Table of Contents Table of Contents
Previous Page  60 / 136 Next Page
Information
Show Menu
Previous Page 60 / 136 Next Page
Page Background

zm

107, Nr. 4, 16.2.2017, (370)

des Defektareals erfolgte durch ein mikro-

vaskulär anastomosiertes, osteomyokutanes

Skapulatransplantat (Abbildung 7).

Der Patient ist heute – nach mehr als einem

Jahr nach der Operation – lokal tumorfrei

und wieder voll in sein gewohntes Privat-

und Berufsleben integriert. Er ist mit dem

Operationsergebnis zufrieden und wird in

der Tumornachsorge weiter betreut, wobei

die dentale Rehabilitation noch aussteht.

Diskussion

Das Fibrosarkom ist ein maligner Tumor, der

seinen Ursprung in den Fibroblasten hat. Es

handelt sich, mit einem etwa fünfprozen-

tigen Anteil an allen intraossären Tumoren,

um einen eher seltenen Tumor, der bevor-

zugt im Röhrenknochen auftritt [Angiero et

al., 2007]. Der Anteil im Kopf-Hals-Bereich

liegt im Vergleich zu allen menschlichen Tu-

morerkrankungen bei lediglich 0,05 Prozent

wobei hier in 23 Prozent der Fälle der Mund-

raum betroffen ist [Wadhwan et al., 2010].

Bei gleicher Geschlechtsverteilung sind die

Auftretungshäufigkeiten gleichermaßen im

zwanzigsten und im sechzigsten Lebensjahr

am größten [Kahn et al., 2002; Pereira,

2005]. Die Zehn-Jahres-Überlebensrate liegt

bei Fibrosarkomen im Gesichtsbereich je

nach Tumorgröße, Differenzierungsgrad

und Rezidivhäufigkeit zwischen 21,8 und

83,0 Prozent [Pereira et al., 2005]. Bezogen

auf das Patientenalter wird ein adultes Fibro-

sarkom von einer infantilen Form differen-

ziert [Coffin und Fletcher, 2002].

Die klinischen Hauptsymptome sind – wie

im vorgestellten Fall – Schmerzen, Schwel-

lungen und gelegentlich der Verlust von

Zähnen oder Parästhesien. Sekundär ent-

stehen Ulzerationen bei Größenzunahme

[Angiero et al., 2007; Regezi et al., 2009;

Shrivastava et al., 2016]. Radiologisch zeigt

sich die Läsion häufig mit einer mottenfraß-

ähnlichen Ausdünnung der Kortikalis [Theo-

dorou et al., 2003]. Die entscheidende

Abgrenzung zu anderen Knochentumoren

(wie dem Osteo- oder dem Chondro-

sarkom) gelingt durch die fehlende Tumor-

verkalkung [Theodorou et al., 2003].

Die chirurgische Entfernung des Tumors

weit im Gesunden ist das primäre Therapie-

ziel. In den Fällen eines inoperablen Tumors

ist die Strahlentherapie indiziert. Die Che-

motherapie wird ausschließlich in einer

palliativen Situation verwendet [Dhanavelu

et al., 2012]. Lymphknotenmetastasen sind

äußerst selten zu erwarten. Ebenso sind

Fernmetastasen eher selten, sie treten dann

in der Lunge oder in weiter entfernten

Knochen auf [Handlers et al., 1985]. Bei er-

folgter Metastasierung wird eine adjuvante

Radiochemotherapie empfohlen [Wanebo

et al., 1992; Ehrenfeld und Prein, 2002].

Zusammenfassend sind Fibrosarkome des

Oberkiefers äußerst seltene Entitäten, wes-

halb detaillierte klinische, histologische

und immunhistologische Analysen ein be-

deutender Faktor für die schnelle Diagnose-

und Therapiefindung sind.

Dr. Dr. Daniel Schneider

Prof.Dr.

Dr. Reinhard Bschorer

Klinik für Mund-, Kiefer- und Plastische

Gesichtschirurgie

Helios Kliniken Schwerin

Wismarsche Str. 393–397

19049 Schwerin

daniel.schneider2@helios-kliniken.de

Dr. Michael Wöhlke

Institut für Pathologie

Helios Kliniken Schwerin

Wismarsche Str. 393–397

19049 Schwerin

michael.w

öhlke@helios-kliniken.de

PD Dr. Dr. Peer W. Kämmerer, MA, FEBOMFS

Klinik und Poliklinik für Mund-, Kiefer- und

Plastische Gesichtschirurgie

Universitätsmedizin Rostock

Schillingallee 35

18057 Rostock

peer.kaemmerer@uni-rostock.de

\

Länger andauernde Schwellungen, die

unter antibiotischer Therapie nicht regre-

dient sind, sollten im Hinblick auf einen

Tumorverdacht abgeklärt werden.

\

Die diagnostische Reihenfolge bein-

haltet neben der klinischen, eine bild-

gebende und histopathologische Unter-

suchung. Primär sollte die Überweisung

an eine fachspezifische Klinik erfolgen.

Die histopathologische Diagnose kann

durch entsprechende Referenzzentren

gesichert werden.

\

Die chirurgische Entfernung des Fibro-

sarkoms im Gesunden ist der Goldstan-

dard. Die Früherkennung ist ein entschei-

dender Faktor für eine gute Prognose der

kurativen Therapie.

Fazit für die Praxis

Die Literaturliste kann auf

www.zm-online.de

abgerufen oder in der Redaktion angefordert

werden.

Abbildung 7:

Postoperativer

Therapiebefund: Der

Patient ist äußerst

zufrieden mit der

Rekonstruktion und

vollständig im Privat-

und Arbeitsleben

integriert. Schlucken

und Sprechen sind

uneingeschränkt

möglich. Zeitnah

werden Weichgewebs-

korrekturen sowie die

enorale Implantat-

versorgung erfolgen.

Fotos: Schneider

Für eine erfolgreich ge-

löste Fortbildung erhal-

ten Sie 2 CME-Punkte

der BZÄK/DGZMK.

Fibrosarkom des Oberkiefers

CME

AUF ZM

-

ONLINE

60

Zahnmedizin