Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 14

zm 108, Nr. 14, 16.7.2018, (1684) Die Präsentation der neuen Klassifi- kation parodontaler und peri-implan- tärer Erkrankungen war zweifellos ein Höhepunkt der EuroPerio9. Warum wurde eine neue Klassifikation erfor- derlich? Wie hat sich das Verständnis der Erkrankungen verändert? Prof. Dr. Dr. Søren Jepsen: Die Trennung zwischen „aggressiver“ und „chronischer“ Parodontitis war nach neueren wissen- schaftlichen Erkenntnissen nicht länger aufrechtzuerhalten. Sie wurde durch eine Staging-und Grading-Matrix abgelöst, die in der Anwendung einfach ist und auch die Komplexität der Therapie einbezieht. Eine Klassifikation peri-implantärer Erkrankungen war aufgrund ihrer zunehmenden Prävalenz dringend erforderlich. Erstmalig liegt jetzt eine weltweit konsentierte Klassifikation parodontaler und peri-implantärer Erkran- kungen vor. In der Politik wird der Nutzen einer regelmäßigen Nachsorge per UPT wegen angeblich fehlender Evidenz infrage gestellt. Wie sieht das Mei- nungsbild der internationalen Paro- dontologie-Community dazu aus? Die methodischen Mängel der IQWiG- Analyse sind hinreichend bekannt. Die DG PARO hat dazu ausgiebig Stellung bezogen und jetzt auch S3-Leitlinien erarbeitet, die in naher Zukunft vorgestellt werden sollen. Auf der EuroPerio9 referierten Prof. Peter Eickholz und PD Dr. Bettina Dannewitz zu kritischen Faktoren für den Langzeiterfolg von Parodontalbehandlungen und betonten die herausragende Bedeutung der UPT. Prof. Christof Dörfer hat eine „Team-Session“ moderiert, auf der die effektive Prävention – also auch die Sekundär- und Tertiär-Präven- tion – imMittelpunkt stand. Prof. Klaus Lang (Schweiz) hat in einer äußerst eindrucks- vollen Keynote-Lecture „50 years in Perio- dontology“ zum Abschluss der EuroPerio9 die bahnbrechenden Langgzeitstudien aus Schweden noch einmal Revue passieren las- sen. Die mit dem EFP-Clinical Research Prize ausgezeichnete Arbeit von Prof. Christoph Ramseier (Schweiz) zeigte, dass engere Recall-Intervalle in der UPT Zahnverluste signifikant reduzieren konnten. Sowohl in der deutschen als auch in der internationalen parodontologischen Gemeinschaft ist man sich vollkommen einig, was den Nutzen der UPT angeht. Im nächsten Jahr wird die EFP auf einem Work- shop erstmals evidenzbasierte Leitlinien zu allen Aspekten der PAR-Therapie – also auch zur UPT – erarbeiten. Periimplantitis gilt als schwer therapier- bar und führt unbehandelt zum Ver- lust des Implantats. Gab es Impulse für neue Ansätze in der Therapie? Die Thematik „Periimplantitis und ihre Prävention“ wurde zur Kongresseröffnung in einem hochspannenden neuen Wissen- schaftsfilm behandelt. Zum Deutschen Zahnärztetag im November wird eine deutsche Version präsentiert. ? ? ? Interview mit Prof. Dr. Dr. Søren Jepsen zur EuroPerio9 „Ein Parodontitispatient braucht lebenslange Nachsorge!“ Vom 20. bis zum 23. Juni 2018 kamen in Amsterdam über 10.000 Teilnehmer aus 111 Ländern zur EuroPerio, dem weltgrößten Kongress zur Parodontologie und Implantatzahnmedizin, zusammen. Einige der Higlights erläutert der wissen- schaftliche Tagungspräsident Prof. Dr. Dr. Søren Jepsen in unserem Interview. Prof. Dr. Dr. Søren Jepsen, Direktor der Polikli- nik für Parodontologie, Zahnerhaltung und Präventive Zahnheilkunde in Bonn und wissen- schaftlicher Tagungsleiter der EuroPerio9. Foto: privat Die Live-OP von Prof. Giovanni Zucchelli fand so großes Interesse, dass zusätzliche Screens bereitgestellt wurden. Foto: Jepsen 84 Zahnmedizin

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