Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 6

zm 111, Nr. 6, 16.3.2021, (495) Therapiestufen beziehen, ist kaum vorhanden. Jedoch kann davon aus- gegangen werden, dass Empfehlun- gen zur Mundhygiene universell an- zuwenden sind. Somit basieren die Empfehlungen auf systematischen Übersichtsarbeiten zur Prävention und Therapie von Gingivitis [Chapple et al., 2015; van der Weijden und Slot, 2015]. Gezielte Empfehlungen zum häuslichen mechanischen und che- mischen Biofilmmanagement in der Prävention und Therapie der Gingivitis finden sich in zwei separaten deutschen Leitlinien („Häusliches mechanisches Biofilmmanagement in der Präven- tion und Therapie der Gingivitis“ und „Häusliches chemisches Biofilm- management in der Prävention und Therapie der Gingivitis“ – AWMF-Re- gister Nr. 083–022 und Nr. 083–016, Versionen 2018, Amendment 2020). \ Es sollen professionelle Mund- hygieneinstruktionen (MHI) zur Biofilm- und Gingivitisreduktion durchgeführt werden. Wieder- holungen der MHI können zu einem weiteren Nutzen führen. \ Nach wie vor sind Hand- oder elektrische Zahnbürsten das primäre Mittel zur Biofilm- und Gingivitisreduktion. Die Vorteile des Zähneputzens überwiegen etwaige potenzielle Risiken. \ Falls gingivale Entzündungen vorhanden sind, soll der Patient bezüglich der interdentalen Zahn- pflege, vorzugsweise mithilfe von Interdentalraumbürsten (IDB), pro- fessionell instruiert werden. Alter- nativ können andere Hilfsmittel wie Zahnseide, Mundduschen oder Zahnhölzer empfohlen werden, wenn die Verwendung von IDB nicht geeignet erscheint. \ In besonderen Fällen mit trotz optimierter mechanischer Plaque- kontrolle anhaltender gingivaler Entzündung können Mundhygiene- produkte mit antimikrobiellen Wirkstoffen in verschiedenen Dar- reichungsformen wie Zahnpasten oder Mundspüllösungen empfohlen werden (siehe Therapiestufe 4 in [Sanz et al., 2020]). \ Adjuvante Therapien bei gingivaler Entzündung werden innerhalb des Abschnitts zur unterstützenden Parodontaltherapie Instrumentie- rung berücksichtigt und deshalb ebenfalls in der vierten Therapie- stufe beurteilt. Sind zusätzliche Strategien bei der Motivation nützlich? Mundhygieneinstruktionen und die Patientenmotivation stellen einen integralen Bestandteil des Patienten- managements in allen Phasen der Parodontaltherapie dar [Tonetti et al., 2015]. Es ist daher naheliegend, das Ziel eines effektiven Biofilmmanage- ments und dessen Aufrechterhaltung über die Zeit mithilfe verschiedener Verhaltensinterventionen, Kommu- Abb. 1, Quelle: Sonja Sälzer Die drei Interventionen in der ersten Therapiestufe PROF. DR. MED. DENT. NICOLE ARWEILER Klinik für Parodontologie und periimplantäre Erkrankungen, Universitätsklinikum Gießen und Marburg GmbH, Standort Marburg Georg-Voigt-Str. 3, 35039 Marburg Foto: Silvia Kriens HÄUSLICHES SUPRAGINGIVALES BIOFILMMANAGMENT Konsensusbasierte Empfehlung (1.1): Eine kontinuierliche Anleitung bezüglich der häuslichen Mundhygienemaßnahmen zur Kontrolle von gingivaler Entzündung soll im Verlauf aller Therapiestufen inklusive der unterstützenden Parodontaltherapie (UPT) durchgeführt werden. Konsensstärke: starker Konsens Konsensusbasierte Empfehlung (1.2): Die Bedeutung der Mundhygiene soll betont werden. Zudem sollen Parodontitis- patienten zur Verhaltensänderung motiviert werden, um die Mundhygiene zu verbessern. Konsensstärke: einstimmiger Konsens Evidenzbasierte Stellungnahme (1.3): Psychologische Methoden zur Verbesserung der Adhärenz häuslicher Mundhygiene- gewohnheiten wie die motivierende Gesprächsführung (Motivational Interviewing, MI) oder kognitive Verhaltens- therapie konnten keinen signifikanten Einfluss zeigen. Konsensstärke: starker Konsens Quelle: Leitlinie, [DG PARO/DGZMK, 2021] Empfehlungs- grad ZAHNMEDIZIN | 49

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