Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 21

PATIENTENFALL Ein 81-jähriger, kardial vorerkrankter Mann mit ausgedehntem masseterico-mandibulärem Abszess und perimandibulärer Ausbreitung stellte sich in unserer Klinik vor (Abbildung 1). Zum Zeitpunkt der stationären Aufnahme befand sich der Mann bereits in einem deutlich reduzierten Allgemeinzustand, mit Schluckbeschwerden und einem massiv erhöhten Entzündungslabor (CRP: 322 mg/L (Ref.: 0–3); Leukozyten: 18,6 G/L (Ref.: 3,6–10,5)). Es erfolgte die sofortige stationäre Aufnahme, eine intravenöse Antibiotikatherapie mit Unacid (Ampicillin/ Sulbactam – dreimal täglich intravenös 3 g) – und die operative, extraorale Eröffnung des Abszesses. Intraoperativ führten wir den üblichen Abstrich durch, der etwa fünf Tage später wiederholt wurde. Beide Abstriche blieben vollständig ergebnislos und ohne Keimnachweis. Im Rahmen einer prospektiven klinischen Studie, die wir gemeinsam mit der Firma Zymo Research durchführen, nahmen wir intraoperativ einen weiteren Abstrich zur RNA-Analyse (NGS). Der Zustand des Patienten verbesserte sich in den folgenden Tagen nur geringfügig bei nur langsam sinkenden Entzündungswerten und immer noch deutlich eingeschränktem Allgemeinzustand. Die Auswertung der NGS-Daten zeigte ein breites Spektrum an Mikroorganismen im Abszess (Tabelle 1). Bei der genauen Analyse des Keimspektrums und der Gen-basierten Resistenzanalyse fiel auf, dass das empirisch verabreichte Foto: Nils Heim Abb. 1: Abszess vor chirurgischer Eröffnung ZAHNMEDIZIN | 69

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