Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 17

11,2 auf 10,8 Prozent). Im Jahr 2010 waren laut Studie zwei bis drei Prozent der Weltbevölkerung als Folge einer Parodontitis voll- kommen zahnlos, mit leicht abnehmender Tendenz. Und orale Krebserkrankungen gehörten zu den 15 häufigsten Krebserkrankun- gen weltweit. Allein im Jahr 2018 wurden laut Studie insgesamt 500.550 Neuerkrankungen und 177.384 Todesfälle gemeldet. Deutlich spiegelten sich sozioökonomische Ungleichheiten in der Mundgesundheit wider: In vielen Studien fanden die Autoren Belege für eine direkte Korrelation zwischen Bildungsstand und Karieserfah- rung beziehungsweise unbehandelten Kariesläsionen. Auch orale Krebserkrankungen und Parodontitis seien mit einem schlechten sozioökonomischen Stand assoziiert. Dabei bestünden „extreme Mundgesundheitsungleichheiten […] für die am stärksten randstän- digen und sozial ausgegrenzten Gruppen in Gesellschaften wie Ob- dachlose, Gefangene, Langzeitbehinderte, Flüchtlinge und indigene Gruppen“, so Perez et al. [2019]. Die Autoren differenzieren bei den ökonomischen Folgen oraler Erkrankungen zwischen der wirtschaftlichen Belastung durch die unmittelbar mit der Behandlung entstandenen Kosten und den indi- rekten Kosten, zum Beispiel durch vorübergehende Arbeitsunfähig- keit oder durch Unterrichtsversäumnisse der Schulkinder. Darüber hinaus werden immaterielle Kosten beschrieben, die neben Schmerzen auch weitere Beeinträchtigungen wie Probleme bei der Nahrungs- aufnahme, beim Sprechen, beim Ausdruck von Emotionen sowie eine eingeschränkte Teilnahme an sozialen und familiären Aktivitäten beinhalten können. Zahlen aus dem Jahr 2015 belegen weltweite Ausgaben von 356,80 Milliarden US-Dollar für direkte und 187,61 Milliarden US-Dollar für indirekte Kosten. Allein in der EU seien im Jahr 2015 rund 90 Milliar- den Euro auf die Behandlung von Zahnerkrankungen entfallen. Diese stehen damit auf dem dritten Platz hinter Diabetes und Herz-Kreis- lauf-Erkrankungen. Der Präventionsansatz wird zu oft vernachlässigt „Der sozioökonomische Status kann die Gesundheit durch die Umstände beeinflussen, in denen Menschen leben, arbeiten und altern […]. Zu diesen Faktoren gehören Wohnraum und Arbeits- bedingungen, soziales Kapital, psychosoziale Faktoren wie Stress und soziale Unterstützung sowie der Zugang zur Gesundheitsversor- gung“, fassen die Autoren zusammen [Perez et al., 2019]. Angesichts der weiterhin hohen Zahlen an oralen Erkrankungen weltweit be- klagen die Wissenschaftler aber die nur langsame Umsetzung von Gegenmaßnahmen. Sie kritisieren die häufige Vernachlässigung der Präventionsansätze zugunsten einer späteren Intervention. Auch stellen sie den welt- weiten Anstieg der Saccharose-Produktion und der vermehrten Lie- ferung in Schwellenländer in den Fokus ihrer Kritik. Die Folge sei nicht nur ein erhöhter Zuckerkonsum, sondern auch eine erhöhte Kariesprävalenz. nl

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