Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 10

zm 111, Nr. 10, 16.5.2021, (920) intensiv und risikobehaftet, sondern oft auch mit hoher Morbidität für den Patienten verbunden. So ist es verständlich, dass zunehmend schmalere und kürzere Implantate in wissenschaftlichen Studien und bei den Therapieüberlegungen in der Praxis an Bedeutung gewinnen. WIE HÄTTE DAS EREIGNIS VERMIEDEN WERDEN KÖNNEN? Schmale Implantate mit einem Durchmesser von 3,3 mm bis 3,5 mm zeigen in internationalen Studien durchaus gute Erfolgs -und Über- lebensraten im Vergleich zu Stan- dard-Implantaten mit einem Durch- messer von 4,1 mm [Schiegnitz und Al-Nawas, 2018]. Eine kürzlich ver- öffentlichte Metaanalyse zeigte auch keine Unterschiede in der Lebens- dauer von schmalen und Standard- Implantaten bei Einzelzahnimplan- tatversorgungen [Telles et al., 2019]. Auch weitere rezente Metaanalysen zeigten vergleichbare Zahlen für Über- lebensraten und periimplantären Knochenabbau von schmalen und Standard-Implantaten [Cruz et al., 2020; Ma et al., 2019]. Eine randomisiert kontrollierte Studie verglich schmale Implantate (3,3 mm Durchmesser) mit Standard-Implan- taten (4,1 mm Durchmesser) bei Ein- zelzahnversorgungen im posterioren Bereich [Alrabiah, 2019]. Nach drei Jahren Follow-up zeigten sich ver- gleichbare Überlebens- und Erfolgs- raten. Bezüglich der Implantatfrakturen und der mit schmaleren Implantaten verbundenen Risikofaktoren ist die Studienlage dünner. In einer kürzlich veröffentlichten retrospektiven Studie wurde eine Frakturrate von 0,92 Pro- zent nach durchschnittlicher Lebens- dauer von fast fünf Jahren mit einer Tendenz zu einer verringerten Frak- turrate bei breiteren Standardimplan- taten gezeigt [Lee et al., 2019]. Bei den Risikofaktoren für Implantat- frakturen werden in der Literatur ge- nannt: \ Taschentiefen, Knochenverlust, Überbelastung zum Beispiel bei Bruxismus; \ Implantatdurchmesser, Implantat- design, Implantat-Abutment- Verbindung; \ Prothetische Komplikationen wie Schraubenbrüche, Längen- verhältnis Krone/Implantat. Die prothetische Versorgung ist sicherlich ein weiterer Faktor. Die Einzelzahnversorgung im Seiten- zahnbereich beinhaltet eine andere Implantatbelastung als die Integra- tion mehrerer Implantate in eine Coverdenture-Versorgung. FAZIT Deutlich wird, dass Implantatfraktu- ren häufiger nach circa fünf Jahren auftreten und Langzeitdaten über längere Tragezeiten überwiegend noch fehlen. Hier besteht weiterer Forschungsbedarf, um künftig stärker evidenzbasierte Hilfestellungen über die Indikationen für schmale Implan- tate sowie deren Frakturanfälligkeiten geben zu können. Bis dahin kann nur auf die besondere Risikoeinschätzung und Patientenaufklärung hingewiesen werden, wenn es um die Abwägung schmaleres und/oder kürzeres Im- plantat versus aufwendige und risiko- belastete Augmentationsverfahren geht. Weitergehende Hilfe: PD Dr. med. Dr. med. dent. Eik Schiegnitz Facharzt für Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie Klinik für MKG-Chirurgie Universitätsklinikum Mainz Augustusplatz 2, 55131 Mainz eik.schiegnitz@unimedizin-mainz.de CIRS DENT – JEDER ZAHN ZÄHLT! SO KANN ICH MITMACHEN „CIRS dent – Jeder Zahn zählt!“ (CIRS: Critical Incident Reporting System) ist ein Online-Berichts- und Lernsystem von Zahnärzten für Zahnärzte. Auf der Website www.cirsdent-jzz.de können dort angemeldete Kolleginnen und Kollegen auf freiwilliger Basis, anonym und sanktionsfrei über unerwünschte Ereignisse aus ihrem Praxisalltag berichten, sich informieren und austauschen. Ziel ist es, so aus eigenen Erfahrungen und denen anderer Zahnärzte zu lernen. Damit leistet jeder Teilnehmer einen aktiven Beitrag zur Verbesserung der Patientensicherheit. Rund 6.000 Zahnärzte haben sich bereits registriert und rund 180 Berichte eingestellt. Machen auch Sie mit – es lohnt sich! Zur Anforderung eines neuen Registrierungsschlüssels, etwa im Fall eines Verlusts, können sich Praxisinhaber an ihre zuständige Kassenzahn- ärztliche Vereinigung (KZV) oder an cirsdent@kzbv.de wenden. Privat- zahnärztlich tätige Kollegen und die Leiter universitärer zahnärztlicher Einrichtungen erhalten die Registrierungsschlüssel von ihrer (Landes-)Zahn- ärztekammer. Die Mitglieder der Bundeswehr erhalten ihre Registrierungs- schlüssel von ihren Standortleitern. ZM-LESERSERVICE Die Literaturliste kann auf www.zm-online.de abgerufen oder in der Redaktion ange- fordert werden. 50 | ZAHNMEDIZIN

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