Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 13

zm 108, Nr. 13, 1.7.2018, (1556) Klassifikationen in der Medizin und Zahn- medizin sind erforderlich, damit Behandler ihre Patienten richtig diagnostizieren und anschließend adäquat behandeln können. Sie sind aber auch für Wissenschaftler wichtig, um die Prävalenz und die Ätiopathogenese von Erkrankungen sowie deren Prognose, Verlauf und Therapie studieren zu können. In dieser kurzen Übersicht – dieser Bericht basiert auf den vier Konsensusberichten [Chapple et al., 2018; Papapanou et al., 2018; Jepsen et al., 2018; Berglundh et al., 2018] sowie der Einleitung [Caton et al., 2018] – werden die Ergebnisse des „World Workshop on the Classification of Perio- dontal and Peri-implant Diseases and Con- ditions“ vorgestellt. Die Konsensuskonferenz wurde gemeinsam von der American Academy of Periodontology (AAP) und der European Federation of Periodontology (EFP) organi- siert und im November 2017 in Chicago durchgeführt. 110 Experten aus aller Welt nahmen daran teil. Die Ergebnisse sind vor Kurzem zeitgleich im Journal of Periodonto- logy und im Journal of Clinical Periodonto- logy publiziert worden. Einleitung Die Planungen für die neue Klassifikation hatten bereits 2015 begonnen. Ein Organi- sationsteam (für die EFP: Prof. Sanz, Prof. Jepsen, für die AAP: Prof. Caton, Prof. Papapanou) sowie Prof. Tonetti (Editor des JCP) und Prof. Kornman (Editor des JoP) be- auftragte ausgewiesene Experten aus aller Welt, insgesamt 19 Übersichtsarbeiten zu ausgewählten Themen anzufertigen, die alle relevanten Bereiche der Parodontologie und Implantatzahnmedizin abdecken und den Hintergrund für die eigentlche Konsensus- arbeit liefern sollten. Ziel war, die bestehende Klassifikation [Armitage, 1999] zu aktualisie- ren und erstmals auch eine Klassifikation für peri-implantäre Erkrankungen zu erarbeiten. Großen Wert wurde darauf gelegt, eindeutige Parodontale und peri-implantäre Erkrankungen Neue Klassifikation vorgestellt Søren Jepsen Auf der EuroPerio9 in Amsterdam wurde Ende Juni die neue Klassifikation parodontaler und peri-implantärer Erkrankungen vorgestellt. Damit wurde erst- malig die parodontale Gesundheit definiert, die Einteilung in „chronische“ und „aggressive“ Parodontitis durch ein „Staging“ und „Grading“ ersetzt und eine neue Klassifikation für peri-implantäre Gesundheit, peri-implantäre Mukositis und Peri-implantitis verabschiedet. Falldefinitionen zu entwickeln und diagnos- tische Kriterien festzulegen, die dem Kliniker die Anwendung am Patienten erleichtern. Die 19 Manuskripte wurden einem sehr rigiden, mehrfachen Begutachtungsprozess durch Experten unterzogen, bevor sie dann rechtzeitig vor der eigentlichen Konsensus- konferenz allen Teilnehmern zur Verfügung gestellt werden konnten. In Chicago galt es dann, in vier Arbeitsgruppen die Schlüssel- ergebnisse im Konsens zu verabschieden (Abbildung 1) und die Konsensusberichte zu verfassen. Ausgewiesene Experten aus aller Welt waren dazu eingeladen, auch um auf diese Weise eine zukünftige globale Akzeptanz und Verbreitung der neuen Klas- sifikation sicherzustellen. In Tabelle 1 sind Themen und Konsensusberichte in der Übersicht dargestellt. Aus deutscher Sicht war es sehr erfreulich, dass die deutschsprachigen Teilnehmer sehr zahlreich vertreten waren, was das mittler- weile hohe Ansehen der deutschen Paro- dontologie in der Welt dokumentiert (Abbil- dung 2). Gingivitis und gingivale Erkrankungen Im Workshop wurde erstmals parodontale Gesundheit beschrieben und es wurden Schwellenwerte festgelegt, die einen Fall von Gingivitis im Unterschied zu vereinzel- ten Messstellen mit gingivaler Entzündung definieren. Dabei wurde die Sondierungs- blutung als primäre Messgröße vereinbart [Lang & Barthold, 2018; Trombelli et al., 2018]. Eine besondere Herausforderung be- stand darin, parodontale Gesundheit und gingivale Entzündung eines reduzierten Pa- Foto: proDente 76 Zahnmedizin

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