Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 07

zm 108, Nr. 7, 1.4.2018, (730) Unter einer Migräne leiden rund zehn Prozent der Bevölkerung, wobei Frauen (15 Prozent) deutlich häufiger als Männer (5 Prozent) betroffen sind. Die Migräne bil- det sich auf dem Hintergrund einer gene- tischen Prädisposition und kann im akuten Fall durch Umwelttrigger wie Stress ausge- löst werden. Dabei muss es sich nicht um Lebenskrisen handeln. Die Attacken können auch durch alltägliche, anhaltende Stress- situationen und eine hohe Leistungsorien- tierung getriggert werden sowie durch einen abrupten Wechsel zwischen Stress und Ruhe- phasen, einen veränderten Schlaf-Wach- Rhythmus und hormonelle Schwankungen. Auch bestimmte Nahrungs- und Genuss- mittel – Käse und Rotwein sowie Joghurt und andere Milchprodukte, Bananen und Kaffee – können sie auslösen; umgekehrt auch ein Koffeinentzug – dieser wird häufig für das nicht seltene Phänomen des gehäuften Auf- tretens von Migräneattacken am Wochen- ende verantwortlich gemacht. Die Erkrankung besteht lebenslang, die meisten Migräneattacken manifestieren sich im Alter zwischen 25 und 45 Jahren. Die typische Migräne: Die internationale Kopf- schmerzgesellschaft (International Headache Society) geht von Migräne aus, wenn Minimum fünf Attacken aufgetreten sind, die Kopfschmerzen vier bis 72 Stunden anhalten, mindestens zwei der folgenden Kriterien auftreten: einseitiger Kopfschmerz, pulsie- render Charakter, mittlere bis starke Schmerzintensität und/oder Verstärkung bei körperlicher Aktivität, mindestens eines dieser Begleitsymptome auftritt: Übelkeit/Erbrechen, Photophobie und/oder Phonophobie und die Kopfschmerzen nicht durch andere Erkrankungen zu erklären sind. Aufgrund des charakteristischen klinischen Bildes ist die typische Migräne in der über- wiegenden Mehrzahl allein aufgrund einer anamnestischen Erhebung und einer all- gemeinmedizinischen und neurologischen körperlichen Untersuchung zu diagnostizie- ren, wie die Deutsche Migräne- und Kopf- schmerzgesellschaft e. V. (DMKG) mitteilt. Sinnvoll zur Erfassung der Schwere und Häufigkeit der Migräneattacken ist dabei das Führen eines Kopfschmerzkalenders. Migräne mit Aura: In etwa zehn Prozent der Fälle geht dem Kopfschmerz eine „Aura“ mit fokalneurologischen Symptomen voraus. Die Patienten geben dabei häufig optische Halluzinationen wie das Sehen von bunten Farben oder Lichtblitzen oder ein Flimmern vor den Augen an. Außerdem kann es zu Missempfindungen (Kribbeln), zu Taubheits- gefühlen etwa in Armen und Beinen sowie zu Sprachstörungen und Lähmungserschei- nungen kommen. Die Phänomene der Aura treten in aller Regel vorübergehend und vor den Kopfschmerzen auf. Sie halten meist eine halbe bis eine Stunde an und bilden sich in der Kopfschmerzphase komplett zurück. Die Aura manifestiert sich dabei nicht zwingend vor jeder Migräneattacke, es können sich abwechselnd akute Attacken mit und ohne Aura entwickeln. Bei der Migräne mit Aura ist ebenso wie bei der atypischen Migräne laut DMKG eine fachärztlich-neurologische Untersuchung erforderlich und gegebenenfalls zusätzlich eine zerebrale Bildgebung mittels Kernspin- tomografie. Foto: psdesign1-Fotolia Jeden Tag leiden in Deutschland 350.000 Menschen unter Migräne. Sie haben nicht nur quälende Kopfschmerzen, sondern oft auch Seh- und Gefühlsstörungen und sind zusätzlich licht- und geräuschempfindlich. Mit OTC-Medikamenten ist der Migräne meist nicht beizukommen – die Patienten brauchen eine spezielle Therapie und möglicherweise zudem eine Prophylaxe. Repetitorium Migräne Kopfweh der besonderen Art 98 Medizin

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