Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 10

zm 111, Nr. 10, 16.5.2021, (951) Ä ltere, die an COVID-19 er- kranken, sind häufig von deutlich schwereren Krank- heitsverläufen betroffen als jüngere. Systemische Erkrankungen können dazu beitragen, dass sich dieses Risi- ko noch potenziert. GERADE PROTHESENTRÄGER SIND BETROFFEN Viele ältere Menschen sind Träger von Teil- oder Totalprothesen und die meisten von ihnen sind – vorüber- gehend – von einer oralen Pilzinfek- tion betroffen. Die Ursachen einer oralen Candidiasis sind vielfältig, wobei sie vorwiegend an Stellen mit erhöhter Reibung entsteht, aber auch durch Faktoren wie mangelnde Pflege, Beschaffenheit des Prothesenmaterials, Passform und Tragedauer ausgelöst werden kann. Schwer an COVID-19 erkrankte Patienten müssten sich demzufolge oft verschiedenen Behandlungen unterziehen, die ihre Anfälligkeit für Infektionen weiter erhöhen könnten, wie zum Beispiel die Verwendung von Breitbandantibiotika und Kortikosteroiden, der Aufenthalt auf der Intensivstation sowie eine even- tuell notwendige Intubation. All die- se Maßnahmen würden die Patienten auch anfälliger für die Entwicklung einer oralen Candidiasis machen. Wie das Forscherteam ausführt, belegen verschiedene Studien, dass Candida häufig bei hospitalisierten Patienten mit Atemwegsproblemen auftritt. Außerdem besteht bei Patien- ten mit beatmungsassoziierter Pneu- monie ein signifikanter Zusammen- hang zwischen der Zusammenset- zung der Mikroorganismen aus oralen und trachealen Proben – hier konnte Candida albicans in mehr als 75 Prozent aller respiratorischen Ab- striche nachgewiesen werden. Kommt es im Rahmen einer COVID- 19-Infektion zur Notwendigkeit einer Beatmung, besteht durch eine orale Candidainfektion ein erhöhtes Risiko für Komplikationen. Dabei ist die „Kolonisation des unteren Respira- tionstrakts bei mechanisch beatmeten immunkompetenten Patienten [...] nachweislich mit einer längeren Dauer der mechanischen Beatmung, einem erhöhten Pneumonie-Risiko im Zusammenhang mit der Beatmung, einer längeren Verweildauer auf der Intensivstation und im Krankenhaus sowie mit einer erhöhten Mortalität verbunden“. NYSTATIN IST DAS MEDIKAMENT DER WAHL Die pseudomembranöse Candidose und Prothesen-induzierte Candidose (Prothesenstomatitis) sind die häu- figsten Formen, wobei sich die vor- handenen Plaques leicht entfernen lassen und die Erkrankung meist asymptomatisch bleibt, resümieren die Autoren. Für die Behandlung stehen demnach sowohl lokale in schweren Fällen auch systemische Präparate zur Behandlung zur Ver- fügung, wobei die Autoren Nystatin als Medikament der Wahl empfehlen. Es wird geschlussfolgert, dass die frühzeitige Diagnose einer Candida- albicans-Infektion bei hospitalisierten COVID-19-Patienten wichtig ist, um wirksamere antimykotische Behand- lungsmethoden einzuleiten und ein strenges Mundhygieneprotokoll zu verfolgen. nl Jerônimo LS, Esteves Lima RP, Suzuki TYU, Discacciati JAC, Bhering CLB: Oral Candidiasis and COVID-19 in Users of Removable Dentures: Is Special Oral Care Needed? Gerontology. 2021 Apr 14:1–6. doi: 10.1159/000515214. Epub ahead of print. PMID: 33853063. BRASILIANISCHE STUDIE Candida kann schweres COVID auslösen Eine brasilianische Forschergruppe kommt zu dem Ergebnis, dass auch Candidiasis zu den Erkrankungen zählt, die das Risiko für Komplikationen oder einen letalen Verlauf von COVID-19 stark erhöhen können. Foto: Adobe Stock_Gina Sanders Die pseudomembranöse Candidose und die Prothesen-induzierte Candidose sind die häufigsten Formen der Erkrankung. ZAHNMEDIZIN | 81

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