Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 10

zm 111, Nr. 10, 16.5.2021, (921) KOMPLIKATIONEN IN DER IMPLANTOLOGIE Welche Rolle spielt die mechanische Belastbarkeit von Implantaten? Florian Beuer Die Datenlage zur mechanischen Belastbarkeit von dentalen Implantaten ist immer noch unzureichend. Wissenschaftler der Bergischen Universität Wuppertal entwickeln nun einen Prüfstand, der die realitätsnahen Belastungen simuliert. Ziel ist, bereits vor dem klinischen Einsatz Daten zur Langzeit- Lebensdauer zu gewinnen. W enn wir über technische Komplikationen in der Implantologie nachdenken, dann fallen uns sicher zuerst Dinge wie Keramikabplatzungen der Supra- konstruktion, Schraubenlockerungen, Gerüstfrakturen oder Retentions- verluste ein. Schraubenbrüche und Abutmentbrüche gehören Gott sei Dank nicht zu unserem Alltag, ge- nauso wenig wie die schlimmste technische Komplikation: der Bruch des osseointegrierten Implantats (Ab- bildungen 1 und 2). Sicher kennen die meisten Kolleginnen und Kol- legen aus ihren Praxen frakturierte Implantate als eher seltene Ereignisse – die jedoch meist einen sehr gro- ßen Behandlungsaufwand nach sich ziehen. Aber wie viele Implantate brechen wirklich beziehungsweise wie hoch ist das Risiko für eine Implantatfraktur? WIE VIELE IMPLANTATE BRECHEN WIRKLICH? Eine Arbeitsgruppe um das Berner Team von Prof. Dr. Daniel Buser und Prof. Dr. Urs Brägger hatte bereits 2012 in ihrer retrospektiven Untersuchung von mehr als 500 Implantaten nach zehn Jahren keine einzige Implantat- fraktur beobachtet, es wurden hier ausschließlich Tissue-Level-Implan- tate eines Herstellers eingesetzt [Buser et al., 2012]. In anderen extrem um- fangreichen retrospektiven Unter- suchungen aus Asien wurden bei ins- gesamt mehr als 19.000 Implantaten 174 Frakturen des Körpers festgestellt, daraus errechnet sich ein theoretisches Risiko für eine Implantatfraktur von knapp ein Prozent nach fünf Jahren [Lee et al., 2019]. Als klinische Situation für ein geringes Risiko einer potenziellen Implantat- fraktur wurden der Frontzahn- und der Prämolarenbereich im Unter- kiefer sowie Implantate mit großem Durchmesser (> 4 mm) beschrieben. Implantate, die ohne Knochenaug- mentation eingesetzt wurden, hatten ein signifikant höheres Frakturrisiko, dies hängt mit der Unterstützung des Implantats durch den umliegenden Knochen zusammen. Eine chinesische Untersuchung kam nach einer Beobachtungszeit von bis zu 22 Jahren auf 19 frakturierte Im- plantate bei insgesamt knapp 8.500 beobachteten Implantaten. Sie zeig- ten die Risikobereiche Molarenregion, Metallkaufläche (vielleicht gilt das analog für die Zirkonoxidkaufläche?) und Einzelkrone auf [Yu et al., 2018]. Foto: Insa Herklotz Abb. 1: Frakturiertes Keramikimplantat ZM-LESERSERVICE Die Literaturliste kann auf www.zm-online.de abgerufen oder in der Redaktion ange- fordert werden. ZAHNMEDIZIN | 51

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