Zahnaerztliche Mitteilungen Nr. 4

desselben Mundes. Das mögliche Indikationsspektrum umfasst Behandlungsfälle mit Zahnverlust durch Traumata, Karies, parodontologische oder endodontologische Probleme und Fälle mit Impaktion, Nichtanlage oder Anomalien von Zähnen. Dabei ist die Überlebensrate von autotransplantierten Zähnen mit einer Erfolgsquote von durchschnittlich 97,4 Prozent nach einem Jahr und 96,3 Prozent nach zehn Jahren in etwa vergleichbar mit der von Implantaten [Rohof et al., 2018]. Im Unterschied zu osseointegrierten Implantaten zeigen erfolgreich transplantierte Zähne jedoch ein vitales Parodont, einen kontinuierlichen Durchbruch, einen Erhalt des Alveolarknochens inklusive der papillären Strukturen und können kieferorthopädisch bewegt werden. Somit kann eine Autotransplantation auch bei adoleszenten Patienten durchgeführt werden. zm113 Nr. 04, 16.02.2023, (233) TITEL | 43 PATIENTENFALL 1: AUTOTRANSPLANTATION VON 48 IN REGIO 46 Die 18-jährige Patientin wurde zur operativen Entfernung der retinierten und verlagerten Zähne 18, 28, 38 und 48 an unsere Praxis überwiesen. Im Beratungsgespräch gab die Patientin zusätzlich eine Aufbissempfindlichkeit Regio 46 an. Bei der klinischen Untersuchung zeigten sich eine Perkussionsempfindlichkeit am Zahn 46 sowie ein negativer Vitalitätstest. Radiologisch auffällig war eine apikale Transluzenz Regio 46, die das klinische Bild einer Parodontitis apicalis bestätigte (Abbildung 1). Nach eingehender Beratung über die therapeutischen Möglichkeiten (Wurzelkanalbehandlung vs. Extraktion und spätere Implantation vs. Extraktion und Autotransplantation) und nach Abwägen der Vor- und Nachteile der verschiedenen Optionen entschied sich die Patientin für die Autotransplantation. Aufgrund der apikalen Beherdung von 46 wurde ein zweizeitiges Vorgehen geplant. Zunächst wurden der Zahn 46 operativ entfernt und das apikale Granulationsgewebe entfernt. In einem zweiten Eingriff eine Woche nach der Zahnentfernung wurde dann die Transplantation des Zahnes 48 in Regio 46 vorgenommen. Dabei wurde das OPProtokoll an die Vorgehensweise von Andreasen et al. [1990] angelehnt. Nach der Präparation des Empfängerbettes wurde der Zahn 48 möglichst atraumatisch aus seinem Knochenfach entfernt und in die vorbereitete Stelle transplantiert. Hierbei wurde darauf geachtet, das Desmodont des Zahnes 48 nicht zu beschädigen und die extraorale Phase zwischen Extraktion und Transplantation so kurz wie möglich zu halten. Der Spendezahn wurde schonend und vorsichtig in seinem Empfängerbett in leichter Infraposition positioniert. Danach erfolgte der Wundverschluss mittels Einzelknopfnähten (Seralon 4/0). Im Anschluss wurde der Zahn semipermanent mittels Komposit und KfoDraht an den Nachbarzähnen geschient (Abbildung 2). Nach erneuter Okklusionskontrolle wurde ein Zahnfilm erstellt (Abbildung 3). Die Patientin erhielt eine prolongierte Antibiose (Doxycyclin 100 mg/Tag) für insgesamt sieben Tage, eine 0,2-prozentige Chlorhexidindigluconat-Spüllösung und ein Analgetikum (Ibuprofen 400 mg). Nach zehn Tagen erfolgte die Nahtentfernung. Die Entfernung der semipermanenten Schienung wurde drei Wochen postoperativ durchgeführt (Abbildung 4). Die erneute Kontrolluntersuchung erfolgte sechs Monate später (Abbildung 5). Abb. 1: Apicale Transluzenz Regio 46. Abb. 2: Semipermanente Schienung des autotransplantierten Zahnes 48 in Regio 46. Abb. 3: Radiologische postoperative Kontrolle. Abb. 4: Z. n. Entfernung der semipermanenten Schienung drei Wochen postoperativ. Abb. 5: Klinische Kontrolle sechs Monate postoperativ. Fotos: Benjamin Engelke

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