Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 08

Herr Dr. Schäfer, vor Kurzem wurde die neue Kinderschutz- Leitlinie veröffentlicht. Warum war hier der BZÖG mit involviert? Dr. Michael Schäfer: Es handelt sich um eine medizinische AWMF-Leitlinie der Ka- tegorie S3+. Das Plus bedeutet, dass hier nicht nur Mediziner und Zahnmediziner beteiligt waren, sondern auch weitere Disziplinen, nämlich die Jugendhilfe und die Pädagogik. Wir vom Öffentlichen Gesundheitsdienst sind sozusagen an der Zielgruppe der betroffenen Kinder mit unserer täglichen Arbeit ganz dicht dran. Wir können helfen, Fälle von potenzieller Vernachlässigung zu erkennen und stellen den Behandlungsbedarf fest. Über die Frühen Hilfen sind die Teams des ÖGD neben den Zahnärztinnen und Zahnärzten zeitig eingebunden. Gerade Frühe Hilfen bieten lokale Unterstützungssysteme für hochsensible Familien ab Beginn der Schwangerschaft und in den ersten Le- bensjahren. Hinzu kommt die gruppen- prophylaktische Betreuung der Kinder und Jugendlichen in Kitas und Schulen. Und als BZÖG ist es unsere Aufgabe, als Bindeglied zwischen den handelnden Gremien und Institutionen zu agieren. Worauf müssen Ihre Teams bei der Betreuung besonders achten? Wir sehen bei unseren Screenings so viele junge Menschen wie kaum eine andere Berufsgruppe, die mit Kindern zu tun hat. Und nirgendwo besteht die Möglichkeit, so deutlich ein Augenmerk auf Kopf-, Hals- und Schädelverletzungen zu legen wie bei zahnärztlichen Untersuchungen. Es gilt, als Zahnärztin und als Zahnarzt eine Haltung zu entwickeln: Wir müssen uns bewusst sein, dass wir neben unserer Hauptaufgabe, dem Karies-Screenings und der Motivation zur Mundgesundheit, den Blick auf weitere Aspekte der Kinderge- sundheit schärfen müssen. Hier sind die Zahnärzte noch nicht genügend sensibili- siert. Wir wissen aus den verschiedensten Fortbil- dungen in Sachen häus- liche Gewalt, was zu tun ist – aber zum Thema Kindesvernach- lässigung sind wir noch nicht gut genug aufgestellt. Was passiert institutionell, wenn ein Fall dentaler Vernachlässigung tatsächlich als solcher erkannt wird? Dann ist ein koordiniertes und multipro- fessionelles Vorgehen von ÖGD, anonymer Fallberatung, Fachberatung und Fach- kooperation und schließlich dem Jugend- amt notwendig. Extrem wichtig ist es, immer zuerst mit den Sorgeberechtigten des Kindes ins Gespräch zu kommen. Es muss auf jeden Fall deren Einverständnis vorliegen, um einen Austausch zu allen Verdachtsmomenten vornehmen zu kön- nen, damit nachfolgend ein konkreter Unterstützungsbedarf formuliert werden kann. Wie wichtig es ist, nachdrücklich auf ein Gespräch mit den Sorgeberechtigten hinzuarbeiten, ist mir erst letztlich bewusst geworden, nachdem mir der Fall eines Kindes zugetragen wurde, bei dem die Kollegin aus dem ÖGD gemeinsam mit der Schule auf den Fall aufmerksam ge- worden war. Immer wieder stellt man fest, dass die Sorgeberechtigen in/mit ihrem Alltag überlastet sind, so dass dies zu einer geringeren Priorisierung der Mundge- sundheit ihrer Kinder führt. Das multi- professionelle Zusammenspiel von ÖGD, Schule, Schulsozialarbeit und niederge- lassener Kollegin führte dann auf der Basis des Einverständnisses zu einem Erfolg. D ie Kinderschutz-Leitlinie war auch Thema auf Ihrem diesjähri- gen BZÖG-Kongress in Kassel. Genau! Denn es geht darum, die Empfeh- lungen einemmöglichst breiten Kollegen- kreis bekannt zu machen. Die Fragen stellte Gabriele Prchala. ? ? ? ? „Es gilt, als Zahnärztin und als Zahnarzt eine Haltung zu entwickeln!“ Dr. Michael Schäfer, Vorsitzender des Bundesverbandes der Zahnärz- tinnen und Zahnärzte des Öffentlichen Gesundheitsdienstes (BZÖG) Porträt: privat © 01/2018 · 419074V0 BRUCHMANN,SCHNEIDER. komet-my-day.de Am Ende des Tages zählt gewonnene Zeit. Ihr Praxisalltag ist komplett durchgetaktet. Gut, dass Komet Ihnen täglich wertvolle Minuten spart. Mit leistungsstarken Instrumenten für schnellere Behand- lungsabläufe. Mit spezialisierten Fachberatern, die direkt auf den Punkt kommen. Mit Komplettlieferungen, die sofort einsetzbar sind. Und vielen anderen Ideen, die ihrer Zeit voraus sind. Komet. Die Qualität der Qualität.

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