Zahnaerztliche Mitteilungen Nr. 4

zm113 Nr. 04, 16.02.2023, (254) 64 | POLITIK Der 24. Januar 1974 war für den jungen Standespolitiker Karl Horst Schirbort ein rabenschwarzer Tag. An diesem Tag hatte das Bundessozialgericht (BSG) ein Urteil gesprochen, das den zukünftigen beruflichen Alltag der damals noch sogenannten Kassenzahnärzte grundsätzlich verändern sollte. Das BSG hatte – natürlich im juristischen Eigensprech anders ausgedrückt – einen fehlenden Zahn zur „Krankheit“ erklärt und deren Therapie, den Lückenschluss, zur GKVSachleistung erhoben. Die daraufhin abzuschließenden „Prothetik-Verträge“ lösten für die meisten Zahnärzte einen ungeahnten Boom aus. Von nun an hieß es: auf jede Lücke eine Brücke, weg vom „Kunststoff-Schlappen“, hin zumindest zum Modellgussgerüst (damals mit 200 BEMA-Punkten bewertet!), noch besser zu ingeniösen Stab- oder Geschiebearbeiten. Die Krönung war die 14-gliedrige Brücke. Und das alles als 100-prozentige Sachleistung, quasi zum Nulltarif für die Kassenpatienten. Es begannen (dental-) goldene Zeiten! Für die meisten in der Kollegenschaft waren das neue, glückliche Umstände, für einige, damals wenige, der Beginn einer unheilvollen Entwicklung. Schirbort war einer von ihnen. Karl Horst Schirbort war der Sohn eines Zahnarztes, der mit seiner Familie die sudetendeutsche Heimat verließ und eine Landpraxis bei Halle eröffnete. Dort erlebte der Sohn die Verstaatlichung des Gesundheitswesens in der damaligen DDR. Das Studium der Zahnmedizin wurde ihm verwehrt, er ging nach West-Berlin, wo er studierte und promovierte. Nach seiner Assistenzzeit ließ er sich in Burgdorf bei Hannover nieder. Vom Querulanten zum Meinungsführer Wahrscheinlich ist es auch diese Biografie, die ihn für standes- und gesundheitspolitische Themen und Entwicklungen sensibilisierte. Er sah nicht nur die unvermeidliche finanzielle Implosion im zahnärztlichen Versorgungsbereich des GKV-Systems, er sagte auch die daraus abzuleitenden und sich schnell anbahnenden Regelungs- und Reglementierungszwänge voraus, die in den Folgejahren auf den Berufsstand niederprasseln sollten. Der langjährige KZBV-Vorsitzende Dr. Karl Horst Schirbort ist Anfang Januar im Alter von 85 Jahren gestorben. Foto: Christian Schirbort NACHRUF AUF KARL HORST SCHIRBORT Der sperrige Seher Der ehemalige Vorsitzende der Kassenzahnärztlichen Bundesvereinigung (KZBV), Dr. Karl Horst Schirbort, ist tot. Schauen wir zurück auf einen Mann, der den Konflikt nicht scheute, und eine Zeit, in der Zähnärzteschaft und Politik sich schwer miteinander taten.

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