Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 18

zm 108, Nr. 18, 16.9.2018, (2026) Angesichts eines spürbar gewachsenen Interesses großer Kapital- investoren an sicheren und dauerhaften Renditen ist der Marktanteil von Dentalketten in den vergangenen Jahren in Europa deutlich ge- wachsen. Dank massiver Investitionen sind große pan-europäische Dentalketten, etwa die Züricher Colosseum Dental Group, mit Standorten in mehreren EU-Staaten entstanden – und befinden sich auf einem beachtlichen Wachstumskurs. Hohe Anteile am Dentalmarkt weisen Dentalketten – nach Zahlen, die die Unternehmensberatungsgesellschaft KPMG im vergangenen Jahr veröffentlicht hat – insbesondere in Großbritannien, den Nieder- landen, Skandinavien und Spanien auf [KPMG, 2017]. Spitzenreiter ist Finnland. Dort kommen Dentalketten auf einen beachtlichen Marktanteil von 35 Prozent. Sinkt die Qualität oder profitieren die Patienten? Vor dem Hintergrund der aktuellen Diskussion in Deutschland – auch im Rahmen der Beratungen über das geplante Terminservice- und Versorgungsgesetz (TSVG) – stellt sich die Frage, welche Erfahrungen mit Dentalketten bereits gemacht wurden. Hat der Markteintritt von renditegesteuerten Dentalunternehmen Auswirkungen auf Aspekte wie den Preis und die Qualität zahnärztlicher Leistungen, wie es kri- tische Stimmen immer wieder behaupten, oder profitieren Patienten ausländischer Dentalketten von längeren Öffnungszeiten und preis- lich attraktiveren Angeboten zahnärztlicher Leistungen? Eine klare Antwort auf diese Frage gibt es bislang nicht. Es fehlt an einer belastbaren wissenschaftlichen Auseinandersetzung mit dieser vergleichs- weise neuen Thematik. Einige, über den Dachverband der europäischen Zahnärzte – Council of European Dentists (CED) – ermittelte Beispiele legen allerdings nahe, dass es bei Dentalketten aufgrund ökonomischer Erwägungen zu Einbußen bei der Behandlungsqualität sowie zu nachteiligen Entwicklungen für die Patienten kommen kann. So veröffentlichte die spanische Zahnärztekammer, der Consejo General de Colegios de Odontólogos y Estomatólogos de España, im Jahr 2017 eine Untersuchung zu Patientenbeschwerden, die bei offiziellen spanischen Zahnärztevereinigungen eingegangen waren. Demnach entfielen von 2013 bis 2015 fast die Hälfte aller Patienten- beschwerden auf Praxen in Dentalketten, obwohl diese Ketten ledig- lich rund vier Prozent aller spanischen Zahnarztpraxen stellen. Dentalketten in Europa Ein Blick über die Grenzen In Deutschland wird derzeit intensiv und kontrovers über zahnmedizinische Versorgungszentren (MVZ) und die Ausbreitung von Dentalketten diskutiert. Ein vergleichender Blick über die Grenzen zeigt, dass Dentalketten in einigen europäischen Nachbarländern seit Jahren zum zahnmedizinischen Versorgungs- alltag gehören. Ein Vorbild für Deutschland, dessen Dentalmarkt mit geschätzten Ausgaben für zahnmedizinische Leistungen in Höhe von jährlich 28 Milliarden Euro das mit Abstand größte und aus Investorensicht wohl lukrativste Volumen in Europa aufweist? Quelle: KPMG analysis and market interviews, 2016. In: [KPMG, 2017] 14 Politik

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