Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 04

zm 110, Nr. 4, 16.2.2020, (318) plex (1. Mundöffnungseinschränkung, 2. keine Hinweise für eine Kiefer- gelenkspathologie, 3. Schmerzsensatio- nen im Bereich des Jochbeins bei forcierter Mundöffnung, 4. keine Bes- serungstendenz nach initiierter konser- vativer Therapie) in die Wege geleitet [Kim et al., 2012]. Auch wenn der verlängerte Proc. coro- noideus und die damit vergesellschaf- tete Mundöffnungseinschränkung von den Patienten nicht als schmerzhaft beklagt wird, so erwachsen aus der Symptomatik eine Reihe von Folgepro- blemen. Diese können von einer ver- änderten beziehungsweise erschwerten Sprache über Nahrungsaufnahme- schwierigkeiten bis hin zu einer insuf- fizienten Mundhygiene und einer deutlich erschwerten Behandlung in Notfallsituationen reichen, beispiels- weise im Fall einer Notfallintubation [Costa et al., 2012]. Die chirurgische Resektion des Proc. coronoideus ist in der Regel alternativ- los, da es sich um ein mechanisches Problem handelt. Dabei ist der intra- orale Zugang der Goldstandard und wird in über 90 Prozent favorisiert. Vorteile sind das Ausbleiben von Narben im Gesicht, die Schonung des Nervus facialis und eine gute Einseh- barkeit auf den zu resezierenden Pro- zess [Bayar et al., 2012]. Die Operation erfolgt in nasaler Intubationsnarkose. Die Schnittführung reicht von der Mitte des aufsteigenden Astes bis circa 5 mm unterhalb der Grenze der attached gin- giva in regio 37 beziehungsweise 47. Nach Präparation des Proc. coronoi- deus und Ertastung der Inzisura semi- lunaris wird zunächst ein Loch im kaudalen Anteil des zu resezierenden Processus gebohrt. Dort hindurch- geführt wird ein Draht , der zur Sicherung des Fragments nach der Osteotomie dient. Da der Processus zunächst kau- dal knöchern abgetrennt wird, besteht die Gefahr, dass der M. temporalis das Resektat nach kranial in die Fossa infratemporalis luxiert (Abbildung 8) [Surianti et al., 2015]. Die postoperative Therapie der Patienten ist extrem wichtig. Aktive Mund- öffnungsübungen sind unerlässlich für eine schnelle und suffiziente Rehabili- tation. Wenige Tage nach der Operation sollten die Patienten in den Übungen angeleitet werden und diese mindes- tens für einen Monat in steigender Intensität fortführen. \ FAZIT FÜR DIE PRAXIS \ Bei progredienter Mundöffnungs- einschränkung und Ausschluss von häufigen Ursachen einer Immobilität sowie ausbleibender Besserung nach konservativer Therapie sollte die Diagnose eines verlängerten Processus coronoideus in den Fokus rücken. \ Der klinische Symptomkomplex und die radiologische Kontrolle mit einem OPG erlauben in der Regel den dringenden Verdacht auf eine Elongation des Processus coronoideus. \ Eine 3-D-Bildgebung dient zur Planung der Operation. Die chirurgische Resektion des Fort- satzes ist in der Regel alternativlos und kann von intraoral erfolgen. PROF. DR. DR. FRANZ-JOSEF KRAMER Universitätsklinikum Bonn, Klinik für Mund-, Kiefer- und Plastische Gesichtschirurgie Venusberg – Campus 1, Haus 11, 2. OG, 53127 Bonn Foto: privat Abb. 6: Intraoperative Mundöffnung nach Resektion des Processus coronoideus beidseits Abb. 7: Postoperatives OPG (Pfeile = Resektionsflächen) Abb. 8: Schematische Zeichnung. 1 = M. temporalis; 2 = Processus coronideus; 3 = Resektionsmarkierung; 4 = Zugrichtung des M. temporalis; 5 = Bohrung im Knochen mit Drahtligatur zur Sicherung des Resektats

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