Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 13

zm 110, Nr. 13, 1.7.2020, (1320) AUS DER WISSENSCHAFT Prävention reduziert kieferorthopädischen Behandlungsbedarf bei Kindern Kerstin Albrecht Präventionsprogramme für Kleinkinder werden oft nur unter dem Aspekt der Kariesbekämpfung diskutiert. Doch die Prävention bei den Jüngsten reduziert nicht nur die Milchzahnkaries, sondern zahlt sich auch im Hinblick auf weitergehende Behandlungsbedarfe aus. Jenaer Wissenschaftler zeigten, dass das in der Stadt etablierte kommunale Präventionsprogramm auch den Bedarf an kieferorthopädischen Behandlungen senken und tendenziell auch die Unterschiede beim Mundgesundheitszustand der Kinder abhängig vom sozialökonomischen Status ausgleichen konnte. D ie frühkindliche Karies (Early Childhood Caries, ECC) bedeutet für die betroffenen Kleinkinder zunächst meist akute Zahnschmerzen, odontogene Infektionen und häufig auch den vorzeitigen Verlust von Milchzähnen. Gerade die Oberkieferfrontmilchzähne und die ersten und die zweiten Milchmolaren gehen bei frühkindlicher Karies häufig vorzeitig verloren [American Academy of Pediatric Dentistry, 2016; Tinanoff et al., 2019]. Eine Komplikation, die sich daraus ergibt, ist ein Platzmangel aufgrund der in die Lücke wandernden Zähne oder ein verkürzter Zahn- bogen. Die Folgen sind vermehrte kieferorthopädische Früh- behandlungen [Raja et al., 2018; Bhujel et al., 2016; Brown et al., 2019]. Im Rahmen einer kürzlich publizierten Untersuchung evaluierten Wissenschaftler der Universität Jena ein bereits etabliertes regionales Gesundheitsprogramm für junge Familien bezüglich des Einflusses auf den früh- kieferorthopädischen Behandlungsbedarf der teilnehmen- den Kinder. DAS PRÄVENTIONSPROGRAMM Seit 2009 hat das Jugendamt der Stadt Jena in Thüringen einen kommunalen Besuchsdienst für alle Neugeborenen in Kooperation mit der Sektion Präventive Zahnheilkunde und Kinderzahnheilkunde des Universitätsklinikums Jena etabliert. Dabei besuchen qualifizierte Mitarbeiter (Kranken- DR. MED. DENT. KERSTIN ALBRECHT Medizin-/Dentaljournalistin Foto: privat Foto: AdobeStock_volody10

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