Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 19

zm 107, Nr. 19, 1.10.2017, (2208) Gründe für das Ereignis? 1. Fehlende Kenntnisse über die Gefähr- lichkeit von Bisphosphonaten im Rahmen chirurgischer Eingriffe in der Mundhöhle, zu denen bereits die einfache Zahnentfernung gehört. 2. Fehlende Kenntnisse des verordnenden Orthopäden/Hausarztes über die Nebenwir- kungen von Bisphosphonaten/Denosumab. 3. Fehlende Kenntnisse und/oder Sensibi- lisierung der Patienten seitens der Anti- resorptiva-verordnenden Ärzte über die Nebenwirkungen von Bisphosphonaten/ Denosumab. Hätte man das Ereignis verhindern können? 1. Patienten sollten vor jeder Extraktion/ Operation am Kieferknochen nach einer laufenden oder erfolgten Osteoporose- Therapie oder Medikation einer Knochen- metastase oder eines Knochentumors (Plasmocytom) gefragt werden. Bei Auffäl- ligkeiten sollte man Rücksprache mit den verordnenden Ärzten halten und sich die Medikamente benennen lassen. 2. Der Anamnesebogen sollte alle zwei Jahre oder situativ ausgefüllt und aktualisiert werden. Die Frage nach einer Bisphos- phonate- beziehungsweise Antiresorptiva- Therapie oder Osteoporose-Therapie sollte in den Anamnesebogen aufgenommen werden. 3. Vor der oben genannten Behandlung sollte eine Dokumentation der Nachfragen erfolgen. Literatur: Grötz & Kreusch (2006): Wissenschaftliche Stellungnahmen; Zahnärztliche Betreuung von Patienten unter/nach Bisphosphonat- Medikation (verfügbar unter: http://www.dgzmk.de/ uploads/tx_szdgzmkdocuments/Zahnaerzt liche_Betreuung_von_Patienten_unternach _Bisphosphonat-Medikation.pdf) Grötz, Piesold und Al-Nawas (2012): AWMF-S3-Leitlinie; Bisphosphonat-assoziierte Kiefernekrose (BP-ONJ) und andere Medika- menten-assoziierte Kiefernekrosen (verfügbar unter: www.awmf.org/leitlinien/ detail/ll/007–091.html) Grötz (2012): Überweisung/Konsil vor antiresorptiver Therapie des Knochens mit Bisphosphonaten oder Denosumab (im Auftrag der ASORS innerhalb der DKG) (verfügbar unter: http://www.onkosupport.de/ asors/content/e4126/e1743/e1861/e1862) „CIRS dent – Jeder Zahn zählt!“ (CIRS: Critical Incident Reporting System) ist ein Online-Berichts- und Lernsystem von Zahnärzten für Zahnärzte. Auf der Website www.cirsdent-jzz.de können dort angemeldete Kolleginnen und Kollegen auf freiwilliger Basis, anonym und sanktionsfrei über unerwünschte Ereignisse aus ihrem Praxisalltag be- richten, sich informieren und aus- tauschen. Ziel ist es, so aus eigenen Erfahrungen und denen anderer Zahn- ärzte zu lernen. Damit leistet jeder Teilnehmer einen aktiven Beitrag zur Verbesserung der Patientensicherheit. Mehr als 5.300 Zahnärzte haben sich bereits registriert und mehr als 130 Berichte eingestellt. Machen auch Sie mit – es lohnt sich! Zur Anforderung eines neuen Regis- trierungsschlüssels, etwa im Fall eines Verlusts, können sich Praxisinhaber an ihre zuständige Kassenzahnärztliche Vereinigung (KZV) oder an cirsdent@ kzbv.de wenden. Privatzahnärztlich tätige Kollegen und die Leiter univer- sitärer zahnärztlicher Einrichtungen er- halten die Registrierungsschlüssel von ihrer (Landes-)Zahnärztekammer. Die Mitglieder der Bundeswehr erhalten ihre Registrierungsschlüssel von ihren Standortleitern. \ So kann ich mitmachen CIRS dent – Jeder Zahn zählt! Weil die Namen der Antiresorptiva auch für Patienten schwer zu merken sind, empfiehlt es sich erst einmal kritisch nachzufragen, wenn ... \ ein Patient ein Medikament nimmt, dessen Wirkstoff ein „dron“ oder „dro- nat“ in sich trägt. \ die Patientin ein Mammakarzinom oder der Patient ein Prostatakarzinom hatte. \ ein Patient meint, er bekäme monat- lich oder jährlich/halbjährlich eine Spritze mit einem Medikament. Fazit für die Praxis Initiale marginale Antiresorptiva-assoziierte Kiefernekrose (AR-ONJ) an den Zähnen 33, 34, 35 und 37 durch chronische Parodontitis und ausgeprägte Beläge Weit fortgeschrittene Antiresorptiva-assoziierte Kiefernekrose (AR-ONJ) im linken Oberkiefer unter Einschluss der fazialen Kieferhöhlenwand bei allein konservativer Therapie des crestalen, freiliegenden Kieferknochens (Os liber) über mehr als sechs Monate 54 Zahnmedizin

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