und Zahnärzte. Änderungen und Irrtümer vorbehalten.
22 | GESELLSCHAFT GEDENKVERANSTALTUNG IN BERLIN Zahnärzteschaft bekennt sich zu ihrer Verantwortung in der NS-Zeit Mit einer Gedenkveranstaltung in Berlin hat die deutsche Zahnärzteschaft an die Opfer der NS-Gewaltherrschaft erinnert und sich zu ihrer historischen Verantwortung bekannt. Mit der Aufarbeitung der Vergangenheit gehe die Verpflichtung einher, sich auch künftig klar Antisemitismus, Ausgrenzung und Menschenverachtung entgegenzustellen. Höhepunkt waren die Schilderungen des 99-jährigen Holocaust-Überlebenden und Arztes Dr. Leon Weintraub, der extra aus Stockholm angereist war. Bei der Gedenkveranstaltung am 29. Oktober in Berlin betonten Vertreter der Bundeszahnärztekammer (BZÄK), der Kassenzahnärztlichen Bundesvereinigung (KZBV) und der Deutschen Gesellschaft für Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde (DGZMK) die Bedeutung einer offenen und selbstkritischen Auseinandersetzung mit der eigenen Vergangenheit. Erstmals wurde der „Hans-TürkheimPreis“ für herausragende wissenschaftliche Arbeiten zur Zahnheilkunde im Nationalsozialismus verliehen. Zudem wurde das auf achte Bände angelegte Lexikon der Zahnärzte und Kieferchirurgen im „Dritten Reich“ und im Nachkriegsdeutschland vorgestellt. Vorausgegangen war ein Forschungsprojekt, in dem zwischen 2017 und 2019 die Verstrickungen der Zahnärzteschaft in der Zeit des Nationalsozialismus umfassend wissenschaftlich aufgearbeitet worden waren. Die Ergebnisse dieser Untersuchung hatten BZÄK, KZBV und DGZMK 2019 vorgestellt. Nach den pandemiebedingten Einschränkungen sollte mit der Gedenkveranstaltung „ein würdiger Rahmen geschaffen werden, um der Opfer zu gedenken und Verantwortung für Schuld und Versäumnisse des Berufsstandes in der Vergangenheit zu übernehmen“, hieß es. „Der Berufsstand war tief verstrickt“ Martin Hendges, Vorsitzender des Vorstands der KZBV, bezeichnete die Ergebnisse des Forschungsprojekts als „erschütternd“. „Der Berufsstand war tief verstrickt, und diese Verstrickung setzte sich nach 1945 vielfach fort“, sagte Hendges. Die Erkenntnisse aus dem Forschungsprojekt verstand er Dass sich die Zahnärzteschaft ihrer eigenen Verantwortung stellt, verdiene Respekt, sagte Dr. Josef Schuster, Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland, in einer Videobotschaft. Fotos: DGZMK zm115 Nr. 22, 16.11.2025, (1872) LISA BITTERICH ERHÄLT HANS-TÜRKHEIM-PREIS „FORSCHUNG, DIE ERINNERUNG LEBENDIG HÄLT" Während der Veranstaltung wurde außerdem erstmals der Hans-Türkheim-Preis verliehen, den die DGZMK für herausragende wissenschaftliche Arbeiten zum Themenfeld „Zahnheilkunde und Zahnärzteschaft im Nationalsozialismus“ stiftet. Namensgeber des Preises ist der in Hamburg geborene, jüdische Hochschullehrer Hans Türkheim, der aufgrund der Machtübernahme der Nationalsozialisten 1936 nach Großbritannien fliehen musste und in London eine private Zahnarztpraxis eröffnete. DGZMK-Präsident Prof. Dr. Dr. Jörg Wiltfang und der Historiker Kay Lutze überreichten den Preis an Dr. Lisa Bitterich von der RWTH Aachen, die in ihrer kumulativen Promotion vier international beachtete Studien veröffentlichte – unter anderem über das Verhältnis zahnärztlicher Hochschullehrer zum Nationalsozialismus. Wiltfang würdigte die Preisträgerin und ihre Arbeit als wichtigen Impuls für die fortlaufende Auseinandersetzung mit der Geschichte des Berufsstandes: „Mit dem Hans-Türkheim-Preis ehren wir Forschung, die Erinnerung lebendig hält und Verantwortung im wissenschaftlichen Diskurs verankert. Frau Dr. Bitterich zeigt mit ihrer Arbeit, wie Aufarbeitung wissenschaftlich fundiert, kritisch und zugleich zukunftsweisend gestaltet werden kann."
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