Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 19

zm112, Nr. 19, 1.10.2022, (1867) An den Implantaten verschraubte Schutzplatten zur Ausformung des Vestibulums wurden eingegliedert. Nach der Einheilung des Spalthauttransplantats begann die prothetische Phase der Behandlung in der Klinik für Zahnärztliche Prothetik (Abbildung 2). Bei der klinischen Befundung im Rahmen der prothetischen Versorgung zeigte sich Zahn 26 bei Sondierungstiefen von > 7 mm distal, Furkationsbefall und fehlendem knöchernem Attachement an der distobukkalen Wurzel als nicht erhaltungswürdig. Die restlichen Zähne des Ober- und des Unterkiefers (23, 24, 25, 37, 36, 35, 34 sowie 33) waren kariesfrei mit unauffälligen Sondierungstiefen. Die Mundöffnung war nicht eingeschränkt, jedoch zeigte sich in der rechten Wange am Übergang zur Lippe eine circa 8 cm lange Narbe, die jegliches Abhalten auf der rechten Seite durch Narbenzug erschwerte. Auf Wunsch des Patienten wurde zunächst eine festsitzende implantatgetragene Brücke im Unterkiefer Regio 31–45 geplant. Im Oberkiefer wurde aufgrund des geringen Restzahnbestands eine herausnehmbare Steg-/Teleskopprothese mit den Zähnen 23, 24 und 25 als Teleskopen geplant. Nach Genehmigung des Heil- und Kostenplans erfolgte zunächst die Präparation und Abformung der Zähne 23, 24 und 25. Der Zahn 26 wurde extrahiert. Nach Anprobe der gelieferten Primärteleskope wurde eine Fixabformung gemeinsam mit der Primärabformung der Implantate im Oberkiefer sowie den Implantaten im Unterkiefer durchgeführt. Es folgte eine Wachsaufstellung zur Orientierung für den geplanten Zahnersatz, bei dessen Anprobe ein deutlicher Höhenverlust imponierte. Insgesamt mussten im Oberkiefer circa 23 mm und im Unterkiefer circa 28 mm an vertikalem Verlust ausgeglichen werden. Aufgrund des massiven Knochenverlusts im Bereich beider Alveolarkämme und der dadurch ungünstigen Implantatbelastung sowie der Position der bereits implantierten Implantate und des daraus resultierenden großen Hebels bei der Belastung des distalen Bereichs des Unterkiefers wurde entschieden, im Unterkiefer auf eine herausnehmbare Stegprothese auf den Implantaten umzuplanen. Nach Steg- und Gerüstanprobe (Abbildung 3) konnte nach mehrfachen Korrekturen ein gut passender Zahnersatz eingegliedert werden (Abbildung 4). DISKUSSION In der Bundesrepublik Deutschland werden jährlich circa 10.000 maligne Mundhöhlenkarzinome diagnostiziert [Leitlinienprogramm Onkologie, Deutsche Krebsgesellschaft, Deutsche Krebshilfe, AWMF, 2021]. Diese Zahl entspricht etwa fünf Prozent aller malignen Tumor-Neuerkrankungen im Jahr [Howaldt et al., 2000]. Bei 95 Prozent der malignen Tumoren der Mundhöhle handelt es sich um Plattenepithelkarzinome [Talamini et al., 2002]. Männer waren viele Jahre dreimal so häufig betroffen wie Frauen [Howaldt et al., 2000], allerdings scheinen sich die Zahlen etwas zu verschieben. Aktuell liegt die Prognose des Mundhöhlen- und Rachenkrebs laut Deutschem Krebsregister Quelle: Universitätsklinikum Freiburg, MKG-Chirurgie (a), Olivia Höfer (b, c) Abb. 2: Zustand des Patienten bei Vorstellung in der Klinik für Zahnärztliche Prothetik nach Implantation: a: angefertigtes OPG mit Implantaten Regio 14, 12, 22, 31, 42 und 44, b: klinische Situation Oberkiefer mit Schutzplatte, c: klinische Situation Unterkiefer ohne Schutzplatte a b c DR. MED. DENT. OLIVIA HÖFER Klinik für Zahnärztliche Prothetik und Klinik für Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie – plastische Operationen, Universitätsklinikum Freiburg Hugstetter Str. 55, 79106 Freiburg olivia.hoefer@uniklinik-freiburg.de Foto: Universitätsklinik Freiburg, Medienzentrum JUN.-PROF. DR. MED. DENT. FLORIAN KERNEN Klinik für Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie – Plastische Operationen, Universitätsklinikum Freiburg Hugstetter Str. 55, 79106 Freiburg Foto: privat ZAHNMEDIZIN | 69

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