Zahnaerztliche Mitteilungen Nr. 10

ZAHNMEDIZIN | 49 Kronenfrakturen und KronenWurzel-Frakturen Korrektur durch Glätten scharfer Kanten Auf den Schmelz beschränkte Frakturen der Zahnkrone ohne Dentinexposition bedürfen – sofern ästhetisch vertretbar – nicht zwingend einer restaurativen Versorgung. Vorhandene scharfe Kanten können geglättet und poliert werden. Wenn aus ästhetischen Gründen indiziert, bietet sich die Formkorrektur mit Komposit an. Fragmentbefestigung Die adhäsive Wiederbefestigung mitgebrachter Kronenfragmente bietet sich als einfache und konservative Methode zur Wiederherstellung von Funktion und Ästhetik an (Abbildung 1). Wenn das Fragment nach dem Unfall unter feuchten Bedingungen gelagert wurde, wird die Wiederbefestigung idealerweise sofort während der Notfallbehandlung durchgeführt. Wurde das Fragment jedoch durch eine längere Trockenlagerung dehydriert, sind sowohl das ästhetische Ergebnis als auch die Komposithaftung kompromittiert. In solchen Fällen wird eine Lagerung in physiologischer Kochsalzlösung oder in Wasser für einen Tag empfohlen, um eine Rehydrierung des Fragments zu ermöglichen [Farik et al., 1999], während das Dentin in der Zwischenzeit mit einem leicht entfernbaren temporären Material bedeckt ist (zum Beispiel Kalziumhydroxid-Zement). Die Rehydrierungszeit kann durch eine feuchte Lagerung des Fragments in einem sauberen Drucktopf auf 30 bis 60 Minuten verkürzt werden. Vor der adhäsiven Befestigung sollten sowohl das Fragment wie auch der Zahn gründlich gereinigt werden. Sandstrahlen kann eine gute Option sein, um Reste von provisorischem Material zu entfernen, die während der Notfallbehandlung zur Versiegelung des Dentins aufgebracht wurden. In Bereichen mit reduzierter Restdentinstärke ist jedoch höchste Vorsicht geboten, um keine Pulpaexposition zu riskieren. Zusätzliche Präparationen wie das Abschrägen der Schmelzränder oder das Präparieren einer inneren Rille im Dentin führen zu einer verbesserten Haftung, erschweren jedoch die exakte Repositionierung des Fragments. Dennoch kann im Einzelfall, bei offensichtlichen kohäsiven Schmelzrissen im Randbereich (aufgelockerte Schmelzprismen), eine vorsichtige Randpräparation sinnvoll sein, um eine qualitativ hochwertige Adhäsivfläche zu erzielen. Zahnoberfläche und Fragment werden mit einem Adhäsivsystem vorbehandelt, wobei eine vorherige Schmelzätzung mit Phosphorsäure unabhängig vom verwendeten Adhäsivsystem sehr zu empfehlen ist. Bei gefüllten, schichtbildenden Adhäsivsystemen würde die Polymerisation des Adhäsivs die Passung des Fragments beeinträchtigen und sollte daher unterbleiben. Universaladhäsive sind diesbezüglich im Vorteil, da sie so dünn verblasen werden, dass sich trotz Vorhärtung keine Passungsprobleme ergeben. Ein fließfähiges Komposit wird auf die zm113 Nr. 10, 16.05.2023, (843) Abb. 1a: Kronenfraktur an Zahn 11 Abb. 1b: Unvollständiges Kronenfragment Abb. 1c: Suboptimale Randqualität mit Schmelzeinbrüchen Abb. 1d: Situation nach vorsichtiger Präparation und Abstrahlen mit Aluminiumoxid Abb. 1e: Adhäsiv befestigtes Kronenfragment nach labialer Präparation im Bereich der weißlichen Schmelzopazität Abb. 1f: Abdeckung der Schmelzopazität mit Dentinmasse und Ergänzung der fehlenden inzisalen Strukturen Abb. 1g: Fertiggestellte Restauration Abb. 1h: Kontrolle nach drei Wochen Fotos: Gabriel Krastl

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