Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 04

zm 109, Nr. 4, 16.2.2019, (263) Herr Dr. Wichels, Sie sind der Vorsitzende des Vorstands des im letzten Jahr von den Firmen Dentabene, Zahneins, DentConnect und Acura gegründeten Bundes- verbands für nachhaltige Zahn- heilkunde, kurz BNZK. Wie viele Mitglieder vertritt der Verband zum jetzigen Zeitpunkt und wie teilen sich diese auf Finanzinvestoren und im Besitz von Zahnärzten befindliche Z-MVZ auf? Dr. Daniel Wichels: Die Mitgliederzahl des BNZK ist seit Gründung sehr schnell ge- wachsen. Mittlerweile vertreten wir über unsere Mitglieder mehr als 10 Prozent aller Z-MVZ in Deutschland. Die Mehrheit unserer Mitglieder sind MVZ und Praxen, die im Besitz von Zahnärzten sind. Viele davon sind mittelständische Unternehmen mit 10 bis 200 Mitarbeitern. Der BNZK ist ja nicht der einzige Verband in der Z-MVZ-Szene. Wie unterscheiden Sie sich vom Bundesverband Medizinische Versorgungszentren (BMVZ)? Das Interesse an unserem Verband ist sehr groß und zeigt, dass viele Z-MVZ ihre Inte- ressen in der Vergangenheit nicht richtig vertreten gesehen haben. Wir führen viele Gespräche mit Zahnärzten aus Z-MVZ, aus denen deutlich wird, dass diese sich als Zahnärzte von der Standesvertretung und einigen Kollegen missverstanden und ange- griffen fühlen. Es herrscht dort die Meinung vor, Z-MVZ würden in Großstädten unge- bremst aus dem Boden gestampft. Die Rea- lität ist aber, dass es sich überwiegend um seit Jahrzehnten bestehende gewachsene Praxen langjähriger Zahnarztkollegen handelt, die genau wie zuvor fungieren – lediglich in einer anderen rechtlichen Struktur. Der BNZK setzt sich daher dafür ein, dass Z-MVZ und zahnmedizinische Verbünde als integrale und ergänzende Bestandteile des notwendigen Qualitätswettbewerbs in der Zahnmedizin anerkannt werden und des- halb keine gesetzlichen Einschränkungen bei der Gründung und dem Aufbau erfahren dürfen. Wir arbeiten gleichzeitig eng mit anderen Verbänden zusammen. Wir haben auch der KZBV immer wieder den Dialog angeboten und werden das auch weiterhin tun. Verbundstrukturen leisten zunehmend einen wichtigen Beitrag zur langfristig sicheren und bestmöglichen Versorgung von Patienten vor allem in ländlichen Regionen. Der BNZK trägt das Wort nachhaltig in seinem Namen. Was versteht der Verband unter nachhaltiger Zahnheilkunde? Beim Aspekt Nachhaltigkeit geht es vor al- lem darum, die wohnortnahe Versorgung von Zahnpatienten langfristig und qualitativ hochwertig zu sichern. Dies gilt insbesonde- re vor dem Hintergrund, dass nach Anga- ben der KZBV zwischen 2006 und 2016 – al- so vor der Einführung von Z-MVZ – im Durchschnitt jeden Tag eine Zahnarztpraxis geschlossen wurde. Bis Ende 2020 soll in Deutschland jede fünfte Praxis schließen. Viele der Zahnärzte gerade auf dem Land werden keinen Nachfolger für ihre Praxen finden. Nach einer Prognose der KZV könn- ten beispielsweise in Rheinland-Pfalz bereits bis 2023 bis zu 1.524 Zahnärzte aus Alters- gründen ausscheiden. Das sind 57 Prozent aller derzeit in Praxen arbeitenden Zahnärz- te. Würde davon kein einziger Zahnmedizi- ner ersetzt, hätte dies verheerende Folgen für die Versorgung, wie der Prognose der KZBV zu entnehmen ist. Hier können und wollen wir als Verband ge- meinsam mit anderen Versorgungsformen einen wichtigen Beitrag zur nachhaltigen Si- cherung der Versorgungsqualität und -quantität leisten. Ein Beispiel für unser En- gagement in diesem Bereich ist der Zahn- Medibus, den zahneins gemeinsam mit der Deutschen Bahn Regio entwickelt und der ein innovatives Versorgungsmodell für den ländlichen Raum darstellt. Die Fragen stellte Dr. Uwe Axel Richter. ? ? ? Interview mit Dr. Daniel Wichels, Vorstandsvorsitzender des BNZK „Wir vertreten mehr als 10 Prozent aller Z-MVZ in Deutschland!“ Per Pressemitteilung teilte der „Bundesverband nachhaltiger Zahnheilkunde“ (BNZK) vergangenen Oktober mit, er habe sich gegründet, um sich für Z-MVZ und Zahnärzte einzusetzen, die sich „von der Standespolitik nicht hinreichend angesprochen fühlen“. Politische Statements gab der Verband seither etliche, Einblicke in interne Strukturen und Mitgliederzahlen eher keine. Was hinter dem Konstrukt steckt, fragten wir den BNZK-Vorsitzenden und zahneins-Geschäfts- führer Dr. Daniel Wichels. Dr. Daniel Wichels (45) ist Vorsitzender des im September neu formierten Bundesverbands nachhaltiger Zahn- heilkunde (BNZK). Er ist Gründer und Geschäftsführer der zahneins-Gruppe, die mit mittlerweile 19 Praxen in der ambulanten zahnmedizinischen Ver- sorgung aktiv ist. Zur Gruppe gehört die Deister-Süntel-Klinik aus der Nähe von Hannover. Investor sind Summit Partners aus den USA. Zuvor war Wichels 15 Jahre bei der Allianz Gruppe als lei- tender Mitarbeiter tätig. \ Dr. Daniel Wichels Dr. Daniel Wichels Porträt: privat 25 Wie das TSVG die zahnmedizinische Versorgung verändert

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