Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 22

zm 110, Nr. 22, 16.11.2020, (2220) PRAXISÜBERNAHME MITTEN IM LOCKDOWN „Es soll Spaß machen, morgens zur Arbeit zu gehen“ Vor zwei Jahren beschlossen Hannah Hettler und Luisa Kleiner, „die Augen offen zu halten“, um eine Praxis zur Übernahme zu finden. Am 1. Juli sind die jungen Zahnärztinnen mitten in der Corona-Pandemie im niedersächsischen Neustadt am Rübenberge gemeinsam und erfolgreich in die Selbstständigkeit gestartet. W ir sind beide aus Hannover, haben zusammen in dieser Stadt studiert und uns war nach dem Studium relativ klar, dass der Weg in die eigene Praxis geht“, er- zählt Hannah Hettler. „Ich habe in vier Praxen gearbeitet und leider viele negative Erfahrungen gesammelt.“ Schon am ersten Tag als Assistenzärztin war sie dermaßen enttäuscht, dass sie abends Bewerbungen schrieb. Ihre Haupt-Kritikpunkte: „Der Umgang mit Assistenzärzten ist in vielen Zahnarzt- praxen nicht wirklich gut. Man be- kommt oft nur einfache Aufgaben. In einer Praxis durfte ich teils nur die Prophylaxe-Aufsicht machen, was frus- trierend war. Und die Bezahlung ist sel- ten gut. Meine Zeit als Assistenzärztin hat mich darin bestärkt, mich selbst- ständig zu machen.“ Beide hatten genaue Vorstellungen da- von, wie die künftige Praxis aussehen sollte: Mindestens vier Zimmer sollte sie haben, weil sie auch Prophylaxe an- bieten wollen. „Ältere Praxen geben das oft nicht her. In den Annoncen steht oft, dass die Praxis erweiterbar ist. Aber man fragt sich, wohin man denn erweitern soll, vielleicht in den Garten? Und große Praxen wurden nicht angeboten“, resümiert Luisa Kleiner die Standortsuche. Die beiden Freundinnen gingen die Sache ent- spannt an: „Wir sagten: Wir gucken einfach mal. Und am Ende haben wir nur fünf Praxen angeschaut.“ In Hannover wollten sie nicht unbe- dingt bleiben. „Die Zahnarztdichte in der Stadt ist einfach sehr groß. Wir haben uns also gefragt, wie weit wir den Radius um Hannover stecken möchten. So sind wir nach Neustadt gekommen.“ Schon bei der Besich- tigung stand fest: Das könnte die Traum-Praxis werden. Ende April wurde der Kaufvertrag aufgesetzt. Hettlers Vater, ein Rechtsanwalt, beriet die bei- den. „Das Geschäftliche lernt man an der Uni leider nicht.“ Zum 1. Juli haben Hettler und Kleiner die Praxis dann offiziell übernommen. Der alte Inhaber ging in Rente, steht aber noch für Fragen der beiden zur Verfügung. WIR WOLLTEN KEINE ÜBERGANGSZEIT Neustadt hat mit rund 45.000 Ein- wohnern ein großes Einzugsgebiet, weil es rundherum viele kleine Dörfer gibt. Es gibt ein paar Zahnarztpraxen, Foto: Angelika Zwick „Auf Augenhöhe mit den Mitarbeitern zu sein, ist für uns das A und O – Luisa Kleiner und Hannah Hettler (r.). 86 | ZM-STARTER

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