Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 12

zm 109, Nr. 12, 16.6.2019, (1398) Klinischer Leitfaden – Teil 2 Parodontitis: Klinischer Entscheidungsbaum Mariano Sanz, Maurizio Tonetti Wie wird die Einteilung nach Stadien und Graden (Staging & Grading) nach dem neuen System der Klassifikation von Parodontalerkrankungen in der klinischen Praxis vorgenommen? Die Autoren haben hierzu einen klinischen Entscheidungs- baum entwickelt, der die einzelnen Schritte in ihrer Reihenfolge und ihren diagnostischen und therapeutischen Konsequenzen darstellt. Schritt 1: Neuer Patient Wenn wir einen Patienten zum ersten Mal sehen, sollten wir zuerst fragen, ob es einen kompletten Röntgenstatus beziehungsweise eine Übersichtsauf- nahme von ausreichender Qualität gibt. Wenn ja, sollten wir prüfen, ob es in irgendeinem Bereich der Dentition erkennbaren marginalen Knochenab- bau gibt. Bei erkennbarem Knochen- abbau (bone loss, BL) besteht der Ver- dacht, dass der Patient eine Parodon- titis hat. Gleichzeitig, unabhängig von den Röntgenunterlagen, müssen wir den Patienten klinisch unter- suchen und den interdentalen Attach- mentverlust (clinical attachment loss, CAL) beurteilen. Wenn CAL nachweis- bar ist, ist der Patient ein möglicher Fall von Parodontitis. Wenn interden- taler CAL nicht erkannt wird, müssen wir das Vorhandensein von bukkalen Rezessionen (recessions, REC) mit sondierbaren Taschentiefen (probing pocket depths, PPD) von größer als 3 mm bewerten. Wenn solche Rezes- sionen vorliegen, ist der Patient ein möglicher Parodontitis-Fall. Wenn es keine bukkalen PPD größer als 3 mm gibt, müssen wir den Gesamt-BOP (bleeding on probing) bewerten. Wenn BOP an mindestens 10 Prozent der Stellen vorliegt, wird beim Patien- ten eine „Gingivitis“ diagnostiziert und wenn BOP an weniger als 10 Pro- zent der Stellen vorhanden ist, wird bei diesem Patienten „parodontale Gesundheit“ diagnostiziert. Quelle für alle Grafiken: EFP 80 Zahnmedizin

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