Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 5

zm112, Nr. 5, 1.3.2022, (438) baren Naht. Die postoperative Panoramaschichtaufnahme zeigte eine vollständige Entfernung der Raumforderung sowie des Zahnes 47. Es gab keinen Anhalt für eine Fraktur (Abbildung 8). In der histopathologischen Schnellschnittuntersuchung zeigte sich in dem circa 3 cm x 2,5 cm messenden, größtenteils festen Resektat deutlich zellreiches, spindelzellig imponierendes mesenchymales Gewebe. Innerhalb dieses Präparats stellten sich einzelne dentogene Zielgruppen mit abgrenzender Palisadenstellung dar. Die weiterführende Untersuchung des gesamten Präparats im Rahmen der definitiven histologischen Befundung ergab zudem einen Hamartomähnlichen odontogenen Tumor, was schlussendlich zur Diagnose eines ameloblastischen Fibrodentinoms führte (Abbildungen 9 bis 11). DISKUSSION Das ameloblastische Fibrodentinom (AFD) wird in der WHO-Klassifikation als vergleichbar zum ameloblastischem Fibrom (AF) beschrieben, jedoch mit dem entscheidenden Unterschied der Dentinbildung [Kramer, 1992]. Beim AFD handelt es sich um einen äußerst seltenen odontogenen Tumor, was auch zu einer vergleichbar geringen Anzahl an bisher publizierten Fällen führt. Knapp 80 Prozent der diagnostizierten Fälle entfallen auf die ersten beiden Lebensdekaden [Philipsen et al., 1997]. Lediglich sporadisch werden Fälle zu einem späteren Zeitpunkt diagnostiziert [Philipsen et al., 1997] und äußerst selten auch noch im höheren Lebensalter [Pindborg, 1953]. In der Literatur wird die Geschlechterverteilung mit 2,4:1 (männlich:weiblich) angegeben. Klinisch zeichnet sich das AFD durch ein meist asymptomatisches, langsames Wachstum aus, wobei der Tumor öfter mit einem retinierten Zahn assoziiert ist [Philipsen et al., 1997]. Obwohl es bezüglich des AFDs verhältnismäßig wenige Erfahrungsberichte gibt, scheint sich das biologische Verhalten nicht von dem des AFs zu unterscheiden [Gardner, 1984; Philipsen et al., 1997]. Dies erklärt auch, weswegen das AFD von einigen Autoren in der Literatur als möglicher FAZIT FÜR DIE PRAXIS Bei einseitig ausbleibendem oder stark verzögertem Zahndurchbruch sollte eine Bildgebung, beispielsweise eine Panoramaschichtaufnahme, erwogen werden. In seltenen Fällen sind gutartige dentogene Tumore ursächlich und können auf diesem Weg frühzeitig diagnostiziert und der entsprechenden Therapie zugeführt werden. Quelle: Klinik für MKG-Chirurgie, Charité Abb. 8: Postoperative Panoramaschichtaufnahme: Es zeigt sich eine vollständige Entfernung der Raumforderung und des Zahnes 47. Foto: Franz Hafner, Charité Abb. 7: Zustand nach Enukleation der Raumforderung, Osteotomie des Zahnes 47 und Kürettage 68 | ZAHNMEDIZIN

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