Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 05

zm 108, Nr. 5, 1.3.2018, (364) In seiner Eröffnungsrede bettete von Laffert das Schwerpunktthema des Zahnärztetages „Parodontalerkrankungen – aktueller Stand“ in das politische Geschehen ein. Er äußerte die Hoffnung, dass das zwischen DGZMK, BZÄK und KZBV konsentierte neue parodontale Behandlungskonzept auch tatsächlich in den „Kassenstand“ erhoben wird. In Anbetracht der seitens des IQWiG monierten Evidenzlage pa- rodontologischer Studien dürften, so von Laffert, die täglich erzielten Behandlungserfolge keinesfalls übersehen werden. Die Diskussion um die Bürgerversicherung und deren teils absurde Begründungen machte allerdings mehr als deutlich, dass der Wert dessen, was im Gesundheitswesen Tag für Tag für die Patienten erreicht wird, sich in der politischen Betrachtung als „sehr relativ“ zeige. Daher verbuchte es von Laffert als großen Erfolg, dass dank der politischen Anstrengungen seitens BZÄK und Kammern die Bürgerversicherung als solche keinen Eingang in den Koalitionsvertrag gefunden hat. Auf der anderen Seite bestünden aber diverse Versuche, diese faktisch durch die Hintertür einzuführen, wie es in Hamburg mit der Öffnung der GKV für die Beamten des Stadtstaats geschehe. Auch seien die Staatsdiener nicht gefragt worden, ob sie eine derartig geänderte Krankenversicherung überhaupt wollen. Die daraus resultierende Austrocknung der PKV führe im Endeffekt zu der politisch gewünsch- ten Einheitsversicherung. Von Laffert: „In Hamburg nennt die Politik dies ‚Sozialgeschichte schreiben‘ und unterstellt den für das duale System und dessen Erhalt eintretenden Zahnärzten, dass diese nur aus wirtschaftlichen Gründen so argumentieren würden.“ 12. Hamburger Zahnärztetag Zahnmedizin – ein Spielball der Interessen „Wie in den vergangenen Jahren darf ich Sie zur früh- zeitigen Buchung beglückwünschen.“ Angesichts eines bis auf den letzten Platz besetzten Vortragssaals war dem Präsidenten der Hamburger Zahnärztekammer, Konstantin von Laffert, die Freude über die Präsenz der Kollegen auf dem hansestädtischen Zahnärztetag deutlich anzumerken. Sie gestalteten den Hamburger Zahnärztetag: Konstantin von Laffert, Präsident der Zahnärztekammer Hamburg, PD Dr. M. Oliver Ahlers, Hamburg, PD Dr. Gregor Petersilka, Prof. Dr. Urs Brägger, Bern, Annkathrin Dohle, Marburg, Prof. Dr. Nicole Ahrweiler, Marburg, Prof. Dr. Torsten Auschill, Marburg, Dr. Jan Behring, Hamburg Foto: ZÄK Hamburg Dr. Carsten Hünecke, Präsident der Zahnärztekammer Sachsen- Anhalt, forderte aber zunächst Unterstützung durch die neue Bundes- regierung – etwa mit einem „klaren Bekenntnis zu einer zukunfts- festen Finanzierung des Gesundheitswesens auf den Säulen GKV und PKV“ sowie dem Einstieg in einen „echten Bürokratieabbau, wie der Normenkontrollrat dies bereits 2015 vorgegeben hat“. Auch die Verabschiedung der Novellierung der zahnärztlichen Approbations- ordnung (ZApprO) gehört für Hünecke auf die Agenda, da mit den vorgesehenen Famulaturen aus seiner Sicht die Möglichkeit besteht, früh Einblicke in die selbstständige Berufsausübung zu gewinnen und für die Niederlassung zu werben: „Wir müssen die Lust und den Hun- ger auf einen der schönsten Berufe in selbstständiger freiberuflicher Tätigkeit wachhalten.“ „Wir stehen an Ihrer Seite“, betonte Olivia Lange, Referentin im Ministerium für Arbeit, Soziales und Integration in Sachsen-Anhalt: „Es ist höchste Zeit, dass die Reform der zahnärztlichen Approbations- ordnung endlich kommt.“ Wie wichtig es ist, dass mit einer stabilen Bundesregierung auch bei den MVZ schnellstmöglich Regelungen gefunden werden, stellte der Präsident der Bundeszahnärztekammer, Dr. Peter Engel, in seinem Grußwort heraus. Er wolle das MVZ „nicht an sich infrage stellen“, sehe das größte Problem aber darin, dass MVZ zunehmend ins Visier fach- fremder internationaler Investoren geraten. „Diesen Investoren geht es einzig und allein um die Rendite – nicht um den Patienten!“ 25. Zahnärztetag Sachsen-Anhalt Der Sonnenaufgang der digitalen Zahnheilkunde Bisher sind rund fünf Prozent der Praxen in Deutschland mit einem Intraoral-Scanner ausgestattet – Tendenz steigend. In Magdeburg wurde über Sinn und Unsinn digitaler Angebote diskutiert. Und das angesichts der Tatsache, dass 80 GOZ-Kernleistungen schlechter bewertet sind als im BEMA, so der Kammerpräsident. Die Zahnärzte also ein Spielball der Interessen? Durchaus, wenn man die Diskussionen um MVZs in Deutschland vergleiche mit den Ergebnis- sen in anderen Ländern, zum Beispiel Dänemark. Dort habe die „Pra- xis-Shoppingtour“ kapitalkräftiger Firmen dazu geführt, dass inner- halb von zwei Jahren die Hälfte der Praxen übernommen wurden. Die Forderung nach einem Fremdkapitalverbot für MVZs sei daher umso nachdrücklicher an die Politik zu richten, stellte von Laffert klar. Die Überleitung zum wissenschaftlichen Teil durch Tagungsleiter PD Dr. M. Oliver Ahlers, Vorsitzender des Fortbildungsausschusses der Hamburger Zahnärztekammer, fiel hamburgisch knapp, aber deutlich aus: „Danke, dass Ihr euch für uns den … aufreißt.“ Ri 12 Politik

RkJQdWJsaXNoZXIy MjMxMzg=