zm113 Nr. 04, 16.02.2023, (224) 34 | GESELLSCHAFT STUDIE DER UNIVERSITÄT ZÜRICH Verlassen Männer Berufe, die sich feminisieren? Lange wurde die Zahnmedizin fast ausschließlich von Männern ausgeübt, jetzt dominieren unter den Studierenden die Frauen. Wehren sich Frauen und Männer – vielleicht unbewusst – gegen eine Durchmischung? Frauen arbeiten in der Pflege, Männer im Handwerk: Die Geschlechtertrennung auf dem Arbeitsmarkt ist in vielen Berufen nach wie vor dominant. Allerdings gibt es auch Berufe, zum Beispiel Lehrer, Apotheker oder Zahnmediziner, die ihre Geschlechterzusammensetzung mit der Zeit ändern, obwohl sich der Beruf als solcher nicht verändert. In der Genderforschung gibt es daher die Theorie, dass Männer selektiv Berufe verlassen, die von mehr Frauen neu aufgenommen werden. Dabei werden verschiedene Ursachen diskutiert: Einerseits könnte das Ausscheiden von Männern aus feminisierenden Berufen darauf zurückzuführen sein, dass es Männern psychologisch unangenehm ist, in einem Bereich zu arbeiten, der als „Frauenberuf" wahrgenommen wird. Andererseits werden von Frauen dominierte Berufe tendenziell abgewertet, das heißt, sie haben ein geringeres Prestige und verleihen ihren Inhabern einen geringeren sozialen Status. Mehr Frauen gleich geringeres Prestige und Einkommen? Außerdem kommt es häufig zu Lohneinbußen, wenn Berufe feminisiert werden und der Frauenanteil eine Schwelle von deutlich über 50 Prozent überschreitet. So könnten Männer feminisierte Berufe verlassen, weil sie eine Arbeit vermeiden wollen, die mit einem geringeren Einkommen und Prestige verbunden ist. Per Block, Professor für Soziologie an der Universität Zürich, interessiert sich jedoch weniger für die Gründe, warum Männer Berufe verlassen, die sich feminisieren. Stattdessen hat er die Theorie erstmals mithilfe neuer Methoden aus der Netzwerkforschung empirisch überprüft. Der Arbeitsmarkt wird dabei als ein Netzwerk verstanden, in dem Arbeitnehmende mit ihren Berufswechseln verschiedene Berufe verbinden. Dadurch kann analysiert werden, ob Männer selektiv Berufe verlassen, die sich feminisieren. Dies geschieht unter Berücksichtigung der verschiedenen Berufsmerkmale, die Männer und Die Geschlechtertrennung auf dem Arbeitsmarkt ist in vielen Berufen dominant: Frauen arbeiten demnach häufiger in der Pflege, Männer im Handwerk. In der Zahnmedizin hat sich jedoch ein Wandel vollzogen. Foto: Syda Productions - stock.adobe.com
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