Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 04

zm 110, Nr. 4, 16.2.2020, (287) MASKIERUNG KARIÖSER ZAHNFLÄCHEN Insbesondere die Maskierung von ästhetisch relevanten, nicht kavitierten kariösen Zahnflächen (vor allem vestibulär an Frontzähnen und Prämolaren), deren Erscheinungsbild durch non-invasive Maßnahmen nicht verbessert werden kann, stellt einen wichtigen Anwendungsbereich der Karies- infiltration dar. Hierbei sollte zwischen Läsionen, die bereits einige Zeit oberflächlich remineralisiert sind (inaktive Karies) und solchen, die direkt nach kieferorthopädischer Behandlung mit Multibandapparaturen entdeckt werden, unterschieden werden. Letztere sind relativ einfach nach einmaligem Ätzen zufriedenstellend zu infiltrieren, während bei in- aktiven Läsionen wie auch bei Fluorose oder bei MIH die dickere Oberflächenschicht oftmals durch mehrfaches Ätzen entfernt werden muss. INITIALLÄSIONEN NACH KIEFERORTHOPÄDIE Nach Abnahme der Brackets kann bei dezenten – also eher flachen – Läsionen für circa zwei Monate eine natürliche (sichtbare) Remineralisation abgewartet werden, die auf- grund der nun veränderten Reinigungsmöglichkeiten erfol- gen könnte. Allerdings ist es bei aus einem normalen Sprechabstand im feuchten Milieu sichtbaren Läsionen sehr unwahrscheinlich, dass diese ohne weitere Maßnahmen verschwinden werden [Knosel et al., 2013; Senestraro et al., 2013]. Vielmehr weisen diese Demineralisationen oftmals bereits eine gewisse Dentinbeteiligung auf, was jedoch keine Kontraindikation für eine erfolgreiche Infiltration der darüber liegenden Schmelzareale darstellt. Bei inaktiven Läsionen mit bis zu 150 µm dicken, stark mi- neralisierten Oberflächenschichten sollte mehrfach geätzt werden, um ein optimales Ergebnis zu erzielen (zwei Minuten Ätzen mit 15-prozentigem HCl-Gel entfernt circa 40 µm). MERKMALE VON UNKAVITIERTER KARIES SOWIE ANDEREN HYPOMINERALISATIONEN AN FRONTZÄHNEN UND PRÄMOLAREN Lokalisation Farbe betroffene Zähne Tab. 1, Quelle: Meyer-Lückel [modifiziert nach Ekstrand und Martignon, 2012] Karies Plaqueretentions- stellen, z. B. apikal der (ehemaligen) Brackets weißlich, deutlich opaque (kreidig), eventuell sekundär verfärbt alle möglich milde Fluorose als „Snow Caps“ inzisal oder flächig als feine Linien an homologen Zähnen weißlich, mattiert eher Prämolaren, aber auch OK-Frontzähne traumatisch bedingte Hypomineralisation meist mittig, selten inzisal als singulärer Fleck eher weißlich, selten auch gelblich verfärbt meist Frontzähne Molaren-Inzisiven- Hypomineralisation meist bukkale, singuläre Flecken an homologen Zähnen weißlich, öfter gelblich bis leicht bräunlich verfärbt meist mittlere Schneide- zähne und zusätzlich ein 1. Molar PROF. DR. HENDRIK MEYER-LÜCKEL, MPH Klinik für Zahnerhaltung, Präventiv- und Kinderzahnmedizin Universität Bern Freiburgstr. 7, CH-3010 Bern hendrik.meyer-lueckel@zmk.unibe.ch Foto: privat DR. CHRISTOPH SCHMIDT Klinik für Zahnerhaltung, Präventiv- und Kinderzahnmedizin Universität Bern Freiburgstr. 7, CH-3010 Bern christoph.schmidt@zmk.unibe.ch Foto: privat Fotos: Andreas Schult Abb. 2: Der junge Erwachsene mit einer mittelschweren Fluorose (a) wurde zunächst mit Kariesinfiltration und anschließend mit einem In-office-Bleichen behandelt (b). An Zahn 21 wurde zusätzlich eine Kompositfüllung zur Restauration des ursprünglich vorhandenen Schmelzdefekts inseriert. a b | 57

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