Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 17

zm 109, Nr. 17, 1.9.2019, (1886) Ich war selber Kriegsflüchtling in Deutsch- land in den 90ern, als der Krieg in meiner Heimat Bosnien und Herzegowina ausbrach. Ich kann mich noch gut daran erinnern, wie dankbar die bosnischen Flüchtlinge für die Hilfe, die wir in Deutschland erhalten haben, waren. Deshalb berührt mich die aktuelle Flüchtlingskrise in Europa ganz besonders. Arbeiten hinter Gittern und Stacheldraht Mit diesem Gedanken habe ich mich für den Einsatz der HPF in Flüchtlingslager auf Lesbos beworben. Ich habe von HPF auf Facebook erfahren. Die Organisation hat nach Volontären für den Einsatz auf Lesbos im Zeitraum Mai/Juni 2019 gesucht. Eine Woche habe ich mit HPF im Moria Camp, dem größten Flüchtlingslager auf Lesbos, verbracht. Lesbos ist eine wunderschöne Insel, die schon immer von Touristen sehr begehrt war. Das hat sich seit 2015 drastisch ge- ändert. Auf den ersten Blick ahnt man nicht, dass sich – nach nur 20 Minuten Autofahrt von der schönen Hafenstadt Mytilini – dort das größte „offene Gefängnis“ in Europa verbirgt. Moria Camp besteht aus Gittern, Stacheldraht, Containern und improvisier- ten Zelten aus Nylon mit der Beschriftung UNHCR (englisch für United Nations High Commissioner of Refugees), das steht für die Flüchtlingskommission der Vereinten Nationen. Überwacht wird das Lager vom griechischen Militär. Der Eintritt ist nur möglich, wenn man seinen Ausweis zeigt und auf der Liste der Hilfsorganisationen, die im Camp tätig sind, eingetragen ist. Die Kapazität des Flüchtlingslagers war seinerzeit für 1.000 Menschen gedacht, die sich nicht länger als zwei bis drei Monate dort befinden sollten. Als ich das Lager im Juni 2019 besucht habe, lebten dort mehr als 5.000 Geflüchtete. Die meisten bewohnten Moria Camp über ein Jahr. Den Berichten zufolge haben im Juli 2019 über 2.600 Neuankömmlinge Lesbos erreicht. Darunter befinden sich Kinder, Frauen, ältere Menschen, Kranke und Schwache. Es sind Menschen, die wegen des Krieges aus Syrien, Afghanistan, der Republik Kongo, dem Irak und Palästina geflohen sind, um ein neues, sicheres Zuhause zu finden. Die Anzahl der Neuankömmlinge steigt für ge- wöhnlich im Sommer, da es dann weniger gefährlich ist, in den Gummiboten aus der Türkei das Meer nach Griechenland zu durchqueren. So weit die Fakten und die nackten Zahlen – nun mein Erlebnisbericht: Die häufigste Frage meiner Kollegen nach meiner Rück- kehr aus Lesbos war: „Was erwartet mich in Lesbos und wer kümmert sich um mich?“ Mein Bericht will zur Klärung beitragen. Vor Ort ist alles top organisiert Meine Sorgen vor der Reise – Sprachbarriere, Sicherheit im Lager und Assistenz während der Behandlung – waren schnell vergessen. HPF hat sehr gute Arbeit geleistet. Sie haben auch Übersetzer engagiert, was die Kom- Hilfseinsatz auf Lesbos Bitte langfristig keine Komplikationen Die Kollegin Nerma Mameledzija aus Berlin ist der Hilfsorganisation „Health Point Fondation“(HPF) beigetreten. HPF ist die einzige Hilfsorganisation in Griechenland für Flüchtlinge, die ehrenamtlich zahnmedizinische Behandlungen im Flüchtlingslager in Lesbos durchführt. Hier ihr Bericht. Die Volonteerin Whaheeda Abbas von hinten im Moria Camp Foto: Health Point Foundation/Dr. Ola Hassan 100 Gesellschaft

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