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107, Nr. 1, 1.1.2017, (70)
Eine Kondylenpositionsanalyse erfasst drei-
dimensional vergleichend die Stellungen
kondylärer Positionen in relativem Bezug zu
definierten Unterkieferlagen.
Die Vermessung der Kondylenpositionen hat
zum Ziel, bei bezahnten Patienten die Diffe-
renzen zwischen einerseits einer vom Zahn-
arzt per handgeführter Kieferrelationsbe-
stimmung registrierten und von der Zahn-
stellung unabhängigen „zentrischen“ Unter-
kieferhaltung sowie andererseits der kondy-
lären Position bei maximaler Interkuspidati-
on darzustellen. Auf diese Weise kann man
zum Beispiel den physiologischen Streube-
reich in den kondylären Stellungen herausar-
beiten und im Kontext mit den klinischen
Befunden entscheiden, welche Position des
Unterkiefers sich als Ausgangslage für zahn-
ärztliche Rekonstruktionen eignet. Die Stel-
lungen der Kondylen in Bezug zu den Disci
und zu den Fossae articulares können mit
rein klinischen Methoden nicht präzise ge-
nug ermittelt werden. Die Ursache liegt da-
rin, dass die Kondylen in Gewebe eingebet-
tet, von ihnen bedeckt und der direkten Ein-
sicht nicht zugänglich sind. Die kondylären
Positionen in Relation zu den benachbarten
Geweben können daher nur indirekt einer-
seits über bildgebende Verfahren gefunden
werden (seitliches Fernröntgenbild, trans-
kranielle Röntgen-Schädelaufnahme, Com-
putertomogramm, digitales Volumentomo-
gramm, Hochfrequenz - Arthrosonografie,
Magnetresonanztomografie). Andererseits
wird versucht, die Lageänderung der Kondy-
len direkt am Patienten mit Messgeräten ver-
gleichend zu erfassen, um daraus Rück-
schlüsse auf die Kondylenpositionen zu zie-
hen und eine Bewertung durchzuführen. Bei
indirekten Verfahren mit stationären Messin-
strumenten können – nach der Erstellung
von Modellen und Registraten – Lageände-
rungen der Artikulatorkondylen alternativ in
Kombination mit mechanischen oder elek-
tronischen Messsystemen unabhängig vom
Patienten untersucht werden.
Als Verfahren können insofern unterschie-
den werden:
\
das indirekte Verfahren unter Verwen-
dung eines stationären mechanischen und/
oder elektronischen Messinstrumentes
sowie montierter Modelle (Abbildung 1-3)
\
die Kondylenpositionsanalyse direkt am
Patienten (in der Regel heute unter Einsatz
elektronischer Messinstrumente,
siehe
zm23/2016, Abbildung 2 sowie Abbildung
4-5), sowie
\
die Kondylenpositionsanalyse unter Einsatz
bildgebender tomographischer Verfahren.
Verfahrensbewertung
Die Langfassung der Leitlinie enthält aus-
führliche Erläuterungen zu den mit den ver-
schiedenen Untersuchungsverfahren und in
Abhängigkeit von der jeweiligen Fragestel-
lung und Ausgangssituation erreichbaren
Genauigkeiten und deren Reproduzierbar-
keit. Diese redaktionell aufbereitete Zeit-
schriftenfassung bleibt im Vergleich auf die
nachfolgenden klinisch unmittelbar relevan-
ten Punkte beschränkt.
Indirektes Verfahren an montierten Modellen
Untersuchungen zur Reproduzierbarkeit der
Leitlinie zur instrumentellen zahnärztlichen Funktionsanalyse – Teil 2
Die Kondylenpositionsanalyse
Karl-Heinz Utz, Alfons Hugger, Wolf-Dieter Seeher, Oliver Ahlers
Im Bereich der Techniken der instrumentellen Funktionsanalyse sind die wissen-
schaftlichen Stellungnahmen erstmals durch eine S2k-Leitlinie abgelöst worden.
Eine Kurzfassung dieser Leitlinie veröffentlicht die zm in vier Teilen. Dieser zweite
Teil ist dem Abschnitt der Kondylenpositionsanalyse gewidmet und beschreibt den
Inhalt des Verfahrens, seine Ziele und den Nutzen für die zahnärztliche Praxis.
Abbildung 1und 2: Beispiel für ein stationäres Kondylenpositions-Messinstrument (hier: A-CPM, Fa. Gamma Dental, A-3400 Klosterneuburg);
links: Positionierung der Ober- und Unterkiefermodelle in maximaler Interkuspidation; rechts: Positionierung der Ober- und Unterkiefermodelle in
zentrischer Kieferrelation mittels eines Registrates in zentrischer Kondylenposition.
Fotos: Ahlers
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