Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 20

zm112, Nr. 20, 16.10.2022, (1997) Was muss eine Dentalmesse heute bieten, um international konkurrenzfähig zu sein? Das, was die IDS zur unbestrittenen Leitmesse macht, ist die Tatsache, dass sie in einzigartiger Weise das gesamte Dentalmarktgeschehen der Welt abbildet. Die IDS weist eine enorm hohe Internationalität sowohl bei Ausstellern als auch bei Besuchern auf. Auf der 39. IDS 2019 verzeichneten wir einen Auslandsanteil bei den Ausstellern von 72 Prozent. Unsere Fachbesucher stammten aus 156 Ländern und hielten einen Anteil von 56 Prozent an der Gesamtbesucherzahl. Erfolgskriterien sind eine hohe Aufenthaltsqualität für Aussteller und Besucher. Eine Leitmesse muss neue Kundenkontakte ermöglichen. Sie muss dazu beitragen, dass Menschen bestehende Beziehungen vertiefen können. Eine auf Qualitätskriterien aufgebaute Angebotsbreite und -tiefe muss Fachleuten aus aller Welt unmittelbare Vergleichsmöglichkeiten schaffen, dadurch Orientierung für Praxis, Labor und Handel bieten und so dazu beitragen, medizinische und geschäftliche Entscheidungen vorzubereiten und letztendlich zu treffen. Die IDS beruht auf fünf Markenprinzipien: „Führung“, „Olympisches Prinzip“, „Gemeinschaft“, „Gastfreundlichkeit“ sowie „Branchenwachstum“. Es sind im Grunde diese Prinzipien, die fast alle schon von Anfang an die Vision der VDDF/ VDDI-Gründer und IDS-Gründer bildeten. Bei allen Zukunftsentwicklungen der IDS werden wir uns an diesen Grundwerten orientieren, sie bilden eine solide Basis für den ständigen Modernisierungsprozess einer Messe. Was sind im nächsten Jahr die zahnmedizinischen und technologischen Highlights? Aus der Fülle der Neu- und Weiterentwicklungen kann ich nur schlaglichtartig einige Beispiele nennen: Praxen und Labore arbeiten intensiv in digitalen Workflows. Sie haben die Möglichkeiten zur Zusammenarbeit deutlich erweitert. Immer mehr Anwender digitalisieren konsequent ihre Arbeitsweise durch. Die Abformung mit dem Intraoralscanner und der erweiterte Indikationsbereich gewinnen an Dynamik. Es gibt einen Trend zum Zweitscanner – zwei Geräte mit unterschiedlichen Stärken für die optimale Ausschöpfung des gesamten Anwendungsspektrums. Zusätzliche Indikationserweiterungen sehen wir im Bereich der Karieserkennung. So dürften Intraoralscanner den Zahnarzt in Zukunft verstärkt bei der Eingangsuntersuchung von Patienten unterstützen. Parallel zur digitalen Abformung bleiben Elastomere unverzichtbar und werden konsequent weiterentwickelt. Ziele sind höhere Reißfestigkeit, bessere Dimensionstreue sowie höhere Hydrophilie. Ein weiteres klassisch-analoges Feld stellen die Füllungsmaterialien mit jetzt noch mehr Optionen dar: Glasionomere erfahren eine Haltbarkeitssteigerung dank der Unterstützung durch schützende Kompositlacke. Neue Komposit-Adhäsiv-Systeme kommen ohne Lichthärtung aus, Komposithybride ganz ohne Adhäsiv. Ebenso eröffnen sich in verschiedenen Spezialdisziplinen der Zahnheilkunde, wie der Implantologie, der Endodontologie oder der Kieferorthopädie, neue Möglichkeiten. Dank neuartiger Verfahren zur thermischen Vergütung werden EndoFeilen noch flexibler und erlauben eine sicherere Instrumentierung bei komplexen Wurzelkanalanatomien. In der Implantologie gibt die Software-Integration von mehr Scanbodys digitalen Workflows und dem implantologischen Backward-planning einen Schub. In der Kieferorthopädie komplettieren immer häufiger Biegeroboter digitalen Abläufe von der Praxis bis zum Labor. In naher Zukunft dürfte Künstliche Intelligenz unterschiedlichen Bereichen des zahntechnischen Labors neue Chancen eröffnen: In der CAMFertigung lässt sich Nesting optimieren und ressourcensparend arbeiten. Wunsch-Ästhetik lässt sich KI-unterstützt durch automatisch perfekt gemischte Malfarben sicherer erreichen. Bei gedruckten Zähnen ließe sich durch eine gezielte FarbkomponentenMischung das Top-Ergebnis erzielen. Diese anspruchsvollen KI-Anwendungen erfordern oftmals die enge Zusammenarbeit von erfahrenen Zahntechnikern und Unternehmen der Dentalindustrie. Darum ist der fachliche und dabei persönliche Gedankenaustausch gerade in diesem Bereich umso wichtiger. Welche Schwerpunkte will die IDS 2023 setzen? Neben Produktinnovationen sowie Systemlösungen steht aus meiner Sicht die Kommunikation eindeutig im Vordergrund. Die persönliche Begegnung und der Austausch unter Fachkolleginnen und -kollegen erfüllen ein hohes menschliches Bedürfnis. Der Mensch ist nach Aristoteles ein „zoon politicon“, also ein soziales Lebewesen, das auf Gemeinschaft hin angelegt ist, Gemeinschaften bildet und vielfach geradezu auf Gemeinschaft mit anderen Menschen angewiesen ist. Die Dentalbranche, bestehend aus Zahnärzteschaft, Zahntechnikerhandwerk, Dental-Industrie und Dentalfachhandel stellt eine besondere, eine symbiotische Gemeinschaft dar. Uns führt das gemeinsame Ziel zusammen, die Mund- und Zahngesundheit von Menschen als Bestandteil ihrer Lebensqualität zu erhalten oder wiederherzustellen. Um dieses hohe Ziel zu erreichen, leistet jede der beteiligten Berufsgruppen ihren ganz spezifischen Beitrag. Die IDS wird alle zwei Jahre zu einem einzigartigen Marktplatz und Kommunikationsforum für den fachlichen und geistigen Austausch von Ideen, Erkenntnissen, Produkten und Verfahren. Das Gute ist, dass wir von IDS zu IDS diesen Kommunikationsprozess zwischen unseren Berufsgruppen fortsetzen und weiterentwickeln. Immer dann, wenn wir uns offen, vertrauensvoll und im guten Willen, das Beste für die Patienten bereitzustellen, austauschen, erzielen wir die angestrebten Fortschritte und Erfolge für alle Beteiligten. Nach den schweren Corona-Jahren melden Sie für 2023 wieder einen „starken Ausstellerzuspruch“: Nahezu alle relevanten Key Player hätten sich bereits angemeldet. POLITIK | 87

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