Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 20

zm 108, Nr. 20, 16.10.2018, (2377) \ Koliken, \ Tumorschmerzen, \ sonstige akute oder chronische starke Schmerzen, soweit andere therapeutische Maßnahmen nicht indiziert sind, \ hohes Fieber, das auf andere Maßnahmen nicht anspricht. Anwendung in der Zahnheilkunde Eine breite Verwendung etwa bei Kopf- oder Zahnschmerzen soll durch diese strikte Formulierung der Indikationen vermieden werden. Ein Einsatz in der Zahnheilkunde sollte sich ebenfalls an diesen Richtlinien orientieren. Daher ist primär die Verordnung von Ibuprofen bei milden sowie mittelstarken akuten und postoperativen Schmerzen im ZMK-Bereich zu empfehlen. Bei Vorliegen von Kontraindikationen (beispielsweise Nierenerkrankungen, Cortisonmedikation) oder bestehender Schwangerschaft sollte Paracetamol eingesetzt werden. Liegen Kontraindikationen für Ibuprofen und Para- cetamol vor, ist die Gabe von Metamizol indiziert. Auch als Ergänzung zu einer länger dauernden Schmerzmedikation mit Nicht- steroidalen Antiphlogistika (etwa Ibuprofen) und Erreichen der Tageshöchstdosis kann als Reservemedikament (Rescuemedication) Metamizol über einen begrenzten Zeitraum eingesetzt werden. Zu beachten ist dabei die kurze Wirkdauer von circa vier Stunden. Eine rasche Diagnose kann Leben retten! Gemäß Fachinformation soll bei länger- fristiger Behandlung mit Metamizol regel- mäßig das Differenzialblutbild kontrolliert werden. Wichtig ist, dass Patienten und das Pflegepersonal über die Symptome einer Agranulozytose aufgeklärt werden müssen. Bei Auftreten von Fieber, Halsschmerzen und entzündlichen Schleimhautveränderungen unter Behandlung mit Metamizol soll der Patient sofort den Arzt aufsuchen; dieser muss eine Agranulozytose in Betracht ziehen, umgehend das Differenzialblutbild kontrol- lieren und Metamizol absetzen. Wenn eine Agranulozytose rechtzeitig erkannt wird, ist die Prognose gut. Eine einmal erfolgte Sensibilisierung besteht wahrscheinlich lebenslang und bei Reexpo- sition kann eine Agranulozytose erneut auf- treten. Daher ist es dringend erforderlich, auf Kombinationspräparate zu verzichten und bei der Verordnung des Arzneimittels die strikt formulierten Indikationen zu befolgen. Zusammenfassung Metamizol ist ein lang bekanntes Arznei- mittel, das vor allem bei starken Schmerzen indiziert ist. Neben der analgetischen und antipyretischen Wirkung zeichnet es sich durch eine spasmolytische Wirkkomponente aus. Es kommt daher zum Beispiel bei Koliken und Tumorschmerzen zum Einsatz. Aufgrund einer sorgfältigen Nutzen-Risiko-Analyse ist Metamizol bei Kopf-, Zahn- oder Rücken- schmerzen nicht als Medikament der ersten Wahl indiziert, denn in sehr seltenen Fällen kann der Wirkstoff eine Agranulozytose ver- ursachen. Die detailliert definierten Indika- tionen sollten daher strikt eingehalten wer- den. Wichtig ist die Kenntnis der typischen Symptome, die meist bei einer Agranulo- zytose auftreten: Fieber, Halsschmerzen, Schleimhautläsionen. Ärzte müssen ihre Pa- tienten entsprechend informieren, Pflege- personal und Angehörige sollten mit der Komplikation vertraut sein. Beim geringsten Verdacht muss ein Differenzialblutbild ange- fertigt werden. Univ.-Prof. Dr. med. Ralf Stahlmann Institut für Klinische Pharmakologie und Toxikologie Charité – Universitäts- medizin Berlin Univ.-Prof. Dr. Dr. Monika Daubländer Spezielle Schmerz- therapie in der Zahn-, Mund- und Kieferheil- kunde Klinik und Poliklinik für Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie – Plastische Operationen Universitätsmedizin der Johannes Gutenberg- Universität Mainz Alle Porträts: privat www.eve-rotary.com SET RA 306 Für Keramik EINE FORM FÜR JEDE OBERFLÄCHE

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