Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 10

zm 109, Nr. 10, 16.5.2019, (1158) Frau Gründer, wie hat Ihre Karriere als Influencerin angefangen? Julia Gründer: Begonnen habe ich auf Instagram mit einem Fitness-Account, der damals „gymaholicjulie“ hieß. Ich hatte zwar schon vorher einen Nebenjob in einem Fitnessstudio, aber plötzlich mehr Zeit, weil ich eine Prüfung aufgrund eines fehlenden Punktes nicht bestanden hatte und ein Jahr warten musste, bevor ich sie wiederholen durfte. So habe ich den Fitnesshype genutzt, der zu diesem Zeitpunkt anlief. Bereits nach kurzer Zeit wurde ich von Sportmarken an- geschrieben, ob ich deren Kleidung auf mei- nen Fotos und in meinen Videos tragen will. Zu jener Zeit war ich noch Microinfluencerin mit knapp 1.500 Followern, hatte aber schon ein gutes Like-Follower-Verhältnis. In- zwischenfolgen meinem Instagram-Account @be_julieful mehr als 20.000 Follower. In Ihren Posts tragen Sie Accessoires wie Uhren, Schmuck oder Gürtel, präsentieren Kleidung, auch für Sport, zeigen Bilder aus dem Urlaub und welche zusammen mit Ihrem Lebens- partner. Nach welchen Kriterien wählen Sie aus, was Sie bewerben und was nicht? Grundsätzlich bewerbe ich nur Produkte, die ich selber gut finde. Sonst funktioniert das nicht. Die Sachen müssen einfach in meinen Feed passen. Abgelehnt habe ich zum Beispiel eine Kooperationsanfrage einer Sektmarke. Ich möchte keinen Alkohol be- werben, schließlich trinke ich selbst kaum welchen. Und deshalb werde ich meinen Followern auch nicht vorgaukeln, er sei lecker. Gern bewerbe ich aber zum Beispiel eine oszillierende Zahnbürste. Ich habe sel- ber eine, die schon zehn Jahre hält, das ist gefühlt wie eine Langzeitstudie. Die reinigt richtig, und ich habe weniger Beläge und weniger Zahnstein. Aber sowas wie Kokos- nusszahnpasta kommt mir nicht in den Feed. Denn mich macht wirklich glücklich, wenn mir Follower schreiben, dass sie für meine Tipps dankbar und mit den Produk- ten zufrieden sind. Für wen posten Sie? Meine Hauptzielgruppe ist zwischen 18 und 28 Jahren alt. Das sind zum größten Teil Mädchen und junge Frauen, die sich von meinem Lifestyle inspirieren lassen wollen. Auf Instagram teile ich aber nicht nur Bilder mit Schmuck oder Kleidung, sondern auch Gedanken. Natürlich bekomme ich dafür von Freunden ein anderes Feedback als von meinen Followern. Die meisten Kommentare fallen freundlich und bewundernd aus, bis hin zu heller Begeisterung. Kommen auch böse Bemerkungen oder gar Angriffe? Wenn ich Essen mit Fleisch poste, schreiben mich ab und zu Vegetarier oder Veganer an, wie es sich vereinbaren ließe, tierlieb zu sein und trotzdem Fleisch zu essen. Da ant- worte ich dann: „Ich sage Ja, denn meiner Meinung nach ist unser Grundnahrungs- verhalten das eines Fleisch- und Pflanzen- fressers. Unser Körper ist physiologisch so konzipiert, dass wir wichtige Bestandteile für unseren Organismus von tierischen Produkten erlangen. Ganz wichtig: Ich respektiere jeden Vegetarier oder Veganer und würde niemals versuchen, jemanden diesbezüglich zu belehren. Aber meine Liebe zu den Tieren – die ja selbst oft Fleisch- fresser sind – versuche ich damit zu unter- stützen, indem ich Biofleisch von der Theke und grundsätzlich Eier aus Freilandhaltung beziehe“ (Siehe Screenshot rechte Seite). Zum Glück gab es noch nie richtig bösartige Kommentare. Influencerin zu werden und diese Position zu halten, kostet Zeit. Mein Anspruch ist, auf Follower gut zu reagieren. Das hängt natürlich von der Zeit ab, welche Schicht ich gerade habe ? ? ? ? ? Julia Gründer ist Assistenzzahnärztin – und Influencerin auf Instagram „Auf Instagram bin ich Lifestyle-Bloggerin“ Tagsüber arbeitet sie als Assistenzzahnärzin, abends und an den Wochenenden ist sie als Influencerin auf Instagram unterwegs. Geht das zusammen? Für Julia Gründer sehr gut. Die 28-Jährige ist mit ihrem Hauptjob genauso glücklich wie mit ihrer Nebentätigkeit – abseits der Praxis. Zahnärztin Julia Gründer bei der Arbeit – als Influencerin auf Instagram 96 Gesellschaft

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