Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 10

zm 109, Nr. 10, 16.5.2019, (1137) Wir sehen auch, dass ältere Praxisinhaber Mühe haben, ihre Praxen abzugeben. Einer- seits durch die veränderten Präferenzen der nachfolgenden Zahnärztegeneration, anderer- seits durch die rasante technologische Ent- wicklung bedingt, da viele Praxen häufig nicht mehr den neuesten Standards entsprechen. Da die wirtschaftliche Förderung der Heil- berufler unser genossenschaftlicher Auftrag ist, entstand für uns die Herausforderung, wie wir beide Generationen am besten unterstützen können. Mit einer ähnlichen Fragestellung beschäftigte sich zur gleichen Zeit die Zahnärztliche Abrechnungsgenos- senschaft, und als sich in unmittelbarer Nähe zu beiden Unternehmenssitzen ein geeignetes Szenario ergab, entstand die Idee zur Gründung eines gemeinsamen Unternehmens – der Zahnpraxis der Zukunft. Was haben die Teilnehmer des Projekts davon – wo sieht die Bank ihrerseits einen möglichen Benefit? Die Zahnpraxis der Zukunft – kurz ZPdZ – hat mehrere Funktionen. Sie soll zum einen jungen Zahnärzten ermöglichen, die Arbeit in der Selbstständigkeit auszuprobieren und Kenntnisse in moderner Praxisführung auf- zubauen, ohne direkt die finanzielle Belastung eines Praxiskaufes auf sich zu nehmen. Zum anderen liefert sie Lösungen für die Praxisabgeber. Aus Umfragen wissen wir, dass ein langsamer Übergang in den Ruhe- stand ein häufiger Wunsch der Heilberufler ist. Deshalb haben erfahrene Altzahnärzte in der ZPdZ die Möglichkeit, den Jungzahn- ärzten mit wertvollem Know-how als Men- toren zur Seite zu stehen. Mit diesem Praxis- modell probieren wir aus, wie eine Altpraxis auf den neuesten technologischen Stand gebracht werden kann und wie wir die Nach- folger für die Selbstständigkeit gewinnen und sie dabei unterstützen können. Daneben bietet die ZPdZ die Auslagerung unterschiedlichster administrativer und be- triebswirtschaftlicher Serviceleistungen an und ermöglicht somit den Zahnärzten, sich auf ihre heilberufliche Kerntätigkeit und die Patienten zu fokussieren. Für die apoBank ist bei diesem Projekt zunächst vor allem der Lerneffekt wichtig. Wir wollen sehen, wie die Heilberufler dieses Angebot annehmen, wo ihre Bedürfnisse genau liegen und wie wir sie dabei unterstützen können. Eine der Rollen, die die ZPdZ einnimmt, ist eine Art „Fahrschule“ für die Praxisführung zu sein, als unternehmerische Hilfestellung auf dem Weg in die Selbstständigkeit. Wir sind davon überzeugt, dass die Zahnärzte, sobald sie die Arbeit als eigener Chef in eigener Praxis einmal ausprobiert haben, diese nicht mehr gegen die Anstellung tauschen möchten. Deshalb soll ihnen die ZPdZ im Rahmen einer flexiblen Vertrags- laufzeit auch die Möglichkeit geben, Aus- stattung und Geräte zu übernehmen und die Praxis somit auch als Eigentümer zu führen. Geht das Projekt über eine reine Kundenbindungsmaßnahme hinaus? Für unsere Kunden sind wir schon längst mehr als ein reiner Anbieter von Finanz- dienstleistungen. Wir wissen, dass sie sich stärker auf das konzentrieren möchten, was ihnen wirklich wichtig ist: auf ihre heil- berufliche Tätigkeit. Dabei wollen wir sie unterstützen, unser großes Netzwerk und Know-how künftig noch stärker für sie einsetzen und unsere Kenntnisse systema- tischer und ertragswirksamer anbieten. Perspektivisch wollen wir ein zentraler Spie- ler im Ökosystem werden, der sich für einen leistungsfähigen Gesundheitsmarkt enga- giert und neue Lösungen für Heilberufler entwickelt. So ist auch unser Anspruch „Wir ermöglichen Gesundheit“ zu verstehen. Die Fragen stellte Stefan Grande. ? ? Die im Spätsommer gegründete Genos- senschaft Zahnarztpraxis vor Ort eG (ZvO) bietet jungen Zahnärzten ebenfalls eine neue Form der Berufsausübung zwischen dem klassischen Angestellten- verhältnis und der Niederlassung in eige- ner Praxis. Die ZvO inegriert bestehende Praxen in ihre Struktur und übernimmt das wirtschaftliche Risiko. Die Idee folgt dem Genossenschaftsgedanken: Jedes Mitglied bringt Eigenkapital als Gesell- schafter in die Struktur ein – „von Zahn- ärzten für Zahnärzte“. Unabhängig von der Höhe der Einlage hat jedes Mitglied nur eine Stimme, so dass eine Einfluss- verschiebung zugunsten Einzelner sicher vermieden wird. Finanzbedarf, der über das Eigenkapital hinausgeht, wird klassisch durch Banken finanziert. Für die Anstellung der Kollegen will die ZvO eG je Standort ein Z-MVZ gründen. Geplant ist, die bewährten Mitarbeiter der Praxen zu übernehmen. Ein Experten- team der Genossenschaft soll die angestellten Zahnärzte und Mitarbeiter fachlich begleiten. Das Modell will die Vorteile der ange- stellten Tätigkeit (weitgehende Freiheit vor bürokratischen Belastungen, Zeit für fachliche Entwicklung und Erfahrung, kein eigenes finanzielles Risiko, Mög- lichkeit des Stellenwechsels und der Teil- zeitbeschäftigung mit erfahrenen, leicht erreichbaren zahnärztlichen Beratern im Hintergrund) und die der eigenen Nie- derlassung (Führung einer Praxis als zahn- ärztlich Verantwortlicher mit eigenem Team, Entwicklung und Umsetzung von eigenen Behandlungskonzepten, Füh- rung und Begleitung von Patienten über alle Behandlungsabschnitte) zusammen- bringen. \ Genossenschaft Zahnarztpraxis vor Ort eG A LTERNATIVE Anspruchsvolles Ziel: „Perspektivisch wollen wir ein zentraler Spieler im Ökosystem werden, der sich für einen leistungsfähigen Gesundheitsmarkt engagiert und neue Lösungen für Heilberufler entwickelt“, sagt apoBank-Chef Ulrich Sommer. Foto: apoBank 75

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