Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 18

zm112, Nr. 18, 16.9.2022, (1769) oder verschiedener Kombinationen wird nach sorgfältiger Bewertung der Defektanatomie getroffen (Abbildung 6), um die Raumbereitstellung und Wundstabilität zu gewährleisten. Die Wahl der geeigneten Nahttechnik mit feinem Nahtmaterial zur Erzielung eines spannungsfreien primären Wundverschlusses, eine strikte postoperative Infektionskontrolle durch Anwendung von Antiseptika wie zum Beispiel Chlorhexidin und der Verzicht auf eine mechanische Zahnreinigung mit Zahnbürsten in den ersten postoperativen Wochen sind obligatorische Schritte, die die frühe Wundheilung und damit die Endergebnisse entscheidend beeinflussen. Hingegen gibt es keine Hinweise dafür, dass eine adjuvante systemische Antibiotikagabe das seltene Auftreten postoperativer Infektionen verringern oder die Ergebnisse regenerativer Parodontaltherapie verbessern kann. Sie sollte dementsprechend im Sinne eines AntibioticStewardship keineswegs routinemäßig erfolgen [Nibali et al., 2021; Cosgarea & Jepsen, 2022]. LANGZEITERGEBNISSE Die klinischen Verbesserungen nach regenerativer Behandlung können in den meisten behandelten Bereichen langfristig erhalten bleiben, vorausgesetzt die Patienten rauchen nicht, halten hohe Mundhygienestandards ein und nehmen regelmäßig an einer unterstützenden Parodontaltherapie (UPT) teil. Dies haben zahlreiche Langzeitstudien bis zu 20 Jahre nach regenerativer Therapie vertikaler Defekte dokumentieren können [Sculean et al., 2008; Figuero et al., 2014; Stavropoulos et al., 2021; Cortellini et al., 2017; Cortellini et al., 2020; Bröseler et al., 2019; Petsos et al., 2019]. Positive, aber deutlich weniger Daten aus Langzeitstudien liegen für Furkationen vor [Eickholz et al., 2006; Figuero et al., 2014]. FAZIT Zusammenfassend ist festzustellen, dass regenerative parodontalchirurgische Techniken eine evidenzbasiert anerkannt wichtige Rolle im parodontalen Behandlungskonzept spielen und insbesondere bei weit fortgeschrittenen Defekten die Prognose der betroffenen Zähne deutlich verbessern können. Deren erfolgreiche Anwendung bedarf allerdings eines intensiven Trainings und sie sollten nur bei hoch motivierten Patienten mit guter Adhärenz durchgeführt werden. \ PROF. DR. MED. DENT. DR. H.C. MULT. ANTON SCULEAN, M.S. Direktor der Klinik für Parodontologie Zahnmedizinische Kliniken der Universität Bern Freiburgstr. 7, CH-3010 Bern Foto: Universität Bern Abb. 6: Entscheidungsbaum für die regenerative Parodontaltherapie vertikaler Defekte (mppf/sppf = modifizierter/simplifizierter Papillenerhaltungslappen; SMP = Schmelzmatrixprotein) Quelle: nach [Hägi et al., 2012; Cortellini & Tonetti, 2015] ZAHNMEDIZIN | 79

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