Zahnaerztliche Mitteilungen Nr. 4

ZAHNMEDIZIN | 19 zm113 Nr. 04, 16.02.2023, (209) rioren Gaumen. In der Sechs-MonatsKontrolle war die Sensibilität des Gaumens wieder normal. Diskussion Nasopalatinale Zysten gehören zum Formenkreis der entwicklungsbedingten nicht-odontogenen Kieferzysten. Während bislang die globulomaxilläre Zyste als eigenständige Entität angezweifelt wurde, ist nun auch die nasolabiale Zyste aus der aktuellen Klassifikation der World Health Organisation 2022 entfernt worden. Zu den nichtodontogenen Kieferzysten zählt nun auch die am ehesten traumatisch bedingte „postoperative maxilläre Zyste“ („surgical ciliated cyst“) mit flimmerepithelialer Auskleidung [Soluk-Tekkesin et al., 2022]. Bereits 1914 wurde die nasopalatinale Zyste erstmalig durch Meyer et al. erwähnt — damals aufgrund eingeschränkter radiologischer Aufnahmequalität nicht als Zyste beschrieben, sondern als überzählig angelegte Nasennebenhöhle gewertet [Meyer, 1914]. Epidemiologische Analysen legen eine Häufigkeit von einem Prozent in der Bevölkerung zugrunde [Dedhia et al., 2013]. Von allen gutartigen periapikalen Läsionen des Kiefers nichtendodontischen Ursprungs belegt die nasopalatinale Zyste nach der Keratozyste, der follikulären Zyste und dem Ameloblastom den vierten Platz mit einer Prävalenz zwischen 2,2 und 11,6 Prozent, eine Geschlechterdisposition gibt es nicht [Modi et al., 2022; Swanson et al., 1991]. Als Ursprung werden rudimentäre Epithelnester des embryonalen Ductus nasopalatinus vermutet, der als epitheliale Fistel im fetalen Alter paarig im Canalis incisivus ausgebildet wird, aber sich vor der Geburt spontan verschließt [von Arx und Bornstein, 2009]. Auslösende Faktoren scheinen Abb. 2: Präoperatives Bild des harten Gaumens Abb. 3: Intraoperatives Bild mit dargestellter Nasopalatinuszyste Abb. 4: Klinisches Bild des in toto entfernten Zystenbalgs PD Dr. Dr. Keyvan Sagheb, Klinik und Poliklinik für Mund-, Kieferund Gesichtschirurgie – plastische Operationen, Universitätsmedizin der Johannes Gutenberg-Universität Mainz, Augustusplatz 2, 55131 Mainz Foto: privat Univ.-Prof. Dr. med. Dr. med. dent. Peer W. Kämmerer, MA, FEBOMFS Leitender Oberarzt / Stellvertr. Klinikdirektor Klinik und Poliklinik für MKG-Chirurgie und Plastische Operationen, Universitätsmedizin der Johannes GutenbergUniversität Mainz Augustusplatz 2, 55131 Mainz peer.kaemmerer@unimedizin-mainz.de Foto: Kämmerer Abb. 5: Defektfüllung der Kieferläsion mittels Kollagenvlies Abb. 6: Abdecken des knöchernen Zugangs durch eine langsam resorbierbare Membran Abb. 7: Wundverschluss CME AUF ZM-ONLINE Die Nasopalatinuszyste: Eine entzündliche Entität? Für eine erfolgreich gelöste Fortbildung erhalten Sie zwei CME-Punkte der BZÄK/DGZMK. Fotos: Keyvan Sagheb

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