Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 19

zm112, Nr. 19, 1.10.2022, (1866) ZAHNMEDIZIN INTERDISZIPLINÄR Die implantat- und zahngetragene Versorgung eines Tumorpatienten Olivia Höfer, Florian Kernen, René M. Rothweiler, Benedikt Spies Der Fallbericht beschreibt die interdisziplinäre Versorgung eines Tumorpatienten, die sich insbesondere durch den ausgeprägten vertikalen Knochenverlust und einen Narbenzug an der rechten Wangeninnenseite zu einer Herausforderung entwickelte. Für die prothetische Versorgung auf Zähnen in Kombination mit Implantaten über § 28 SGB V war eine gute Zusammenarbeit zwischen den Kliniken für Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie und für Zahnärztliche Prothetik unerlässlich. Ein 82-jähriger Patient stellte sich erstmals im Dezember 2017 in der Klinik für Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie des Universitätsklinikums Freiburg mit einer größenprogredienten Schleimhautveränderung der rechten Wangeninnenseite vor. Die Allgemeinanamnese war bis auf eine arterielle Hypertonie und die Einnahme von Amlodipin und Simvastatin unauffällig. Nikotin- und Alkoholkonsum wurden verneint. Klinisch zeigte sich eine leukoplakische, circa 4 cm x 5 cm große Schleimhautveränderung der Wangeninnenseite rechts sowie des Alveolarfortsatzes von Regio 17 bis 14 und 44 bis 47 reichend (Abbildung 1). Mittels Probebiopsie wurde die Diagnose eines Plattenepithelkarzinoms gestellt. Nach der bildgebenden Diagnostik (CT, MRT, Sonografie) zum Staging erfolgte im Januar 2018 die Tumorresektion mit Osteotomie des Alveolarknochens in Ober- und Unterkiefer mit Entfernung der Zähne 16 bis 12, 21, 22, 32 bis 45, 47 und 48, sowie der Implantate Regio 11 und 46 und Neck dissection (pT3, pN0 (0/25), L0, Pn0, R0). Der Weichgewebedefekt wurde mit einem mikrochirurgisch anastomosierten fasziokutanen Radialistransplantat vom linken Unterarm gedeckt. Auf eine adjuvante Radiotherapie wurde gemäß der Leitlinie verzichtet. Nach Einheilung des Transplantats und Bewilligung von drei Implantaten pro Kiefer über § 28 SGB V wurden im November 2018 insgesamt sechs Implantate Regio 14, 12, 22, 31, 42 und 44 inseriert. Im März 2021 erfolgte die Freilegung der Implantate. Bei fehlender befestigter Gingiva erfolgte im Juni 2021 abschließend eine Vestibulumplastik mit Spalthauttransplantation vom Oberschenkel. Abb. 1: Zustand des Patienten bei Vorstellung in der Klinik für Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie mit (a) Schleimhautveränderung in der Wangeninnenseite rechts und am Alveolarkamm und (b) angefertigtem OPG bei Erstvorstellung a b Quelle: Universitätsklinikum Freiburg, MKG-Chirurgie ZM-LESERSERVICE Die Literaturliste kann auf www.zm-online.de abgerufen oder in der Redaktion angefordert werden. 68 | ZAHNMEDIZIN

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