Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 13

zm 108, Nr. 13, 1.7.2018, (1509) Sofortversorgung- und -belastung erforder- lich ist. Die Länge der Freienden und somit die Belastung der distalen Implantate wird durch diese Vorgehensweise verringert. Die Evidenz Bei der Betrachtung der wissenschaftlichen Basis dieser Methode sind sowohl die bio- mechanischen Grundlagen als auch die Ergebnisse der Studien am Patienten von Bedeutung. Eine Möglichkeit zur bio- mechanischen Untersuchung sind die soge- nannten Finite-Elemente-Analysen. Der Einsatz der Finite-Elemente-Analysen begann in den 50er-Jahren mit der Struktur- berechnung von Flugzeugflügeln in der Luft- und Raumfahrtindustrie, wird aber inzwischen auf die Belastungsberechnung bei medizinischen Implantaten angewendet. Die Analysen von Silva [Silva et al., 2010], Fazi [Fazi et al., 2011], Kim [Kim et al., 2011] und Zampelis [Zampelis et al., 2007] zeigen, dass durch die Winkelung des distalen Implantats < 45° per se keine Veränderung der Belastung auf den umgebenden Knochen eintritt. Führt die Winkelung des Implantats dazu, dass durch die Veränderung der Position der Im- plantatschulter die Länge des Freiendes in der Prothetik verringert werden kann, so hat dies auch eine Verringerung der Belastung zur Folge. Biomechanische Untersuchungen von Na- conecy et al. [Naconecy et al., 2010] über die Belastungen der Implantate in Abhän- gigkeit von der Implantatanzahl zeigen bei der Verankerung einer festsitzenden, implantatgetragenen Versorgung keinen signifikanten Unterschied zwischen der Ver- wendung von vier oder fünf Implantaten bei der Verankerung einer festsitzenden, im- plantatgetragenen Versorgung. In seinem Buch „Tissue integrated Protheses, Osseo- integration in Clinical Dentistry“ zeigte Brånemark bereits 1985 [Brånemark, 1985], dass bei der Verwendung von vier im Ver- gleich zu fünf Implantaten kein signifikanter Unterschied in der Implantatüberlebensrate besteht. Klinische Studien Eine Auswahl der klinischen Untersuchungen über die All-on-4-Methode mit einer Dauer ab fünf Jahren sind in Tabelle 2 aufgeführt. Inzwischen liegen retrospektive Studien mit einem Beobachtungszeitraum von bis zu zehn Jahren [Malo et al., 2011] sowie pro- spektive Studien mit bis zu sieben Jahren [Ayub et al., 2017] vor. Die Implantatüber- lebensraten lagen zwischen 95,5 Prozent und 100 Prozent. Systematische Reviews In Hinblick auf die Evidenz sind besonders die systematischen Literatur-Reviews bezie- hungsweise Meta-Analysen von Interesse. Verschiedene Meta-Analysen [Asawa et al., 2015; Chrcanovic et al., 2015; Del Fabbro et al., 2014; Monje et al., 2012] zeigen keinen Unterschied in Erfolgsrate und Knochen- abbau bei der Versorgung zahnloser Kiefer mit zirkulären Brücken und angulierten Im- plantaten nach kurzer und nach mittlerer Beobachtungsdauer. Die Literatur-Reviews von Soto-Penaloza [2017] und Patzelt et al. [2014] zeigen, dass nach den vorliegenden Studien die All- on-4-Methode eine Möglichkeit zur Versor- gung zahnloser Kiefer mit festsitzendem Zahnersatz mit vorhersagbarem Erfolg dar- stellt. Gleichzeitig werden weitere Unter- Klinische Untersuchungen zur All-on-4-Methode Studie Malo et. al, 2011 Friberg et al., 2015 Balshi et al, 2014 Jemt et al., 2011 Malo et al., 2015 Lopes et al., 2015 Ayub et al., 2017 Tallarico et al., 2016 Hopp et al., 2017 Niedermaier et al., 2017 Li et al., 2017 Tabelle 2, Quelle: Quantius Follow-up: (Jahre) bis 10 5 6 5 5 5 7 bis 7 5 5 Studientyp: retrospektiv/ prospektiv RP RP RP RP RP PP PP RP RP RP PP Indikation: UK UK OK & UK OK OK & UK OK & UK UK OK & UK OK OK & UK OK & UK Anzahl Implantate 50 750 800 310 440 92 48 224 2.379 2.081 20 Anzahl Patienten 20 165 152 63 110 23 12 56 626 380 20 Impl. survival rate (%) 92 69,8 97,3 99,4 95,5 96,6 100 98,2 95,7 97 98,75 Proth. survival rate (%) 95 98,6 99 100 100 100 100 82,1 99,8 - 100 29

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