Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 22

zm 110, Nr. 22, 16.11.2020, (2218) GRÜNDEN IN CORONA-ZEITEN – TEIL 2 Hilfe, der Vermieter springt ab Kurz vor der Unterschrift lässt der Vermieter den Mietvertrag für die Praxisimmobilie platzen. Die Suche geht für den Oralchirurgen Philipp Tavrovski (29) also wieder von vorne los. Zum Glück kann er sein Praxiskonzept größtenteils übernehmen – das muss er mit dem unterzeichneten Mietvertrag der Bank vorlegen, um einen Kredit zu bekommen. W ochenlang wurde er hin- gehalten, dabei war die Ab- sprache mit dem Vermieter klar. Doch der springt am Ende ab – der Vertrag kommt nicht zustande. Also alles auf Anfang. Und das neben einem Vollzeitjob. Jedes neue Objekt fordert wieder eine neue Baubeschreibung – manchen Ver- mietern reicht eine kleine Skizze, andere verlangen einen endgültigen Entwurf. Wieder setzt der Architekt dafür neu an, wieder muss auch der Steuerberater alles neu durchkalkulieren. Konkret plant Tavrovski bis zu sieben Behand- lungszimmer, auch wenn diese nicht alle von Anfang an besetzt sein wer- den, sowie ein Fortbildungszentrum. „Ich bin jedes Mal überrascht, wieviel ein Architekt aus den verschiedenen Flächen rausholen kann. Die Planung für die Gestaltung überlasse ich gerne lieber dem Profi.“ Auch bei der Einschätzung der Praxis- größe merkt er, wie gut es ist, Experten an der Seite zu haben. Insgesamt ist ihm Barrierefreiheit wichtig, schließ- lich werden die Patienten im Durch- schnitt immer älter. Tavrovski: „Ich möchte keinen Patienten verlieren, nur weil er nicht in meine Praxis kom- men kann!“ Als Oralchirurg ist für sei- nen Standort natürlich relevant, dass möglichst viele potenzielle Zuweiser- praxen in der Umgebung liegen. Aus- geguckt hat er sich die Gegend ober- halb der Elbe: „Auf einen rein mund- und kieferchirurgischen Behandler kommen hier circa 40.000 Einwohner. Außerdem lässt sich recht einfach mit Google Maps und einem frei zugäng- lichen Geo-Daten-Tool eine grobe Standortanalyse anfertigen. Gemein- sam mit den Daten des Statistischen Bundesamts lässt sich dann das Poten- zial abschätzen.“ Eine geeignete Immobilie sucht er über einschlägige Online-Portale für Gewerbeimmobilien über Makler. Be- steht Interesse, wird ein Termin mit dem Makler vereinbart, dann einer mit dem Vermieter. Im Anschluss werden beiden die Planungsunterlagen vor- gelegt. Dann beginnen die Verhand- lungen zu Investition, Miete und der Kostenbeteiligung des Vermieters. DIE WÄNDE ABZUKLOPFEN WIRKT PROFESSIONELL Grundsätzlich sind (Zahn-)Arztpraxen bekanntlich gern gesehene Mieter. Anders als beispielsweise im Dienst- leistungsgewerbe mit rund 25 Prozent liegt hier die Insolvenzquote nur bei 0,1 Prozent, sagt Tavrovski. Junge Gründer wie er streben meistens an, viele Jahre in den Räumen zu bleiben. „Ich plane und investiere für die nächsten 30 Jahre.“ Chirurgen scheinen als potenzielle Mieter zu überzeugen, so seine Erfahrung, selbst wenn die Immobilienfläche nicht explizit für eine Arztpraxis ausgeschrieben war. Am Anfang sei er aber unsicher aufge- treten. „Jetzt klopfe ich zum Beispiel einfach ganz selbstbewusst die Wände ab. Das macht einen professionellen Fotos: Philipp Tavrovski Praxisgründer Philipp Tavrovski 84 | ZM-STARTER

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