Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 08

zm 109, Nr. 8, 16.4.2019, (891) seine Zähne sauber zu putzen vermag, ist jedenfalls falsch und suggeriert der Leser- schaft (ab 24 Monaten!), dass ein mit- putzender, sympathischer Erwachsener aus- reicht, um im Kindermund die erwünschten sauberen Zähne zu bekommen. „Nur Eltern können Kinderzähne von Kleinkindern sauber putzen“, wäre die Botschaft, mit der Duden wirklich richtig läge. ! Susanne Tack, Dr. Roland Rainer: Karolinchen Karies – Die Story! Papierfresserchens MTM-Verlag GbR, Lindau, 2015. 12,90 Euro, ISBN: 978–3–86196–534–3 Inhalt: Nachdem Karolinchen Karies von Mund zu Mund gewandert ist, landet sie schließlich im Mund der dicken Luise, die sich rund um die Uhr von süßen Naschereien ernährt. Für Karolinchen Karies ist dies das Schlaraffenland, zumal Luise auch nicht zur Zahnbürste greift. Dieser paradiesische Zu- stand ändert sich abrupt, als Luise – durch Zahnweh geplagt – den Zahnarzt besucht, der Karolinchen Karies mit seiner Behand- lung schachmatt setzt. Nach weiteren drei Monaten zeigt sich Luise dem zeitweisen Obstverzehr nicht mehr abgeneigt und glaubt, sich ans Gemüse-Essen gewöhnen zu können. Des Weiteren geht sie alle sechs Monate zur Zahnhygiene und freut sich, dass ihre Zähne nun blitzeblank sind. Kommentar: Karolinchen Karies ist eine Neu- auflage des Karius-und-Baktus-Mythos mit allen darin vorkommenden problematischen Aspekten. Wie bei „Karius und Baktus“ kann der kindliche Leser den ironischen Unterton nicht verstehen und somit auch nicht die nötige Distanz zum zerstörerischen Wirken der Bakterienheldin entwickeln. Die daraus resultierende Identifikation mit der Anti- heldin lässt die Leserschaft die Perspektive der Schaden zufügenden Hauptfigur kritik- los übernehmen. Durch sie erfahren die Kinder, dass Süßigkeiten „Kraftfutter“ sind, dass „Surfen in klebrigen Kaugummiblasen überhaupt das Beste ist“, dass das Bade- zimmer „schreeeecklich“ ist und sich die Zahnhygiene in der Zahnarztpraxis „eklig!!!“ anfühlt. Im Gegensatz zu Jens in „Karius und Baktus“, der zumindest zeichnerisch sympa- thisch dargestellt ist, lassen die Illustrationen von Luise diese eher unsympathisch wirken. Erst am Schluss erscheint sie – nach dem Zahnarztbesuch geläutert – insofern positiver, als sie mit breitem Lächeln ihren Sinnes- wandel kundtut. Wenig überzeugend, weil unvollständig, bleiben die vorgestellten Rezepte für Zahn- gesundheit: zwischendurch Obst essen, sich an Gemüse gewöhnen und alle sechs Monate zur Zahnhygiene gehen. Dies reicht nicht aus, um den Bohrer überflüssig zu machen. Was fehlt, ist das entscheidende Thema „tägliches Zähneputzen“, sowohl morgens nach dem Frühstück als auch abends nach dem Abendessen. Wie kann der Autor als Zahnarzt die Thematik ignorieren? ! Maria Jönsson: Schnuller-Alarm. Carl Hanser Verlag, München, 2017. 12 Euro, ISBN: 978–3–446–25538–8 Inhalt: Der Wolf Valdemar liebt seine Schnuller, aber Papa Wolf vernichtet alle bis auf einen. Als Valdemar am Abend auf seine kleine Schwester Linn aufpassen soll, verlegt Linn ihren Schnuller und lässt sich nur durch Valdemars Schnuller beruhigen. Nur mit großer Mühe gelingt es Valdemar ein- zuschlafen. Als er am nächsten Morgen vor der Entscheidung steht, jetzt als nunmehr großer Wolf dem Schnullern zu entsagen, entscheidet er sich für den Schnuller. Kommentar: Eine Schnullergeschichte ge- druckt in den Farben Schwarz, Weiß und Rot mit wenig Text und eindeutig nicht zur Schnullerentwöhnung geeignet. „Das etwas andere Schnuller-Buch – kindlich frech und herrlich komisch“ ist auf dem rückseitigen Buchdeckel zu lesen, wobei sich die Komik dem kindlichen Lesepublikum nur schwer erschließt. Die Botschaft lautet eher: Ohne Schnuller geht es nicht! ! Hanna Künzel, Günter Schmitz: Vom Jörg, der Zahnweh hatte. Beltz Verlag, 2014. 9,95 Euro, ISBN: 978–3–407–77083–7 Inhalt: Schleckerjörg isst ausschließlich Süßig- keiten und vom Zähneputzen hält er nichts. Resultat sind schreckliche Zahnschmerzen, die behandelt werden müssen. Nach dieser schmerzvollen Erfahrung zeigt Jörg Einsicht: Von jetzt an ernährt er sich zahngesund, putzt seine Zähne „nach jeder Mahlzeit“ und geht regelmäßig zum Zahnarzt. Kommentar: Die Neufassung des 1971 erst- mals erschienenen Kinderbuchs will als Vor- lesebuch für Kindergarten- und Vorschulkinder zu einem (zahn-)gesunden Verhalten führen. Gewählt wird dafür ein Vorschulkind, das sich völlig zahn- und gesundheitsschädigend ver- hält und dafür mit Schmerzen bestraft wird. Durch diese leidvolle Erfahrung „geläutert“, 85

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