Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 18

zm 108, Nr. 18, 16.9.2018, (2027) In Verruf gerieten die Ketten auch durch handfeste Skandale: Die Dentalkette iDental wurde im Frühjahr 2018 von den spanischen Behörden zwangsweise geschlossen. Untersuchungen hatten ergeben, dass die Patienten von iDental durch nicht qualifiziertes Personal behandelt worden waren und dass bei der Behandlung Materialien minderer Qualität verwendet wurden. Unter Vorspiegelung eines Zeitdrucks wurden Patienten mit hohen Preisnachlässen geködert, um Behandlungen durchzuführen, für die sich die Patienten bei von iDental vermittelten Finanzanbietern verschuldeten. Schätzungs- weise 15.000 Patienten sind von der iDental-Schließung betroffen. Ebenfalls in Spanien sorgte auch die Dentalkette Funnydent für landesweites Aufsehen. Die Kette bot implantologische Leistungen zu besonders günstigen Preisen an, für die die Patienten in Vorkasse gehen mussten. 2016 meldete die Kette überraschend Insolvenz an und Tausende Patienten blieben ohne Behandlung zurück. In Frankreich gab es 2016 ebenfalls einen in der Öffentlichkeit viel beachteten Skandal um die insolvente Zahnarztkette Dentexia. Die Kette hatte Implantate zur Hälfte der in Frankreich üblichen Preise angeboten. Die Patienten mussten die Behandlungen im Voraus bezahlen, wofür eine mit Dentexia kooperierende Finanzfirma ent- sprechende Darlehen anbot. Über 2.500 Patienten, die bei Dentexia behandelt worden waren, blieben mit unvollendeten Behandlun- gen oder mit den Folgen von Behandlungsfehlern zurück. In Großbritannien kämpft Presseberichten zufolge die größte britische Dentalkette Mydentist mit gravierenden finanziellen Pro- blemen. Wie die Zeitung „The Times“ berichtete, hat Mydentist im dritten Jahr in Folge erhebliche Verluste verbuchen müssen. Marktbeobachter befürchten nun, dass die Kette zunächst weniger rentable Praxen im ländlichen Raum schließen wird. Mydentist hatte mit kreditfinanzierten Aufkäufen innerhalb der vergangenen sieben Jahre 237 Zahnarztpraxen erworben und sein Netzwerk auf über 600 Praxen erweitert. Nun sind laut „The Times“ über 1 Milliarde Pfund Schulden aufgelaufen, die jährlichen Verluste vor Steuern haben sich auf 144 Millionen Pfund verdoppelt. Londoner Banker würden inzwischen über einen Zusammenbruch der Zahnarztkette spekulieren – so berichtete die Zeitung Ende Juli. Welche Schlussfolgerungen sind möglich? Die geschilderten Negativbeispiele aus Spanien und Frankreich zeigen, dass die Kritik an Dentalketten nicht ohne Grund erfolgt. Fehlentwicklungen bei Dentalketten können bei den betroffenen Patienten zu ernsten gesundheitlichen und finanziellen Schäden führen. In den meisten Fällen waren dafür ein übermäßiges Gewinnstreben und unsolides Verhalten der Geschäftsführung die Ursache. Die geschilderten Beispiele haben allesamt eine erhebliche Dimen- sion im Hinblick auf den entstandenen Schaden. Insofern könnten diese Berichte nur die Spitze des Eisbergs darstellen, weil die Medien erst im Begriff sind, dieses Thema für sich zu entdecken. Es wäre andererseits jedoch auch voreilig, Dentalketten pauschal infrage zu stellen. In Skandinavien sind Dentalketten im zahnmedizinischen 15

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